Jens Sparschuh Der Zimmerspringbrunnen

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    Hinrich Lobek, seit drei Jahren abgewickelter Angestellter der Ostberliner Kommunalen Wohnungsverwaltung, wittert Morgenluft. Das Wochenhoroskop von 'Hallo Berlin' mahnt zur Initiative. Beherzt bewirbt sich Lobek bei einer westdeutschen Firma für Zimmerspringbrunnen. Mutig schreibt er: "Langjährige Erfahrung im Vertreterbereich". Und so beginnt der unaufhaltsame Aufstieg von Hinrich Lobek zum erfolgreichen Vertreter Ost für Zimmerspringbrunnen. Wie ein Schwejk der Vertreterbranche stolpert Lobek ahnungslos von Erfolg zu Erfolg. Mit diesem burlesken Vertreterroman ist Sparschuh das Kunststück gelungen, alle komischen und tragischen Aspekte der Ost-West-Spaltung aufzugreifen und ohne Larmoyanz durchzuspielen.


    Der Autor:
    J. Sparschuh wurde 1955 in Karl-Marx-Stadt geboren, studierte in Russland Philosophie und promovierte 1983 an der HU Berlin. Seit dem arbeitet er freiberuflich als Autor. 1989 Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1996 Bremer Förderpreis für Literatur


    Meine Meinung


    Interessant ist der Held, Herr Lobek, schon. Kein Macher, der nach der Wende sein Glück in der Marktwirtschaft sucht und meint, mit der Eröffnung eines "Getränke-Paradie's" in der heimischen Garage in Hinterposemuckel zum großen Geld zu kommen, aber auch keiner, der im ballonseidenen Jogginganzug vor der Glotze versumpft und der Welt bzw. der Wende die Schuld an seinem Elend gibt.
    Vielmehr ist er ein "Schläfer", der seine Fähigkeiten durch Laubsägearbeiten und gewissenhafte Hausarbeit am Leben erhält, um dann, als das Schicksal ihn in Gestalt eines Horoskops und einer Stellenanzeige aktiviert, unbewusst wie unerbittlich, seinen Weg zu gehen. Und das, obwohl er bis zuletzt nicht lernt, seine Ellenbogen einzusetzen, sondern indem er lediglich seine "Ossiqualitäten" nutzt. Nur privat nutzt ihm das nicht viel...


    Zunächst, dieses Buch ist keine abendfüllendes Werk, Langbader wie ich bewältigen es gar in einem einzigen Badegang. Zurück bleibt nicht das Gefühl, neue Erkenntnisse zum Verstehen der Welt gewonnen zu haben, wohl aber, gut unterhalten worden zu sein und sich streckenweise richtig gut amüsiert zu haben.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)