ZitatOriginal von Friderike
Hattin - Da war ich auch gerade.
Jetzt zeigt sich wirklich deutlich, das Lusignan (nennen wir ihn doch so, damid keine Guy/Guido-Verwirrung aufkommt ) eine Pfeife ist.
Nun hat er neben seiner Entscheidungsschwäche auch noch eine schlechte Menschenkenntnis und vertraut genau den falschen Beratern.
Es mag noch andere Motive gegeben haben. Demurger (S. 126) zB erwähnt, daß Ridefort eigentlich widerrechtlicherweise einen Teil der Gelder, die König Henry II von England den beiden Ritterorden zur Aufbewahrung für seinen eigenen (nie stattgefundenen Kreuzzug) gegeben hat, dazu verwendet hat, ca. 4-5000 zusätzliche Soldaten für den Herrbann anzuwerben. Das Geld mag vielleicht auch eine Rolle gespielt haben, daß sich Lusignan für Rideforts Meinung entschieden hat. Oder er war einfach der überzeugendere. Oder er hatte das letzte Wort.
ZitatDie Templer kommen in Berlings Schilderung gerade in dieser Schlacht besonders schlecht weg: Erst veranlassen sie Lusignan, wider jeglicher Vernunft, ihren strategisch günstigen Lageplatz aufzugeben und in die Schlacht um eine relativ unbedeutende Stadt - Tiberias - zu ziehen. Dann machen sie als Verursacher dieser unüberlegten Situation auch noch schlapp, ohne sich bis an das notwendige Wasser vorzukämpfen.
Das ist sicherlich nicht so überliefert, oder? Aber einer muss ja an dieser verheerenden Niederlage schuld sein und bei Berling sind es diesmal die Templer.
Das steht auch genauso bei Runciman und macht mich schon etwas stutzig. Denn die Ordensritter waren die Elitesoldaten, daß von allen ausgerechnet die Templer und offenbar nur die Templer schlapp gemacht haben, kann ich fast nicht glauben.
Vielleicht ist es einfach günstig, ihnen auch noch das in die Schuhe zu schieben, da sich ohnehin alle darauf geeinigt haben, daß sie durch Ridefort die Schuld an diesem Debakel haben. Oder Ridefort hatte einen heftigen Todeswunsch und hat das als Grund vorgeschoben. Leider ist Runciman mein einziges Kreuzzugsbuch, hier hätte ich gerne eine Vergleichsquelle.
Demurger erwähnt davon nichts. Er erwähnt dafür, daß die Templer am Tag danach, als es zur Katastrophe kam, in der Nachhut Reiterangriffe führten, für die sie von den anderen keine Unterstützung bekamen. Klingt eigenartig, wenn man bedenkt, daß sie am Tag davor offenbar allesamt schlapp gemacht haben. Interessanter Punkt, den muß ich mir merken.
Ich sage nicht, daß es nicht sein kann, ich sage nur, daß es mir komisch erscheint.
ZitatWenigstens ist der Chatillion nicht mehr. Dafür haben wir jetzt einen "Herrn Thomas", der charakterlich ohne große Mühe die dramaturgisch entstandene Lücke auffüllt.
Chatillons Bild hier fand ich sehr interessant. Seine Zügellosigkeit und seine Gier und seine scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen seiner Taten wurde nicht verschwiegen, aber wirklich ungut kam er für mich nicht rüber.
Aber gut, ich mag ja auch Husain später ...
Aber gerade bei diesen Erzschurken wie Chatillon und Ridefort frage ich mich oft, was ist Überlieferung und was ist wahr?