2. Band der Leo Wechsler-Reihe
Kurzbeschreibung:
Berlin, 1922. Der Maler Arnold Wegner erregt mit seinen provokanten Bildern Bewunderung und Abscheu. Als er tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft. Gibt es eine Verbindung zu dem geheimnisvollen Toten, den man kurz zuvor aus dem Landwehrkanal gezogen hat?
Über die Autorin:
Susanne Goga, geboren 1967, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen. Sie lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.
Meine Meinung:
Im Berlin des Jahres 1922 hat die Inflation die Republik fest im Griff und die Bevlkerung versucht ihen Hunger nach Brot und besseren Zeiten zu stillen. Armut breitet sich aus, in den unterprivilegierten Bezirken sind immer mehr hohlwangige und hoffnungslose Menschen zu sehen, während die Oberschicht den Verfall ihres Reichtums mit extravaganten Abendveranstaltungen zu kompensieren versucht. Die allgemeine Unzufriedenheit ist der ideale Nährboden für deutschnationale Gesinnungen, deren Befürworter sich in eigenen Gesellschaften und Vereinen zu organisieren beginnen. Im Polizeikommissariat geht alles seinen gewohnten Gang, Kommissar Leo Wechsler hat den Tod eines Mannes aufzuklären, den man aus dem Landwehrkanal gezogen hat und den mysteriösen Tod eines umstrittenen Malers, dessen provokante Bilder vor allem in politisch konservativen Kreisen auf heftige Ablhenung stoßen. Doch reicht dies als Motiv für einen Mord oder ist der Täter ganz woanders zu suchen? Kommissar Wechsler beginnt zu ermitteln und muss zwischen Glamour und Luxus auf der einen Seite und Hunger und bitterer Armut auf der anderen Seite die richtigen Spuren finden und zu deuten wissen.
Auf ein Wiedersehen mit Leo Wechsler habe ich mich sehr gefreut und ich wurde nicht enttäuscht! Authentisch ist die Atmosphäre des Berlins der frühen 20er Jahre, in die Susanne Goga ihre Leser erneut entführt, die hin- und hergerissen zwischen der Faszination des Gesellschaftslebens und dem Gefühl der politischen Bedrohung, die sich am Horizont abzeichnet sind. Gänsehaut überkommt den Leser, wenn sich verdiente Offiziere um die Aufrechterhaltung und Stärkung der germanischen Rasse bemühen und sich herablassend über diese kleine neue Partei mit Namen NSDAP auslassen. Andererseits gibt es viele liebevoll eingebundene Details, die den Leser zum Schmunzeln bringen, wie z.B. der Stolz der Büchereibesitzerin über das gerade eben erschienene Buch "Ulysses" - geschrieben von einem Iren, einem gewissen James Joyce - das sie für einen Wahnsinnspreis bei Shakespeare & Company in Paris bestellt hat.
Susanne Goga zeigt in diesem 2. Krimi um Kommissar Wechsler ein gutes Gespür für ihre Szenen und erzeugt durch den kontinuierlichen Wechsel der Schauplätze und agierenden Personen eine Spannung, die bis zum Schluss erhalten bleibt. Dabei bleibt weder die Tiefe ihrer Charaktere noch die private Entwicklung des Kommissars auf der Strecke, was mir besonders gut gefallen hat. Das Wiedersehen mit alten Bekannten und die Begegnung mit neuen Figuren mit Potential trägt eindeutig zum Lesevergnügen bei und lässt die Vorfreude auf einen nächsten Fall jetzt schon wachsen. Kurz: Eine rundum gelungene Fortsetzung, die mich endgültig zum Leo Wechsler-Fan gemacht hat!