Der erste Satz

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ein gelungener erster Satz macht noch kein gutes Buch, aber wenn er gut ist, sorgt er manchmal für einen bleibenden Eindruck.


    Spontan fällt mir der hier ein, den ich als großartig, komisch, schaurig und ungewöhnlich sofort nach dem ersten Lesen in meinem Gedächtnis abgespeichert habe: "Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt." (Aus "Die Verwandlung" von Franz Kafka)



    Stimmt Kafka hab ich vergessen, der macht das wirklich meisterlich. Auch: "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." Da muss man einfach weiterlesen :-)

  • Rein gefühlsmäßig verrät mir der erste Satz etwas über die Stimmung, besser:Die Atmosphäre des Buches.


    Intellektuell betrachtet sagt mir der erste Satz etwas über die Absicht des Autors, über die Grundspannung, mit der er sein Werk angelegt hat: Will er einfach nur so dahinplappern oder sich mit oberflächlicher action austoben? (könnte passen, wenn ich ein Buch für zwischendurch suche, fastfood sozusagen.)


    Beispiel:
    "That was the year, my life fall apart, and that was the year I moved to Paris."
    (Douglas Kennedy, The Woman in the 5th")


    ... oder hat er wirklich etwas zu sagen, d.h.: Hat er sich länger mit einem Thema auseinandergesetzt und somit auch die ersten Worte wohl überlegt.


    Dazu fallen mir wieder Kafkas Käfer und Tolstois un/glückliche Familien ein.


    (Bei der Gelegenheit wollte ich den ersten Satz aus Vicky Baums "Menschen im Hotel" nachschlagen, das ich sehr liebe. Finde es aber nicht! Verdammt ...)