'Die Nebel des Morgens' - Seiten 001 - 096

  • Zitat

    Original von bonomania
    Der Schreibstil ist komplett anders ....... hebt sich aber erfreulich vom "EINHEITSBREI" ab. Mein Kompliment.


    Das kann ich nur unter :write
    Ebenso, dass die Sprache sehr intensiv ist, wie schon öfter erwähnt.


    Mit dem Kapitel Odins Sohn wird Hagen von Tronje beeindruckend eingeführt.
    All seine Widersprüchlichkeiten als Held mit zweifelhaften Motiven, seine ungewisse Herkunft und sein Kampf- und Siegeswille kommen zum tragen. Er ist ein düsterer, aber auch bewunderter Held
    Hagen ist offenbar der Vater des Erzählers, daher taucht Brynd als Kind auch einmal handelnd auf. Seine Liebe zum Vater, aber auch Probleme, dessen Anforderungen zu genügen, münden im Dank an die Götter, dass sie ihm einen Vater geschenkt haben, um den er auch noch nach Jahren weinen kann. Ein berührendes Kapitel.


    Zitat

    Original von Grisel
    Ja, liest sich wirklich sehr schön bisher. Die einzige Befürchtung, die ich da vorerst beim Stil habe, ist daß mich solche Bücher manchmal ein bißchen auf Distanz lassen


    Von einer Distanz zu den Figuren kann bei mir eigentlich keine Rede sein, solange Brynd keine Distanz zu ihnen hat, da er als Erzähler den Roman trägt.
    Ich bin gespannt, in wieweit auch er in der Geschichte eingreifen wird. Eigentlich vermute ich, dass er in den Nibelungen kaum auftritt und mehr eine von Viola ausgeprägte Figur ist.

  • Abschnitt eins beendet und es gefällt mir sehr sehr gut!
    Wie viele andere auch, finde ich die Sprache so schön, dass ich fast den kompletten Teil bis Seite 96 laut vorgelesen habe um mir die Worte "auf der Zunge zergehen zu lassen": (*röchel* und jetzt brauch ich ein Glas Wasser...) Intensiv, geradezu poetisch aber nicht ins kitschige oder klischeehafte abgleitend, genau das Richtige für mich. :-]


    Die Handlung der Sage kenne ich eigentlich hauptsächlich aus der alten zweiteiligen Verfilmung und dem was man immer mal nebenher so hört (dabei muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich das Original sogar hier rumstehen habe, allerdings noch ungelesen. *hüstel*). Da ich sowieso immer schon dazu geneigt habe Sympathien für die vermeintlichen "Bösewichte" zu hegen, sagt mir die Beschreibung von Hagen in diesem Buch mehr als zu (ich konnte den blöden Blondie nie leiden, *ptui* da haste, du Xantener Schratz du!).


    Was mich überrascht hat, ist der trotz des ernsten Erzählstils immer wieder auftauchende ganz köstliche Humor. Die Sicht eines Außenstehenden auf das Christentum, das ist einfach zu herrlich! "Der Gott mit den Hemden" :rofl (ich vermute, damit sind "Taufhemden" gemeint, richtig?) oder auch die obstwegessende Frau und Sankt Florian: Ein Mann der dafür verehrt wurde, dass er in einen Fluss fiel. :lacht Für jemanden der mit den keltischen Göttern aufgewachsen ist, muss das in der Tat mehr als unglaubwürdig und lächerlich geklungen haben (noch dazu wo die Priester auch eher falsche Fuffziger waren). Noch so ein genialer Satz (ohne Religion diesmal): "König Gibich starb von den Füßen aufwärts" oder der bereits zitierte Satz in bezug auf die Schwiegermutter... es sind zu viele um sie alle aufzuzählen. Ich kann beowulf nur zustimmen, manche Sätze möchte man wirklich rahmen.


    Bei der Beschreibung von Brynhilds Geburt musste ich irgendwie an Ronja Räubertochter denken, die ja auch so ein kleiner Wildfang war und in einer Gewitternacht geboren wurde. Brynhilds Charakter wird schon mit der Wahl ihres ersten Wortes sehr deutlich: Nein!


    Ich freue mich schon auf den weiteren Verlauf. Habe beim Blick auf den Stammbaum festgestellt, das Hagen mal eben 35 Jährchen älter ist als Brynhild. Naja... wenn er sich gut gehalten hat. :alter :grin (aber Recht hat sie, ein Mann muss schon ein bisschen erfahrener sein. *nicknick)


    Ach ja... ein Zitat noch, das ich wirklich sehr beeindruckend fand. Nachdem Hagen das erste mal Uote begegnete:
    "Wir singen für die, die Heldentaten begehen. Doch sind nicht manchmal, wenn auch selten, diejenigen Helden, die etwas nicht tun, obwohl sie es sich wünschen. Die etwas lassen, weil es vielen anderen Unglück bringen würde?" Ein wunderbarer Gedanke. :anbet

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Mit dem Kapitel Odins Sohn wird Hagen von Tronje beeindruckend eingeführt.
    All seine Widersprüchlichkeiten als Held mit zweifelhaften Motiven, seine ungewisse Herkunft und sein Kampf- und Siegeswille kommen zum tragen. Er ist ein düsterer, aber auch bewunderter Held


    Kann ich nur unterschreiben - bislang ist Hagen meine persönliche Lieblingsfigur :anbet


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Ach ja... ein Zitat noch, das ich wirklich sehr beeindruckend fand. Nachdem Hagen das erste mal Uote begegnete:
    "Wir singen für die, die Heldentaten begehen. Doch sind nicht manchmal, wenn auch selten, diejenigen Helden, die etwas nicht tun, obwohl sie es sich wünschen. Die etwas lassen, weil es vielen anderen Unglück bringen würde?" Ein wunderbarer Gedanke. :anbet


    Genau das Zitat wollte ich auch anbringen, weil es soooo schön ist! :knuddel1

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich habe beim googeln eine schöne private Homepage gefunden, eigentlich habe ich nach der Gudrunsage und Ute gesucht, aber das ist eine nette zusammenfassung Link


    Danke für den Link, beowulf!
    Ich hatte auch schon gegoogelt, aber keine so gute Zusammenfassung gefunden.


    Hat jemand auch eine Empfehlung für ein ergänzendes Buch über die Nibelungen?

  • Sooo, hier kommen jetzt ein paar Antworten auf die ersten Fragen des ersten Tages. Und alle Achtung für die, die die 100_Seiten Hürde schon passiert haben.
    Anschließend würde ich gerne auch noch meinerseits ein paar Fragen stellen, vielleicht haben einige Lust zu antworten.


    1. Blaue Zähne
    Blaue oder Schwarze Zähne sind solche, deren Nerv abstirbt, zum Beispiel durch Erschütterung, Fehlbelastung (traumatische Occlusion), die aber deswegen nicht kariös sind oder sonstwie ausfallen würden. Yenka - darin übrigens tatsächlich motiv-verschwägert mit Harald Blauzahn - hatte also zwei blaue Zähne, die sie aber voll zur Beißkenntzeichnung ihrer Töchter nutzen konnte. :chen


    2. Ahnentafeln und historische Bezüge
    Die Nibelungen als homogene Geschichte gibt es nicht.
    Man unterscheidet biswielen in Burgunden-Lore und Siegfried-Lore. Die Ursprungszeiten der einzelnen Figuren können bis zu 200 / 300 jahren auseinander liegen.
    Es gibt verschiedene Erzählstränge verschiedener historischer Figuren und Ereignisse. Dies aufzuklären zerstört immer ein bisschen Mythos.
    So haben die wrklichen Burgunden eigentlich auch gar nichts mit Worms zu tun.
    Gunther geht auf den historischen Gundahari zurück und Brynhild war eine Merowinger-Königin am Rhein. Siegfried, so vermutet man, ist eine verdichtete Version des Cherusker-Fürsten-Arminius.
    :schlaeger
    Das ist die entmythologiesierende Keule, die man leider schnell abbekommt, wenn man sich mit der Nibelungen-Welt befasst...


    Insgesamt freue ich mich ungemein über die vielen positiven Rückmeldungen und stelle begeistert fest, dass meine Lieblingsstellen auch Eure sind.


    Meine Fragen an Euch wären:
    Wie nehmt Ihr Bryndt auf den ersten 100 Seiten als Person wahr?
    Welche Familiengeschichte interessiert Euch mehr: die auf den Inseln oder die am Rhein?


    Und als Randbemerkung: dass Hagen etwas älter ist, schockiert ihn selbst auch noch - zu gegebener Zeit! Aber es ist, wie ich hoffe, kein Grund, sich von ihm zu wenden.


    Im Übrigen finde ich nicht, dass der arme Gunther schlecht wegkommt, er wird nur beschrieben, wie er Bryndt erscheint... Und bestimmte Notwendigkeiten, die ihm seine Position aufzwingt, vermag er einfach nicht besser zu erfüllen.


    So, dies einstweilen.
    Bis bald,


    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von Viola Alvarez


    Wie nehmt Ihr Bryndt auf den ersten 100 Seiten als Person wahr?


    Bryndt trägt den Roman als Erzähler, ist aber emotional stark betroffen von den Ereignissen, die auch ihn geprägt haben, nehme ich an.Er verteilt seine Sympathien trotzdem gerecht, ein Zeichen von Charakter.


    Diese Emotionalität gefällt mir sehr, deswegen ist er mir auch sympathisch.


    Die Kindheitsepisode wird zwar in erster Linie benutzt, um Hagen zu portraitieren, aber ich hätte nichts dagegen noch mehr von Bryndts Kindheit zu erfahren.


    Zur zweiten Frage: beide Familiengeschichten sind mir wichtig, ich kann mich da noch nicht entscheiden!

  • Also ich wende mich bestimmt nicht von Hagen nur wegen des Alters. :grin *wirft sich mit einem freundlichen "Hallooooooo Hagen!" an seinen Hals* ;-)


    Zu den Familiengeschichten: Hm... mir persönlich gefiel die von Brynhild besser, aber das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass alles irgendwie etwas mystisch wirkte und auch durch die Erzählung von Bryndt sehr viel positiver rüberkommt als die ruchlose Familie der Burgunder (außer der guten Frau Uote von Franken natürlich.) Die Burgunder-Geschichte wird vor allem ab dem Zeitpunkt interessant als ein gewisser H.v.T., Söldner auf der Durchreise, am Hof auftaucht. :zwinker


    Bryndt scheint mir auf der einen Seite sehr verloren. Alle die er je geliebt hat und die ihm etwas bedeuteten sind tot (Frau, Kind, Eltern, etc.). Auf der anderen Seite findet er rückblickend seine eigene Lage noch um ein vielfaches besser als das des "anderen" (ich vermute mal, damit meint er Gunther II.?). Er kann stolz sein auf seine Ahnen und ihre Taten, das ist mehr als der andere je von sich wird behaupten können, auch wenn dieser bereits eine "Umdichtung" der Ereignisse in Auftrag gegeben hat (das uns bekannte Nibelungenlied) und mit Bryndt offenbar den letzten Zeugen zu beseitigen denkt, so weiß er doch selbst, dass es trotzdem nur Lügen sind. Bryndt verachtet ihn sogar so sehr, dass ihm das alles gar nichts mehr ausmacht. Er hat durch den Tod nichts zu verlieren, trifft im Gegenteil nur die Menschen wieder die er liebt. Aber er bleibt noch, er hat noch eine Aufgabe. Er muss die Geschichte so erzählen wie sie wirklich passierte, damit seinem Vater und seiner Mutter in dieser Welt Gerechtigkeit widerfährt. Deshalb lässt er sich nun zu seinem Widersacher karren. Er erzählt seine Geschichte natürlich subjektiv, wodurch die Burgunder von Anfang an nicht gut wegkommen, aber das kann man ihm nicht verübeln. Er hegt eine schon fast abgöttische Verehrung für seinen Vater, in seiner Erinnerung ist er der strahlendste aller Helden und der dem am meisten Unrecht getan wurde. Aber wie schon gesagt, dadurch, dass es seine eigene Sichtweise der Dinge ist passt das eigentlich sehr gut und wirkt meiner Meinung nach nicht übertrieben.


    Uff... doch wieder soviel geschrieben. ^^; Naja.. man merkt, das Thema interessiert mich. Aber jetzt muss ich wieder weiterlesen. ;-) :wave

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Bryndt hegt eine kindlich naive "Trotzigkeit" in seine Erzählungen einzubringen, die ihn mir sehr sympathisch macht, eine starke emotionale Bindung zum Geschehen aufbaut und trotzdem von einer scharfen und intelligenten Beobachtung zeugt. Er weiß wovon er redet, polarisiert intensivst und ihm entgeht nichts. Ich stelle ihn mir als eine sehr starke Persönlichkeit vor - bin aber auch erst auf S. 40 :grin.


    Ich persönlich bin hin und weg und werde mit dem Lesen sicherlich nicht schnell voran kommen. Die Geschichte erhebt einen Anspruch an meine Konzentrationsfähigkeit, die mir sehr gut gefällt (lese ja ansonsten eher die triviale Literatur :grin). Ich hoffe, es geht so für mich weiter. Toll!


    Irgendwann werde ich noch ein Fan von historischen Romanen :yikes.

  • Die erste Etappe ist gelesen und genossen. Vorerst mal unabhängig vom Inhalt, der sich erst noch entfalten muß, sprachlich ist das Buch ein reiner Genuß.


    Vielen Dank für die Antworten, liebe Viola! Sehr interessant, vor allem das mit den Zähnen.


    Bryndt erscheint bisher ja noch etwas vage. Er scheint sich ganz und gar über seine Eltern zu definieren. Ich finde es zB interessant, daß er zwar vom Tod seiner eigenen Familie spricht, aber sich doch darauf freut, in der jenseitigen Welt seine Eltern zu treffen. Nicht vielleicht auch seine Frau?
    Er scheint eine tragische Figur zu sein, aber ohne zu klagen. Er hat sich mit seinem Schicksal offenbar abgefunden. Es mag daran liegen, daß er, wie er selbst sagt, einer Verbindung zweier seiner Ansicht nach großen Menschen und liebenden Menschen zu stammen, im Gegensatz zu dem, den er vergessen will. Gunther II zweifellos.
    Von Burgundern scheint er generell wenig zu halten.


    Die Familiengeschichte Brynhilds las sich bisher weitaus erfreulicher als die Gunthers. Außerdem war die Geschichte der verschiedenen Ahnen so richtig schön gewürzt mit etwas bizarren Details, wie dem angeschwemmten Ehemann der einen oder eben der blauzähnigen Popobeißerin. Sowas liest sich einfach nett.
    Bei den Burgundern mit Gibich und seinem Verhältnis zu Feuer und Unfällen las es sich etwas schwärzer.
    Interessant sind beide Familien, die eine wirkt einfach sympathischer, was sich vielleicht in den Charakteren der Nachkommen wiederspiegelt? Ähnlich wie bei Bryndt?


    Zitat

    Original von Viola Alvarez
    Im Übrigen finde ich nicht, dass der arme Gunther schlecht wegkommt, er wird nur beschrieben, wie er Bryndt erscheint... Und bestimmte Notwendigkeiten, die ihm seine Position aufzwingt, vermag er einfach nicht besser zu erfüllen.


    Danke, das erinnert mich daran, daß man beim Lesen immer auf die Perspektive achten sollte.


    Aus Hagen werde ich vorerst nicht wirklich schlau. Interessant fand ich seinen Grund, in Burgund zu bleiben, weil niemand dort eine andere Motivation als Gold kennt. Warum kennt er eine andere? Warum ist er anders?


    Nett fand ich diese beiden Sätze hier:

    Zitat

    "Man kann eher einen Rosengarten auf steinigen Felsen anlegen, als auf bestem Boden einen solchen Mann zu züchten."
    S. 69


    Laurin? Unmöglich ist es daher nicht. :-]


    Oder die beiden Grafen Gere und Eckewart und der heiße Januar. Tja, Bryndt hätte heuer in Wien sein müssen, das war ein ziemlich heißer Januar. :lache
    Jedenfalls eine nette Art zu umschreiben, was es mit den beiden Herren auf sich hat.

  • Ihr habt hier ja schon fleißig geschrieben!
    Da ich erst noch mein vorher gelesenes Buch zu Ende lesen musste, habe ich heute Mittag mit "Die Nebel des Morgens" angefangen und bin mittlerweile in der Mitte des ersten Abschnittes.


    Zu Beginn war es für mich erst ein wenig schwierig, in dieses Buch, in die Geschichte hineinzukommen, da es sich, wie ihr schon gesagt habt, sehr von anderen Büchern unterscheidet.
    An die Sprache musste ich mich erst gewöhnen, was mir aber dann nach einigen Seiten auch gut gelungen ist. Jetzt freue ich mich auch über viele sehr schöne Sätze und ich bin gerade am Überlegen, ob ich mir nicht einige Besondere im weiteren Verlauf herausschreiben soll.


    Sehr gut hat mir gefallen, dass die Familiengeschichten erst einmal kurz erzählt wurden, ein guter Einstieg. Und der Stammbaum war dabei echt sehr hilfreich. Ohne diesen wäre es sicherlich sehr verwirrend geworden, da auch die Namen nicht unbedingt geläufig sind.


    Hm, welche Familiengeschichte interessiert mich mehr?
    Zurzeit finde ich auch die Geschichte auf den Inseln, um Brynhild und deren Ahnen interessanter. Sie kommt meiner Meinung nach einfach etwas 'mystischer' rüber.
    Aber ich will mich da noch nicht so festlegen, die Geschichte der Familie am Rhein ist auch interessant.


    beowulf : Danke für den Link!
    Ich gehöre auch zu denen, die sich mit der Nibelungen-Sage auch nicht gut auskennen. Ich weiß auch nur wenige allgemeine Punkte.
    Deshalb werde ich gleich mal ein wenig nachlesen.



    Zitat

    Original von SueTown
    Irgendwann werde ich noch ein Fan von historischen Romanen :yikes.


    Wäre das so schlimm? :grin

    Alles Liebe!

    Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Fantasie
    (James Daniel)

    Ich lese gerade: Charlotte Thomas - Die Madonna von Murano

  • Zitat

    Original von Celina


    Wäre das so schlimm? :grin


    Angesichts der Tatsache, dass die historischen Wälzer schnell arm machen, schon :grin
    Aber ansonsten natürlich nicht! Ich hätte es nur nie von mir erwartet. An Dorothy Dunnett habe ich ja mittlerweile auch schon gefallen gefunden (obwohl ich schon über 3 Wochen am ersten Band lese und noch nicht mal bei der Hälfte angelangt bin...).

  • Zitat

    Original von Grisel


    Aus Hagen werde ich vorerst nicht wirklich schlau. Interessant fand ich seinen Grund, in Burgund zu bleiben, weil niemand dort eine andere Motivation als Gold kennt. Warum kennt er eine andere? Warum ist er anders?


    Diese Stelle auf S. 62 musste ich auch mehrfach lesen.
    Da steht: "Ich werde hierbleiben, König Gibbich, weil weder Ihr noch einer Eurer Gefolgsleute außer Gold einen Grund weiß, warum man überhaupt ein Land regiert."
    Weder König und Rat können Sinn darin erkennen, ein Land zu regieren. Im Prinzip haben sie - außer Gold - keine höher gestellten Motive. Im Prinzip wissen sie selbst nicht, wozu sie gut sind, warum sie agieren und was ihre Aufgaben sind.
    Hagen möchte vielleicht ein sinngebendes Element in diesem Kreise sein, z. B. Frieden beibehalten und sichern.



    Zum Verhältnis von Gunther II und Byrndt:
    Im Moment (Stand S. 96) sehe ich den Wunsch nach Vergessen in der frühkindlichen Rivalität begründet. Gunther II wird von Hagen in den Augen von Byrndt bevorzugt und Hagen läßt ihn gewinnen, wohingegen er bei den Kampfübungen seinen heimlichen Sohn Byrndt immer besonders hart fordert. Aber da werden im Verlaufe der Geschichte sicher noch mehr an Aversionsgründen zu Tage treten.



    Zum Prolog:
    Wir wissen nach Ende des ersten Abschnitts also, dass im Boot Hagen von Tronje (der Rote) und sein Sohn Byrndt (der Schwarze) gesessen haben.
    Hagen schneidet sich einen Finger ab und schickt Byrndt damit auf die Reise
    in die Heimat, währenddessen Hagen in das Feldlager von Gibich zurückkehrt. Was ich mich frage: Wer soll mit Hagens Finger etwas anfangen können? Beim metallischen Gegenstand daran würde ich auf einen Ring tippen. Vielleicht der goldene Ring mit dem Wolfshaar, mit dem Vymanrik Yenka zur Frau auswählte? Aber dann hätte der Ring ja eigentlich bei Brynhild sein müssen, als letzte in dieser Ahnenkette.


    Interessant finde ich auch die außereheliche Beziehung zwischen Hagen und Brynhild. Der Teil, wie Brynhild an Gibichs Hof kam, fehlt ja noch. Auch die Anbahnung der Ehe zwischen Gunter I und Brynhild. Da bin ich mal gespannt.


    Was mich auch brennend interessiert: Was macht Hagen in den Vollmondnächten, wenn er verschwindet? Wer ist Dankwart von Tronje, der sich als Hagens Bruder ausgibt?


    Noch eine ganz andere Frage:
    Wie schummelt sich das "o" in die Namen? "Uote" ist doch eine "Ute" und "Huonold" sicher ein "Hunold". Ist das eine alte deutsche Schreibweise?

  • Zitat

    Original von Friderike
    Zum Prolog:
    Wir wissen nach Ende des ersten Abschnitts also, dass im Boot Hagen von Tronje (der Rote) und sein Sohn Byrndt (der Schwarze) gesessen haben.
    Hagen schneidet sich einen Finger ab und schickt Byrndt damit auf die Reise
    in die Heimat, währenddessen Hagen in das Feldlager von Gibich zurückkehrt.


    Ich hatte das (S. 52) so verstanden, daß das der Priester Conradus war, den er mit dem Gegenstand, dem Finger?, warum auch immer ins Wasser geworfen hat.

  • Ahhh, stimmt Grisel. Danke!
    Steht auf Seite 52. Es war ein Magister Conradus, der den schwarzen Mantel trug. Warum er nun ins Wasser geworfen wurde, wird sich hoffentlich noch klären.
    Mit dem Finger bin ich mir eigentlich relativ sicher, was sonst sollte warm und feucht sein und Hagen Schmerzen verursachen?
    Als er ins Lager zurückkommt, fehlt ihm jedenfalls der Finger....

  • Ich vermute auch, dass Hagen an dem Finger Yenkas Ring trug und ihn (vielleicht war er zu eng und er bekam ihn nicht mehr runter? Soll ja wohl auch eigentlich ein Damenring sein) als Zeichen an Brynhild schicken lässt. Ich könnte mir vorstellen, dass er ihn ursprünglich von Brynhild als eine Art Liebespfand erhielt. Was allerdings noch möglich ist... vielleicht war es ja auch der sagenhafte Ring der Nibelungen?

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • So bin nun auch mit diesem Teil fertig.


    Die Schilderung mit Yenkas blauen Zähnen fand ich so schön geschildert, ich musste sehr schmunzeln. :grin Überhaupt finde ich auch das der eingebaute Humor nicht zu kurz kommt und die Geschichte interessant macht.


    Hagen ist mir sympatisch. Würde mich schon interessieren was er bei Vollmondnächten so im Wald macht? Die Räte sind ja sehr hinterhältig, sie versuchen alles um Hagen in Missgunst zu bringen.


    Wie es zu der Ehe zwischen Brynhild und Gunther I kommt, darauf bin schon gespannt.

  • Hmm Bryndt erscheint auch mir wie jemand, der mit seinem eigenen Schicksal mehr oder weiger abgeschlossen hat, seine Aufgabe besteht in der Erinnerung. Großer Schmerz und großes Leid, aber auch große Liebe hatten in seinem Leben seinen Platz. Ich bin sehr gespannt darauf, zu erfahren, welche konkreten Ereignisse im Laufe seiner Geschichte ihn so gemacht haben, wie er jetzt ist. Die angesprochene "Gerechtigkeit" um die er sich trotz seiner Erlebnisse in seiner Erzählung bemüht, hat mir gut gefallen.


    Eigentlich kann ich mich gar nicht zwischen den beiden Familien entscheiden, wenn ich müsste, dann natürlich für Bryndts Linie ;-)