Tod in Blau - Susanne Goga

  • 2. Band der Leo Wechsler-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Berlin, 1922. Der Maler Arnold Wegner erregt mit seinen provokanten Bildern Bewunderung und Abscheu. Als er tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft. Gibt es eine Verbindung zu dem geheimnisvollen Toten, den man kurz zuvor aus dem Landwehrkanal gezogen hat?


    Über die Autorin:
    Susanne Goga, geboren 1967, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen. Sie lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.


    Meine Meinung:
    Im Berlin des Jahres 1922 hat die Inflation die Republik fest im Griff und die Bevlkerung versucht ihen Hunger nach Brot und besseren Zeiten zu stillen. Armut breitet sich aus, in den unterprivilegierten Bezirken sind immer mehr hohlwangige und hoffnungslose Menschen zu sehen, während die Oberschicht den Verfall ihres Reichtums mit extravaganten Abendveranstaltungen zu kompensieren versucht. Die allgemeine Unzufriedenheit ist der ideale Nährboden für deutschnationale Gesinnungen, deren Befürworter sich in eigenen Gesellschaften und Vereinen zu organisieren beginnen. Im Polizeikommissariat geht alles seinen gewohnten Gang, Kommissar Leo Wechsler hat den Tod eines Mannes aufzuklären, den man aus dem Landwehrkanal gezogen hat und den mysteriösen Tod eines umstrittenen Malers, dessen provokante Bilder vor allem in politisch konservativen Kreisen auf heftige Ablhenung stoßen. Doch reicht dies als Motiv für einen Mord oder ist der Täter ganz woanders zu suchen? Kommissar Wechsler beginnt zu ermitteln und muss zwischen Glamour und Luxus auf der einen Seite und Hunger und bitterer Armut auf der anderen Seite die richtigen Spuren finden und zu deuten wissen.


    Auf ein Wiedersehen mit Leo Wechsler habe ich mich sehr gefreut und ich wurde nicht enttäuscht! Authentisch ist die Atmosphäre des Berlins der frühen 20er Jahre, in die Susanne Goga ihre Leser erneut entführt, die hin- und hergerissen zwischen der Faszination des Gesellschaftslebens und dem Gefühl der politischen Bedrohung, die sich am Horizont abzeichnet sind. Gänsehaut überkommt den Leser, wenn sich verdiente Offiziere um die Aufrechterhaltung und Stärkung der germanischen Rasse bemühen und sich herablassend über diese kleine neue Partei mit Namen NSDAP auslassen. Andererseits gibt es viele liebevoll eingebundene Details, die den Leser zum Schmunzeln bringen, wie z.B. der Stolz der Büchereibesitzerin über das gerade eben erschienene Buch "Ulysses" - geschrieben von einem Iren, einem gewissen James Joyce - das sie für einen Wahnsinnspreis bei Shakespeare & Company in Paris bestellt hat.


    Susanne Goga zeigt in diesem 2. Krimi um Kommissar Wechsler ein gutes Gespür für ihre Szenen und erzeugt durch den kontinuierlichen Wechsel der Schauplätze und agierenden Personen eine Spannung, die bis zum Schluss erhalten bleibt. Dabei bleibt weder die Tiefe ihrer Charaktere noch die private Entwicklung des Kommissars auf der Strecke, was mir besonders gut gefallen hat. Das Wiedersehen mit alten Bekannten und die Begegnung mit neuen Figuren mit Potential trägt eindeutig zum Lesevergnügen bei und lässt die Vorfreude auf einen nächsten Fall jetzt schon wachsen. Kurz: Eine rundum gelungene Fortsetzung, die mich endgültig zum Leo Wechsler-Fan gemacht hat! :-]

  • Ich hab's mittlerweile auch gelesen.


    Link zur Homepage der Autorin:
    http://www.susannegoga.de/


    Meine Meinung:
    Mit den Kriminalromanen um Kommissar Leo Wechsler nimmt sich Susanne Goga der bisher im Kriminalroman eher unterrepräsentierten Zeit der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts an.


    Berlin, 1922. Der Maler Arnold Wegner hat seinen Stil gefunden. Er malt hauptsächlich Porträts, die Bettler, Verwundete, Arme, Prostituierte, etc. also die wenig anerkannten Menschen der Gesellschaft zeigen. Seine provokanten Bilder polarisieren, sie werden teils bewundert, teils mit Abscheu betrachtet und verurteilt und stoßen vor allem in politisch konservativen Kreisen auf große Ablehnung. Seine Ehe mit seiner Frau ist eher unglücklich, da sie seine künstlerischen Vorlieben nicht teilt. Als der Künstler von seiner Frau tot in seinem Atelier gefunden wird, führen Leo Wechslers Ermittlungen neben der tatverdächtigen Ehefrau auch zur rechtsextremen Asgard - Gesellschaft, auf die er schon in einem anderen Fall gestoßen ist. Erst Hinweise der Geliebten des Malers, einer avantgardistischen Tänzerin, helfen Kriminalkommissar Leo Wechsler den Fall zu lösen...


    Susanne Goga gelingt es in ihrem Krimi „Tod in Blau“ soziale, kulturelle und politische Entwicklungen im Berlin nach dem ersten Weltkrieg lebendig zu machen, ohne belehrend oder aufdringlich zu wirken. Die Autorin zeigt uns dabei die unschönen Seiten Berlins zur damaligen Zeit, die Hinterhöfe, Armenviertel und Rotlichtbezirke genauso wie Adelskreise, vornehme Villen und Künstlerkneipen. Berliner Lokalkolorit bringt sie nicht nur durch gelegentliches „Berlinerisch“ in ihren Dialogen ein, sondern vor allem über die Beschreibung der Stadt, ihrer Bewohner und liebevoll eingearbeiteter Details über Neuerungen in dieser Zeit.


    Die Erzählung des Kriminalfalls beginnt zunächst beschaulich, Susanne Goga baut aber sukzessive Spannung auf, die ihren Höhepunkt im letzten Drittel des Romans hat. Die eigentliche Spannung ergibt sich dabei noch nicht mal aus der Frage, wer der Täter ist, sondern daraus, ob es gelingt ihn zu fassen und einen Tatzeugen vor ihm zu schützen. Der Autorin gelingt es, selbst Nebenfiguren lebendig und glaubwürdig darzustellen.


    Der Protagonist, Kommissar Leo Wechsler ist ein sympathischer Ermittler mit großem Herz, der aber durchaus wütend und laut werden kann, wenn er sehr verärgert wird, so zum Beispiel gegenüber seinem neidischen Kollegen Malchow, der versucht ihn unter Druck zu setzen oder angesichts diverser Ungerechtigkeiten, die er im Laufe seiner Ermittlungsarbeit erleben muss. Er ist ein Ermittler der ganz in seiner Arbeit aufgeht, aber dennoch sein Privatleben nicht vergisst.


    Seine private Situation als verwitweter Vater mit zwei Kindern, der mit seiner Schwester in einem Haushalt lebt, ist nicht einfach. Sowohl er als auch seine Schwester müssen einen Weg zu einem eigenen Leben finden. Es gelingt Susanne Goga das Privatleben des Ermittlers zwar zu einem wesentlichen Element ihre Romans zu machen, und damit einen gewissen warmherzigen Hintergrund zu erzeugen, ohne dass dieses aber den Kriminalfall dominiert.


    Die gelungene Kombination von Privatleben des Kommissars und Kriminalfall macht erst das möglich, was Susanne Goga dem Leser bietet: Geschichte zum Miterleben, flüssig und locker erzählt.


    „Tod in Blau“von Susanne Goga ist ein authentischer, intelligenter und gefühlvoller Kriminalroman für alle, die lebendige Geschichte verbunden mit einer spannenden Krimihandlung mögen, bei der die Hintergründe der Tat und die Arbeit des Ermittlers im Vordergrund stehen. Ich freue mich, das Warten auf einen neuen Fall mit Leo Wechsler durch die Lektüre des ersten Falles „Leo Berlin“ überbrücken zu können.

  • Typischer Fall von Rezi zu schnell geschrieben. Im Nachhinein ist mir noch etwas eingefallen, was mir an "Tod in Blau" und dem Kommissar Leo Wechsler sehr gut gefallen hat.


    Im Moment sind ja eher die düsteren Ermittler im Trend mit vielen privaten Problemen, denen gegenüber sie aber doch schon eher im Selbstmitleid versinken.


    Leo Wechsler muß nicht nur Schlimmes im Beruf sehen, auch die Zustände in breiten Teilen der Bevölkerung sind mehr als nur im Argen. Private Probleme hat er auch. Er begegnet ihnen aber anders. Natürlich hat er auch mal einen schlechten Tag. Natürlich ist er auch mal wütend oder launisch. Natürlich braucht er auch mal länger für eine Entscheidung. Aber er geht auch seine eigenen Probleme an. Und damit ist die Stimmung nicht so düster wie in anderen Krimis sondern wie ich oben schrieb eher warmherzig.

  • Man nimmt das Buch zur Hand und vor dem Lesen des ersten Satzes geht einem die Frage durch den Kopf, ob Susanne Goga es wohl schafft, den Standard und das Niveau zu halten, welches sie mit ihrem ersten Buch „Leo Berlin“ als eigene Messlatte aufgelegt hat. Und nach Beendigung der Lektüre fällt die Antwort auf diese Frage nicht schwer. Sie hat es geschafft und sich dabei sogar noch selbst übertroffen.


    Wieder spielt ihr Buch im Berlin des Jahres 1922 und wieder ist es eine Geschichte um den Kriminalkommissar Leo Wechsler, jener Leo Wechsler, der schon in „Leo Berlin“ mit sehr viel Zuneigung beschrieben worden war. Susanne Goga zeichnet Leo Wechsler in all seiner Zerrissenheit, mit all seinen Schwächen und seinen Stärken. Zu seinen Stärken gehört die tiefe Menschlichkeit mit denen er den zuweilen hoffnungslosen Menschen begegnet, Menschen, die auch vier Jahre nach Beendigung des ersten Weltkriegs nichts weiter vorzuweisen haben als eine tiefe Perspektivlosigkeit.


    Von der Handlung soll an dieser Stelle nicht allzu viel verraten werden.
    Der Maler Arnold Wegner ist in diesem Nachkriegsberlin umstritten und wird vielerorts sogar verteufelt. Seine Art der Malerei findet gerade auch bei den reaktionären Kräften der Weimarer Republik keine Zustimmung, reaktionäre Kräfte die sich in dubiosen Bündnissen zusammengeschlossen haben, die einen dumpf-germanischen Kult pflegen und der wilhelminischen Zeit nachtrauern. Dann fällt Arnold Wegner einem Unfall zum Opfer. Aber war es wirklich nur ein Unfall? Leo Wechsler ist nicht nur mit der Aufklärung dieses Unfalls befasst, auch über seinem Privatleben ziehen sich langsam dunkle Wolken zusammen.


    Susanne Goga malt auch mit diesem Buch wieder ein nichtsbeschönigendes Bild der damaligen Zeit über die Anfänge der ersten deutschen Demokratie. Eine Demokratie die auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt mit dem Virus des Scheiterns infiziert war. Die „Goldenen Zwanziger“ waren halt nur für ein paar Menschen wirklich „golden“ – für die Masse der Menschen bedeutete diese Zeit nichts weiter als pure Hoffnungslosigkeit, Armut und einen harten und kaum zu gewinnenden Kampf um das tägliche Brot.


    „Tod in Blau“ ist nicht nur ein Kriminalroman, es ist darüber hinaus auch eine sehr gelungene Beschreibung einer Zeit, die man selbst nur aus Büchern oder aus Erzählungen der Großeltern kennt. Es ist auch eine zeitgeschichtliche Momentaufnahme, die sehr viel zum Verständnis für die damaligen Lebensverhältnissen beiträgt. Und es ist auch ein kleiner Streifzug durch das kunstgeschichtliche Berlin der Zwanzigerjahre, das im Gegensatz zum dümmlichen Deutschtum des reaktionären Adels stand.


    In Susanne Gogas Geschichte stehen die Menschen im Vordergrund, Menschen die leiden, Menschen die lieben, Menschen die enttäuscht werden und Menschen die mit ihren Handlungen großes Leid heraufbeschwören.


    Ein sehr lesenswertes Buch – allerdings sollte man zuvor „Leo Berlin“ lesen, viele alte Bekannte trifft man nämlich in „Tod in Blau“ wieder. Bücher übrigens, deren Kauf man sicher nicht bereuen wird.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke Pelican :-),


    gerade stieß ich noch einmal auf deinen Nachtrag.
    ich wollte mit Leo einen Ermittler schaffen, der keiner der üblichen "lonely wolves" ist, geschieden, zynisch, abgebrüht, aber auch kein zu oberflächlicher Typ. Eine Freundin, die ich ziemlich zu Beginn um Rat gefragt hatte, fand Leo anfänglich zu "gutmenschenhaft", worauf ich ihm ein paar Ecken und Kanten verpasst habe. Es freut mich, dass er für dich so rübergekommen ist.


    Liebe Grüße,
    Bücherfrau

  • @ Bücherfrau


    das ist Dir wirklich gut gelungen. Ich mag Ermittler wie ihn. Die Wallanders dieser Welt können mich da viel weniger begeistern. Ecken und Kanten sind gut, sie machen den Charakter aus, aber nur Selbstmitleid und Düsternis, läßt einen ja schon fragen, was einen derartigen Menschen überhaupt antreibt, gute Arbeit zu leisten. Meistens ist es doch so, daß gute Arbeit auch maßgeblich dadurch entsteht, daß positive Energie aus den anderen Säulen des Lebens, Gesundheit und privates Umfeld, vorhanden ist.

  • Kommissar Leo Wechsler ermittelt wieder im dem Berlin der 20-er Jahre


    Susanne Goga: Tod in Blau. Kriminalroman, München 2007, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, ISBN: 978-3-423-24577-7, Flexibler Einband, 297 Seiten, Format: 13,5 x 21 x 2,7 cm, EUR 14,50


    Berlin, 1922. Ein Verkäufer für Herrenoberbekleidung wird tot aus dem Landwehrkanal gefischt. Selbstmord? Unfall? Oder gar Mord? Kommissar Leo Wechsler ermittelt. Eine Spur im Nachlass des jungen Mannes führt zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft und zu einem ihrer führenden Köpfe, Oberstleutnant Ulrich von Mühl.


    Kriminalsekretär Walther spricht aus, was wohl jeder, einschließlich Leo Wechsler, über Herrn von Mühl denkt: „Mann, was für ein arrogantes Schwein“.


    Die Wege der Polizei und der dubiosen Gesellschaft kreuzen sich schon bald ein zweites Mal. Der Maler Arnold Wegner liegt tot in seinem Atelier. Und dieser Tod war kein Unfall. Mit seinen provokanten, expressiven Bildern des Kriegs und des Elends sowie den wenig schmeichelhaften Porträts angesehener Personen der Gesellschaft hat er sich nicht viele Freunde gemacht. Hauptsächlich die Mitglieder der Asgard-Gesellschaft haben gegen den Maler und seine Arbeiten gehetzt – allen voran Ulrich von Mühl.


    Aber tötet jemand tatsächlich einen Maler, nur weil ihm dessen Bilder nicht gefallen? Ist der Täter nicht vielleicht eher im privaten Umfeld des Künstlers zu suchen? Was ist mit seiner Frau? Die Ehe war nicht glücklich. Mit der Treue nahm Wegner es auch nicht so genau. Geht die Tat vielleicht auf das Konto eines betrogenen Ehemanns?


    Auch wenn Leo Wechsler gute Kontakte zur Künstlerszene hat – die Ermittlungen gehen nicht so recht weiter. Doch dann liefert die avantgardistische Tänzerin Thea Pabst, Modell und Geliebte des ermordeten Malers, einen wichtigen Hinweis: Es gibt einen Zeugen, der Licht ins Dunkel bringen könnte. Paul Görlich, ein geistig zurückgebliebener Zwölfjähriger aus einem der trostlosen Armenviertel der Stadt, hatte sich mit dem Künstler angefreundet und verfügt womöglich über entscheidende Informationen.


    Auch wenn dem kleinen Paul die Brisanz seines Wissens wahrscheinlich gar nicht bewusst ist – Arnold Wegners Mörder kann kein Risiko eingehen …


    Die verschiedenen Handlungsstränge des Romans führen den Leser quer durch die gesellschaftlichen Schichten Berlins: in die vornehmen Villen der besseren Gesellschaft, in die Hinterhöfe und Armenviertel und in die extravagante Künstlerszene der 20-er Jahre. Eine faszinierende – und dank der authentischen Charaktere sehr lebendige – Momentaufnahme der Stadt aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.


    Mit lebhaftem Interesse und Mitgefühl verfolgt man als Leser auch Kommissar Wechslers privates Schicksal. Zum einen spiegeln sich gerade in diesen Alltagsgeschichten besonders deutlich die Lebensbedingungen der damaligen Zeit wieder. Zum anderen sind Wechslers Lebensumstände ziemlich ungewöhnlich: Er ist verwitwet, hat zwei Kinder, und seine unverheiratete Schwester Ilse führt ihm den Haushalt. Doch es zeichnen sich Veränderungen ab: Ilse hat seit einiger Zeit einen Freund und Leo Wechsler entwickelt ein romantisches Interesse an der sympathischen Bibliothekarin Clara Bleibtreu. Warum aber erzählt sie nie etwas aus ihrem bisherigen Leben?


    Ausgerechnet Ulrich von Mühl, der Unsympath von der Asgard-Gesellschaft, muss Claras Geheimnis lüften. Und auch Herbert von Malchow, Leos verhasster Kollege, drängt sich auf unverantwortliche Weise in Wechslers persönliche Angelegenheiten. Es bleibt also spannend bei Leo Wechsler … nicht nur dienstlich, sondern auch privat.


    Wenn die nächste kriminalistische „Zeitreise“ ins Berlin der 20-er Jahre ansteht und Leo Wechsler wieder ermittelt, bin ich auf jeden Fall mit von der Partie!

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Eben. Ich mache extra ein paar Rezensionswellen mehr als sonst ... der Versuch, meinen Teil dazu beizutragen, dass es auch ganz gewiss einen Band 3 geben wird. :-)


    Ich *muss* einfach wissen, wie es mit Leo weitergeht. Sollte er tatsächlich mit Clara zusammenkommen, was wird dann aus Ilse? Und diesem Herbert von Malchow, dem Kollegenschwein, muss doch irgendwann mal einer zeigen, wo der Hammer hängt. Möcht' ich sehen!

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Nach "Leo Berlin" konnte mich auch "Tod in Blau" völlig überzeugen - ein atmosphärisch dichter Kriminalroman aus einer schillernden, bunten und abgründigen Epoche.
    Leo Wechsler, seine Freunde und seine Familie sind mir richtig ans Herz gewachsen. :wave

  • Mein Versprechen wahr gemacht und „Tod in Blau" ganz normal gekauft und auch sofort gelesen.


    Zum Roman, kann ich mich dem bereits geschrieben eigentlich nur anschließen. Die Stimmung, das Kolorit der damaligen Zeit ist auch hier wunderbar eingefangen. Ebenso bleibt die Person Leo Wechsel ein interessanter, liebenswerter Ermittler, dessen „Leben" man unbedingt weiter verfolgen möchte (und ich bin eigentlich keiner, der Romane nur um der Personen willen liest).


    Allerdings habe ich doch ein paar kritische Anmerkungen, die aber meine Lesevergnügen nicht geschmälert haben:


    Der gleich zu Beginn vorkommende Fall Carl Bremer wird eigentlich nicht abgeschlossen. Scheinbar dient er nur zur Einführung von von Mühl und seines Asgard-Vereins. Es bleibt auch weiter im Dunkeln, warum dieser Verein sich anscheinend mit einem Konfektionsverkäufer einläßt. Oder habe ich eine Anspielung überlesen?


    Auch der Sinn dieses ganzen Vereins, der Auftrag an Leutnant Lutz Oswald, ob eine Verbindung zwischen dem Schieber und Bruno Schneider besteht, kann man vermuten, aber Gewißheit gibt es nicht. Finde ich ein bisschen Schade, dann ansonsten alle Zusammenhänge geklärt werden.


    In diesen „Nebenfällen" hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht.


    Eine Szene fand ich etwas unglücklich - Leo Wechlsers erster Besuch bei Frau Wegner.
    Die Identifikation des Toten wurde bereits von Frau Wegner gegenüber der Feuerwehr vorgenommen ((Sein Frau sagt, er habe es stets abgelehnt einen Ehering zu tragen - Seite 70). Wechlers Gedanke, als Frau Wegner die Tür öffnet: „Zum Glück hatte ihr schon jemand anders die schlimme Nachricht überbracht." Auf der nächsten Seite Wechsler „Ihr Mann ist verstorben, Frau Wegner".
    Nichts wirklich schlimmes, hat mich nur beim Lesen innehalten und zurückblätten lassen.


    Und dann habe ich noch eine Frage an die Autorin, die nicht nur etwas mit diesem Roman zu tun hat. Mir ist bei einigen der letzten neueren, vom mir gelesen Romanen aufgefallen, dass man sich in einem Restaurant/Cafe trifft und während des Essens kein Wort wechselt, sondern erst danach. Halte ich für etwas ungewöhnlich, oder ist da ein Zeitgeist an mir vorübergegangen??


    Trotz der Nörgelei eine unbedingte Leseempfehlung von mir, mit dem Hinweis zuerst den ersten Fall „Leo Berlin" lesen, damit die „Verstrickungen" der wichtigsten Personen mit einander etwas klarer werden.


    Übrigens gefallen mir die Coverbilder sehr gut. Wohl nciht verwunderlich, bin ja auch Toulouse-Lautrec - Fan.


    Und natürlich die Frage: Wann ist mit dem 3. Fall von Leo Wechsler zu rechnen?? Schon fertig oder noch in Arbeit??


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hallo Dyke,



    Danke für die positive Resonanz und die kritischen Anmerkungen, die sind für mich auch immer lehrreich - wenn nicht für dieses, dann eben fürs nächste Buch. Auf die "losen Ende" haben mich schon einige Leser angesprochen, darauf werde ich auf jeden Fall achte.


    Was das Reden beim Essen angeht, weiß ich nicht ganz, was du meinst. Als Leo und Clara im Café sind, reden sie doch beim Trinken :-)


    Die Coverbilder stammen von dem brasilianischen Maler Juarez Machado, der in Paris lebt - also kein Zeitgenosse von Leo, aber sie passen von der Atmosphäre her ganz wunderbar zu den Büchern.


    Tja, der nächste Leo, das ist nicht so einfach. Ob es eins gibt, hängt davon ab, wie Bücher laufen, und bisher reicht es wohl nicht aus. Vielleicht schreibst du mal eine kleine Mail an den Verlag, Leserreaktionen können gewiss nicht schaden. Ich persönlich finde auch, dass es zumindest drei werden sollten, das wäre eine runde Zahl.


    Liebe Grüße,
    Bücherfrau :wave

  • @ALL, die mehr als die bisherigen 2 Bände über Leo Wechsler haben wollen.


    Die bereits geschrieben Rezi einfach einmal bei dtv als Kommentar zum Buch einstellen


    Leo Berlin


    Tod in Berlin


    Vielleicht nützt es ja etwas und schaden tut's eh nicht


    meint Dyke - der noch für Tod in Blau etwas mehr formulieren muss.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Tja, was soll ich noch schreiben, was ihr noch nicht gesagt habt? :gruebel


    Ich bin ein Politik- und Geschichtsmuffel, der die gelben Fragen bei Trivial Pursuit stets weiträumig umschifft - und ich möchte bitte mehr solche Bücher wie die um Leo Wechsler, die einem die Geschichte auf so lebendige Art nahebringen. Ich war beim Lesen im Berlin der 1920er Jahre und sah wieder das Inflationsgeld vor mir, das ich als Kind ab und zu angucken durfte, wenn eine liebe alte Dame es für mich aus den Tiefen ihres Sekretärs holte.


    Alles andere haben alle anderen vor mir schon besser gesagt, als ich es könnte, also nur noch eins: :bruell Lesen! (Nachdem ihr mit Band 1 angefangen habt. ;-) )


    Mein einziger leichter Kritikpunkt bezieht sich auf die Aufmachung der Reihe, die hier doch irgendwo schon mal diskutiert wurde: Die Bücher sind bei aller hervorragend beschriebenen Zeitgeschichte Krimis, die sich recht schnell lesen. Da fände ich eine einfachere Aufmachung und dafür einen niedrigeren Preis angemessener. Vielleicht würden die Kassen dann ein bisschen lauter klingeln, und ein dritter Band würde eher in greifbare Nähe rücken?


    Susanne Goga , Kompliment, dein Leo ist wirklich rundum gelungen, und ich wünsche mir auch noch mehr über ihn! :anbet

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hallo Mary Read,


    vielen Dank für deine Worte, darüber freue ich mich natürlich. Was die Ausstattung betrifft, kann ich wie immer sagen, dass dies nicht meine Entscheidung ist, sondern die des Verlages. Bei dtv erscheinen deutsche Erstausgaben in der Premium-Reihe, das ist ein Grundsatz. Aber ich werde meinem Agenten auf jeden Fall sagen, dass er dieses Argument bei den nächsten Verhandlungen erwähnt, vielleicht tut sich ja etwas.
    Es freut mich übrigens sehr, dass dir das historische Element gefällt, da es mir selbst beim Schreiben besonders wichtig ist.


    Liebe Grüße,
    Bücherfrau :-)

  • Der doch recht stolze Preis hat mich bis jetzt von eienm Kauf zurückgehalten. Die Rezensionen sind ja sehr interessant und machen mich neugierig. Habs auch schon in meiner Wunschliste. vielleicht setzt ich ja meinen Büchergutschein ein, wenn ich nicht zwei andere finde, die mich auch anspringen.

  • @ Bücherfrau und alle Berliner


    Beim Lesen bin ich auf Seite !47 auf den Hundefriedhof "gestossen". Gab es diesen Hundefriedhof wirklich? (Ich bin gerde zu faul zum Googlen) :grin

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    Hallo Tjorvensmum,


    ja, den Hundefriedhof hat es gegeben. Was diese Details angeht, bin ich sehr genau, und ich besitze ein schönes Buch über den Wedding, in dem ich es gefunden habe.


    Liebe Grüße,
    Susanne :-)


    @ Susanne
    Vielen Dank für deine Auskunft. :knuddel1 Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass die Menschen damals Geld für so etwas hatten.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Hatte gedacht, dass ich die Rezi zu Tod in Blau schon um meine Meinung ergänzt hätte. Hier nun also mein Senf:


    Sehr gelungen war mal wieder die Atmosphäre der 20er Jahre in Berlin eingefangen, durch Kleinigkeiten und Fakten, die geschickt eingeflochten wurden. Beliebte Personen tauchten wieder auf, neue kamen hinzu.


    Meine Kritik ist, dass einige Stränge offen blieben, was jedoch dem Lesevergnügen überhaupt keinen Abbruch tat.


    Ansonsten war der Lesespaß wieder viel zu kurz, aber genau lang genug, um in die gelungene Kriminalgeschichte einzutauchen. Ich hoffe, dass es einen 3. Teil gibt.


    Das gibt gute 8 Punkte von mir.