Als Neueinsteiger zu dem wirklich äußerst realen Beitrag von Tom noch einen Nachsatz:
Und glaubt ja nicht wenn ihr bei einer Literaturagentur einen Vertrag bekommt, damit ist die Sache gegessen und seht euch schon als Erfolgsautor. Die können noch so überzeugt von euch sein - wenn ihr in keines der Verlagskonzepte paßt, dann seid ihr nicht an den Mann zu bringen. Da hat Drachenherz mehr als recht. Da hilft es auch nicht wenn sie vorher aufgrund des "Pitch" schon ganz gierig auf euer Werk waren - ihr müßt genau das bringen was die Verlage haben wollen. Und die wollen von einem Newcomer am besten 1 Buch mit entsprechend vielen Seitenzahlen und dann erstmal testen, ob das Teil einschlägt. Es schadet auch nicht der Hinweis, daß ein zweites Buch bereits in Vorbereitung ist. In meinem Fall war ihnen das Risiko einer Romanserie mit 10 Bänden zu groß und damit war ich aus dem Spiel. Leider haben meine Agenten in der Richtung zu hoch gepokert und wollten auf einen Schlag alle Bücher verkaufen. Aber wie Drachenherz schreibt: Nicht aufgeben! Und ich sammle als Selfpublisher mittlerweile fleißig Verkaufszahlen und werde ab einer gewissen erreichten Schallmauer nochmal nachfragen, ob sie jetzt immer noch glauben, daß die Leute nicht mehr weiterlesen. Und welcher Verlag hätte nicht gerne den schwarz-auf-weiß-Beweis, daß nach dem ersten Band doch tatsächlich zwei Drittel der Leute die restlichen 9 Bände kaufen.
Eine ernstgemeinte Warnung an alle Neuautoren
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Wie auch immer, es hat sich viel verändert in der Verlagsbranche. Viele Autoren gingen in den Selbstverlag, auch die ganz großen. Es läuft ähnlich wie in anderen Wirtschaftszweigen, wo die Zwischenhändler zwischen Hersteller und Kunden umgangen werden, um den eigenen Verdienst zu optimieren. Direktverkauf ab Fabrik. Druckverlage, wo jeder sein Buch relativ günstig digital drucken lassen kann und dann selbst verkauft und vermarktet. Eigenverlag. Ich denke, es wird noch mehr in diese Richtung gehen, so wie es immer mehr freie Lektoren und Korrektoren gibt. Was die Verlage im Paket anbieten, werden nun wie Tools einzeln angeboten. Vermarktung, auch das ein eigenes Angebot. Es gibt Bestseller, die nie verlegt wurden.
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Auch wenn der Kommentar von Tom schon etwas älter ist, er hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren.
Vielen Dank! -
Ich bin gerade beim Herumstöbern über diesen Artikel von Tom gestolpert und habe mich direkt festgelesen. Wirklich ein interessanter und aufschlussreicher Text! So eine ausführliche und auch neutrale Zusammenfassung ist für angehende Autoren bestimmt sehr hilfreich. Könnte mir vorstellen, dass der Text bei dem einen oder anderen allzu sehr von sich selbst eingenommenen Jungautor zu hohe und unrealistische Erwartungen dämpft und die Realität wieder ein wenig mehr ins Blickfeld rückt.
In den letzten Jahren hatte ich schon den Eindruck, dass Autoren und unter ihnen besonders die Selfpublisher sich explosionsartig vermehrt haben. Und durch Programme wie zB das Kindle Direct Publishing von Amazon ist es ja auch so einfach wie nie zuvor, Geschriebenes zu veröffentlichen. Textdatei hochladen, fertig. Schon ist man ein Autor, der ein "Buch" veröffentlicht hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Schreiber, die unbedingt ihr eigenes Werk veröffentlicht sehen wollen und dann letztendlich bei solchen Druckkostenzuschuss- oder Selbstverlagen landen, vermutlich ein ähnliches Problem haben wie die unzähligen Teilnehmer an TV-Castingshows: sie halten sich selbst für genial (oder wenigstens für überdurchschnittlich) und wollen "entdeckt" werden, wollen, dass irgendjemand, der sie sieht/hört/liest/whatever, erkennt, wie grandios sie sind, und sie dann fördert und zum Star macht. So dass sie sich die gute alte Blut-Schweiß-und-Tränen-Methode und den langen, anstrengenden Weg sparen können, keine Durststrecken, Rückschläge, harte Arbeit und Kritik in Kauf nehmen müssen. Vielleicht ist das bei Autoren, die auf solche Zuschussgeschäfte, Pseudo-Schreibwettbewerbe und andere (Halb-)Betrügereien hereinfallen, ähnlich. Und manche zahlen diese horrenden Gebühren dann einfach für die Illusion, es "geschafft" zu haben.
Naja egal, ging mir nur gerade so durch den Kopf.
Die Frage, die mich jetzt nach dem Lesen des Textes aber noch beschäftigt, wäre, ob all diese Dinge nur in Deutschland so gehandhabt werden, oder ob das generell und auch in anderen Ländern gängige Praxis ist. Weiß da jemand etwas darüber?
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Toller Beitrag, Tom Und immer noch genauso wahr wie vor einigen Jahren !