Ich gehe schon wieder nicht konform!
Brynhild und Siegfried sind eigentlich "a perfect match": zwei verzogene Kinder!
Siegfried ist ein Herumtreiber und Angeber, der sich Gunther mit dem Zug gen Norden andient, und Brynhild langweilt sich auf der Insel zu Tode ... Die tendenziell unterschiedliche Schilderung sehe ich immer noch dem Erzähler geschuldet, was ich für klug gemacht halte -- Kompliment, Viola!
Weil Brynhild die Langeweile und die Enge ihres "Inseldaseins" nicht mehr erträgt, wirft sie sich Siegfried an den Hals. Eine schöne Aufarbeitung des alten tragischen Themas, daß sich eine Prophezeiung gerade deshalb erfüllt, weil man mögliche Gefahren krampfhaft zu vermeiden versucht. Man findet das im Märchen (z.B. Dornröschen) ebenso wie in der Sage (z.B. Ödipus). Das Motiv spelt mit dem Paradoxon der Prophetie, die immer dann, wenn sie den Betroffenen zur Kenntnis kommt, zwangsläufig self-fulfilling prophecy wird -- sonst wäre sie ja keine Prophetie.
Sorry, aber mein Mitgefühl hält sich sehr in Grenzen, wenn ein junges Mädel mit Brynhilds Begabung und Können sich aus Ver- und Überdruß einem x-beliebigen Kerl an den Hals wirft.
Für die Konsequenzen ist sie in jedem Fall mitverantwortlich, wie jede Gans, die sich einen "Jung-Siegfried" angelt und ihm Gewalt über sich gibt, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, was er für einer ist und ob er sie selbst überhaupt will.
Daß Bryndt seine Mutter in einem anderen Licht sieht, ist verständlich -- er kennt die spätere Brynhild, die aus schwerem Schaden wohl ein wenig klüger, aber schließlich daran irre geworden ist, wie er nicht müde wird zu betonen.
Viola, wenn die Jüten usw. Nachbarn unserer Insulaner sind, dann kann es sich nicht um die Britischen Inseln handeln (die passen auch nicht zur Schilderung), sondern um die friesischen inseln? Oder wohl gar um Helgoland und Düne???