Kurzbeschreibung
In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische Infantrieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verläßt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt. Der Kaiser ist mächtig, das Reich ist groß, die bestehende Ordnung der Welt scheint unvergänglich. Und doch wird hinter diesem Glanz eine Müdigkeit fühlbar, eine Erstarrung, eine Ahnung von Verfall und Auflösung. Von der knorrigen Stärke des "Helden von Solferino" ist bei seinem weichen und feinfühligen Enkel Carl Joseph von Trotta nichts übriggeblieben. Er erkennt, daß neue Kräfte die Zukunft bestimmen werden, aber er kann nicht selbst daran teilnehmen. Im Aufstieg und Verfall einer Familie spiegeln sich die letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie. 'Radetzkymarsch' gilt als das Hauptwerks des großen Epikers Joseph Roth.
Über den Autor:
Joseph Roth (1894 - 1939), Sohn jüdischer Eltern in Ostgalizien geboren, studierte Philosophie und deutsche Literatur in Lemberg und Wien, kämpft im Ersten Weltkrieg. Ab 1918 arbeitet er als Journalist in Wien und Berlin. Er stirbt nur 45jährig in Paris in einem Armenhaus.
Eigene Meinung:
Es ist wirklich ein wunderschönes Buch, das die Zeiten des Niedergangs der Donaumonarchie vor dem Auge erscheinen lässt.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Es liest sich sehr flüssig, obwohl es auch mal 3 Seiten nacheinander gibt, in der nicht ein Absatz auftaucht. Der Lesefluss wird dadurch keineswegs gestört.
Hauptsächlich handelt das Buch ja von dem Leutnant Trotta und seinem Vater dem Bezirkshauptmann (Beamter) Trotta. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben. Der Bezirkshauptmann wird z. B. mit seinen ganzen Marotten und Eigenheiten beschrieben, die es damals unzweifelhaft gab, dass man sich das sehr gut vorstellen kann, obwohl sie eigentlich aus heutiger Sicht total merkwürdig sind. (Bspw. liegt an einem Morgen seine Post nicht wie gewohnt neben dem Frühstückstablett und daher verändert sich sein Tagesablauf dermassen, dass er zum Beispiel den ganzen Tag nichts mehr essen kann, so sehr ist er verwirrt)
Anhand dieser Charaktere (hauptsächlich an dem Verfall des jüngeren Trottas) wird der Niedergang des Kaiserreiches Österreich sehr gut dargestellt. Der Sohn ist ohne Perspektive und hat seinen militärischen Aufschwung eigentlich nur der Tatsache zu verdanken, dass sein Großvater dem Kaiser das Leben rettete. Die Armee ist ein Sauhaufen, in der schon die Offiziere nur trinken und ihr Geld im Kasino verpulvern. Der Kaiser stand immer für Würde und für Stolz allerdings ist er in den Endzügen der Donaumonarchie auch schon über 80 (er selbst weiss sein genaues Alter nicht mehr) und verfällt zusehens. Dieser Verfall des Kaisers und der Armee ist exemplarisch für Österreich.
Fazit: Ein sehr schöner Klassiker, der die Zeiten des alten Österreichs noch einmal aufleben lässt und anhand der sehr schön gestalteten Charaktere ein tolles Sittengemälde von damals wiedergibt.
(P.S.: Die Rezi werde ich wohl auch bei Amazon einstellen.)