'Die Nebel des Morgens' - Seiten 599 - 700

  • :-( :-( :-( Bryndt erzählt hier die wohl berühmteste Szene aus der Nibelungensage und so wenig ich Siegfried mochte - Hagens kaltblütige Rache, wie er sich nicht nur des verhassten Königs' Zustimmung, sondern auch des Vertrauens Krimhilds bedient, ist wirklich verabscheuungswürdig. Letztendlich verhält er sich nicht anders, als Siegfried auf seiner Reise in den Norden. Mit falscher Freundlichkeit und vagen Aussagen erreicht er sein Ziel und verursacht großes Leid und großen Schmerz. "... hätte er die beiden am gleichen Abend erzürnt in seiner Wut erschlagen - niemand würde etwas dabei gefunden haben." (S. 619) sagt Bryndt und damit hat er wohl Recht...


    Seine Rache ist direkter Vorläufer zu seinem eigenen Untergang, den er in Kauf nimmt, um seine Rache zu beenden. Ich werde es nie verstehen, wie Motive wie Rache oder Ehre wichtiger sein können als Liebe oder eine Familie. Wem musste er etwas beweisen? Wer war noch übrig, dem er etwas beweisen musste, der nicht schon längst von ihm eingenommen war? Ist der Preis hierfür gerechtfertigt? Oder ist es nicht sogar egoistisch? Brynhild und seinem Sohn gegenüber? Inwieweit hat Hagen selbst die Geschichte gesteuert oder forciert? Zum Beispiel die Einladung Krimhilds? Und wieso hat er nicht an irgendeinem Punkt seine Meinung geändert, auf sein Herz gehört? Als er den Seherinnen im Wald begegnete, hätte er umkehren können, denn selbst sie zeigen ihm seine Wahl: "Wenn du über diesen Fluss setzt, wirst du sterben." (S. 689)


    Am Ende schließt sich zuerst der traurige Kreis der vorherigen Generation - Magister Conradus hält sein Versprechen und bringt Brynhild ihren Ring zurück, wie sie es in ihren Albträumen vorhergesehen hat und Magister Conradus weiß. Weiß um viel mehr, als man vermutete - vielleicht schon länger, vielleicht aber auch erst seit seinem letzten Auftrag. Und er versteht.


    Die folgenden Jahre ohne seinen Vater erlebt Bryndt den Zerfall seiner Mutter hautnah mit, wird nach ihrem Tode zum Skalden und muss miterleben, wie aus dem Drama seiner Familie eine Legende mit strahlenden Helden wird. Seine Version hat er in dieser Geschichte erzählt, es wird seine letzte und wahrscheinlich seine wichtigste sein.


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    Mein Fazit:


    "Verbotene Erinnerungen des letzten Nibelungensohns" - so lautet der Untertitel dieser ganz besonderen Version der Nibelungensage. Besonders ist sie in vielerlei Hinsicht, zum einen, weil sie von einem direkten Nachfahren erzählt wird und zum anderen, weil sich diese Version von der landläufig bekannten Sage doch erheblich unterscheidet. Es gibt keine eindeutige Schwarz-Weiß-Malerei, keine strahlenden Helden und keine abgrundtiefen Bösewichte. Es geht um Menschen, Menschen mit ihren Wünschen und Sehnsüchten, mit ihren Abgründen und dunklen Seiten. Siegfried, Hagen, Gunther, Brynhild und Krimhild sind geprägt durch ihre Kindheit, ihre Erfahrungen, die sie zu dem gemacht haben, was sie zur Zeit der Geschehnisse so hat handeln lassen wie sie es tun.


    Natürlich ist diese Version gewöhnungsbedürftig und außerordentlich subjektiv, und gerade das macht ihre Intensität und ihren faszinierenden Reiz aus. Gefangen von den verzehrenden Emotionen, von Hass, Rache, aber auch Liebe und Verehrung findet sich der Leser in einem atemberaubenden Drang zum Weiterlesen wieder. Dabei bremst der Schreibstil von Viola Alvarez auf wunderbare Weise das zu schnelle Verschlingen der Seiten, nicht weil er unverständlich oder kompliziert wäre, nein, weil ihre Sprache anspruchsvoll, wunderschön, greifbar und intensiv ist und zum Genießen und Auf-der-Zunge-Zergehen-Lassen auffordert.


    Eine ganz wunderbare, einfühlsame und intensive Geschichte über Menschen, die weniger Heldenmut und über Helden, die mehr Menschlichkeit im Guten wie im Bösen zeigen, als ihre Legende nahelegt! Absolute Lese-Empfehlung!!! :anbet


    Liebe Viola, ich bin so begeistert, deine anderen beiden Bücher stehen schon auf meiner Wunschliste! :-] Ich bin zwar vielleicht viel zu früh, aber dennoch an dieser Stelle schon jetzt ein dickes DANKE für deine tolle Begleitung dieser Leserunde, die ich gespannt weiter verfolge! Die Nibelungen bin ich nämlich mit der letzten gelesenen Seite noch lange nicht los :-]

  • Auch ich bin jetzt fertig mit dem Lesen dieses Buches, das ich als wahrhaft starke Parabel über die Liebe und insbesondere über die Folgen von fehlender Liebe in der Kindheit verstehe.


    Bryndt sitzt gefangen im Käfig auf seinem Weg zu Qual und Marter oder Tod durch seien verhassten Vetter. Er ist freier und glücklicher als alle anderen Personn des Dramas, er hat als Kind die Liebe beider Eltern genossen, die ihm Sicherheit und Stütze und Freiheit gegeben hat.


    Ganz anders Kriemhild, die ohne zu wissen warum von der Liebe des Vaters getrennt wurde und auf sich und eine Frauenrolle zurückgeworfen wurde, die sie nur als Leere empfand, die Enttäuschung und der Schmerz den sie empfindet als sie diese Leere mit der Liebe für einen Mann auffüllen will, von dem sie weiß, das er es nicht wert ist, dies aber über seinen Tod nicht wahrhaben will und die mit Hass gefüllt ist bis an den Rand.


    Siegfried, in Affenliebe großgeworden ohne Grenzen, in völliger Eigenliebe aufgehend, ohne jede Möglichkeit echte Gefühle zu entwickeln, einer der nur im Lob der anderen lebt und alle anderen nur ausbeutet, ohne das zu wollen oder zu merken, es ist ihm letztlich das Leben langweilig und öde.


    Hagen von Tronje, mißbraucht und geschlagen als Kind, selbstgestählt und gehärtet, Rächender Vatermörder und Held vieller Schlachten und Lieder, Rationalist, der von großem träumt, dass er wegen der Kleinheit seiner Mitmenschen nicht erreichen kann. Ein Mann, der trotz der Liebe die er in Brynhild und mit Bryndt findet aus diesen alten Fesseln nicht ausbrechen kann.


    Brynhild, die in Liebe und übergroßer Besorgnis von ihren Eltern großgezogen wird und aus dieser übergroßen Umklammerung ausbricht, ausbricht in ihr Verderben und doch in ihr Glück, das sie mit Hagen und Bryndt eie Zeitlang geniessen kann, die aber letztlich an ihrem Stolz zerbricht, nach Hagen kann nichts mehr kommen, keine Zukunft, so dass sie die Zukunft, die sie haben könnte (Ring) nicht verwendet.


    Gunther, vom Vater nie geliebt, nicht beachtet, stets unsicher und bis zuletzt alles seinem Traumvater Hagen überlassend, er weß von seiner Unzulänglichkeit, kann aber nicht dagegen an, da ihm jeder Sinn fehlt was er warum tun soll. Er ist die personifizierte Leere.


    Gunther II, verzweifelnd suchen nach einem Sinn, den das ganze haben muß und dabei die Propaganda nutzend, die dazu führen muß, das sein Thronanspruch sicher ist und nicht Bryndt zum Erben ausgerufen wird.


    Alle, ausser dem, der am unglücklichsten sein müsste und der doch das Lied seiner Freiheit singt, alle haben Defizite in der Liebe als Kinder erfahren und werden davon durch ihr Leben durch betroffen.

  • Für meine Lesegeschwindigkeit war das ungeheuer langsam, so ein gutes Buch braucht normal nicht änger als ein WE, so 400-500 Seiten am Tag kein Problem, da sind 233 im Schnitt, also drei Tage, mit vilen Denkpausen und zweimallesen verbunden.


    Zu der Frage:


    Mittelprächtig, das Bild nicht der Fluss, sondern mit allen anderen Menschen Bestandteil eines Flusses zu sein hätte mir besser gefallen.

  • Wieder nur angelesen. Hagen zeigt hier ein sehr unschönes Gesicht für mich, was ja auch Bryndt bemerkt und anspricht. Er ist so versessen auf Rache, daß er sich von nichts und niemandem abhalten lassen will. Nicht von Siegfried, an dem er plötzlich etwas anderes sieht und nicht vom Unrecht, daß er Kriemhild antut.
    Finde ich gut, daß er hier zwar erklärt, aber nicht rehabilitiert wird. Was ihn damit eigentlich zwar nicht schlechter, aber auch nicht unbedingt besser als alle anderen macht. Ob sein Motiv, Liebe, ihn entschuldigt? Nicht unbedingt, aber das ist wohl eine moralische Frage.

  • Ich würde Hagen gerne mal abschließend diskutieren, falls Ihr dazu Lust habt.
    Wie nehmt Ihr ihn in seiner ganzen Geschichte wahr?
    Was für ein Gefühl hinterlässt er bei Euch?
    Konntet Ihr ihn plastisch sehen und erfahren?
    Vielleicht habt Ihr ja dazu ein paar Antworten für mich.


    Danke,


    Viola

  • Zitat

    Original von Viola Alvarez
    Ich würde Hagen gerne mal abschließend diskutieren, falls Ihr dazu Lust habt.
    Wie nehmt Ihr ihn in seiner ganzen Geschichte wahr?
    Was für ein Gefühl hinterlässt er bei Euch?
    Konntet Ihr ihn plastisch sehen und erfahren?
    Vielleicht habt Ihr ja dazu ein paar Antworten für mich.


    Plastisch sehen und erfahren: eindeutig JA!
    Bei mir hinterlässt er ein schwer zu beschreibendes Gefühl, das allerdings von Sympathie, Mitgefühl und Traurigkeit dominiert wird. Im Nachhinein oder im Gesamten sehe ich ihn - genau wie die anderen Figuren - als Opfer. Wie die anderen wurde auch er Opfer schlimmer Erfahrungen in der Kindheit, die ihn geprägt haben. ANDERS als die anderen scheint er jedoch eine gewisse Stärke oder Immunität entwickelt zu haben, er ist hmmm "straight", auch wenn die Motive nicht ganz eindeutig sind (Beispiel: Unterstützung des burgundischen Hofes). Er hat die Macht, Kraft und Möglichkeit, sein Leben zu steuern. Und doch... letztendlich wird auch er wieder zum Opfer. Opfer seiner selbst. Die Chance auf ein "besseres", friedlicheres, von Liebe erfülltes Leben zu haben, und NICHT zu nutzen - das macht es doppelt traurig. Für mich ist Hagen die interessanteste und doch zugleich die tragischste Figur in diesem Buch.

  • Ich kann millas letztes Posting in vielen Teilen nur unterstreichen.


    Zu millas Sympathie, Mitgefühl und Traurigkeit möchte ich noch "Wut" hinzufügen. Eben weil es auch anders hätte ausgehen können, wenn Hagen seine Möglichkeiten genutzt hätte.


    Hagen hinterläßt bei mir ein vollständiges und auch wirklich plastisches Bild.
    Er hat einen hohen moralischen Anspruch, auch und gerade an sich selbst. Die Welt wie sie ist, wie er sie teilweise geschaffen hat, kann er nicht mehr verwinden. "Er hatte ein Reich schaffen wollen, und es war ihm nicht gelungen. Jetzt würde er eben eines zerstören lassen. " (S. 681) Hagen trägt Schuld, viel Schuld. Aber er hat m. E. immer aus nachvollziehbaren Motiven gehandelt. Selbst als er Siegfried tötete. Das Burgund in seiner Blüte war Hagens Verdienst. Er hat es geschaffen und er richtet es nun zugrunde.


    Es gibt noch eine Menge mehr zu schreiben zum letzten Teil. Ich bin aber gerade zu gerührt und auch sehr traurig, dass es nun schon zuende ist.
    Ich werde aber die nächsten Tage noch mehr schreiben.

  • Zitat

    Original von Friderike
    Die Welt wie sie ist, wie er sie teilweise geschaffen hat, kann er nicht mehr verwinden. "Er hatte ein Reich schaffen wollen, und es war ihm nicht gelungen. Jetzt würde er eben eines zerstören lassen. " (S. 681)


    Genau, danke Friderike für die Erinnerung an dieses Zitat! - Ein wunderbares und zugleich schreckliches Bild! :anbet


  • das kann ich so einfach nur :write

  • Ich bin nun auch fertig. Wunderschönes Buch, mein Kompliment, Viola. Von der Sorte darfst Du noch viele schreiben. :-]
    Und meinen Dank, es zu lesen war ein reiner Genuß. Aber, dazu mehr im Rezensionsthread.



    Ich scheine Hagen anders zu sehen als meine Vorposter. Für mich rückt der letzte Abschnitt die Geschichte im Vergleich zur Sage wieder "zurecht", denn für mich ist am Ende tatsächlich Hagen "der Schurke".
    Bryndt sagt ja selbst, an einem Punkt, als Kriemhild Etzel (bin zu faul, Deine Version nachzuschlagen) heiratet, hätte alles in Ordnung sein können. Hagen und Brynhild hätten seine letzten Jahre glücklich zusammen verbringen können und, weitergesponnen, er hätte aus Bryndt/Siegfried einen würdigen König Burgunds machen können, hätte in ihm vielleicht alles erfüllen können, was ihm an Reichsbildung vorgeschwebt ist.
    Aber, auch Hagen kann nicht aus seiner Haut, hier offenbar der Prägung seiner eigenen Kindheit. Daher zerstört er bewußt alles, inkl. der unschuldigen, symbolisiert durch Ortliebe, den er so aus Versehen vielleicht gar nicht getötet hat. Denn damit konnte es unabhängig von Rachegelüsten Kriemhilds (die ja durchaus zu Recht bestehen) ja nur ein Ende geben.
    Ich kann nicht sagen, daß ich für mich so ein Verhalten begreife, aber aus der Geschichte und dem Charakter heraus verstehe ich es. Und, es darf ja nur so enden.


    Blick auf den Stammbaum mit Todesjahr und das Vermächtnis am Ende lassen annehmen, daß Bryndt tatsächlich von Gunther II getötet wurde. Es ist ein interessanter Text, den ich mehrmals lesen mußte. Das Jenseits?

  • Ich möchte noch ein wenig zu Krimhild und Brynhild schreiben. Sie haben beide außerordentlich geliebt und beide einen Verlust hinnehmen müssen. Interessant ist der jeweilige Umgang damit.


    Krimhilds Trauer um Siegfried scheint mir außergewöhnlich. Mit ihren intensiven, zeitlich genau festgelegten Wein-Zeiten und dem eigenen Tempel für Siegfried sprengt sie sicher den Rahmen der üblichen Trauer. Siegfried hatte sich zwar schon von ihr abgewendet als er getötet wurde. Aber auch eine verbliebene einseitige Liebe kann sehr schmerzhaft sein, was Krimhild hier voll auslebt. Sie trägt ihre Trauer nach außen.


    Brynhild erleidet ihren Verlust zwar später, geht aber damit komplett anders um. Sie bewegt sich nach innen, trägt ihre Trauer nicht offen zu tage. Als Hagen in den sicheren Tod geht, sagt sie zum Abschied ihr "NEIN", das wir als ihr erstes Wort kennen. Sie verabschiedet sich damit aus ihrem lebendigen Leben. Auch sie hätte die Chance gehabt, ohne Hagen ein neues Leben aufzubauen, als Königin der Inseln. Aber sie hat mit ihrem Leben in dem Moment abgeschlossen, als sie Hagen ziehen sieht. Hagen und Brynhild sind sich charakterlich wirklich ähnlich.


    Nun kann Brynhild für Hagens Tod niemanden verantwortlich machen außer Hagen, der alles in der Hand hatte.
    Krimhild kann weiterleben durch den Hass, den sie Hagen als Mörder ihres Mannes entgegenbringt. Sie heiratet Etesil (Etzel) doch nur, weil sie damit ihre Rachegelüste gegenüber Hagen befriedigen können wird. Dafür begibt sie sich in die Hände eines "Barbarenkönigs", was für die doch recht vornehme Krimhild ein arges Opfer ist.
    Sie bekommt ihre Chance zur Rache, sie erhält sogar die Möglichkeit, Hagen selbst zu töten. (Das Hagen ihr dazu hilfreiche Hinweise gibt, ist wirklich tragisch und komisch zugleich.)


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    Ich habe zwar sehr langsam gelesen, aber mir muss doch entgangen sein, was Hagen in den Zeiten seiner Abwesenheit getan hat. Hat er wirklich in einem Erdloch in der Waffenkammer gelegen, wie beim letzten Mal?
    "Ich war mich gewöhnen" ist für mich ein sehr einfacher aber zugleich außerordentlich schauriger Satz.

  • Von Rache zerfressen sind alle in ihr Unglück gerannt und zogen so auch zahlreiche Leute mit. Hagen rächt sich an Siegfried, Krimhild an Hagen und so nimmt der Untergang seinen Lauf.


    Bryndt geht mit seiner Mutter zurück in ihre Heimat, wo sie unerkannt leben, allerdings wird Brunhild nicht mehr glücklich und stirbt, als Bryndt 14 ist. Er wird Skalde und muss immer wieder von den Legenden der Wormser Helden hören und berichten.
    Bryndt wurde ja gefangengenommen von Gunther und befindet sich nun auf dem Weg zu seinem sicheren Tod.


    Zitat

    Original von Viola Alvarez
    Ich würde Hagen gerne mal abschließend diskutieren, falls Ihr dazu Lust habt.
    Wie nehmt Ihr ihn in seiner ganzen Geschichte wahr?
    Was für ein Gefühl hinterlässt er bei Euch?
    Konntet Ihr ihn plastisch sehen und erfahren?


    Ich habe Hagen immer als sehr starke Respektsperson angesehen, der alles für seinen Treueschwur dem König sowie der Königin gegenüber tun würde. Er wirkt auf mich sehr streng, stark, aber auch sympathisch – in meinen Augen ist er sehr menschlich. Irgendwann sagt er zu Brunhild, dass er schon 62 wäre, da wurde mir erst richtig deutlich, wie alt er doch schon war und wieviel Power er doch dafür hatte. Hagen´s Geschichte macht sehr traurig, da er eigentlich immer sehr rational war und dann, von Rache zerfressen, in sein Verderben läuft. Hier verspielt er auch irgendwie seine Sympathien.


    Da ich mir so gar keine Notizen mehr gemacht habe, muss ich jetzt mal überlegen, was ich alles vergessen habe...und reiche das dann nach


    Fazit:
    Ein wundervolles Buch, das von einer traumhaft schönen Sprache lebt, von imposanten Bildern und natürlich von der Nibelungensage.
    Die Leserunde hier hat sehr viel Spaß gemacht und ich möchte mich herzlich für deine Begleitung bedanken, liebe Viola!!!

  • Zum Thema Schuld oder Unschuld, das Cait in Bezug auf Brynhild etwas weiter vorne angesprochen hat. Wenn man das so sagen kann, würde ich sie auch als eine der unschuldigsten betrachten. Sie ist, ähnlich wie Uote, ganz und gar Opfer und ihre "Schuld" liegt eigentlich nur darin, daß sie sich von Siegfried hat reinlegen lassen. Und vielleicht, wie ich schon weiter vorne angesprochen hatte, daß sie ihre Chancen nicht genutzt hat, die freie Wahl des Ehemanns und daß sie wie ihre Vorfahrinnen als Herrscherin auf ihren Inseln (welchen auch immer ...) hätte leben können. Doch ist das mehr Versäumnis, als Schuld. Und im nachhinein ist man immer klüger.
    Oder hätte sie mehr in Hagen dringen sollen, Burgund zu verlassen?


    Ich halte aber auch Kriemhild für ein Opfer. Am Ende wird sie Täterin, aber ihre Rache an den Mördern ihres Mannes, die diese Tat auch noch relativ "schäbig" begangen haben. Denn sie wird wohl wissen, rückblickend, warum Hagen so besorgt um Siegfrieds Sicherheit war. (Übrigens, auch schön gemacht, die Paralle zur Sage mit dem Schulterblatt, umgelegt auf Schwachpunkte der Rüstung.)
    Und auch hier, bei ihrer Rache ist Hagen die treibende Kraft, da er darauf besteht, daß sie alle zu ihr reisen, obwohl er weiß oder ahnt, wie es enden wird.
    Wie Bryndt eben etwas früher sagt, hätte Hagen nach Kriemhilds Abreise zu Etesil Ruhe gegeben, hätten alle ihr Leben einigermaßen gut führen und beenden können. Deshalb ist er letzten Endes auch für mich der "Haupttäter", wobei die Opfer dieser Geschichte in erster Linie die Frauen sind. Was wiederum Hagen, der hier über Mutter und Geliebte wohl sowas wie ein Trauma hat, zu seiner Endtat bewegt.
    Ein fataler Kreis, der sich schließt. Traurig, ein bißchen frustrierend, aber schön aufgebaut und geschildert.



  • :write :write

  • Jetzt habe ich das Buch auch beendet und weiß schon, dass mir Hagen, Brynhild, Brynd, Dankwart und selbst Gunther, dieses arme Würstchen, sehr fehlen werden.


    Der letzte Teil war tragisch, aber darauf war man vorbereitet.


    An dem Roman habe ich länger aber auch lieber gelesen als an durchschnittlich vergleichbaren Büchern.
    Es fiel mir auch immer schwer das Buch wegzulegen.
    Zwischenzeitlich dachte ich, meine kümmerlichen Kenntnisse über die Nibelungensage wären ein Problem, aber zum Schluss kann ich sagen, das Buch steht für sich selbst.
    Am Ende haben sich dann doch die wesentlichen Themen für mich aufgelöst.


    Zitat

    Original von bibihexe76
    Fazit:
    Ein wundervolles Buch, das von einer traumhaft schönen Sprache lebt, von imposanten Bildern und natürlich von der Nibelungensage.
    Die Leserunde hier hat sehr viel Spaß gemacht und ich möchte mich herzlich für deine Begleitung bedanken, liebe Viola!!!


    Diesem schönen Fazit und dem Dank für die Leserundenbegleitung möchte ich mich anschließen.