"Die Weisheit des Eunuchen" - Jason Goodwin

  • Titel der britischen Originalausgabe: "The Janissary Tree"


    Kurzbeschreibung
    Konstantinopel 1836: Es ist tiefe Nacht, als Sultan Machmut, Herrscher über das osmanische Reich, eine beunruhigende Nachricht entgegennehmen muß. Noch im selben Moment schickt er nach seinem engsten Vertrauten, dem klugen, weltgewandten Eunuchen Yashim. Erschüttert lauscht der Mahmuts Worten: Vier der höchsten Offiziere sind verschwunden, und größte Eile ist geboten, sie unversehrt zu finden, denn nichts weniger als die Macht des Sultans steht auf dem Spiel. Schon am nächsten Morgen taucht einer der Offiziere auf - tot und ohne Gesicht in einem eisernen Kessel. Yashim macht sich auf die Jagd nach dem Täter, und sein Weg führt ihn durch die engen Gassen Konstantinopels, durch die luxuriösen Serails und die prächtigen Moscheen der Stadt bis in die Quartiere der entmachteten türkischen Garde der Janitscharen. - »Die Weisheit des Eunuchen«, ein fesselnder historischer Kriminalroman aus dem Reich der Osmanen.


    Über den Autor
    Jason Goodwin, geboren 1964, hat Byzantinische Geschichte an der Cambridge University studiert. Nach dem Erfolg von The Gunpowder Gardens: Travels in China and India in search of Tea begab er sich auf eine sechs-monatige Reise durch Ost-Europa nach Instambul. Sein literarischer Reisebericht On Foot to the Golden Horn wurde 1993 mit dem renommierten John Llewellyn Rhys Preis ausgezeichnet. Nach einem Buch über das Osmanische Reich - Lords of the Horizons: A History of the Ottoman Empire ist »Die Weisheit des Eunuchen« sein erster Roman. Mit seiner Frau und vier Kindern lebt er heute in West Sussex, England.


    Meine Meinung


    Das Buch ist der erste Roman um Yashim, eine Art osmanischen Sherlock Holmes, ich vermute aber, dass Fortsetzungen folgen werden. Yashim ist mir sehr ans Herz gewachsen, auch das am Rande thematisiert wurde, wie er mit seinem Schicksal als Eunuch hadert.


    Gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Basare, Gassen und Paläste von Instambul und auch der Einblick in die politischen Intrigen und gesellschaftlichen Strukturen zu der Zeit.


    Die Sprache ist eher anachronistisch, wobei das in diesem Roman für mich gut funktioniert hat, weil ich das Gefühl hatte, dass der Autor es besser gewusst hätte, aber moderne Begriffe und Ausdrucksweisen mit einem Augenzwinkern verwendet hat - ähnlich wie es John Maddox Roberts in seiner SPQR-Reihe macht. Überhaupt hat der Auter einen sehr feinen Humor, wobei ich befürchte, dass einige der Zweideutigkeiten (Zum Beispiel bezeichnet sich Yashim irgenwo als "freelance" :grin) in der Übersetzung verloren gegangen sind.


    Weniger gut gefallen haben mir die kurzen Kapitel. Der Autor schafft es, 330 Seiten in 130 Kapitel zu unterteilen. :wow Einige Kapitel sind nur eine halbe Seite lang, dadurch wurde mein Lesefluss immer wieder unterbrochen.


    Der eigentliche Fall hat mich nicht so sehr vom Hocker gerissen, aber Yashim und einige andere Figuren fand ich interessant genug, dass ich mir wohl auch eine Fortsetzung kaufen würde, um zu sehen, wie die Figuren sich weiter entwickeln.
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  • Ich habe 'Die Weisheit des Eunuchen' sehr gern gelesen, es machte Spaß ins Istanbul des 19. Jhdts. einzutauchen.


    Für einen Krimi kam allerdings recht wenig Spannung auf, trotz einiger übel zugerichteter Leichen und Yaschims unermüdliche Suche nach den Mördern.
    Viel fesselnder fand ich die historischen Einschübe, vor allem über die Janitscharen, über ihre Bedeutung für das osmanische Reich, über ihre interne Struktur und auch über ihre Entwicklung von Elitesoldaten zu Störrfaktoren im politischen Gefüge. Erfahren habe ich auch einiges über die Bektashi-Derwische (im Buch Karagozi), was ich vorher nicht wusste und interessant fand.


    Für mich lag also eher der Schwerpunkt beim Lesen im historischen Bereich, die Krimihandlung war mehr Transportmittel der Geschichte.


    Auch in der deutschen Übersetzung (Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) ist die Sprache mehr in Richtung modern, manchmal ein bisschen flapsig, was aber nicht weiter störend war. Das passte ganz gut zu dem Humor, der an einigen Stellen aufblitzte.


    Yaschim Togalu ist ein sympathischer Ermittler, von dem ich durchaus gerne mehr lesen möchte. Wie ich gerade gesehen habe, gibts ja bereits eine Fortsetzung.
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