'Die Pilgerin' - Teil 3 - 4

  • Andererseits denkt er ja, dass sie sich versündigt und wahrscheinlich denkt er, dass er ihr dadurch hilft. Aber das ist schon zu viel Küchenpsychologie.


    Ich werd jetzt weiterlesen und schauen, ob sich Sebastian seines lüsternen Mönches erwehren kann. Auch wenn der Mönch sehr klischeehaft daherkommt.

  • Auf wenig Seiten ist jetzt wieder so viel neues passiert, dass sich schon wieder ein neuer Eintrag lohnt.


    Sebastian hat nun Tilla gefunden. Ist dann doch ziemlich rasch gegangen. Aber ihre Reaktion darauf finde ich schon etwas eigenartig. Sicherlich im ersten Moment war es für sie sicher ein Schock, weil natürlich ihre Tarnung gefährdet ist.
    Aber das sie eigentlich kaum mit ihm redet oder fragt warum er wirklich gekommen ist, verwundert dann schon. Eigentlich müsste sie doch auch froh darüber sein, dass nun mit Sebastian immerhin auch ein Unterstützer für sie da ist und immerhin als Sicherheitsnetz hinten nachhinkt, dass wenn sie bei einem Verlassen der Pilgergruppe nicht völlig allein in der Gegend stehen würde.
    Irgendwie passt es nicht ganz zu den immer wieder eingeschobenen Erinnerungen an ihre "Freundschaft" in Tremmlingen.
    Aber ich hab so das Gefühl, dass ich einen Mittelaltermensch nie wirklich verstehen können werde.


    Was mich zu der Frage bringt, wie es da einem als Autor/in beim Schreiben des Romans geht. Wie versucht man den Blickwinkel unserer heutigen Zeit zu "überwinden", um wie ein Mensch aus einer anderen Zeit handeln zu können?


    Auf dem Streifzug durch die Schweiz bekommt unsere Pilgergruppe gleich wieder einen neuen Anhang. Diesmal gleich ein Adeliger. Bis jetzt durch ihre Reitaktionen sehr unsymphatisch.
    Was aber gleich auch geschickt die Situation der Schweiz damals und ihre Abwehr gegen Habsburg mit in den Roman einfließen ließ.

  • Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Irgendwie passt es nicht ganz zu den immer wieder eingeschobenen Erinnerungen an ihre "Freundschaft" in Tremmlingen.


    Tilla hatte schlicht und einfach Angst, dass Sebastian eine Dummheit begeht, die es ihr unmöglich machen würde, ihren selbst auferlegten Auftrag, das Herz ihres Vaters nach Santiago zu bringen, zu erfüllen. Schließlich kannte sie ja den jungen Mann und hielt ihn noch für gehörig grün hinter den Ohren.


    Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Was mich zu der Frage bringt, wie es da einem als Autor/in beim Schreiben des Romans geht. Wie versucht man den Blickwinkel unserer heutigen Zeit zu "überwinden", um wie ein Mensch aus einer anderen Zeit handeln zu können?


    Wir versuchen immer, uns in die Zeit und die Gedankenwelt der Leute von damals hinein zu denken. Anders sind glaubhafte Beweggründe und Handlungen der im Roman beschriebenen Personen auch nicht möglich. Das bedeutet aber auch, dass wir uns beim Schreiben und Überarbeiten auch ziemlich stark abschotten, um nicht aus der Konzentration heraus gerissen zu werden.
    Die Hinweise auf denken und handeln von Personen aus alter Zeit entnehmen wir der entsprechenden Sachliteratur, Überlieferungen und alten Texten.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Diesmal gleich ein Adeliger. Bis jetzt durch ihre Reitaktionen sehr unsymphatisch.


    Das Verhalten der Reitergruppe war auch nach damaligen Verhältnissen ungehörig, trotzdem kamen ähnliche Aktionen durch den übersteigerten Stolz etlicher Adeliger immer wieder vor. Bei Starrheim und seinem Begleiter St. Vith kann man es noch mit dem Übermut der Jugend erklären.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Ich bin gerade bei der Karmeliterszene mit Sebastian. Hihihi :grin Nicht nur, dass Sebastian gar nichts dafür über hat, nein auch noch ein paar Flöhe und Läuse fallen für ihn ab. Ja, das Leben ist eines der härtesten... :-]

  • Mittlerweile bin ich mitten im vierten Teil angelangt.


    Zuerst hab ich mir gedacht, dass Starrheim und Sebastian die Plätze der beiden Tanten bekommen hätten, die nach dem Zusammentreffen mit den Hufen von Pferden eine Verletzung erlitten hatten, aber dann war es doch der Platz der Neffen, die reißaus genommen haben.
    Sehr weit voraus können die nicht gedacht haben, wenn sie über den Umstand, dass die andere Sprachen sprechen so schockiert hat. Aber der Platz ist jedenfalls freigeworden.


    Danach das Zusammentreffen mit Felicia de Lacaune. Schon eigenartig wie wenig manche Menschen denken. Selbstschutz geht vor Fremdschutz heißt es so schön in der Ersten Hilfe.
    Das sich Tilla hier nicht durchsetzen konnte war schon verwunderlich. Wirklich durchdacht war dieser Rollentausch wohl nicht.


    Damit gelangt die Geschichte aber auch auf Umwege. Mit der Flucht und der Gefangennahme bis zur Flucht ist die Spannung aus der Geschichte draußen. Durch diese Episode musste ich mich deswegen ein wenig durchkämpfen. Ich hoffe aber wieder auf spannendere Begebenheiten.

  • Gestern habe ich den Teil noch fertig gelesen. Mit der Rückkehr des Geschehens nach Tremmlingen hat mich die Spannung wieder gepackt. Nur blöd, dass ich momentan lieber mehr über die Verschwörung in Tremmlingen lesen würde als über die Pilgerfahrt. Die hätte sich eigentlich einen eigenen Roman verdient.


    Otfried hat sich in kürzester Zeit wirklich zu einem genialen Taktiker entwickelt und ihm gelingt es jetzt den gesamten Rat zu täuschen. Laux bekommt jetzt auch die Rechnung dafür präsentiert, dass er Sebastian nicht geglaubt hat. Damian verhält sich ja nicht gerade sehr geschickt. Viel politisches Verständnis scheint er nicht mitzubringen. Was schon ein bissl verwunderlich ist, wenn er wirklich so ein genialer Handelsmann ist, wie beschrieben, dann müsste er auch genug graue Zellen haben, um sich die aktuelle politische Lage von Tremmlingen zu vergegenwärtigen.


    Obwohl Otfried diese natürlich auch sehr geschickt steuert und ausnützt.


    Bei der "Sitzung der Verschwörer" im Haus von Schrimpp erwähnt Otfried, dass nur Laux als Bgm seine Handelszüge mit Söldnern bewachen lassen darf. Warum? Und warum beschließen sie dann dennoch, dass er eine eigene Söldnerschar halten soll.

  • Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Selbstschutz geht vor Fremdschutz heißt es so schön in der Ersten Hilfe.


    Für die Gruppe gab es drei Gründe, Felicia de Laucane zu helfen. Da ist zum einen das ritterliche Ideal jener Zeit, einer Jungfrau in Nören beizustehen. Zweitens waren sie auf einer Pilgerreise und da gebot die christliche Nächstenliebe, der jungen Dame Unterstüzung anzubieten. Zum dritten handelte es sich um ein äußerst attraktives Beispiel holder Weiblichkeit und da schalteten bei den männlichen Mitgliedern gewisse Teile des Verstandes einfach ab.
    Außerdem war es für die Herrschaften mehr ein Spiel. Man legt eine falsche Fährte für den Verfolger, stößt dann wieder zu seiner Gruppe und amüsiert sich über den Trottel, der auf seiner Suche in die Irre läuft.
    Tilla hat die Sache zwar anders gesehen, aber sie hatte gegen die Kerle keine Chance, sich durchzusetzen, und die anderen Frauen waren zu sehr gewöhnt, auf die Männer zu hören.


    Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Viel politisches Verständnis scheint er nicht mitzubringen.


    Das würde ich so nicht unterstreichen. Damian hat einfach nur gedacht, es handelt sich um die üblichen Streitereien im Hohen Rat, mit denen sein Vater schon fertig werden würde. Er wollte das seine tun und den Handel aufrecht erhalten. Ohne Ottfrieds kriminelle Energie und Kadelburgs Intrigen wäre ihm dies wahrscheinlich auch gelungen.


    Zitat

    Zitat von Taciturus:
    Bei der "Sitzung der Verschwörer" im Haus von Schrimpp erwähnt Otfried, dass nur Laux als Bgm seine Handelszüge mit Söldnern bewachen lassen darf.


    Es war davon die Rede, dass Laux als Bürgermeister als einziger Söldner anwerben darf! Im Grunde verständlich, sonst hätten innerstädtische Gegner sich ebenfalls Söldner verschaffen und Bürgerkriegsähnliche Zustände herbeiführen können. So war die Sache geregelt. Laux hätte durchaus weitere Söldner anwerben und den anderen Handelsherrn zur Verfügung stellen können. Darum hätten diese aber ansuchen müssen, und dann wären es trotz allem immer Laux Söldner geblieben, hätten also eher diesen unterstützt als dessen Gegner.
    Das aber konnten weder Ottfried, noch Matthias Schrimpp zulassen. Ihnen war es ja zudem recht, dass die übrigen Handelsherrn Einbußen erlitten, trieb dies jene doch in ihre Arme.
    Der Vorschlag, dass Ottfried nun selbst Söldner anwerben sollte, war im Grunde Hochverrat gegen die Gesetze der Stadt. Wieder zu Damian. Hätte dieser davon gewusst, wäre er sicher nicht so leichtsinnig gewesen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Mhm, ich bleibe dabei, dass Damian nicht gesonders geschickt agiert. Sicher wenn er gleich viel wüsste wie wir wissen, dann wäre es natürlich leichter für ihn geschickt zu handeln. Zum politischen Geschick gehört aber auch dazu, dass man die Stimmung der anderen genau beobachtet und danach reagieren kann.
    Sein Vater hatte die ganze Geschichte auch schon einigermaßen durchschaut, nachdem er sein anfängliches Irren überwunden hatte.


    Noch kurz zu den Söldnern:
    Konnte Laux die für sich Privat anstellen oder für die Stadt?
    Es war dann aber auch sehr ungeschickt, wenn er weiß, dass in der Stadt was am brodeln ist, dass er diese Hilfe für die anderen nicht von selbst angeboten hat.

  • Zitat

    Zitat von Taciturus:
    ich bleibe dabei, dass Damian nicht gesonders geschickt agiert


    Für sein Rollenverständnis hat Damian Laux vollkommen richtig gehandelt. Seine Aufgabe war es, das Geschäft zu führen und dafür zu sorgen, dass Geld in die Kasse kam. Mit diesem Geld konnte sein Vater dann Politik betreiben, sprich, Söldner bezahlen, die die Warenzüge begleiteten, und die Stadt im Notfall schützten. Er hat ja selbst noch einmal Söldner geholt, um seinen Vater zu unterstützen.
    Damians Pech war, dass seine Phantasie nicht ausreichte, um das Ausmaß der Probleme zu erkennen, in denen sein Vater steckte. Koloman Laux hat dies selbst auch zu spät erkannt, sonst hätte er wohl anders reagiert.
    Die ersten Söldner hat er zwar als Bürgermeister angeworben, aber erst einmal für seine eigenen Zwecke benutzt. Er ist auch den anderen Handelsherrn nicht nachgelaufen, sondern hat gewartet, dass sie zu ihm kommen und sich um ihn scharen, und wenn nicht alle, so doch seine früehren Verbündeten wie Schrimpp usw. Als es jedoch immer schlimemr wurde, hat er das Gespräch mit Ottfried gesucht, um diesen auf seine Seite zu holen. Das hat natürlich nicht geklappt. Ottfried verfolgte seine eigenen Pläne und vermochte, da er Schrimpp als Aushängeschild verwenden konnte, auch viele frühere Freunde des Bürgermeisters auf seine Seite ziehen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln begeistert mich der Mut und das Durchhaltevermögen Tillas. Der Schachzug, sich als Mann auszugeben, ist ja aufgegangen, wird nur vom Pilgerführer und den Frauen durchschaut.
    Sebastians Rolle ist bis zu dieser Zeit etwas unklar, aber ja bald in den weiteren Kapiteln durchschaubar.
    Und wie gehabt, fehlt Spannung auf das was folgt, in keinster Weise!

  • Zitat

    Original von Trixi56
    Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln begeistert mich der Mut und das Durchhaltevermögen Tillas. Der Schachzug, sich als Mann auszugeben, ist ja aufgegangen, wird nur vom Pilgerführer und den Frauen durchschaut.
    Sebastians Rolle ist bis zu dieser Zeit etwas unklar, aber ja bald in den weiteren Kapiteln durchschaubar.
    Und wie gehabt, fehlt Spannung auf das was folgt, in keinster Weise!


    Bei Sebastian bin ich mir auch noch nicht im Klaren. Einmal verhält er sich so, dass er mir sympatisch werden könnte, dann wiederum macht er wa, wo ich denke, wieso verschwindet der nicht einfach ?


    Mal abwarten, was noch aus ihm werden wird :-)

  • Teil 3 und 4 haben mir gut gefallen.


    Tillas Reisebegleiter fand ich interessant, eine gute Mischung.
    Ich hätte es Tilla ja gegönnt, dass ihre Verkleidung nicht auffliegt, aber trotzdem fand ich es gut, dass es mittlerweile doch einige Mitwisser gibt. Immerhin zeigen die ja alle auf ihre Art gewisses Verständnis und lassen sie gewähren.
    Besonders gefallen mir immer die Stellen, wenn die Gefahr besteht, dass Tillas Verkleidung entdeckt wird. Schön gemacht, wie sie sich dann gerade wieder so herauswinden kann.


    Das Zusammentreffen mit Sebastian hat mich überrascht, da hätte ich ein wenig mehr Begeisterung von Tilla erwartet. Und Sebastians Begegnungen mit dem lüsternen Mönch brachten mich zum grinsen.


    Der Rollentausch mit der ach-so-hübschen Felicia war mir etwas zu konsturiert. Und dann auch noch ihr hübscher und sanfter Held, wie hieß er doch gleich, Aymer? Dieser Abschnitt hat mir am wenigstens gefallen.


    Aber jett freu ich mich aufs Weiterlesen.