Schimmer der Vergangenheit - Joy Fraser

  • Das Buch ist wirklich schwer zuzuordnen, man könnte es unter "histrorisch", aber auch unter "mystisch" einordnen, aber gefühlsmäßig würde ich sagen es gehört zu Zeitreisen. Ich stelle es einmal unter Belletristik ein, man kann es ja notfalls verschieben und diesen Absatz dann bitte löschen.



    366 Seiten


    Autor:
    Joy Fraser wurde 1960 in Berlin geboren und lebte einige Jahre in Kanada. Ihre Auslandserfahrungen veröffentlichte sie in der Online-Zeitschrift "www.wirtschaftswetter.de", wo auch andere Artikel von ihr zu finden sind.


    "Schimmer der Vergangenheit" ist Joy Frasers Debütroman. Heute lebt sie mit ihrem kanadischen Mann wieder in Deutschland.



    Inhalt:
    Es ist das Jahr 1980 und die Frankfurterin Isabel unternimmt mit ihren drei Freundinnen Barbara, Karin und Anette eine Reise nach Mexiko. Zusammen mit dem Buschpiloten Jack geraten sie in einen Zeitsprung und landen im Frankfurt des 18. Jahrhunderts.


    Nichts ist, wie es einmal war bzw. sein wird, und die Freundinnen werden vor eine Menge Herausforderungen gestellt. Glücklicherweise werden sie von Anna, der Frau eines Geschäftsmannes, in ihr Haus aufgenommen, der sie sich auf seltsame Weise verbunden fühlen. Und Isabel entdeckt ihre große Liebe.


    Doch die Frage nach dem Grund des Zeitsprungs überschattet ihr Glück. Gemeinsam entschlüsseln die Frauen das Rätsel, das den tieferen Sinn des Abenteuers verhüllt. Sind Ereignisse vorherbestimmt, oder siegen die Liebe und der menschliche Geist über Schicksal, Raum und Zeit?



    Meine Meinung:
    Was für eine Geschichte. Man ist sofort von der ersten bis zur letzen Seite gefesselt und ich habe das Buch fast in einem Zug ausgelesen. Wenn das ein Debüt ist, hoffe ich nur, dass Joy noch viele, viele Romane schreibt und ihr diese Ideen nicht ausgehen.


    1980 bricht Isabel mit ihren drei Freundinnen zu einer Reise von Frankfurt nach Mexiko auf. Von dort wollen sie mit Jack, dem Buschpiloten, mit einer Privatmaschine weiter auf die Halbinsel Yukatan. Die Maschine stürzt allerdings ab und sie landen alle, zum Glück nicht allzu schwer verletzt, mitten im Dschungel. Nach längerer Wanderung stoßen sie auf einen verlassen Tempel und geraten dort in einen Zeitsprung, durch den sie um 190 Jahre zurückversetzt werden, nach Frankfurt ins Jahr 1790.


    Nachdem sie die ersten Schwierigkeiten halbwegs überwunden haben, werden sie von Anna, der Frau eines Geschäftsmannes, sehr herzlich in deren Haus aufgenommen, mit der sie sich auch auf geheimnisvolle Weise verbunden fühlen. Isabel findet in Annas Haus ein Gemälde von einem Indio, den sie glaubt schon in Mexiko am Flughafen und dann nochmals im Dschungel gesehen zu haben, es aber als Halluzination abgetan hat. Anna aber weiß nichts über das Bild, als dass es ihr Mann von einem Mitglied einer Zentralamerikaexpedition als Geschenk erhalten hat.


    Nachdem sich Jack und die vier Freundinnen wieder halbwegs gefangen haben, überlegen sie nun, warum sie überhaupt hier gelandet sind. Dafür muss es doch einen Grund geben und dieses Rätsel müssen sie unbedingt lösen, vor allem um zu erfahren, wie sie wieder zurückkehren können. Zuerst müssen sie sich aber diesem Jahrhundert anpassen, was gar nicht so einfach ist. Die Sprache ist schwierig, viele Wörter gibt es noch gar nicht, sie müssen aufpassen um nicht aufzufallen, die Kleidung ist eine andere und auch die Moral. Was auch schwierig wird, weil sich Isabel und Jack ineinander verliebt haben.


    Sehr schön finde ich die Beschreibung des damaligen Frankfurt, die Plätze und Häuser, die es auch zum Teil heute noch gibt, der Markttag und vieles andere, aber es gibt auch noch den Galgen, Diebe und der Glaube an Hexerei. Die fünf Freunde, die einem total ans Herz wachsen, haben auf jeden Fall eine ganz schwierige Aufgabe vor sich und viele Erlebnisse zu bewältigen .


    Diese Geschichte geht einfach unter die Haut, sie ist in ihrer Gesamtheit so komplex, obwohl so viele unterschiedliche Komponenten zusammen kommen und trotzdem fügt sich alles wunderbar ineinander. Wahnsinnig beeindruckt hat mich die emotionale Seite, die wirklich einer Seelenwanderung gleichkommt und unglaublich schön ist und die man richtig mitfühlen kann.


    Richtig erfreut hat mich, dass am Ende des Buches viele kleine Begebenheiten, die im Laufe der Geschichte zur Sprache kommen, alle bis ins Detail geklärt werden. Das habe ich noch in keinem Buch so vorgefunden, es gab immer etwas, wo ich mir dachte, was ist aus dem oder dem geworden, hier nicht, hier bin ich restlos glücklich und zufrieden.


    Ein fantastisches Buch, welches ich wirklich wärmstens empfehlen kann und für mich persönlich ist es jetzt schon das Buch 2007.

  • Helga, danke für die tolle Rezi. Das klingt genau nach meinem Geschmack. Steht jetzt ganz oben auf meiner Wunschliste.



    Liebe Grüße Katrin

  • So, jetzt habe ich das Buch durch...und ich kann Helga nur zustimmen, ein sehr schönes Buch. Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt und war flüssig zu lesen. Manchmal hätte ich mir sogar noch eine detailiertere Beschreibung gewünscht, z.B. über die Freundinnen oder über das Leben zu dieser Zeit. Einziges Manko: In der Taschenbuchausgabe ist die Schrift sehr klein, sodass das Lesevergnügen ein wenig beeinträchtigt wird.
    Ich wünsche mir, dass das Buch noch viele LeserInnen findet und ein neues Buch von Joy Fraser. :-)


    Liebe Grüße Katrin

  • oh Helga, wie schön - Deine Rezi hier gefällt mir auch sehr gut - sozusagen als Austausch nehme ich das auf die Liste. Auch wenn der Anfang sehr - äh - "abgefahren" klingt, scheint es eine interessante Geschichte zu sein. Ich bin auf die Beschreibung der Pyramiden auf Yucatan gespannt - da bin ich nämlich auch schon rumgekraxelt.
    dafür kenne ich Frankfurt nicht wirklich :rolleyes

  • Huhu in die begeisterte Runde,


    ich habe den Roman auch ausgesprochen genossen und nur den Klappentext bedauert, der einen in die verkehrte Richtung schickt.


    Die Geschichten im alten Frankfurt haben mich gut unterhalten und die Zirkelschlüsse am Ende lassen genau das rechte Maß an Offenheit zurück.


    Wie schön, dass das Buch jetzt auch als TB zu haben ist, obwohl die Moments-Ausgabe so richtig edel daherkommt.

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

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  • Der Klappentext klingt ziemlich schwülstig und ich erwartete einen Zeitreise-Roman der schlimmeren Sorte. Tatsächlich aber wurde ich positiv überrascht: Die Geschichte wird flüssig erzählt und die Charaktere sind im großen und ganzen glaubwürdig. Einzig Jack erschien mir wirklich zu überzogen, das Klischee vom "edlen Wilden", der auch noch über die Maßen gut aussieht, paßte nicht so recht.
    Besonders der Anfang hat mir gefallen, dort bekommt nämlich die junge Isabel von ihrer Mutter ein Manuskript überreicht, in dem sich die ganze Geschichte entfaltet.
    "Schimmer der Vergangenheit" ist ein schöner Zeitreise-Schmöker, der geradezu ideal ist für verregnete und neblige Herbsttage. :-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ich habe es letztens in der Ebook-Variante gelesen und fand es durchaus unterhaltsam.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Ich habe es im Urlaub gelesen. Nach sehr vielversprechendem Anfang fand ich es insgesamt okay. Die Liebesgeschichte zwischen Isabel und Jack war mir zu überzogen und für Leute, die aus dem Jahre 1980 stammen, zu wenig zeitgemäß. Insgesamt eine nett zu lesende Ferienlektüre.