Schreiben Männer wirklich nur über Männer?

  • Ich sag ja nicht, dass es generell unmöglich ist. Es gibt halt nur viele Leute, die es nicht hinkriegen.


    Um jetzt konkret belegen zu können, *was* an Handlungen und Reaktionen nicht funktioniert, müsste ich die Bücher vor mir haben und konkrete Stellen raussuchen, die mir unglaubwürdig vorkommen. Hab ich jetzt nicht da.


    Bei Kinky Friedmals Stefanie war des ihre Art, auf die Flirt- und Anbaggerversuche ihrer Kumpels zu reagieren. Sie sprach das immer so plump an und zog die Jungs damit auf, was weder zur ihrer sonst eher als damenhaft geschilderten Art passte noch ein besonders häufiges Vorgehen sein dürfte. Glaubhafter wäre meines Erachtens gewesen, sie hätte so getan, als würde sie das nicht kapieren, nicht zur Kenntnis nehmen. Dann hat sie keinen Ärger mit. Oder sie spräche die Leute unter vier Augen an. Aber nicht in der Kneipe vor allen Leuten.


    Dieses offensive drauf Eingehen auf die unerwünschte Baggerei alter Freunde, das ist was, was nicht mal ich machen würde. Und ich war immer "one of the guys". Es gab Leute, die mich aus einem Forum kannten und noch nicht mal am Telefon davon überzeugt waren, dass sie mit einer Frau sprechen. Und da hatte ich einen weiblicher klingenden Nick als hier.


    Die Jungs in den Kinky-Büchern kommen recht glaubhaft daher. Es hat mich nicht mal besonders erstaunt, als mir einer von denen mal im realen Leben über den Weg lief. Steven Rambam hatte in Stuttgart zu tun und wurde interviewt. Zumindest ein paar von denen gibt es also wirklich.


    Ich hab einige Kinky-LeserInnen im Bekanntenkreis, und eine meinte mal, Stefanie mache keinen realen Eindruck, die wirke als sei sie Friedmans Vorstellung von einer Frau.


    Was natürlich sein kann: Dass eine generelle Schwäche, Personen überzeugend zu zeichnen, dann besonders deutlich zu Tage tritt, wenn man einer Frau eine Frau verkaufen will. Oder einem Mann einen Mann. (Vielleicht sind männliche Helden, von Frauen geschaffen, ja besonders oft Weicheier?)


    Natürrrlich gibt es auch jede Menge von Autorinnen geschaffene Heldinnen, mit deren Handlung ich nicht einverstanden bin. Aber da denke ich mir höchstens: Zicke! Und nicht: Nee, so habe ich noch nie eine Frau reagieren gesehen!


    Und, ja, bis zur Stunde dachte ich trotz des weiblichen Avatars, Waldläufer sein ein Mann. Aber das mag am Nick liegen. Stünde da "Susanne", hätte ich diese Assoziation sicher nicht gehabt. So viel hatten wir noch nicht miteinander zu tun, dass ich mir diesbezüglich eine Meinung gebildet hätte. Hängen blieb vor allem der Eindruck "hat Ahnung".


    Ein Bekannter von mir hat in einem Forum den Nick "Truhe". Da fallen seit Jahren ständig die Leute aus allen Wolken, wenn sie irgendwann merken, dass das ein Mann ist. Auch wenn "Truhe" nie was anderes von sich gibt als sprachlich knappe technische Tipps. Das ist eine sprachliche Denkfalle, denke ich.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner