Nach dem ich heute länger arbeiten musste bin ich auch erst etwas später mit dem Abschnitt fertig geworden.
Siegfried ist und bleibt ein Windbeutel, aber ich fand die Stelle auch sehr beklemmend, als Bryndt darauf hinweist, dass dies nun (die Besprechung zwischen Hagen und Siegfried) der eigentliche Beginn von allem ist, das Schicksalsrad hat begonnen sich zu drehen und niemand kann es wieder stoppen auch wenn noch keiner der Beteiligten davon weiss. Da liefs mir richtig kalt den Rücken runter. Auch die Erinnerung, als Hagen sich mit Gotelind unterhält erzeugt ein ganz besonders "nahes" Gefühl zu den Figuren, eine meiner Lieblingsszenen in diesem Abschnitt.
Die Nordländer sind ein ehrlicheres Volk als die Burgunder, deshalb kann Siegfried dort auch nicht ganz so gut landen und wäre sein angeblicher "Kampf" mit dem Erdgeist nicht gewesen, hätten sie ihm bestimmt auch am Schluß keinen Respekt oder Bewunderung entgegen gebracht.
Hab ich Kriemhild im letzten Abschnitt noch als oberflächlich beschimpft muss sich nun Brynhild den selben Vorwurf machen lassen. Sie sieht Siegfried, den optischen Inbegriff eines Helden und denkt sich: DAS musser sein, der auf den ich gewartet hab! Sie weiß absolut nichts von ihm. Sicher, sie ist irgendwie verzweifelt weil sie merkt, dass ihr etwas fehlt und dass sie mehr vom Leben sehen und erfahren will, aber gleich so verzweifelt?
Sie ist wohl wirklich einfach immer noch das wilde Kind, immer mit dem Kopf voran und stur durchgezogen. Selbst ihre eigenen Zweifel wischt sie beiseite. Das böse Erwachen steht ihr noch bevor. Statt des Recken wird sie nun dem kleinen schwachen Gunther zugeführt. Ich fürchte, er wird wieder arge Bauchweh haben.
Ich hätte für Siegfried und Brynhild auch keine Zukunft gesehen. Natürlich sehnt sich jeder irgendwie nach einem Happy End, aber es muss "echt" sein. Das Gefühl, dass diese beiden verbindet ist aber nicht echt. Allenfalls Neugier. Es hat keine Tiefe, keine gemeinsame Grundlage, kein Verstehen des anderen es fehlen die Sehnsucht und die Leidenschaft.
Noch etwas zum Happy End. Obwohl es sich bestimmt jeder insgeheim wünscht (zumindest für die Charaktere die man lieb gewonnen hat), sind es aber manchmal gerade die Geschichten ohne Happy End die einem besonders im Gedächtnis bleiben. Mein liebstes Beispiel: Das Phantom der Oper (vor allem die Fassung von Susan Kay). Eine wunderbar tragische Liebesgeschichte, praktisch von Anfang an zum Scheitern verurteilt, aber man hofft doch bis zuletzt. Sicher hab ich mir mehr als einmal gewünscht, der arme Erik möge glücklich werden... aber wäre die Geschichte dann auch nur noch halb so hinreissend und tragisch schön?
Vielleicht entspringt da alles ja auch nur der Dramaturgie der "Skalden" um ihre Zuhörer / Leser besser zu unterhalten...?
P.S.: Ich entmanne den Recken ständig, weil ich immer Siegried schreib. *lach*