Inhalt:
Das Buch erzählt die Geschichte der letzten ca. 20 Jahre des Lebens von Temudschin aka Dschingis Khan aus der Sicht seines (fiktiven) Erstgeborenen Temur. Besonders wichtige Ereignisse sind die Kriege gegen die chinesischen Reiche Chin und Xixia, sowie gegen das Reich der Choresmier.
Temur, Kriegsherr, Schamane, Herrscher, Politiker und Diplomat soll auf Wunsch seines Vater nach ihm Großkhan werden. Doch er weigert sich stets, da er eigentlich nur seine Freiheit will, was ihn immer wieder von der Seite des Vaters vertreibt, manchmal in dessen Auftrag und manchmal in privaten Reisen, bei denen er von Seoul bis Bagdad ganz Asien mehrmals durchquert. Was Temur letzten Endes sucht ist sein eigenes Ich. Als er am Ende am Sterbebett seines Vaters steht, muß er sich entscheiden, soll er dessen Wunsch erfüllen oder soll er seinem eigenen Herzen folgen und sich weigern?
Die Geschichte kennt die Antwort.
Autorin: (aus dem Buch übernommen)
Barbara Goldstein arbeitete nach dem Abitur zunächst in der Verwaltung bei japanischen und deutschen Banken, nahm dann ein Studium der Philosophie und Sozialen Verhaltenswissenschaften auf, war als Managerin in der Personalabteilung einer Bank tätig und verfaßte zwei Sachbücher. Der Herrscher des Himmels ist ihr dritter Roman bei Bastei Lübbe. Wenn sie nicht für Recherchen auf Reisen ist, lebt und arbeitet sie in der Nähe von München.
Meinung:
Es ist faszinierend, aber mit ein paar Abwandlungen könnte ich hier beinahe Beowulfs Meinung zu Goldsteins anderem Roman "Der Maler der Liebe" abschreiben, abgesehen davon, daß ich nichts gegen die Ichform in historischen Romanen habe.
Und ich würde mein Buch nicht unbedingt als schön bezeichnen, aber nett, sehr nett zu lesen, wenn es auch Geduld brauchte, nicht nur, weil es mit fast 800 Seiten sehr dick ist.
Auch Temur strebt nach Freiheit und Unabhängigkeit, was ihn zum ewigen Wanderer macht, bis er am Ende vielleicht seinen Frieden gefunden hat. Temur fühlte sich für mich weder mongolisch, noch wie ein Mann des 13. Jahrhunderts an. Wie fühlt sich ein Mongole des 13. Jahrhunderts an? Ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, wie sich ein Europäer des 21. anfühlt – wie Temur.
Doch war er, der ewig Fliehende, Suchende und Zerrissene, mir von Anfang an sehr sympathisch, was zweifellos den Ausschlag gegeben hat, daß ich das Buch zwar nicht unbedingt verschlungen, aber genießend gelesen habe.
Interessant war es auch zu lesen, obwohl ich zwischendurch ein bißchen den Überblick darüber verloren habe, welches Reich die Mongolen gerade unterwerfen. Es zeigt auch schön die Zwiespältigkeit, da einerseits im mongolischen Reich lobenswerterweise zB Religionsfreiheit herrscht, aber andererseits die unterworfenen Völker nicht gefragt werden, ob sie sich ihm anschließen wollen. Und wehe den Städten, die Widerstand leisten oder sonstwie den Zorn des Khakhan oder eines anderen Dschingiden erregen!
Ich glaube schon, daß Goldstein bei den Ereignissen weiß, was sie schreibt, obwohl ich es mangels tiefergehendem Hintergrundwissen nur vermuten kann. Lobend zu erwähnen sind eine (schwarzweiße! :grin) Karte, die einen Überblick über Temurs Reisen gibt, sowie, sehr hilfreich, ein Personenregister, in dem die historischen Personen gekennzeichnet sind. Außerdem, zwecks Orientierung, eine Übersicht darüber, wie die Städte heute heißen.
Außerdem erklärt die Autorin, warum sie sich dafür entschieden hat, mit Temur eine fiktive Hauptperson zu wählen.
Etwas skeptisch machten mich ein paar blauäugige und blonde Mongolen. Gab es die? Sahen sie damals schon so aus, wie heute oder konnte es doch welche geben, die eher europäisch denn asiatisch aussahen?
Ich habe das Buch gern gelesen und trotz der Schwächen nie einen Zweifel daran gehabt, daß ich es beenden werde. Es ist eine nette und interessante Art, sich der Geschichte der Mongolen unter Dschingis Khan zu nähern.
Ob ich eine weitere Goldstein lese, hängt davon ab, welchen Themen sie sich in Zukunft zuwenden wird. Wenn wieder eines für mich dabei ist, werde ich gerne noch eine lesen, aber wohl nur dann.