Faszinierende Sprachvielfalt

  • sag mal.... sprechen manche ja gerne "sach mal" aus (Berlin, Rheinland..etc.).
    Ich Kärnten heisst das:
    Piss mal... :lache


    Und Ribiseln sind nur die roten Johannisbeeren. Die schwarzen heissen auch in Wien Johannisbeeren.
    Aber ich möchte noch auf Karfiol (Blumenkohl) und Fisolen (grüne Bohnen) hinweisen. Auf den "Häfen" (Knast).


    Und dass man hier "Verlassenschaften ankauft" fand ich ausgesprochen leiwand. :lache


  • Watt für ne Leinwand? ?(

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Watt für ne Leinwand? ?(


    Sisi, könntest Du das Rätsel mal bitte aufklären? Ich denke zwar die Lösung zu kennen, aber Du kennst Dich beim Wiener Schmäh besser aus. ;-)

  • Zitat

    Original von hurz


    Sisi, könntest Du das Rätsel mal bitte aufklären? Ich denke zwar die Lösung zu kennen, aber Du kennst Dich beim Wiener Schmäh besser aus. ;-)


    Ich denke du bist nun ein Ösi. Und weißt das nicht? :lache
    Leiwand ist ein anderes ort für toll oder super. Stimmts Sisi? ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • flashfrog : Jau...habe auch schon "bräsig" benutzt...genauso dumme Gesichter... :grin
    Zur Zeit habe ich ja Spätschicht und wenn ich komme sage ich auch nur "MoinMoin"...Antwort meistens...1."Ääääh, Mahlzeit..."...oder 2."jaja...guten Morgen..." - Merke, die Kollegen sind flexibel wie ein Doppel-T-Träger... :rofl
    Schön war auch die Verabredung zweier Kolleginnen in Niedersachsen(aus unterschiedlichen Dörfern!): Die eine wollte einen "Luffen" mitbringen und die andere einen "Stuten"...was ein Luffen sein sollte wußte keiner...Lösung: Beide brachten einen "Hefezopf mir Rosinen mit"!
    Vor einigen Jahren war es auch unmöglich in Göttingen "Weißwurst"(gemeint ist die berühmte Münchner!)zu kaufen...die kannte da keiner... aber das Gleiche würde in Bayern passieren, wenn ich eine "Stracke" (Hausschlachte-Mettwurst...die schmeckt richtig gut, wenn sie so abgehangen ist, daß mal sie als Schlagstock nehmen könnte...)kaufen wollte...echt immer wieder interessant, diese Unterschiede und voll in Ordnung!
    Die "Arie" mit den Uhrzeiten kenne ich auch: Bei uns in der Firma arbeiten Leute aus ganz Deutschland und so hängt es dann von der Person ab, die die Uhrzeit nennt...HiHi, gab deswegen schon Verspätungen oder unnötige Eile...herrlich :lache

    Nimm das Leben nicht so ernst-Du kommst eh nicht lebend raus!


    :lesend "Die Mumie"-Anne Rice
    Fastenzeit-SUB:30
    SUB-Abbau:6

  • Zitat

    Original von Heaven
    Ich denke du bist nun ein Ösi. Und weißt das nicht? :lache
    Leiwand ist ein anderes ort für toll oder super. Stimmts Sisi? ;-)


    Sisi hat das Rätsel in den Raum gestellt und sie soll es auch lösen. Hier im Westen der Republik benutzt übrigens kein Mensch dieses Wort. Hier ist Wiener Schmäh so populär wie die Berliner Schnauze in Oberbayern. ;-)


    Wir sind hier ja schließlich Gsiberger. :grin

  • Ok. Ok! - ich schreite zur Aufklärung:


    Entnommen aus unten angeführtem Buch:


    Lei(n)wand:gut, erstklassig, Ausruf der Zustimmung; von dem Stoff, dessen Name eigentlich "linnenes Gewand" bedeutete, mhd. linwät, und der seinerzeit als besonders gut und daher als sehr teuer galt.


    Heute habe ich einen Artikel gelesen, in dem mokiert wird, dass in nichtdeutschsprachigen Universitäten der Status des österreichischen Deutsch stark unterrepräsentiert ist bzw. als schlichtweg falsches Deutsch angesehen wird. Beispiele:
    Etwa "ich bin" - statt bundesdeutsch " habe am Fenster gestanden",
    "das Licht aufdrehen",
    "obwohl sie sagen hätten wollen, dass..."
    "vergessen auf..."
    "gesessen wäre"
    und Begriffe wie "Polster, Tuchent, verkühlt sein, Sackerl, Jause, Haube, Kasten, Jänner, Feber"


    Vielerorts richtet man sich ausschließlich nach der bundesdeutschen Norm, also am "Duden-Deutsch". Deutsches Deutsch wird als "Hauptdeutsch" betrachtet, österr. bestenfalls als "Randdeutsch" - bzw. wird als Dialekt gleichgesetzt. Ausser dem österr. Wörterbuch, welches nicht sehr umfangreich ist, gibt es keine Nachschlagwerke, das heißt: Österr. Deutsch ist schwer überprüfbar, also im Zweifelsfall falsch. Also müssen Österreicher(innen) an ausländischen Universitäten, um Notenverschlechterungen zu vermeiden, darauf achten nur Bundes-Deutsch zu verwenden.
    Umgekehrt wird ausländischen Studenten abgeraten in Österreich einen Sprachaufenthalt zu machen, damit sie sich kein "Sprachhandicap" einhandeln..... :wow


    Edit will den Link zum Nachlesen einfügen: DiePresse.com

  • Zitat

    Original von Sisi
    Ausser dem österr. Wörterbuch, welches nicht sehr umfangreich ist, gibt es keine Nachschlagwerke, das heißt: Österr. Deutsch ist schwer überprüfbar


    Einspruch!

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Vielerorts richtet man sich ausschließlich nach der bundesdeutschen Norm, also am "Duden-Deutsch". Deutsches Deutsch wird als "Hauptdeutsch" betrachtet, österr. bestenfalls als "Randdeutsch" - bzw. wird als Dialekt gleichgesetzt. Ausser dem österr. Wörterbuch, welches nicht sehr umfangreich ist, gibt es keine Nachschlagwerke, das heißt: Österr. Deutsch ist schwer überprüfbar, also im Zweifelsfall falsch. Also müssen Österreicher(innen) an ausländischen Universitäten, um Notenverschlechterungen zu vermeiden, darauf achten nur Bundes-Deutsch zu verwenden.


    Das ist schrecklich :wow


    Gründen wir eine Initiative dagegen!



    Und "ich habe am Fenster" gestanden hört sich in meinem Ohren einfach so was von extrem falsch an :schlaeger

    Ein Mädchen sollte zwei Sachen sein: Elegant und fabulös.

    (Coco Chanel)


    #proannika

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Prombär ()


  • Ihr seid halt gesprachhandicapt :lache :rofl
    Ist das heilbar? :gruebel

  • Zitat

    Original von Prombär
    Und "ich habe am Fenster" gestanden hört sich in meinem Ohren einfach so was von extrem falsch an :schlaeger


    Genau wie "Ich bin am Fenster gestanden." in meinen Ohren. :lache


    -----


    Ich bin im Rahmen des Testes über das Wort "Wasserkran" gestolpert. Das war mir völlig unbekannt. Es heißt bei mir "Wasserhahn".


    Ein Freund (aus NRW) klärte mich dann auf, dass es dort wohl immer "Wasserkran" heißt und "Wasser aus der Leitung zu trinken" wird dort auch als "Kranenberger" bezeichnet.


    Gleicher Freund hat mich mit "besen" auf das Glatteis geführt. Er benutzt das Wort für "fegen". Ich dachte mir "aha, eine regionale Besonderheit" und brachte dieses "besen" dann in NRW an, wo es aber auch überhaupt nicht geläufig ist. Ich erntete mißtrauische Blicke. :lache


    -----


    Im Vogtland ist es mir mal passiert, dass man mir im Laden sagte: Ich solle das Geld nach Möglichkeit "einrichten". Gemeint war, dass ich doch bitte passend zahlen sollte. Kannte ich auch nicht.


    Ich finde das immer sehr spannend. *winkt zu Grisel*


    :wave

  • Zitat

    Original von Friderike


    Ich bin im Rahmen des Testes über das Wort "Wasserkran" gestolpert. Das war mir völlig unbekannt. Es heißt bei mir "Wasserhahn".


    Das Wort ist hier geläufig, man sagt auch nicht Leitungswasser, sondern: Kranewasser

  • Zitat

    Original von Friderike
    Ich bin im Rahmen des Testes über das Wort "Wasserkran" gestolpert. Das war mir völlig unbekannt. Es heißt bei mir "Wasserhahn".


    Einen Wasserkran gab es früher im gesamtdeutschen Sprachgebrauch. Zu Zeiten, da die Bahn noch mit Dampfloks fuhr, hatte jeder größere Bahnhof solche Teile am Bahnsteig damit die Dampfloks bei Unterwegshalten Wasser fassen konnten. Im Bad ist mir dieser Ausdruck bis gerade eben völlig unbekannt gewesen. Beim Googeln fand ich allerdings zugegebenerweise auch die Teile aus dem Bad.



  • Wasserkran und Kraneberger sind mir auch geläufige Begriffe. Wogegen ich mit "besen" auch nichts hätte anfangen können :lache. Hier sagt man "fegen" oder auch oft "kehren".


    Was man hier im Ruhrgebiet allerdings früher oft benutzt hat, waren Verkleinerungsformen mit -ken am Ende.


    Im Moment fallen mir da ein: Pülleken oder Männeken.

  • Spannendes Thema!
    Also, ich habe in meinem Leben noch nie an einem Fenster gestanden. Allerdings bin ich schon sehr oft an einem Fenster, eigentlich sogar am Fenster gestanden.


    Leiwand ist längst out. Sagt hier kein Mensch mehr, war aber in meiner frühen Jugend sehr in. Idealerweise in der Kombination "superirreleiwand". :yikes
    Wurde abgelöst von cool und dann geil. Die neueste Entwicklung habe ich nicht mehr mitgemacht.
    Vorsicht beim Wort geil, das hat gleich drei Bedeutungen: eben toll, sehr fetthaltig und, äh, mit dem Wunsch behaftet, sich sexuell zu betätigen. Kommt also immer auf den Kontext an. :lache


    Das mit den Uhrzeiten finde ich sehr interessant. Bei uns ist
    12:15 Viertel Eins
    12:45 Dreiviertel Eins
    Was ich ausgesprochen logisch finde. Spannend wird es, wenn es 12:40 ist, das ist dann "Fünf vor dreiviertel Eins". Damit kann ich aber auch meine oberösterreichischen Verwandten komplett verwirren. Bei denen ist 12:15 wiederum "Viertel über Zwölf".


    Und was den Besen von Schaufel & Besen betrifft, das ist u.a. ein Bartwisch.


    Oh, Sprache ist schon was wunderbares.

  • Ein paar Eigenheiten des Wienerischen mögen im folgenden in Form eines nie
    gehaltenen Vortrages eines Wiener Politikers über richtiges Deutsch folgen. Der Text ist fiktiv, aber die einzelnen Wendungen sind authentisch den Reden lebender VIPs entnommen:


    Meine Damtherren, ich möchte nur zu ihnerer Information ein Thema an Sie herantragen, beziehungsweise sie mit demsölm konfrontieren, welches bisher vülzu wenig auf Ihnen zugekommen ist: es ist dieses Vermeiden von Sprachschnitzerln bei öffentlichen - wenn ich so sagen derf - Vurträgen.


    Meines Wissens nach gewöhnt sich der Wiener nur schwer an das Reden nach der Schreibe, und der was dann im Ausland unschön auffallt, der schädigt das Wiener Imätsch, wenn ich so sagen derf, net wahr, er laßt den Frenden glauben, dass mir Wiener keine Bildung nicht gelernt haben, und das muß ja nicht sein, netwahr.
    Se müssän wissän, wo der Dialekt aufhört und wo der Dialekt anfangt. Und der harte Kern meiner Rede, meine Damtherren, is folgendes: schreiben Sie sich Ihnen das, was sie sagen wollen, vorher auf, denn in der Schule haben Sie doch hochdeutsch und NUR hochdeutsch gelernt, netwahr. Es is ja also leider nur mentschlich, dass wir also mitten im Reden, trotzdem wir alles gedanklich also festgelegt haben, kleine Pausen also einlegen wollen, meine Damtherren, die wir dann mit sogenannten Füllwörtern garnieren, und das ist alos ganz schlecht. Vermeiden Sie also Füllwörter, netwahr!


    Versuchen Sie nicht, durch Verwendung von Fremd- und Modewörtern einen besseren Eindruck zu schinden wie den, der was Ihnen eh zusteht. Der optimalste Stil, wie ich mit aller gebotenen Deutlichkeit sagen darf, ist der, der was einer echten Natürlichkeit entspringt.


    Auch wir in Wien brauchen Denkanstöße, damit uns die anderen nicht disgrüminieren können. Nichtsdestotrotz ist es bereits eine Datsache, dass unsere Mediensprecher ausländische Örter falsch aussprechen. Drum, wenn Sie, meine Damtherren, in die high society hineinindegriert werden wollen, dann beherzigen Sie meinen Rat: vermeiden Sie nicht nur Fremd-, Mode- und Füllwörter, sondern auch fremde Ortsnamen. Zu Hause dürfen wir ruhig Tschaorle, Tschesolo und Licknaano sagen, in der Mundart ist das richtig. Aber - also - auf einem Podium, netwahr, da können wir doch umschreiben! Statt Nefjorg sagen wir Neuamsterdam, statt London Hauptstatt von England, und wenn man gar net weiß, wie man was ausspricht, hustet man, weil auch das ist eine gebüttete (gebildete) Lösung, wenn Sie so wollen.


    Jawohl, ich fasse mich kurz, das wäre sinnvolle Imätschkosmetik, damit dass also nicht fremde Menschen über einen Wiener Redner lachen, der was gar nicht komisch sein wü. Darum stelle ich zum Abschluss die Frage plakativ in den Raum: Kommt gutes Deutsch bei Ihnen an? Soll ich Ihnen noch mehr lernen? Dann bitte kontakten Sie mich entweder persönlich, oder drehen Sie bei jeder Rede von einem Menschen, der so wie ich nach Höcheren strebt, den Radio auf. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit, netwahr, und hoffe sehr, dass meine trasparenten Anregungen auch wirklich zum Tragen kommen.


    entnommen aus: Sprechen Sie Wienerisch?