Christopher Coake - Bis an das Ende der Nacht

  • Titel: Bis an das Ende der Nacht
    Originaltitel: We’re In Trouble
    Autor: Christopher Coake
    Verlag: Goldmann
    Erschienen: August 2006
    Seitenzahl: 320
    ISBN: 3442311098
    Preis: 14.95 EUR


    Autor:
    Christopher Coake wurde in Indiana geboren und studierte Literatur an der Ohio State University. Erzählungen von ihm erschienen in verschiedenen amerikanischen Literaturzeitschriften. Christopher Coake lebt mit seiner Frau in Reno, wo er an der University of Nevada Englische Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet.


    Meine Meinung:
    In roter Schrift prangt das Statement von Nick Hornby auf dem Cover dieses Buches: „Beim Lesen dieser Geschichten werden Sie vergessen zu atmen.“
    Glücklicherweise geht es in diesem Buch dann nicht so peinlich markschreierisch weiter. Coake legt sieben Erzählungen vor, die begeistern. Eine weniger aufdringliche Anpreisung hätte es auch getan, denn Coake hat eine solche Unterstützung überhaupt nicht nötig, seine Erzählungen sprechen für sich selbst.
    Die handelnden Figuren wirken lebendig, nichts an ihnen ist künstlich. Coake schreibt über Menschen, wie man sie überall treffen kann. Er beobachtet und beschönigt nichts, seine Figuren handeln fast so, als wären sie nicht lediglich Teil einer Geschichte. Coake beschreibt das Leben, so wie es millionenfach gelebt wird und das aus den Fugen gerät, wenn wirklich mal was Überraschendes und Unerwartetes geschieht.
    Alle Erzählungen haben ein Open End und der Leser hätte sicher gern gewusst, wie es denn nun weiter ging – aber etwas anderes als ein Open End wäre den Geschichten abträglich gewesen. Ein „echtes“ Ende hätte wahrscheinlich nur „konstruiert“ gewirkt.
    „Bis an das Ende der Nacht“ von Christopher Coake ist ein Erzählungsband, der vielmehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mich hat das Buch auch beeindruckt:
    Den Tod hat Christopher Coake als Hauptmotiv für seine Kurzgeschichten gewählt. In „Bis ans Ende der Nacht“ (Goldmann) schildert er Menschen in den unterschiedlichsten Extremsituationen. So steht nicht nur ein Todgeweihter, sondern auch ein Extrembergsteiger und ein betrogener Ehemann im Mittelpunkt der Handlungen. Coake schreibt poetisch, aber nicht düster, verstörend, aber nicht sentimental und er bringt die Gefühle der handelnden Personen sehr gut und glaubhaft rüber. Ich bin in jede einzelne Geschichte eingetaucht, obwohl Short Stories normalerweise ja nicht so mein Ding sind.
    Ein Autor, von dem man hoffentlich noch mehr hören wird.

  • Auch ich finde das Buch ganz, ganz toll!!


    Eigentlich mag ich auch lieber Romane. Aber wenn ich eine der Erzählungen von Coake angefangen habe, konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Sie haben mich jeweils völlig in den Bann gezogen.


    Hoffentlich veröffentlich er bald wieder etwas. Irgendwo habe ich, glaube ich, gelesen, dass er an einem Roman arbeitet....

  • Joa, was soll ich sagen...
    Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, muss das schleunigst nachholen!!!
    Dieser Erstling des Amerikaners Coake ist ein wahrer Glücksgriff.
    Darauf gestossen bin ich durch nen lieben Arbeitskollegen von mia, der's gelesen hat und mir ganz begeister davon erzählt hat.


    Es ist kein ganzer Roman, sonder 7 (oder waren's 6?) Geschichten, in denen die verschiedensten Menschen mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen haben (Originaltitel: We're in trouble).
    Man beginnt mit der ersten Geschichte und als sie fertig ist denkt man, "Nee, besser kanns jetzt nicht werden." Doch da ist man schief gewickelt. Im Laufe des Buches merkt man, dass eine Geschichte besser als die andere ist. Extrem echt und intensiv geschrieben.


    Aaaalso, ran an das Teil!!! :anbet

    In tiefen, kalten, hohlen Räumen
    Wo Schatten sich mit Schatten paaren
    Wo alle Bücher Träume träumen
    Von Zeiten, als sie Bäume waren.......
    Dort ist's, wo jener Geist regiert
    Den man Schattenkönig nennt

  • Eigentlich hab ich das Buch wegen dem Titel und Herrn Hornby gekauft.


    Die Geschichten waren für mich nich so der Burner.


    Sie sind gut geschrieben, aber das kann ich von einem Schreiber auch erwarten.


    Das Ende der Geschichten ist jetzt nichts, was mich überrascht hätte....die Geschichte mit dem Hund und das Ende ist sowas von erkennbar, das es mich dann enttäuscht hat, wie platt es dann rüberkam.


    Das Highlight ist natürlich die Geschichte mit dem Pärchen im Walde und der Schnee fällt...



    Hat mir nich so gefallen....

  • Ich habe gerade die erste der Geschichten gelesen und wenn es so intensiv weitergeht, wird das wohl zu einer klaren Leseempfehlung führen :-)


    Aber ich will nicht vorgreifen, bin auf jeden Fall sehr gespannt. Ich werde nach Beendigung eine Buchkritik folgen lassen.

  • Zitat

    Original von ueberbuecher
    Ich habe gerade die erste der Geschichten gelesen und wenn es so intensiv weitergeht, wird das wohl zu einer klaren Leseempfehlung führen :-)


    Aber ich will nicht vorgreifen, bin auf jeden Fall sehr gespannt. Ich werde nach Beendigung eine Buchkritik folgen lassen.


    Wie versprochen :-]


    Bis an das Ende der Nacht – Christopher Coake


    Der Verlag macht es dem potentiellen Leser nicht wirklich leicht, sich für dieses Buch zu interessieren. Da prangt auf der Vorderseite ein Zitat von Nick Hornby, welches dem Leser prophezeit: „Beim Lesen dieser Geschichten werden Sie vergessen zu atmen.“
    Jesses. Das fängt nicht wirklich gut an. Die Gestaltung der Titelseite verleitete zudem meine kleine Tochter zu der Frage: „Papa, hast du das da draufgeschrieben?“ (Ich verbitte mir diesbezüglich jeglichen Kommentar…)
    Für alle diejenigen, die sich von solchen Äußerlichkeiten nicht abschrecken lassen (und Gott sei Dank gehöre ich wohl auch zu diesem Kreis) ist diese Buchkritik gedacht.


    „Bis an das Ende der Nacht“ ist das erste Buch von Christopher Coake und man kann nur hoffen, dass noch ganz viele weitere folgen werden, denn die sieben Kurzgeschichten, die in diesem Band gesammelt wurden, sind schlichtweg großartig. Coake´s literarisches Spielfeld ist das der ganz großen Gefühle und zwischenmenschlichen Beziehungen, ohne jemals auch nur ansatzweise kitschig oder peinlich zu werden. Geschichten von Liebe und Verlangen, (unerfüllten) Sehnsüchten, von Hass, Trauer und Verzweiflung – dem wahren Leben halt. Was ihn aber weit über das Groß seiner Kollegen erhebt, ist die Meisterhaftigkeit, mit der er dies alles bewältigt. Wie ein Virtuose spielt er auf der großen Klaviatur menschlicher Regungen; da sitzt jeder Satz, da ist kein Wort zuviel und zwischen allen Zeilen scheint ein immenses Einfühlungsvermögen durch.


    Da gibt es zum Beispiel das lesbische Liebespaar, deren Beziehung durch den Kinderwunsch einer der beiden Partnerinnen auf eine harte Probe gestellt wird. Oder die Ehefrau, die mit dem Egoismus ihres Mannes hadert, der in selbstgewählter Isolation die höchsten Berge erklimmt – ungeachtet der seelischen Belastungen, die er seiner Familie damit zumutet. Schwer zu verdauen ist die Geschichte eines Mannes, der nach dem Tod eines befreundeten Paares die Verantwortung für deren kleinen Sohn übernehmen soll, der selig schlafend in seinem Bettchen liegt und noch nicht weiß, dass seine kleine Welt längst in Trümmern liegt.
    Oder wie wäre es mit dem in einem Schneesturm in einer Hütte isolierten Liebespaar, welches von einer gemeinsamen Zukunft träumt, um beiderseitig dem eigenen bis dato elendigen Leben eine positive Wendung zu geben und endlich auch einmal das wahre Glück zu erfahren? Übrigens mein ganz persönlicher Favorit – ich glaube, manche Szenen aus dieser Erzählung werde ich lange mit mir herumtragen.
    Die letzte Geschichte des Bandes bereichert diese Zusammenstellung dann auch noch um eine sehr interessante Erzähltechnik, thematisch wagt sich Coake dort dann für meine Begriffe schon fast ein wenig in die Sparte Psychothriller – natürlich ebenfalls meisterhaft.


    Die Danksagung am Ende des Buches gibt einen möglichen Hinweis darauf, warum sich Christopher Coake auf einem solchen Themengebiet bewegt. Sei es wie es sei:
    „Bis an das Ende der Nacht“ ist ein absolut lesenswertes Buch, eine der besten Kurzgeschichtensammlungen, die ich je gelesen habe.