Kriegsspielzeug für Kinder?

  • Ich habe am Wochenende einen sehr interessanten Text von Umberto Eco gelesen. In dem Buch Platon im Striptease-Lokal schreibt er ziemlich überspitzt einen Brief an seinen dreijährigen Sohn.


    Kurz zum Inhalt: Es geht darum, daß er seinem Sohn zu gegebener Zeit mit Kriegsspielzeugen überhäufen möchte. Er (der Vater) hält es für sinnvoll, seinen Sohn im Kindesalter damit zu konfrontieren, weil er es für die Entwicklung wichtig hält.
    Das ist jetzt nur ganz grob wiedergegeben. Am besten ist es natürlich, wenn man den Text selbst liest. Oder mit der Schreibweise Ecos vertraut ist.



    Allerdings hat mir Eco mit diesem Text voll aus dem Herzen gesprochen.
    Während ich selbst (bzw. mein Bruder) in den 70er Jahren noch unbedacht mit sogenannten Kriegsspielzeugen (Platikpistolen, Miniatursoldaten, Ritter etc.) spielen durften, war das in der Generation meiner Kinder nicht mehr selbstverständlich.


    Dieses für mich zu Hause durchzusetzen war kein Problem. Auch meine Kinder hatten z. B. eine Ritterburg. Anders war es da schon im Kindergarten. Karneval durften sich meine Jungen zwar als Cowboy, Ritter, Indianer oder ähnliches verkleiden, ABER die Waffen (das eigentlich Wichtige für die Jungen an der Verkleidung ;-)) mußten zu Hause bleiben. So verloren meine Kinder bald jegliches Interesse daran, sich überhaupt noch verkleiden zu wollen.
    Ein eigentlich natürlich kindliches Verhalten wurde da irgendwie schon unterdrückt.


    Einige Mütter trieben es so extrem, daß auch zu Hause jegliches Kampf- oder Kriegsspielzeug vermieden wurde.
    Das hatte einmal zur Folge, daß an dem Kindergeburtstag meines 5jährigen Sohnes ein solches Kind sich aller gemeinsamen Aktivitäten verweigerte und lieber im Kinderzimmer blieb, wo es endlich mal ganz ungestört mit einer Ritterburg spielen durfte :lache


    Diese damalige Situation hat mir sehr zu Denken gegeben.


    Absolute Verbote halte ich meistens für überzogen und sie wecken oftmals erst besonderes Interesse an einer bestimmten Sache.


    Wie waren oder sind eure Erfahrungen damit?

  • Hallo!
    GUTES Thema!
    Ich persönlich halte nichts von kompletten Verboten - allerdings bleibt mir der Sinn von solchen Spielsachen verborgen. Eine Ritterburg - okay. Mein Sohn (4 Jahre) hat ein selbst gezimmertes Ritterschild und ein aufblasbares Schwert. Das finde ich okay insofern, dass diese Waffen a) heute nicht mehr gebräuchlich sind und b) Jungs halt eben ihre Kräfte messen wollen.
    Was für mich die absolute Krätze ist: die Pistolen, die jetzt zur Fasnetszeit wieder an allen Ecken verkloppt werden. Sind zwar nur Platzpatronen drin, aber...nervig sind die Teile. Nur - ob es was bringt, das zu verbieten, wenn mein Sohn eine will? Ich denke, dann werde ich mal mit ihm reden, was eine echte Waffe anrichten kann.
    Ich war als Reporterin im Jugoslawienkrieg in verschiedenen Lazaretten unterwegs. Ich werde nie vergessen, mit welch stoischer Ruhe Kinder die Beinprothesen trugen - und mit welcher Traurigkeit im Blick. Und ich werde nie den jungen Soldaten vergessen, der sich im Bett liegend an mich geklammert hat - seine Schulter war durchschossen.
    Ganz stolz war ich, als mein Sohn im Spielzeugladen stand und da war ein Metallpanzer - den wollte er nicht haben: "Mama, das macht tot" hat er gesagt. Aber wer weiß, was ihm noch in den Sinn kommt...
    Dennoch: spannendes Thema.

  • hm....Jungs haben ab und bis zu einem bestimmten Alter Interesse an marzialischem Zeug...damit zu spielen oder NICHt zuspielen macht sie weder zu besseren, noch zu schlechteren Menschen.


    Verwehrst du den Buben ihre "Waffen" basteln sie sich halt selbst welche, e ist gerade mal egal.

  • Ich finde: Kriegsspielzeug gehört auf den Müllplatz der Geschichte.


    Ich zähle unter Kriegsspielzeug jedes realistische Modell von Waffen, also Pistolen, Gewehre, Panzer, Kriegsschiffe, Laserpistolen etc.


    Ritterburgen und die dazugehörigen Dinge fallen für mich nur eingeschränkt darunter. So, wie Burgen zur Zeit iherer Entstehung durch ein buntes Treiben gekennzeichnet waren, so sollen sie ruhig heute auch im KInderzimmer ihren Platz neben dem Bauernhof und dem Puppenhaus finden. Wenn sie allerdings nur dafür da sind, dass ich Plastkritter mit Keulen den Schädel einschlagen, hat das nichts mit Rittertum zu tun, sondern fällt für mich unter die Rubrik gewaltverherrlichend. Damit hat es in einem Kinderzimmer nichts zu suchen.
    Wo die Vielfalt des Lebens spielerisch erlebbar wird, kann ich gut mitgehen. Wo Waffen um ihrer selbst willen zum Spielen angeboten werden, finde ich das schwierig.


    Alles, was Kinder selbst bauen finde ich wenig bedenklich, solange Eltern darauf achten, dass Kinder weder sich noch andere ernstlich gefährden. Hier soll und kann die Fantasie und auch ein gesundes Maß an Rauferei und Kampfgeist ausgelebt werden.


    Kinder erleben im Fernsehen und im Computer m.E. zu häufig die vermeintlich gefahr- und folgenlose Anwendung von Waffen. Da wird geballert, geschossen, gebombt, gehauen und gestochen. Auf Monster, auf Fantasiegebilde, auf Tiere, auf Menschen.
    Ich bin nicht sicher, was geschieht, wenn Kinder diese Waffen schließlich in der Hand halten. Ich bin nicht sicher, wie lange Kinder sich mit dem Modell zufrieden geben.


    Aber generell: für mich gehören Kriege auf den Müllplatz der Geschichte. Für mich gehören Kriegsmaschinen auf den Müllplatz der Geschichte. Und damit auch jegliche Modelle von ihnen.


    Ich finde es grundsätzlich sinnvoller, wenn Kinder Frieden spielten statt Krieg, wenn Kinder im Spiel lernen, friedlich Konflikte zu lösen. Es gibt jede Menge Spiele, die Kindern (und Eltern) Spass machen, so daß kein Kind außen vor bleiben muss.


    Soviel zur Theorie. Nun kommt das "Aber": So sehr ich im Grundsatz zu dieser eher pazifistischen Einstellung stehe, so wenig ist mir daran gelegen, sie um jeden Preis und mit aller Macht durchzusetzen. Jegliche Form von Rigorismus scheint mir da völlig deplaziert. Und solange Eltern darüber nachdenken, was sie tun und mit ihren Kindern gemeinsam über das reden, womit wie gespielt wird, und was Waffen bedeuten, habe ich auch kein Problem damit.

    Und noch eine Bemerkung für die Freunde der staatlichen Ordnung: ich bin zwar der festen Überzeugung, dass Formen der staatlichen Gewalt und der staatlichen Gewaltausübung unverzichtbar sind.


    Eine letzte Bemerkung für alle waidmännisch interessierten: Ich habe nichts gegen Jagd und die damit notwendige Verwendung von Waffen.

  • Zitat

    Original von licht


    Ich bin nicht sicher, was geschieht, wenn Kinder diese Waffen schließlich in der Hand halten. Ich bin nicht sicher, wie lange Kinder sich mit dem Modell zufrieden geben.


    Für ewig..wenns normale Kinder aus einer normalen Umgebung sind udn das sind die Allermeisten.


    Mein Ältester hat von seinem Oppa so altes Zeug geschenkt bekommen, Panzer und was dazu gehört....das war ne Zeitlang interessant, er hat auch was über Kriege wissen wollen und dann war es gut.

  • Oh ja find ich auch ein super Thema...
    Bin auf die verschiedenen Ansichten sehr gespannt.


    Meine beiden Neffen haben in ihren Kinderzimmern vermutlich die Ausstattung, um ganze Weltkriege zu gewinnen. Da gibt es Pistolen, Säbel, Panzer, Ritterburgen, sogar eine Wasserbombenwurf Bazooka, Flugzeuge, alles Mögliche und Unmögliche.
    Die Jungs, wollen das einfach haben und ihren Räuber und Gendarmespieltrieb mit dem Kram ausleben.
    Ich persönlich sehe da nichts Verwerfliches dran, natürlich sollte man beobachten, wie die Kinder mit den Sachen spielen und für Erklärungen jederzeit zur Seite stehen.
    Ich erinner mich an einen Kindergeburtstag, da war ein Junge zu Gast welcher wirklich nichts anderes getan hat, als mit einer der Pistolen herum zu laufen und sie irgendwem an den Kopf oder Bauch zu halten und zu brüllen: "Ich mach dich tot!"
    Da waren meine Neffen dann schwer genervt von und haben ihm erklärt, daß man so nicht spielt, weil das so nicht schön sei, man darf schießen, aber nur in die Luft oder hinter wem her, damit er Angst bekommt.
    Der kleine Kerl war arg verwirrt und hat ein wenig gebraucht, bis er das umgesetzt hatte. :grin


    Ansonsten waren beide immer ganz scharf darauf meine Waffe zu sehen oder mal schnell im vorbeigehen an meinem Gürtel anzufassen, wenn sie mich im Dienst irgendwo gesehen haben.
    Mit zunehmendem Alter wurd das allerdings weniger.
    Als sie aus einem Gespräch heraus gehört haben, daß ich mit dem Ding schon Tiere getötet habe, wurde ich mit Fragen bestürmt, warum, ob das denn hätte sein müssen und ob mir die Tiere nicht leid getan hätten... etc.


    Ich denke daher, wenn man für seine Kinder da ist und ihnen erklärt und verständig mit ihren Fragen umgeht, dann stellt "Kriegsspielzeug" eine ganz normale Stufe auf der Entwicklungsleiter dar.


    Mir persönlich ist es lieber, die Jungs leben ihren Waffenspieltrieb jetzt mit Platzpatronen aus, als das sie mit 15-16 mit dem Luftgewehr in den Wald gehen und auf Bäume Tiere oder sonst was schießen und mir dann als Entschuldigung den Satz präsentieren: "Naja, ich wollte halt mal ein wenig Krieg spielen!"
    (Alles schon da gewesen und hätte auch böse ausgehen können, die Jungs haben nämlich erstmal in den Lauf unserer "echten" Waffen geguckt, bis das Gewehr außer Reichweite war.)

  • Bj..mein Jüngste, an sich ein harter Brocken, der als 8-11 jähriger mit Vorliebe Krieg und ähnliches gespielt hat, hat letztens Rotz und Wasser geheult, als wir ne Maus gefangen haben...

  • Nun mag das in Gegenden mit solidem sozialem Umfeld stimmen, Alex ...
    Aber wenn ich mir hier und besonders im ländlich / kleinstädtisch geprägtem Raum die sogenannten Perspektiven junger Leute ansehe, wird mir schlecht.


    Ich wage nicht, mir auszumalen, was geschieht, wenn in unseren Breiten die Hemmschwelle Waffen gegenüber angeregt durch TV, Computer und die realistischen Modelle in der Spielwarenabteilung noch weiter sinkt.


    Aber meine Ablehung von Kriegsspielzeug im Kinderzimmer will ich ja nicht allein damit begründet wissen, sondern grundsätzlicher: alles, was mit Kriegen zu tun hat, gehört auf den Müllplatz der Geschichte.

  • Ich denke, daß man mit der Zeit gehen sollte.
    Waffen gehören nun mal zu unserer Zeit dazu. Nicht als normale Gebrauchsgegenstände, sondern sie sind halt da.
    ES GIBT SIE!
    Und indem man sie aus den Kinderzimmern verbannt, kann man sie leider nicht als nicht vorhanden erklären.
    Also bringe ich meinen Kindern doch lieber den vernünftigen Umgang mit solchem Spielzeug bei, als das ich es ihnen komplett verbiete und es für sie immer weiter die Anziehungskraft des Verbotenen ausübt, oder?

  • Zumal es nix bringt...


    in der Klasse meines Sohnes war eine Ökumutter, sie erlaubte ihrem Kind zwar an Fasching einen Cowboy zu spielen, aber er durfte keienrlei Waffen tragen..eben aus pädagogischen Gründen, mit den lapidaren Worten "Wir brauchen keine Waffen"
    Er konnte an diesem Tag nicht mitspielen und ich vergess das Gesicht des Jungen auch nicht, habs direkt vor mir...der muss in dem Moment seine Mutter gehasst haben wie die Pest, ob das gesund ist..stell ich in Frage

  • *hüstel*
    Mir fällt da ein vielleicht nicht ganz passendes Gegenbeispiel ein.
    Ich hatte in Kindergarten und Grundschule eine Freundin, die durfte zu Hause nicht mit der Puppenküche und Puppen spielen, weil ihre Mutter das nicht wollte, weil sie der Meinung war, dass sie die Tochter so zu eine typischen Hausmutter heranzieht.
    Ergebnis, war das sie sobald sie bei mir war Stunden lang nichts anderes getan hat, als zu kochen und Plastikkekse zu backen und Babyborn zu wickeln.
    Ich glaub, sie war die erste aus meiner Schulklasse, die geheiratet und Kinder bekommen hat. :lache

  • Zitat

    Das finde ich okay insofern, dass diese Waffen a) heute nicht mehr gebräuchlich sind und b) Jungs halt eben ihre Kräfte messen wollen.


    Schwerter sind Stechwaffen, und solche sind durchaus noch "gebräuchlich", auch zum Zwecke der Tötung.


    Als die Pazifismuswelle durch die Kinderzimmer schwappte, meinte man, künftige Gutmenschen dadurch erzeugen zu können, daß man Pistolen aus Plastik ausmusterte und sie durch naturreine Bioholzklötze ersetzte, die von den Blagen fortan genutzt wurden, um sie sich gegenseitig an die Schädel zu dreschen.


    Mit Verlaub. Menschen, die noch keine sind, weil ihnen die Fähigkeit, soziale Strukturen zu reflektieren, nahezu gänzlich fehlt, werden nicht dadurch besser, daß man ihnen Plastikpanzer und wasserspeiende MG-Nachbildungen entzieht. Hier wird eher das Gewissen der zur achtsamen Erziehung unfähigen Eltern geschont als die Zukunft der Heranwachsenden. Und davon abgesehen: Alles, was man auf diese Art "vermeidet", holen die Blagen wenige Jahre später mit Ballerspielen nach, die so brutal sind, daß Liveberichte aus dem Kosovo dagegen wie Sandkastenspiele aussehen. :pille

  • Ich stimme Tom zu.
    Was mir allerdings zu denken gibt, dass wir irgendwann die ganze Entwicklung nicht mehr unter Kontrolle haben - vielleicht haben wir sie auch schon verloren.


    Aus Spielzeugwaffen werden sehr oft im Laufe es Lebens echte Waffen, und war der Umgang mit der Spielzeugpistole noch unbedenklich, so ist der Umgang mit einer echten Waffe in falschen Händen mehr als bedenklich.


    Aber wie so vieles andere auch, so wird auch diese Entwicklung über uns hinwegfegen und irgendwann gehört es zum guten Ton sich zu bewaffnen. Das Gegensteuern von Eltern in irgendwelchen Kinderzimmern ist reine Energieverschwendung.


    Früher war ein Taschenmesser ein Hilfsutensil - heute ist es eine Waffe. Die Verrohung der Gesellschaft ist in vollem Gange.


    Vielleicht kann man die Wirkung einer Waffe erst dann richtig beurteilen, wenn man selbst durch eine Waffe verletzt wird......


    Lasst also den Kindern ruhig ihre Spielzeugwaffen, ein Verbot würde nichts nützen und würde auch nicht das Bewusstsein von irgendjemanden verändern.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Was ist eigentlich 'vernünftiger' Umgang mit Waffen?


    Und was eine Waffe? Im Konfliktfall wird ein Sandkastenförmchen zur Waffe. Kann ganz schön bluten, wenn es so gegen eine Kinderstirn geknallt wird.
    Solange man keine Regeln für den Umgang miteinander im Konfliktfall aufstellt, sind Totalverbote völlig sinnlos.


    Mich erschreckt es auch, wenn Kinder mit Plastik-Schußwaffen aufeinander zeigen und knallen und schreien: Bumm, Du bist tot.
    Aber ist das wirklich Einüben von Töten??


    Ich hatte als Kind, so ab ca, sieben, keinen größeren Wunsch, als eine Pistole zu haben. Ich habe so ein Kunststoff-Dingens gekriegt, zum Abschießen von Knallplättchen. Ich habe die Nachbarschaft jahrelang totgenervt mit der Knallerei.
    Bis heute finde ich Schußwaffen schön, vor allem ältere Gewehre. Bin ich auf Reisen, besuche ich entsprechende Museen, wenn denn eins in der Nähe ist.
    Trotzdem besitze ich keins, habe nie Schießen gelernt und schlage im Konfliktfall mit Worten zu.


    Weil ich ein Mädchen bin ?


    Kindern schenke ich Bücher.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Aber ist das wirklich Einüben von Töten??


    Ganz sicher nicht.


    Voltaire : Ich glaube nicht, daß die häufig kolportierte "Verrohung" der Gesellschaft, die von genau jenen Medien immer wieder zur Nachricht gemacht wird, die Deppen dabei vorführen, wie sie ihr Sexleben diskutieren, in irgendeinem Zusammenhang mit Spielzeugwaffen steht. Wenn zwei Sechsjährige Cowboy und Indianer spielen (was ja zugleich rassistisch, geschichtsverfälschend und auf widerwärtige Weise pro-Bush-amerikanisch ist :grin), dann haben sie keine Peilung davon, was es bedeutet, jemanden zu erschießen. Mir war jedenfalls das Geräusch der Knallplätzchenpistole weitaus wichtiger als das Umfallen des taubenfederbehelmten Indianers. Und ich bin alles andere als ein Freund von Gewalt (geworden).

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Also bringe ich meinen Kindern doch lieber den vernünftigen Umgang mit solchem Spielzeug bei, als das ich es ihnen komplett verbiete und es für sie immer weiter die Anziehungskraft des Verbotenen ausübt, oder?


    *ganzheftigzustimm*


    Alles andere ist purer Irrsinn. Dann dann wird immer irgendwann die Neugier siegen und weiß der Teufel was dann passiert. Außerdem, sagt mal, hat uns das geschadet??? :wow


    Als Knirps habe ich manchmal so ein halbes Schnapsgläschen voll Wein mittrinken dürfen, wenn meine Eltern oder Großeltern ein gutes Tröpfchen zu sich nahmen. Mit 8 war ich sternhagelvoll, weil ich die Früchte an Silvester aus der Bowle geklaut habe. Und, bin ich deswegen heute zum Alkoholiker mutiert? Nein.


    An Karneval als Cowboy ohne Revolver mit Knallmunition? Das ist wie Sex ohne Orgasmus. Was kann man nur seinen Kindern antun? Was ist denn so schwierig daran, ihnen zu erklären, daß man die Dinger nicht auf andere Menschen richtet? Klar klappt das nicht immer, aber aus mir ist auch weder ein Serienmörder noch ein Auftragskiller geworden.
    Dazu sollte man vielleicht noch erwähnen, daß ich recht guter Schütze bin...nunja, war.
    Mit 12 gings in den Schützenverein, Luftdruckwaffen. Ein paar Jahre und ein paar nette Erfolge später wurde die Waffensachkundeprüfung abgelegt und es wurde Kleinkaliber geschossen. Mit der Volljährigkeit kamen dann auch großkalibrige Waffen hinzu. Und es hat immer sehr viel Spaß gemacht.


    Warum ich das erzähle? Weil ich aus Erfahrung weiß, daß es immer solche und solche Vereine gibt. Wenn man sich als Elternteil gut informiert, kann eigentlich so gut wie nichts schief gehen. In guten Vereinen lernt man auch einen vernünftigen Umgang mit Waffen. Als Sport. Und Ende.


    "Es ist nicht die Waffe die tötet, sondern der Finger des Menschen, der den Abzug betätigt!"


    Laßt die Kinder (kontrolliert!) Spielen und setzt ihnen keine albernen, unnützen Grenzen. Denn dann kann kein Kind wissen, wo die Grenzen später eigentlich wirklich hingehören.

  • Meine Oma hat mich mal mit einer Knallplätzchenpistole gesehen, und da hat sie gesagt: "Damit zielt man nicht auf Menschen." Ich war acht oder so. Ich habe gefragt: "Und warum, nicht Oma?" Da hat sie gesagt: "Waffen töten Menschen." Ich habe geantwortet: "Oma, das ist eine Knallplätzchenpistole."


    (Edit: Diese Geschichte ist verbürgt. :grin)

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Ich versteh schon was du sagen willst, Licht, aber jetzt mal ehrlich, Mit was, oder was hast du als 8-11 Jähriger gespielt?


    ich verstehe nicht, was die frage hier soll. ich habe als Kind mit dem gespielt, was der Garten hergab. Ich erinnere Erbsengewehre aus knüppeln, ich erinnere Kirschen- und Birnenschlachten ... ich erinnere wilde Raufereien.


    Widerspricht das meinem statement? - soweit ich sehe: nein. Ich wende mich a) gegen Kriege und Kriegsmaschinen sowie deren Modelle generell. b) finde ich, daß realistische Modelle von Waffen sowie ihre Vorbilder in Kinderhänden nichts verloren haben c) spreche ich mich ausdrücklich dafür aus, dass Kinder raufen und auch kämpferisch spielen sollen, aber unter Verwendung ihrer Fantasie - denn das macht die Unterscheidung zwischen Spiel und Realität um wesentliches leichter.


    Es wird dabattiert, ob die man die Neugier stillt, ob man dem Reiz des verbotenen wehren kann mit Spielzeugwaffen. Ich frage mich, ob alle regeln zum Schutz von Kindern und Jugendlichen unter Umständen völlig sinnlos sind. Beim Rauchen wird der Zugang zum Jahresbeginn 2007 bewußt erschwert. Beim Alkohol gibt es allenthalben entsprechende Hinweise, beim Autofahren gibt es klare Verbote: alles das weckt die Neugier.
    Sollen wir alle entsprechenden Gesetze abschaffen und Kinder ans Steuer, an den Schnaps und an die Kippen lassen, weil ein Verbot eh nur die Neugier weckt, weil ein "vernünftiger" Umgang nur über den Gebrauch zu erlernen ist?


    Die "Spielzeuge-sind-doch-harmlos-Argumente" mögen wie bereits gesagt, da ziehen, wo das soziale Gefüge funktioniert, wo Eltern mit ihren Kindern reden. Aber überall da, wo Kinder keine Vorbilder mehr haben, ausser den Helden der TV-Serien, überall da, wo Kinder und Jugendliche und deren Eltern keine Perspektiven haben, wo das Leben aus Ablehungen und Frust über den Verlust aller sozialen Bezüge besteht, wo Arzt, Tierarzt, Post, Einkaufsmarkt, Firmen und Betriebe, Kirche etc aus den Orten abgewandert sind, da ist nichts mehr harmlos. In solchen Gegenden funktionieren keine Regeln mehr, weil keiner mehr etwas zu verlieren hat.


    Aber nochmals wiederholt: ich kann Kriegsspielzeug vor allem deshalb nicht ab, weil ich Kriege generell nicht abkann.
    Und: jede Form das ganze rigoros durchzusetzen finde ich genauso vor den Baum ... (aber auch das schrieb ich bereits)

  • Ich bin ein Anhänger der These, dass man als Mensch in der Regel ein gewisses Aggressionspotenzial von der Natur mitbekommt. Wahrscheinlich gehört das einfach zum Energielevel, den wir brauchen, um überhaupt aktiv zu werden.
    Diese Energie muss irgendwie abgebaut werden. Man kann das durch Sport machen oder durch das Anschauen von Filmen oder Lesen von Büchern mit Gewaltdarstellungen (bei den Psychologen heißt das, glaube ich, "Kompensationsangst"). Oder eben durch Kriegsspielzeug.
    Ich habe als Kind gern mit solchem Spielzeug gespielt und spiele heute, mit Mitte 30, immer noch gern ab und an ein "Killerspiel" am PC. Ich interessiere mich für militärische Taktiken (auch schon als Kind), schaue gern Kriegsfilme und schreibe gern Geschichten mit militärischem Umfeld.


    Aber bei der Bundeswehr hat es mir nicht sonderlich gefallen, Kriege finde ich nicht erstrebenswert und auch sonst halte ich mich für einen friedfertigen Typ.


    Ich denke, es ist entscheidend, dass Kinder den Unterschied zwischen Spiel und Realität lernen. Dazu kann Kriegsspielzeug sogar einen konstruktiven Beitrag leisten, weil es das Thema (spielerisch) auf den Tisch bringt. Und wenn sie ihre Aggressionen damit spielerisch verarbeiten, statt ihre Kindkollegen zu vermöbeln, haben alle gewonnen.