Der Klappentext
An seinem 82. Geburtstag erhält der einflussreiche Industrielle Henrik Vanger per Post anonym ein Geschenk. Das Paket enthält eine gepresste Blüte hinter Glas, genau wie in den 43 Jahren zuvor. Vangers Lieblingsnichte Harriet hatte ihm 1958 zum ersten Mal dieses Geschenk gemacht, doch dann verschwand sie spurlos. Ihr Leichnam wurde nie gefunden.
In einer letzten Anstrengung beschließt Vanger herauszufinden, was dem geliebten Mädchen tatsächlich zustieß. Er engagiert den Journalisten Mikael Blomkvist, der, getarnt als Biograf, bald auf erste Spuren stößt. Unterstützt wird er von der jungen Ermittlerin Lisbeth Sander, einem virtuosen Computergenie mit messerscharfem Verstand. Je tiefer Blomkvist und Salander in der Vangerschen Familiengeschichte graben, desto grauenvoller sind ihre Enthüllungen.
Der Autor
Stieg Larsson , 1954 in Umea, Schweden, geboren, war Journalist und Herausgeber des Magazins EXPO. Er galt als einer der weltweit führenden Experten für Rechtsextremismus und Neonazismus.
2004 starb Stieg Larsson an den Folgen eines Herzinfarkts.
Mein Eindruck
Da ich eine Vorliebe für Schweden-Krimis habe, war das Buch natürlich Pflichtlektüre. Ein reicher Industrieller engagiert einen Journalisten, um für ihn das Verbleiben seiner Lieblingsnichte zu klären. Da er ein Verbrechen vermutet, sind auch alle Verwandten verdächtig.
Deshalb muß Blomkvist, der Journalist, verdeckt operieren. Als Tarnung soll er eine Familienbiografie verfassen.
Wie es sich für richtige Industriebosse gehört, vertraut man natürlich auch Blomkvist nicht blind, sondern läßt ihn von einer Sicherheitsfirma durchleuchten. Die von der Sicherheitsfirma beauftragte Mitarbeiterin Lisbeth Sander ist für mich die schillerndste und faszinierendste Figur der ganzen Geschichte und für sich schon die Lektüre des Romans wert. Eine Soziopatin mit derart kaputtem Privatleben, dass sie entmündigt und unter Vormundschaft gestellt wurde.
Gleichwohl ist sie nicht dumm, sondern verfügt über ein fotografisches Gedächtnis. Ihr wichtigstes Arbeitsmittel ist ihr Laptop, mit dem sie sich in jeden Computer im Internet hacken kann.
Als Mikael herausbekommt, dass er ausspioniert wird, nimmt er Kontakt zu Lisbeth auf und kann sie schließlich dazu bewegen, für ihn zu arbeiten.
Da es auch beziehungsmäßig zwischen beiden "funkt", arbeiten sie hervorragend zusammen und dringen immer tiefer in den Sumpf der Vanger-Dynastie ein. Natürlich gelingt ihnen die Aufklärung des Falles, aber bis es soweit ist, muß sich der Leser erst durch fast 700 Seiten arbeiten.
Das ist auch nicht weiter schwer, viel schwerer ist es, den Roman zwischendurch zur Seite zu legen.
Larsson hat keinen Thriller geschrieben, eigentlich noch nicht einmal einen "richtigen" Krimi.
Für mich hat das Buch durch die Figuren gelebt, die so intensiv beschrieben sind, dass man meint, sie persönlich zu kennen. Lisbeth jedenfalls habe ich geliebt. Abgerundet wird die Handlung durch die Landschaftsbeschreibungen, die den Leser direkt nach Schweden versetzen.
Die im Roman reichlich vorhandene Sozialkritik wird untermauert durch eingestreute statistische Angaben, deren Sinn für die Handlung sich mir allerdings nicht erschlossen hat. Wenn Larsson allerdings seine sozialkritischen Ansätze an seinen Romanpersonen festmacht, ist das schon wesentlich eindringlicher.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und habe es trotz der 700 Seiten bedauert, als ich am Schluss angekommen war. Schade auch, dass der Autor schon so früh gestorben ist. Lustig fand ich hingegen, dass alle Protagonisten mit Apple-Computern arbeiten...
Jetzt hoffe ich, euch den Mund so richtig wässrig gemacht zu haben. Das Buch gibt's übrigens auch im CLUB!
Grüße
D.
Edit: Tippfehler berichtigt