Hallgrimur Helgason - 101 Reykjavik

  • Titel: 101 Reykjavik
    Autor: Hallgrimur Helgason
    Verlag: Klett Cotta
    Erschienen: Juli 2002
    Seitenzahl: 440
    ISBN: 3608930698
    Preis: 22.00 EUR


    Inhalt:
    Beim dem Buch handelt es sich um eine schwarze Komödie um den 28jährigen Hilynur, einen Mann, der zuviel Fernsehen schaut, einen ziemlichen Versager, einen ewigen Teenager, der die Tage im Bett vergammelt, im Internet nach Pornos sucht und auch sonst wenig Sinnvolles macht. Er lebt noch bei seiner Mutter und wenn er mal weggeht, dann nur als Beobachter.


    Autor:
    Helgason wurde 1959 geboren. Er studierte Malerei in München, Paris und New York, wo er mehrere Ausstellungen hatte und fing dann an zu schreiben.


    Meine Meinung:
    Die Beurteilungen für dieses Buches werden unter Garantie von „sehr gut“ bis „einfach grauenhaft“ reichen. So ganz greifbar ist diese Geschichte von Hallgrimur Helgason nicht. Während des Lesens ist man manchmal genervt, aber schon auf der nächsten Seite kann sich das Gähnen oder die Langeweile in echte Begeisterung verwandeln. Es ist sehr schwer dieses Buch zu beurteilen. Es ist ohne Frage interessant, aber ist es dadurch auch empfehlenswert? Eine Frage die ich nicht mit ja oder nein beantworten kann. In jedem Fall ist es ein interessantes Leseerlebnis. Man liest ein Buch, dass in sich zerrissen ist, dass manchmal wirr und manchmal genial daher kommt.
    Teilweise habe ich wirklich gedacht: „Warum lese ich diesen Sch.... eigentlich?“ – und hätte diese Frage ein paar Seiten später mit der Bemerkung „Weil es so genial ist!“ selbst beantworten können.
    Eine Leseempfehlung gebe ich diesmal nicht ab – soll doch bitteschön jeder ins kalte Wasser springen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe den Film gesehen und mir dabei ähnliches gedacht, wie Voltaire beim Lesen des Buches.


    Das Buch hab ich mal in der Bibliothek angelesen. Bin mir aber mehr als unsicher, ob ich es in absehbarer Zeit komplett lesen werde.

  • Voltaire, Dein neues Avatar verwirrt mich :wow


    vielen Dank für die Rezension, ich habe (wie irgendwie alle hier :wow)
    den Film gesehen und fand ihn nicht sooo toll.
    Kannst Du etwas über die Verfilmung sagen, im Vergleich zum Buch??


    fröhliche Grüße von Elbereth :wave


    Edit: peinlichen Rechtschreibfehler korrigiert

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Voltaire hat auch meine Zerrissenheit beim Lesen dieses Buches ziemlich genau auf den Punkt gebracht. Was die Film/Buch-Problematik angeht: es ist natürlich rein subjektiv, aber ich fand, der Film hat die Stimmung des Buches sehr genau tansportiert. Das scheint mir ein Merkmal der Isländer zu sein. Auch die Verfilmung des Buches "Engel des Universums" von Einar Mar Gudmundsson, ein sehr düsteres Werk, hat m. E. das gleiche Gefühl in mir ausgelöst, dass ich beim Lesen des Buches hatte. Noch deutlicher bei "Die Teufelsinsel" von Einar Karasson. Das tragisch-komische Element, dass mir beim Lesen so ungeheure Freude bereitet hat, war im Film genau so umgesetzt, wie ich es vielleicht getan hätte.
    Beim Schreiben fällt mir: mag es daran liegen, dass in vielen isländische Büchern (von so plumpen Krimis wie die von Stella Blomkvist mal abgesehen) dieses etwas eigentümliche isländische Lebensgefühl durch die Zeilen schwingt, wie geschaffen dafür, in Bilder umgesetzt zu werden? (ich spreche hier nicht von Elfen, Trollen und ähnliche Islandklischees)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Nun habe ich dieses Buch nochmal von vorn bis hinten durchgelesen und möchte Voltaires doch recht vage Empfehlung/Warnung konkretisieren:
    Das Buch ist in weiten Strecken sehr schwanzlastig (wenn nicht pornographisch), pubertär und hochgradig politisch unkorrekt. Allerdings ist die Schilderung isländischen Lebens jenseits von Geysir, Thingvellir und Blauer Lagune ausgesprochen kurzweilig, und der Protagonist ist, gerade wenn er in hochpubertären Gedanken abschweift, zwar irgendwie ein Arschloch, aber dennoch nicht ganz unsympathisch. Und der Wortwitz Hallgrimurs ist zwar manchmal sehr unoriginell, aber dennoch sind einige Highlights darunter, für die man sicherlich auch dem Übersetzer ein großes Lob aussprechen muss.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das Buch geht in Richtung Mikael Niemi's "Populärmusik aus Vittula", welches ich genial fand. 101 Reykjavik ist aber noch ein bisschen abgedrehter, der Schreibstil ist haarsträubend anders, als eben andere Bücher. Auf der einen Seite konnte ich mir ein dickes Grinsen kaum verkneifen, aber schon ein paar Seiten weiter wollte ich das Buch abbrechen weil ich der wirren Geschichte praktisch nicht mehr folgen konnte und mich das ewige rumgeschreibsel vom Dauerständer des Hlynur gewaltig auf die Nerven ging.
    Aber das Buch ist ganz sicher seine Lesestunden wert und auf erfrischende und kopfschüttelnde Art einfach anders.

  • "Abgedreht" kann man zu diesem Roman nur sagen.
    Man weiß als Leser leider nie, ob man weiterlesen oder die ganze Sache in die Ecke werfen soll. Der völlig unsympatische und für seine Umwelt und die Gesellschaft völlig überflüssige Protagonist Hlynur eiert sinnlos durchs Leben, kassiert Arbeitslosengeld, wohnt noch zuhause, dreht sich nur um sich selbst (und vor allem um seine sexuellen Belange), reduziert Frauen auf Sexobjekte, die er lediglich durch Preise, die sie wert zu sein scheinen, definiert und tut nichts Sinnvolles. Also mit anderen Worten: er ist so überflüssig wie ein Kropf.
    Das Leben in der Heimat Island scheint die Menschen so machen - scheint`s im Buch.
    Irgendwie sind alle nicht ganz normal. Ist das jetzt ein gesellschaftskritischer Roman oder einfach nur eine skurile Geschichte. Hab ich irgendwie nicht verstanden.