Schwaben-Messe von Klaus Wanninger

  • Hab gestern den 2. Krimi mit Braig und Neundorf fertig gelesen.


    Hier die Kurzbeschreibung:


    Die Landesregierung plant, auf den fruchtbaren Filderböden südlich von Stuttgart zusätzlich zu dem Flughafen jetzt auch eine neue Messe zu bauen. Die Bauern wehren sich. Die Regierung droht mit Enteignung. Plötzlich liegt ein Toter auf den Krautäckern neben dem Flughafen.
    Ein Toter, der anscheinend viel mit den Plänen der Regierung zu tun hatte. Kam er den Kritikern der Messe in die Quere?


    Welche Rolle spielte die als fanatische Gegnerin des Grossprojektes bekannte Landwirtin Gabriele Krauter, auf deren Bauernhof in schwülen Sommernächten angeblich schwarze Messen gefeiert werden? Wieder nehmen Kommisarin Neundorf und Kollege Braig die Ermittlungen auf und stossen auf dubiose Machenschaften einheimischer Politiker.


    Eigene Meinung:


    Wieder mal ein super lokaler Krimi! Lokale und Reale Begebenheiten werden mit erfundenem geschickt verstrickt und gut verarbeitet. Innerhalb kürzester Zeit hat man drei grauslige Morde, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben. Die Städtchen in und um Stuttgart herum werden eindrucksvoll beschrieben, und als alter Schwabe findet man die Handlungsorte überall wieder. Also Wanninger überzeugt mich voll und ganz bei seinen Krimis, und ich kann sie jedem nur wärmstens empfehlen!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Soeben habe ich Schwaben-Messe ebenfalls beendet. Mein Fazit:
    Da ich als Exil-Schwabe die Gegend ganz gut kenne, war das Lesen wie ein Ausflug in die alte Heimat. Auch in der Beschreibung der Schwaben habe ich einiges Wahres wiedergefunden (ein Grund, warum ich dort weg musste).
    Andererseits: Der Plot war insgesamt doch sehr verworren, teilweise hatte ich den Eindruck, der Autor blickt selbst nicht mehr so ganz durch (was einige logische Mängel erklären würde).
    Der erhobene Zeigefinger war manchmal zu penetrant erhoben, was vielleicht daran liegen mag, dass der Autor evangelischer Theologe ist (aber zum Glück offensichtlich nicht dem in diesen Breiten doch sehr stark vertretenen pietistischen Flügel angehört).
    Und das Lektorat hat auch geschlampt. "Lommelige" Hosen gibt's wohl nur in Schwaben, mit "Geschäft" ist hier die Arbeitsstätte gemeint, was sich einem Nich-Schwaben sicherlich nicht erschließt und an einem "Foto" den einer nicht dabei hatte, blieb ich mehrmals hängen, bis ich merkte, dass ein Fotoapparat gemeint ist.
    Nichtsdestotrotz: Ein netter Zeitvertreib, wenn man nichts dringendes zu tun hat, und keinen Kopf für schwerwiegendere Literatur hat.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Und das Lektorat hat auch geschlampt. "Lommelige" Hosen gibt's wohl nur in Schwaben, mit "Geschäft" ist hier die Arbeitsstätte gemeint, was sich einem Nich-Schwaben sicherlich nicht erschließt und an einem "Foto" den einer nicht dabei hatte, blieb ich mehrmals hängen, bis ich merkte, dass ein Fotoapparat gemeint ist.


    Na im Vergleich zu manchen Regionalkrimis, wo ganze Abschnitte im breitesten Dialekt geschrieben sind (z.b die Allgäu Krimis von Nicola Förg), ist das ja harmlos - und vermittelt doch einfach auch das typisch schwäbische.
    Das Buch kenne ich (noch) nicht, aber sowas finde ich überhaupt nicht störend, sondern passend und amüsant.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Und das Lektorat hat auch geschlampt. "Lommelige" Hosen gibt's wohl nur in Schwaben, mit "Geschäft" ist hier die Arbeitsstätte gemeint, was sich einem Nich-Schwaben sicherlich nicht erschließt und an einem "Foto" den einer nicht dabei hatte, blieb ich mehrmals hängen, bis ich merkte, dass ein Fotoapparat gemeint ist.


    Ich frag mich auch, wo hier das Lektorat geschlampt haben soll. Es gibt halt einige schwäbische Begriffe, deren hochdeutsche "Übersetzung" absolut unverständlich, und absolut unsinnig wären. Ausserdem lasst doch die Begriffe drin sein, es lockert so den Krimi auf, und macht auch den lokalen Krimi erst so interessant. Ich hatte jetzt erst den Killer von Albstadt gelesen, da war doch ein netter Kommisar Brosämle am Werk! :grin
    Wisch dees jetzt au no übersetzt han? :unverstanden

    Gruss Hoffis :taenzchen
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  • Ja, nur leider waren diese speziellen Begriffe nicht in der direkten Rede, sondern im weitestgehend "hochdeutschen" Text zu finden, in dem sie mir wie übersehene Fehler entgegen sprangen. Gegen ein "No nix narrets" vom überarbeiteten Spurensicherer habe ich ja gar nichts einzuwenden.
    Ich bin in dieser Beziehung insofern sensibilisiert, als ich in meiner ersten Zeit in Leipzig nach einem freundlichen "Grüß Gott" ziemlich blöde angeguckt wurde (damals waren Schwaben hier kaum vertreten), bis mich ein freundlicher Kommilitone beiseite nahm, um mich zu fragen, ob ich wirklich so fromm wäre....

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Ich bin in dieser Beziehung insofern sensibilisiert, als ich in meiner ersten Zeit in Leipzig nach einem freundlichen "Grüß Gott" ziemlich blöde angeguckt wurde (damals waren Schwaben hier kaum vertreten), bis mich ein freundlicher Kommilitone beiseite nahm, um mich zu fragen, ob ich wirklich so fromm wäre....


    :lacht

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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