Barbara Gordon - Ich tanze so schnell ich kann

  • Barbara Gordon - Ich tanze so schnell ich kann


    Klappentext:
    << Innerhalb weniger Wochen verlor ich alles: den Mann, den ich liebte, eine Karriere, die mir alles bedeutete, und mich selbst.>>
    Die Frau, die das von sich sagt, ist die preisgekrönte Fernsehproduzentin Barbara Gordon.
    Rückhaltlos offen beschreibt sie in diesem autobiographischen Roman ihren Weg in eine totale Valium - Abhängigkeit, die verzweifelten Versuche, sich von dieser Sucht zu befreien, verschiedene erfolglose Therapien und schließlich den endgültigen Zusammenbruch, aus dem sich erst die Hoffnung für einen Neubeginn abzeichnet.


    Autor:
    Barbara Gordon, geboren in Miami/Florida, studierte Philosophie, Volkswirtschaft, Geschichte, Psychologie und englische Literatur.
    Anschließend ging sie zum Fernsehen, zuerst zu NBC, dann zum Public Broadcasting System und schließlich zu CBS.
    Sie drehte eine Reihe politisch und sozial engagierter Dokumentarfilme und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
    Barbara Gordon lebt in New York.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch führt einem einfach erschreckend vor Augen, wie schnell sich das Leben einer intelligenten, erfolgreichen Frau , durch eine Tablettensucht verändern kann!
    Erst aus der Not heraus genommen, körperliche Defizite, wie Schlafmangel und Erschöpfung zu unterdrücken, werden die Tabletten hinterher einfach lebenswichtig um ein überhaupt noch "einigermaßen" geregeltes Leben zu bewältigen.
    Stück für Stück nähert sich der drohende Zusammenbruch, ist sie nicht mal mehr in der Lage, einfachste Dinge zu erledigen. Kaufhäuser, Restaurantbesuche, Menschenansammlungen, sind selbst mit zigfach erhöhter Valiumdosis nicht mehr zu schaffen.
    Therapeuten verschreiben ihr nur immer wieder neue und höher dosierte Medikamente und der Kreis schließt sich immer enger.
    Auch im privaten Bereich ist die Talfahrt nicht mehr aufzuhalten und so passiert, was passieren muss, ihr Totalzusammenbruch!
    Ich finde es einfach mutig, das sie so offen und schonungslos, wirklich alles detalliert erzählt, um auf Tablettenmißbrauch aufmerksam zu machen.
    Sie selbst schreibt, das es einfach GLÜCK war, nach so vielen fehlgeschlagenen Therapien, endlich eine Therapeutin zu finden, die ihrer Tablettensucht auf den Grund kam!
    Starkes Buch, starke Frau, sehr bewegend und nicht immer einfach zu lesen!!

  • Vor 16 Jahren gelesen - schwer beeindruckt! Damals war das auch irgendwie Pflichtlektüre in bestimmten Kreisen...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Originaltitel: I'm Dancing as Fast as I Can
    311 Seiten



    Meine Meinung:
    Eine Biographie, die es in sich hat. Barbara Gordon leidet unter Angstzuständen, geht einmal in der Woche zum Psychiater und der verschreibt ihr Valium und die Angstzustände werden immer mehr und auch das Valium.


    Sie machte Dokumentarfilme für CBS, sie war gut in ihrem Job, sie bekam "Emmys" dafür, aber ihre Angstzustände und ihre Valiumabhängigkeit machten alles binnen kurzer Zeit zunichte. Sie verlor alles, wechselte mehrmals den Psychiater, aber keiner konnte ihr helfen, jeder pumpte sie nur mit Medikamenten voll.


    Bis der totale Zusammenbruch kommt und sie in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert wird, in dem sie einen langwierigen Weg gehen muss, um wieder ein halbwegs normaler Mensch zu werden.


    Eine sehr aufregende Geschichte, die zeigt, wie schnell es mit Medikamenten zur Abhängigkeit kommen kann und wie wenig Psychiater das erkennen und etwas Wirkungsvolles dagegen tun. Die Diagnosen lauteten von hysterisch und neurotisch bis schizophren und manisch-depressiv.


    Das Buch ist sehr klar und verständlich geschrieben und lässt sich auch flüssig lesen. Es ist sehr informativ, vor allem das Leben in einem psychiatrischen Krankenhaus und hat mir dadurch auch gut gefallen, auch wenn es eine ganz furchtbare Geschichte ist.

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Dieses Buch lag schon sehr lange auf meinem SUB und nun hatte ich es im Zuge des Altsub-Abbaus gelesen.


    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, ein sehr bewegendes Buch. Was mich am meisten erschreckt hatte, waren die Psychologen und Therapeuten. Anstatt auf ihre Probleme einzugehen, wurden nur die Dosis der Medikamente hochgesetzt. Es wird schon wieder alles gut und sie soll sich nicht so anstellen. Das hat mich am meisten erschüttert. Es interessierte überhaupt niemanden (außer ihre Therapeutin in der Klinik), ob sie Probleme hatte. Der erste Therapeut, bei dem sie schon 10 Jahre "therapiert" wurde, gab ihr den Rat, dass Valium ab sofort abzusetzen und nicht die Dosis immer mehr runterzuschrauben. Wenn man das liest, kann man es nicht glauben.


    Da dieses Buch schon älter ist und die Medizin in jeder Form Fortschritte vorweisen kann, gehe ich davon aus, dass es in diesem Bereich genauso sein wird.

  • Meine Erfahrung aus der Psychiatrie (ich habe auf einer geschlossenen aktutpsychiatrischen Station und auf einer offenen psychiatrischen Station gearbeitet) sind so, dass Psychiater inzwischen sehr vorsichtig sind, was Benzodiazepine (Valium, Tavor,...) angeht, sich des Suchtrisikos sehr bewusst sind und Benzos nur kurzfristig einsetzen und dann schnell wieder ausschleichen. Leider verschreiben Hausärzte sie noch bei allerlei Befindlichkeitsstörungen (Schlafstörungen, Anspannung, Muskelverspannungen, Unruhe, Angst) recht gerne und sie wirken leider auch sehr schnell und relativ nebenwirkungsarm, was sie beliebt macht und wodurch die Einnahme belohnt wird, was eben auch ein Grund dafür ist, dass sie schnell abhängig machen. Inzwischen läuft da aber auch hier zum Glück einiges an Aufklärung.


    Und natürlich müssen sie langsam ausgeschlichen werden. Ein Benzodiazepinentzug nach längerer Einnahme ist so ziemlich das Ätzendste, was es an Entzügen gibt und ich würde ihn keinem wünschen. Im Gegensatz zum Alkohol-Entzug, der auch nicht schön, aber in der Regel nach 14 Tagen beendet ist, dauert der Benzodiazepin-Entzug oft Wochen bis Monate. Befindlichkeitsstörungen finden sich auch noch nach Jahren der Abstinenz. Ich hab Patientinnen gesehen, die mit riesigen täglichen Benzodiazepindosen kamen, die sie über Jahre aufgebaut hatten und bei denen der Entzug zunächst in Minischritten auch ganz gut geklappt hat, die dann aber einfach nicht von den letzten Gramm runterkamen.


    Zu den leichteren Entzugssymptomen gehören Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen und Zittern.
    Schwere Entzugssymptome sind Krampfanfälle, Verwirrtheit, verzerrte Wahrnehmung, Lichtscheu, Muskelzittern, Entzugspsychosen oder delirartige Zustände. Krampfanfälle können gerade bei abruptem Absetzen auftreten.


    Also, ich kann nur empfehlen, einen Bogen darum zu machen, es sei denn es geht wirklich nicht anders (z.B. bei akuter Suizidalität, m die Zeit zu überbrücken, bis die Antidepressiva wirken, oder bei akuten hohen Erregungszuständen z.B. im Rahmen einer Manie oder Schizophrenie, oder einem Alkoholdelir). Aber dann geht es eben auch nur um eine Einnahmedauer von Tagen bis max. 3-4 Wochen unter ärztlicher Aufsicht.


    Aber bei Schlafstörungen, Angst oder Anspannung würde ich auf jeden Fall davon abraten. Eine der häufigsten Ursachen für chronische Schlafstörungen ist der chronische Missbrauch von Schlafmitteln. :wow Und Angst kann man eh nur erfolgreich behandeln, indem man sich seinen Ängsten stellt.



    Das Buch habe ich vor x Jahren mal gelesen, da muss ich Anfang Zwanzig gewesen sein. Ich könnte das eigentlich noch mal lesen, jetzt wo ich einen ganz anderen Hintergrund habe.