Birgit Vanderbeke - Das Muschelessen

  • Birgit Vanderbeke - Das Muschelessen
    ISBN: 3-596-13783-7
    109 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Weil der Vater sich verspätet, kommen seine Frau und die beiden Kinder am gedeckten Tisch vor einem Berg Muscheln ins Gespräch. Der Vater wird besichtigt, seine Autorität erstmals in Zweifel gezogen, und drei Stunden später ist der Patriarch gestürzt.


    "Am Ende der Erzählung wandert ein ideologischer Grundpfeiler des Bürgertums auf den Müll: die Idee der Familie. Das Idyll der Geborgenheit und Sicherheit erweist sich als Mischung aus Heiliger Inquisition, Sträflingsgaleere und Gummizelle." -die tageszeitung-


    Die Autorin
    Birgit Vanderbeke geboren 1956 in Dahme/Mark, lebt im Süden Frankreichs. Für "Das Muschelessen" wurde sie 1990 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. 1997 erhielt sie den Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 den Solothurner Literaturpreis für ihr erzählerisches Gesamtwerk, 2002 wurde ihr der Hans-Fallada-Preis verliehen.


    Meine Meinung
    "Das Muschelessen" hat mir gut gefallen. Einziger Kritikpunkt ist bei mir der Schreibstil. Die Sätze sind sehr lang und verschachtelt und und viel zu häufig kommen nervige Wiederholungen vor.
    Die Geschichte handelt von einer Familie, in der der Vater die absolute Autorität inne hat und dem sich alle anderen Familienmitglieder beugen müssen. Er ist sehr konservativ und hat genau Vorstellungen von einer "perfekten" Familie. Nur leider merkt er nicht, dass er durch sein Verhalten genau das Gegenteil erreicht. Die Familienverhältnisse sind gestört: es gibt Angst, Geheimnisse und Gewalt. Das Buch ist in der Ich-Perspektive der Tochter verfasst und hat dadurch eine sehr mitreißende Wirkung auf den Leser. Das Ende war für mich wie eine Erlösung, aber da will ich nicht zu viel verraten ;-)
    Absolut empfehlenswert!

  • Ich habe vor ein paar Jahren eine Lesung besucht, in der jenes Buch in Auszügen vorgestellt worden war und fand es - gelesen - richtig gut. Die Vorleser hatten es als kleines Schauspiel inszeniert. Ein wichtiges Thema interessant aufbereitet. Ich mag die Vanderbeke und ihren Stil.

  • Ich kenne das Muschelessen in der Druckversion und als Hörbuch, gelesen von der Autorin. Das, was dich, Morgaine, an Wiederholungen stört, wirkte im Hörbuch ganz anders auf mich, als Zuspitzung und sogar spannungssteigernd.
    Ich fand die Geschichte in der Druckversion schon sehr gut, aber als Hörbuch war es ein ganz anderes Erlebnis, eine ganz andere Geschichte. Hier hat die Autorin die Akzente gesetzt - und zwar anders als die, die ich mir selbst beim Lesen gesetzt hatte.


    Lisbett,


    ich mag die Vanderbeke auch sehr gern, obwohl sie leicht kopierbar ist.

  • Ich habe das Buch vor einem Jahr gelesen und war begeistert. Die langen Sätze waren einmal etwas anders. Die länge des Buches hat genau gepasst, wenn es viel länger gewesen wäre, hätte der Schreibstil sicherlich gestört.
    Das ganze Buch fand ich auch mitreissend. Alles in allem 1-2h tolle empfehlenswerte Lesestunde(n)

  • Bei mir sind es schon ein paar Jahre her, daß ich es gelesen habe... Ich fand es echt klasse!


    @ Morgaine


    Ja, das Ende ist der Clou!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Liesbett,


    wenn ich Vanderbeke gelesen habe, geschieht es mir danach immer wieder beim Schreiben, dass manche Sätze wie die Vanderbeke klingen, wie eine billige Kopie sozusagen. Ohne, dass ich das beabsichtige.


    Inzwischen ist die "Kopierbarkeit" aber für mich zu einem Kriterium bei der persönlichen Beurteilung von Literatur geworden. Als ich vor vielen Jahren das Schreiben begonnen habe, habe ich als Übung (und nur als Übung) ein bisschen in der deutschen Gegenwartsliteratur herum kopiert. Ich wollte auf diese Weise herausfinden, wie bestimmte Geschichten funktionieren. Dabei habe ich festgestellt, dass ich z.B. Klassiker nicht kopieren kann. Ich habe lange überlegt, warum bestimmte Texte leicht kopierbar sind und andere eben gar nicht. Ich kann Vanderbeke ja nicht kopieren, weil ich so genial bin, sondern weil der Text so einfach gebaut ist, dass es jedermann leicht kann.

  • Liebe Ines,
    ja ich kann das durchaus nachvollziehen. Ähnlich ergeht es mir bei gewissen Aspekten von James Joyce (hier natürlich die deutsche Übersetzung), die sich durchaus in den Beiträgen im Forum auswirken. Ich lasse plötzlich Satzteile weg und erfinde neue Wörter ... Die Literatur dahingehend zu beurteilen vermag ich nicht, möchte ich auch nicht. Das dies für Schriftsteller aber durchaus ein Kriterium sein kann finde ich interessant.

  • Ich habe das Buch während der Aktion Blindkaufbuch erworben und heute in einem Zug durchgelesen.


    Die Geschichte ist echt mitreissend! Eine Familie, die auf die Rückkehr des Vaters von einer Dienstreise wartet und ihr gesamtes Leben zu hinterfragen beginnt. Zuerst erfährt man über die Familie als Ganzes und schließlich wird immer mehr über die Geheimnisse gesprochen, die Ablehnung, die Vorwürfe und vorallem die Gewalt, die der Vater gegenüber den Kindern und der Mutter ausübt.


    Die Geschichte endet recht plötzlich und hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen.


    Die Sätze sind tatsächlich recht lang und verschachtelt, aber daran hab ich mich schnell gewöhnt.


    Ein recht kurzes Lesevergnügen aber empfehleneswert.

    Who is Keyser Soze?


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    (o ,o)
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  • Ich habs vorhin zu Ende gelesen. Und ganz ehrlich es ist ganz nett und interessant aber der Schreibstil ist etwas Nervig.
    Ich hab das Buch für nen Euro gekauft und auch der Grund warum ich es gelesen habe.
    Beim Ende gehts mir wie sollhaben. War mir zu schnell und wusch.

  • Mich hat diese nur 128 Seiten kurze Erzählung fasziniert. Ich mag verschachtelte und verschwurbelte Sätze, doch Frau Vanderbeke übertreibt es ja fast schon, mit ihrem Schreiben quasi ohne Punkt und Komma. :lache


    Doch hat man sich erst einmal an diesen etwas ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnt, bekommt man eine Erzählung geboten die es sprichwörtlich in sich hat. Auf Wikipedia wird gar von einer politischen Parabel mit Bezug zu den Geschehnissen in der ausgehenden DDR berichtet. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, bekommt das just Gelesene in der Tat noch mal einen ganz anderen Sinn. Vor allem das offene Ende, welches mich zuvor ein klein wenig ratlos zurück gelassen hatte.


    Aber selbst wenn man die ganze Story "nur" als ganz normale Erzählung betrachtet, ist dieses Büchlein irgendwie etwas Besonderes. Die sich entwickelnde Eigendynamik die die Familienmitglieder an den Tag legen, ist äußerst mitreißend und ich habe beim Lesen einen regelrechten Hass auf den abwesenden Vater bekommen.


    Von mir gibt es definitiv volle Punktzahl und eine Leseempfehlung!