Kriegsspielzeug für Kinder?

  • @ alexx


    ich sehe nachrichten und höre in den letzten wochen immer häufiger, wozu menschen fähig werden, die keine perspektive mehr haben. wenn junge frauen ihre kinder verwarlosen lassen oder gar töten, wenn schülerinnen und schüler attentate verüben oder planen oder vorgaukeln ....


    sicher holt die presse diese fälle gerade nach oben. das macht sie aber nicht weniger dramatisch, nicht weniger beängstigend.
    ich habe nicht mitgezählt, wieviele kinder in den letzten monaten aus diesen gründen traurige prominenz erlangt haben. jedenfalls sind es zu viele.
    ich habe auch nicht genau in erinnerung, wieviele schulen innerhalb der letzten jahre betroffen waren. die toten sind aber real, richtig real, mit echten waffen getötet. Eine lehrerin in meissen. mehrere Lehrer in erfurt ...


    kann man angesichts dessen etwas überschätzen?


    Das hat nun sicher nicht direkt etwas damit zu tun, ob wir Kriegsspielzeug im Kinderzimmer haben?? ich bin überzeugt davon, dass die Kinder, die lernen friedlich miteinander umzugehen weniger schnell zu Waffen greifen, als die Kinder, die Übung darin haben, den finger am Abzug zu haben. Der Vorgang des Abdrückens ist der gleiche, egal, ob da Knallplätzchen in der Waffe liegen oder scharfe Munition.

  • es ist nur so: womit man spielt, daran gewöhnt man sich (mit all den bereits genannten Einschränkungen, die zu wiederholen ich nicht gewillt bin) ... ich kann und will mich an gewalt nicht gewöhnen und ich will auch nicht, dass kinder dies tun.


    Die Verwahrlosung hat ihre Ursachen sicher nicht zuerst in den Spielsachen ... aber ich möchte Kinder und Jugendliche, die in einer Umgebung in der die Perspektiven direkt in solche Zustände münden nicht mit Waffen spielend wissen.


    Und: die Verwahrlosung der Sitten, die offenbar völlig ins Bodenlose gesunkene Hemmschwelle für die Anwendung von Gewalt, für die Tötung von Menschen ist ja ein klares Indiz dafür, wozu Menschen fähig sind....

  • Ach quark, nur weil ich als Kind ne Plastikpistole hatte gewöhne ich mich doch nicht daran. Ich bin nicht gewalttätig geworden und auch sonst "normal".
    Ich durfte Killerspiele spielen und bin trotzdem nicht Amok gelaufen.
    Worauf ich hinaus will:
    Es hängt definitiv nicht nur von einem Umstand ab, ob ein junger Mensch oder ein Kind gewalttätig wird oder nicht. Ein Kind wird doch noch durch viel mehr geprägt!

  • Das Thema wird hier aber ziemlich verharmlost.
    Man kann nicht immer von sich auf andere schließen, und auch wenn es noch so viele Beispiele für uneingeschränkte Friedfertigkeit trotz spielerischen Umgangs mit Waffen gibt, es wird immer Situationen geben, in denen die Grenze zwischen Spiel und Realität etwas ungenauer verläuft, und das wird durch das Herumfuchteln mit Modellpistolen im Kindergartenalter wohl eher unterstützt als alles andere.
    Ich finde es erschreckend, wie tief die Hemmschwelle mittlerweile gesunken ist, wie gleichgültig das Spiel mit todesbringenden Werkzeugen hingenommen, ja sogar gefördert wird. Ein Kind muss ja den Eindruck bekommen, dass Mord dazu gehört, dass ein Leben nicht viel wert ist.
    Und ob Aggressionen dadurch abgebaut werden halte ich für fragwürdig, das kann ziemlich schnell den gegenteiligen Effekt hervorrufen.


    Kinder wollen spielen. Und sich verkleiden, und all das. Weil sie Kinder sind, und sich unter Schießereien im Moment nichts anderes vorstellen als Spiel und Spaß. Das ist die eine Sache, aber dazu muss doch nicht die totale Abstumpfung gegenüber Gewalt, dem Gebrauch von Waffen kommen. Man muss seinen Kleinsten das Zeug doch nicht hinterher werfen, als wäre es nichts, als wäre der Umgang damit vollkommen gebräuchlich.
    Und sicher kommen dann später "sowieso" die Computerspiele hinzu. Das macht es doch nicht egal, oder richtig.


    Und bevor das falsch verstanden wird ...
    Mit einer größeren 'Achtung' vor Waffen sind keinesfalls alle Probleme gelöst, und der Umgang mit solchen Spielzeugen macht kein Kind zum Mörder / Amokläufer und so weiter. Das macht es aber nicht gut.

  • Zitat

    Original von licht
    es ist nur so: womit man spielt, daran gewöhnt man sich ... ich kann und will mich an gewalt nicht gewöhnen und ich will auch nicht, dass kinder dies tun.


    Mit Verlaub, das ist so verallgemeinernd in meinen Augen nicht richtig.


    Mein Jüngster befand sich mehrere Jahre lang hartnäckig in seiner Waffenphase. Es gab Zeiten im Kindergarten- und Grundschulalter, da fühlte er sich nackt, wenn er unbewaffnet das Haus verließ. Wir wohnen in einer Gegend mit karnevalistischer Tradition und die ganze Diskussion um waffenlose Verkleidung kenne ich. Auch die Befürchtungen, die dahinter stecken. Ob Kinder, die mit Waffen gespielt haben, sich später leichter daran gewöhnen, bzw. eine geringere Hemmschwelle haben, hängt ja wohl von der Sozialisation in Elternhaus und Schule ab, wobei der Schwerpunkt auf der elterlichen Erziehung liegt.


    Obwohl, oder vielleicht gerade, weil mein Sohn mit Waffen spielen durfte und wir immer mit ihm auch über diese Themen geredet haben, ist er kein Waffennarr geworden, sondern hat diese Phase ohne Spätfolgen durchlebt. Als er 8 Jahre alt war, hat er mir mal erklärt, warum er später nicht zur Bundeswehr oder auch nicht Polizist werden will. Wegen der Gefahr, eine Waffe in die Hand nehmen zu müssen, oder auch ohne nein sagen zu können in irgendwelche Kriege verwickelt zu werden. Das hat mich in dem Alter ehrlich gesagt etwas erstaunt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir 1 Jahr zuvor anlässlich des Attentats auf das WTC über mehrere Wochen immer wieder sehr ernsthaft über solche Themen mit den Kindern gesprochen haben und er auch oft Fragen zum Thema Gewalt, deren Entstehung und Möglichkeiten mit ihr umzugehen gestellt hat.


    Inzwischen ist das Waffenlager in irgendwelchen Kisten. Er hat kein Interesse mehr daran und auch gewaltverherrlichende Videospiele sind kein Thema.

  • Die Sozialisation und "Zivilisierung" von Menschen erfolgt erst nach und nach; Menschen sind an und für sich tendentiell gewalttätig, wobei der Begriff nicht ganz richtig ist. Man kann jedenfalls an Babys beobachten, daß sie sich keinen Deut darum scheren, ob der Finger, den sie Papa ins Auge stechen, irgendwelche Konsequenzen hat, und Kids im Sandkasten hauen sich Förmchen auf die Rübe, daß es eine Freude hat, weil das Abstecken einer Rangfolge ("Hackordnung") instinktiv stattfindet. Er später begreifen wir, daß der Verzicht auf Gewalt gegenüber anderen nicht nur sozialfördernd ist, sondern auch die eigene Position absichert. Der Verzicht auf das Recht des Stärkeren gehört zu den Fundamenten "zivilisierter" Gesellschaften (ohne jetzt eine Diskussion darüber lostreten zu wollen, ob wir diese Maxime tatsächlich leben oder nicht).


    Zu diesem Lernprozeß gehört neben dem Begreifen der Existenz von Waffen auch das Begreifen ihrer Konsequenzen. Ich behaupte ganz einfach mal, daß der spielerische Umgang dem förderlich ist - man mag mir das Gegenteil beweisen, bitteschön. Solange es Waffen gibt, und wir sind weit von einer Welt entfernt, die ohne derlei auskommt, gehört diese (Er-)Kenntnis dazu. Und je länger man etwas von einem Heranwachsenden fernhält, umso größer wird später sein Interesse daran sein.


    @Licht: Mütter, die ihre Kinder umbringen und die Leichen im Garten verscharren, Kids, die sich gegenseitig "abziehen", Schulhöfe, die von Messer-Gangs beherrscht werden, randalierende zwölfjährige Säufer und all das - diese Problemfelder in einen Topf zu werfen mit Kids, die Zinnsoldaten aufeinanderprallen lassen oder in der Plastikrüstung um die Gunst von Kunigunde fechten, herrje, das ist nun wirklich nicht sonderlich produktiv, und es hat auch überhaupt nichts miteinander zu tun. Soziale Verwahrlosung geht mit Gewaltbereitschaft einher, ist aber keine Folge davon. Aber dieses Thema würde den Rahmen sprengen.


    Ich bin gegen Krieg, sofern man diese einfache Formulierung in einem so komplexen Zusammenhang überhaupt benutzen kann. Krieg ist scheiße. Aber ein Kind, das mit einem Plastikpanzer spielt, hat so viel mit Krieg am Hut oder mittelbar zu tun wie eine zertretene Weinbergschnecke mit dem Stand der SAP-Aktien.

  • Also, nur weil ich als Kind mit Waffen spiele, heißt das nicht, das ich als Erwachsener gewalttätig bin!


    Ich (und das als Mädchen :-] ) hatte Cowboysachen einschließlich Knallpistolen und habe mit Leidenschaft damit rumgeballert - ich hatte Cowboy- und Indianerfiguren, mit denen ich lieber gespielt habe als mit meinem Puppenhaus. Hätten meine Eltern mir das verboten, dann hätte ich halt Stöcke o.ä. zu Waffen umfunktioniert und mir irgendwelche Figuren gebastelt, um meine Lieblingsfernsehserien nachzuspielen. Ich glaube nicht, das während dieser Phase Verbote irgendwas bewirkt hätten, außer mich in die Heimlichkeit zu treiben. Die Phase ist vorbei gegangen und ich denke doch, das ich heute eine vernünftige Einstellung zu Gewalt habe!


    Gewalt, Waffen, Krieg - leider ist das Realität - nicht nur heute sondern schon immer gewesen! Kinder müssen es lernen, sich damit auseinander zu setzen - und meiner Meinung nach kann es durchaus dabei helfen, sie diese "Waffenphase" ausleben zu lassen - immer voraus gesetzt, man behält die Sache ein wenig im Auge. Nicht verbieten und auch nicht überbewerten, aber ein bißchen lenkend eingreifen! Das Gespräch suchen - fragen, was denn an Waffen so interessant ist und erklären, was sie anzurichten imstande sind. Alles natürlich immer dem Alter des Kindes entsprechend!


    Ich denke, wenn man so damit umgeht, schadet auch das Cowboyspiel im Kinderzimmer nicht!

  • ich werde mir künftig abgewöhnen, differenziert zu argumentieren, es wird eh nicht wahrgenommen ...


    ich bin nur gespannt auf den großen aufschrei, wenn wieder ein schüler eine schule stürmt oder oder oder ....


    ich halte es für sträfliche augenwischerei, den zusammenhang verharmlosen zu wollen.
    (das sage ich, ohne damit jede(n), die / der hier anderer meinung ist, als ich zum potentiellen Mörder stempeln zu wollen)

  • Zitat

    Original von licht
    ich bin nur gespannt auf den großen aufschrei, wenn wieder ein schüler eine schule stürmt oder oder oder ....


    ich halte es für sträfliche augenwischerei, den zusammenhang verharmlosen zu wollen.


    Du vertrittst ja durchaus die Mehrheitsmeinung, Licht, zumindest, wenn ich die öffentliche Debatte richtig verfolge.
    Es ist nur so, dass ich und mit mir einige andere den Zusammenhang "Gewaltspielzeug" --> "Gewalt in der Realität" nicht herstellen können, weil unsere persönliche Erfahrung dagegen spricht. Die mag nicht repräsentativ sein, aber sie ist nun einmal mein Hintergrund.
    Anders ausgedrückt: Wenn ich Deine Prämisse teilte, schlösse ich mich auch Deinen Schlussfolgerungen an.
    Ich erkenne auch Deine differenzierte Argumentation (die vielleicht tatsächlich an das Medium "Internetforum" verschwendet ist), aber da ich die Prämisse nicht teile ... eher im Gegenteil ...

  • ät tom, soll ich wirklich jedes wort, das ich bisher schrieb in jedem beitrag wiederholen??? (den betreffenden beitrag habe ich auch editiert, um auf das bisher geschriebene zu verweisen.)

  • Zitat

    Original von licht
    ich bin nur gespannt auf den großen aufschrei, wenn wieder ein schüler eine schule stürmt oder oder oder ....


    ich halte es für sträfliche augenwischerei, den zusammenhang verharmlosen zu wollen.


    Und diese Probleme die zu sowas führen liegen bestimmt nicht nur daran, dass Kinder Cowboy und Indianer spielen durften oder Counterstrike.
    Meiner Meinung nach geht es hier generell darum, dass wieder mehr für Kinder getan werden muss, die Bildung und die sozialen Bindungen müssen verbessert werden.

  • Zitat

    Original von Akascha79
    Und diese Probleme die zu sowas führen liegen bestimmt nicht nur daran, dass Kinder Cowboy und Indianer spielen durften oder Counterstrike.
    Meiner Meinung nach geht es hier generell darum, dass wieder mehr für Kinder getan werden muss, die Bildung und die sozialen Bindungen müssen verbessert werden.


    Aber dass es nicht nur daran liegt, macht es doch nicht zu einem wunderbaren Teil unserer Gesellschaft. Hier geht es doch auch um die Einstellung dazu. Genau wie man es nicht darauf reduzieren, oder sich daran festbeißen sollte, darf man es auch nicht ignorieren oder mit Gleichgültigkeit betrachten.

  • Hallo, licht.


    Okay, dann so.


    Zitat

    ich bin überzeugt davon, dass die Kinder, die lernen friedlich miteinander umzugehen weniger schnell zu Waffen greifen, als die Kinder, die Übung darin haben, den finger am Abzug zu haben.


    Gibt es irgendeinen Anhaltspunkt für diese These? Gibt es irgendwo Statistiken, die Kinder, die mit Knallplätzchenpistolen gespielt haben, solchen gegenüberstellt, die es nicht getan haben, und auswerten, wie stark die Neigung zur Gewalt bei beiden Gruppen ist?


    Wie Du hier desöfteren gelesen hast, wenn Du es denn getan hast: Viele von uns haben mit "Kriegsspielzeug" (im weitesten Sinne) gespielt, und meistens so mit zwölf, vielleicht auch erst mit fünfzehn das Interesse daran verloren, ohne vorher auch jemals nur einen Gedanken daran verschwendet zu haben, wirklich jemanden umzubringen - oder überhaupt an das Töten selbst. Mag sein, daß bei uns Gehirnregionen ausgebildet sind, die den Finger am Abzug einer echten Waffe eher zucken lassen würden als bei den anderen, alleine, dafür fehlt der Beweis, und ich zumindest habe einen Höllenrespekt vor Waffen jeglicher Art. Ich finde Waffen scheiße. Sie töten, in den falschen Händen, Leute. Sie werden benutzt, um Macht auszuüben, zu erlangen, zu mißbrauchen. Sie sind aber auch nötig, weil es Menschen gibt, denen andere völlig egal zu sein scheinen. Ich habe meine Oma damals zwar korrigiert, aber der Grundsatz, daß es falsch ist, mit echten Kanonen auf Menschen zu zielen, der kam bei mir an.


    Menschen sind, moralisch betrachtet, grundsätzlich schlecht, unsere Sozialstruktur erfordert eine fast tagtägliche Verneinung unserer Instinkte. Wir (oder viele von uns) wollen aggressiv und "stärker" sein, wenn uns der Idiot auf der Autobahn schneidet, der Depp an der Kasse vordrängelt, der Hirni am Telefon eine Versicherung aufschwatzen will. Daß wir nicht aggressiv reagieren, haben wir unserer Konditionierung als sozialtaugliche Tiere zu verdanken, die wir eigentlich nicht sind. Und das hat alles mit Waffen nichts zu tun. Die Frau, die in Thüringen ihre Kids umgebracht hat, hat das nicht mit einer Pistole getan. Ihr Intellekt als Regulativ für die niederen Instinkte, für Ängste, Zorn und Hilflosigkeit, war ausgehebelt, vielleicht sogar überhaupt nicht in ausreichender Form und Menge vorhanden, hier ist etwas grundsätzlich schiefgelaufen, das, würde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, absolut nichts mit Waffen oder Kriegsspielzeug zu tun hat.


    Eine gewaltfreie, friedliche Gesellschaft wäre wunderbar. Leider ist das eine Utopie. Aber einfach so zu tun, als wäre die Utopie Realität, auf daß der Balg dann mit einer Knarre bedroht wird und interessiert fragt: "Das sieht ja hübsch aus, darf ich auch mal?", das kann ja auch nicht die Antwort sein, oder?


    Und, wie gesagt. Ich glaube, Du stellst eine - durchaus positiv intendierte - Querverbindung her, die so nicht existiert. Gewaltbereitschaft ist keine Frage der Mittel. Auch ein Kopfkissen kann eine absolut tödliche Waffe sein.

  • Zitat

    Original von Lotta
    Aber dass es nicht nur daran liegt, macht es doch nicht zu einem wunderbaren Teil unserer Gesellschaft.


    Ich bestreite, dass es überhaupt daran liegt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es weniger Gewalt gäbe, wenn der natürliche Drang zur Aggression "zivilisiert" abgebaut würde - etwa in Killerspielen und nicht mit dem Baseballschläger auf der Straße.

  • Lotta


    es wird nicht ignoriert noch verharmlost, wir sind nur bei Schritt eins in diesem Dauerbrenner von Thema festgefahren:


    Einige hier, darunter ich, wehren sich, eine direkte Verbindung vom Spielzeugpanzer zum Einsatz in Afghanistan zu sehen.
    Oder die Hände über dem Koppf zusammenzuschlagen, weil 'die Gesellschaft' heute so gewaltätig ist.


    Gewalt in menschlichen Gesellschaften ist ein grundsätzliches Problem, über die Ursachen und die Vermeidung wurde immer gestritten. Es gibt Maßnahmen dagegen.
    Sich an den Händen zu fassen und 'Fröhlich sei das Kaffeetrinken' zu säuseln, ist keine.


    Es geht um die Frage, wie man Konflikte löst.
    Keiner hier 'verherrlicht' Kriegsspielzeug.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der man von klein auf mit echten Waffen konfrontiert wird. Ich durfte mit 9 zum ersten mal mit einer .38 schiessen und sass dank des Rückschlags gleich auf dem Boden, ich bin mit Pfeil und Bogen aufgewachsen und halte mich für einen leidlich guten Jäger und habe mit 18 Combat shooting gelernt und später als Student Aikido praktiziert.


    Ich bin als Jugendlicher tätlich angegriffen worden und bin froh, dass ich gelernt hatte in welcher Situation man sich wehren soll und wann es besser ist, nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Als Kind war ich in den Ferien oft mit gleichaltrigen Verwandten in Raufereien verwickelt und war an und für sich oft der Stärkere, aber habe nie diese Position ausgenutzt und den Schwächsten drangsaliert. Ich bin eine sehr friedliebende, oft auch zu gutmütige Person und man muss mich schon sehr provozieren, bevor ich verärgert bin.


    Ich habe nie mit "Kriegsspielzeug" gespielt sondern bekam relativ schnell "the real thing" in die Hand - unter Anleitung von Erwachsenen natürlich, aber immerhin.


    @licht: Das Problem, dass Du ansprichst ist, dass die Kinder in problematischen Stadtteilen nicht genügend sozialisiert wurden und dass sie ihre mangelnde verbale Fähigkeiten nicht zur Lösung von Konflikten einsetzen können und daher auf andere Weise imponieren und sich in der Gesellschaft einen Platz mit Gewalt erkämpfen wollen. Das ist ein Erziehungsproblem, aber unabhängig davon, ob diese Kinder mit Waffen gespielt haben oder nicht. Ein Kleinkind schreit um auf sich aufmerksam zu machen, ein grösseres greift an ein Beinkleid und zieht daran oder es pieckst einen mit etwas, wo es weiss es gibt eine Reaktion. Es liegt an den Eltern, den Kindern die passenden Verhaltensweisen bezubringen. Auch Gleichaltrige können bei der Sozialisierung hilfreich sein, denn wenn ein Kind sich nicht in eine Gruppe einfügen kann, und das will es eigentlich immer, dann muss es in kürzester Zeit die regeln des Zusammenlebens lernen. Ein Kind, welches die Spielsachen anderer zerstört, wird wohl kaum vom Besitzer nett behandelt werden.

  • Zitat

    Original von Bernard
    Ich bestreite, dass es überhaupt daran liegt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es weniger Gewalt gäbe, wenn der natürliche Drang zur Aggression "zivilisiert" abgebaut würde - etwa in Killerspielen und nicht mit dem Baseballschläger auf der Straße.


    Mal abgesehen davon, ob das damit im Zusammenhang steht, finde ich dennoch, dass es Gewalt unnötig noch mehr in den Alltag holt. Sich umzubringen ist nicht 'zivilisiert'.


    Zitat

    Original von magali
    Lotta
    Es geht um die Frage, wie man Konflikte löst.
    Keiner hier 'verherrlicht' Kriegsspielzeug.


    Das sage ich auch nicht.
    Aber den Umgang mit Waffen, Tod und Spielen, in denen man mal eben ein paar Menschen umbringt für absolut in Ordnung zu erklären, ist für mich schon Verharmlosung.