Kriegsspielzeug für Kinder?

  • @DD: Ja, ich erinnere mich daran. Den meinte ich auch.
    Ich könnte unter Umständen auf den Ehemann einer guten Bekannten zurückgreifen, der jahrelang beim HGP mitgearbeitet hat, aber der ist inzwischen zu den Creationists übergelaufen und daher in meinen Augen nicht mehr kompetent. Ich frage mich überhaupt, wie intelligente, nette Leute so etwas auch nur in Betracht ziehen können.


    @Magna Mater: Ich würde meine Töchter nicht in eine Gasflamme fassen lassen. Und Stromstösse regen bestimmt nicht die Gehirnaktivität um 50% mehr an. Alkohol dürften sie probieren, aber da sie ihn ohnehin nicht vertragen werden, mache ich mir auch keine Sorgen. Abgesehen davon sind die meisten noch viel zu klein dazu.


    Voltaire : Lachend jemanden schlagen? Wärst Du wirklich dazu fähig?

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    @ Oryx: Da kocht wer mit gas? Wir hatten einen rechaud.


    :grinVoltaire spamt die ganze zeit selber...


    Pfui, wo bleibt den da die Vorbildfunktion mit Schwertern nä :nono

  • Ja, Oryx, wenn man sich jahrelang der Illusion hingibt, man könne, wenn man nur ACTG in die richtige Reihenfolge brächte, das Buch des Lebens lesen (so einfach war's ja dann doch nicht), bleibt vielleicht am Ende nur die Hoffnung, ein Intelligenter Designer möge hinter dem ganzen Schlamassel stecken.
    Aber im übrigen bin ich ganz Deiner Meinung, und wenn du mal Spaß haben willst, kann ich dir Hans-Joachim Zillmer: "Darwins Irrtum. Vorsintflutliche Funde beweisen: Dinosaurier und Menschen lebten gemeinsam" empfehlen (aber bitte kein Geld für ausgeben!). Das ist der größte Humbug, den ich seit langem gelesen habe...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Apropos Deeskalation: Das mit dem Lachen ist schon mal eine gute Idee.


    Ich hätte da noch einen Tipp, eigene Aggressionen in den Griff zu kriegen: Bevor ihr losbrüllt, legt euch auf den Boden und versucht mal in der Rückenlage zu brüllen. Geht nicht. Auch nicht, wenn man sich Mühe gibt. :lache Ich gebe allerdings zu, dass die Methode in Gesellschaft anderer zu leichten Irritationen führen kann. :grin

  • Boah seid ihr gut. :wow Ich hab mal in Rückenlage versucht, meine Kinder anzubrüllen. Sie hatten mich soweit, dass ich überlegt habe, sie zur Adoption freizugeben, ich hatte also so richtig schlechte Laune.


    Es endete in einer wilden alberernen Rauferei, weil ich es nicht geschafft habe, sie im Liegen anzuschreien.


    @beo
    Und? Hat der Nachbar schon geklingelt?

  • Kommt drauf an, was man unter "Kriegsspielzeug" versteht. Totale Verbote finde ich auch blöde.


    Was mir nicht ins Haus kommt, sind Dinge, mit denen man sich verletzen kann (unser Sohn wird bald 5): Also vor allem Hieb- und Stichwaffen für Kinder, die relativ stabil sind... Oder solche blöden Dinge, mit denen man sich und andere verletzen kann: z.B. Steinschleudern. So was bleibt draußen, und da ist mir auch egal, was andere sagen :-).

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Meine Lieben,


    ich habe mich jetzt durch die bislang 8 Seiten dieses Freds gelesen und musste dabei doch etwas grinsen. Nicht das ich nicht in meiner Jugend auch edle, hilfreiche und gute Ansichten über Kinder, Kriegsspielzeug und Kindererziehung gehabt hätte. Ich war der Auffassung, dass ich Kindern nur einmal erklären müsste, dass sie etwas tun oder unterlassen sollen und dann würden sie schon einsehen, dass ich recht habe... Außerdem habe ich damal bis in den Tod die Ansicht verteidigt, dass Mädchen und Jungs gleich sind und eventuelle Unterschiede nur Erziehungssache...


    Naja, irgendwann hat mich die Realität dann eingeholt und ich musste feststellen, dass Kinder eher Forschern beim Experimentieren gleichen und dass sie wie jeder gute Wissenschaftler an eine Experimente häufig wiederholen, um festzustellen, ob auch jedesmal das gleiche Ergebnis herauskommt. Leider bin ich eines der Forschungsobjekte und meine Kinder testen sehr gerne und häufig, ob ich in meinem Verhalten auch konsequent bin.


    Durch meine völlig unrepräsentativen Feldstudien bin ich zu der Auffassung gelangt, dass es durchaus Unterschiede im Spielverhalten von Jungs und Mädchen gibt und dass Jungs eine Neigung zu Wett"kämpfen" haben und gerne Stärke und Status mit gefährlichen Lebewesen (z.B. Dinosaurier, Raubtiere) und Gegenständen (z.B. schnelle Fahrzeuge aber auch Waffen) demonstrieren. Erziehung ist ein schwieriges und langwieriges Geschäft (s.o.) und es kostet viel Zeit und Kraft (und unzählige Wiederholungen) schon so ganz einfache Verhaltensweisen wie Zimmer aufräumen, Zähne putzen, Jacken aufhängen durchzusätzen. Es fällt mir sehr schwer, mir vorzustellen, dass dieses Interesse an Waffen durch Erziehung erzeugt oder völlig verhindert werden könnte.


    Ich schlage den kinderlosen Theoretikern mal vor, eine Kinderfaschingsveranstaltung zu besuchen. So viele Prinzessinen auf einem Haufen habt ihr noch nie gesehen. Einige Mädchen sind vielleicht Hexe oder Pippi Langstrumpf und einige kleinere Kinder kommen als Marienkäfer oder Biene Maja. Clowns sind auch da. Aber die überwältigende Mehrheit der Jungs wird eine Verkleidung wie Pirat, Cowboy, Ritter, Ninjakämpfer oder Ähnliches gewählt haben, bei der die eine oder andere Waffe erforderlich ist.


    Ich denke aber, dass es dabei nicht um Gewalt und Krieg geht, sondern wie oben schon gesagt eher um Stärke und Status, der in diesen Rollen verkörpert wird. Ich habe mich daher entschossen, in meinen Erziehungsbemühungen nicht von vornherein Waffen, Gewalt und Kriegsspielzeug komplett zu verbieten, sondern das etwas zu differenzieren.


    Wir unterscheiden:


    Waffen als Spielgeräte (z.B. Wasserpistolen oder Schaumstoffschwerter) die erlaubt sind und mit denen auch spielerische Kämpfe ausgefochten werden dürfen.


    Waffen als Sportgeräte, mit denen mit großen Sicherheitsvorkehrungen auf Zielscheiben geschossen werden darf (z.B. Pfeil und Bogen aber auch Luftdruckgewehr).


    Waffen, die zu einem Kostüm gehören. Ich hasse diese Knallpistolen, kaufe sie nicht und will nicht, dass sie in der Wohnung sind oder dass in meiner Gegenwart geschossen wird. Wenn die Kinder sie selbst bezahlen, dürfen sie an Fasching benutzt werden.


    Kriegsspielzeug und Kriegsspiele, die bei uns verboten sind. Dazu gehört für mich jede Art von Tarnkleidung, Panzer und andere Kriegsgeräte der Neuzeit, Maschinenpistolen oder Ähnliches und ganz allgemein "Krieg spielen". Wir haben uns lange darüber unterhalten, dass es eben wirklich Krieg gibt auf der Welt und das echte Kinder von diesen Kriegen betroffen sind, als Kindersoldaten oder als Opfer und das das Ernst ist und kein Spiel. Ausnahmsweise haben die Kinder das eingesehen und es gibt damit keine Probleme.


    Bezüglich des Umgangs mit Medien schaue ich bei Filmen und Spielen auf die Altersbeschränkung, entscheide da aber auch manchmal, dass der 9jährige auch schon einen Film ab 12 sehen darf. Eventuell nicht im Kino, sondern daheim als DVD. Verboten sind alle Arten von Ego-Shootern und alles ab 16 (meine Söhne sind 14, 11 und 9). Mir ist klar, dass ich diese Spiele auf Dauer nicht verhindern kann - und Verbotenes ist ja bekanntlich besonders interessant, aber ich will jedenfalls hier ganz eindeutig Stellung beziehen. Erlaubt sind Aufbau-Strategie Spiele wie z.B. Age of Empire.


    Wie schon erwähnt, träumte ich von gewaltfreier Erziehung, die mit Vorbild, Bitten und Erklärungen auskommt. Bedauerlicherweise ist uns das so nicht gelungen, sondern wir mussten auf Drohung, Bestechung und Erpressung zurückgreifen und so unsere Vorstellung ganz eindeutig mit Gewalt durchsetzen. Zumindest bei uns läuft ohne Druck und Konsequenz die Erziehung nicht. Für mich ist Gewalt auch nicht nur körperliche Gewalt, und ich denke, dass es durchaus möglich ist, mit Worten mehr zu verletzen als mit Schlägen. Gerade in diesem Fred sind mir harte Worte von den "gewaltfreien" aufgefallen...


    Grüße von
    Relaxo

  • Ich liebe die Siedler... da fliegen beim kriegsspielen dauernd die engelchen... und weit und breit kein blut... und wenn du am frühen morgen zum spielen aufhörst, hast du immer wuselnde zwatzler in den augenwinkeln, die dir deine türme einreissen... :lache

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Relaxo ,


    deinen Beitrag kann ich nur unterschreiben.


    Mein Sohn ist mit zwei großen Schwestern aufgewachsen. Die hatten Puppen und kein "Kriegsspielzeug". Was macht der Kerl, als er drei Jahre alt ist und alleine draußen im Garten rumlaufen durfte? Sucht sich einen Stock und macht: "Peng, peng ..."

  • Zitat

    Original von Mary
    Was macht der Kerl, als er drei Jahre alt ist und alleine draußen im Garten rumlaufen durfte? Sucht sich einen Stock und macht: "Peng, peng ..."


    Das kommt mir bekannt vor. :grin


    Mein Sohn spielte schon immer gern mit Stöcken (nicht nur peng-peng) Und auch heute noch hat er beim Spaziergang immer gern einen Stock in der Hand, schlägt damit aufs Unkraut, macht Weitwerfen oder kloppt gegen Stämme.


    Ich finde das nicht besorgniserregend.


    grüße von missmarple, die sich übrigens nicht durch die 8 Seiten gelesen hat

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Ich hab als Kind kleine Airfix-Soldaten aufeinandergehetzt, mit Matchbox-Panzern (ja, die gabs damals!) auf dem Wohnzimmerteppich jede Menge Kriege ausgefochten und später als Teenager das Zimmer voll mit selbstgebauten Plastikmodellen von Flugzeugen aus allen Weltkriegen gestellt. Auch heute noch bin ich von blinkenden Schwertern und Van Helsings gasdruckbetriebener Flak-Armbrust schwer begeistert.


    Und siehe da: Ich hab ohne größere Gewissenskonflikte als Erwachsener zwei Kinder in die Welt gesetzt und die groß bekommen. Ich laufe auch heute noch nicht durch die Gegend und steche Menschen ab oder mähe mit einer M16 Schulklassen nieder.


    Ob ein Kind mit oder ohne Kriegsspielzeug aufwächst hat einen Scheißdreck mit seiner charakterlichen Entwicklung zu tun. Ob der Nachwuchs Ken und Barbie rumknutschen lässt, oder kleine grüne GI-Joes durch den Sandkasten jagt ist dabei völlig egal. Eltern sollten ihren Kindern ebensoviel Aufmerksamkeit wie Freiheit zukommen lassen. Eine Gratwanderung, sicherlich, aber eine die sich letztlich bezahlt macht: Sich selbst und anderen gegenüber bewusste Menschen.


    Gruss,


    Doc