Originaltitel: The Anomalies
Inhalt:
Kann Musik die Welt verbessern? Verhilft ein neuer Sound zu neuem Sinn? Das wohl nicht - höchstens den Musikern. Vor allem wenn es sich um fünf Außenseiter in einer gottverlassenen Kleinstadt handelt, mit denen niemand etwas zu tun haben will. Aber wenn sie Musik machen, setzen sie ihre eigenen Macken unter Strom und verwandeln sie in den Sound ihrer Befreiung. Eine Tragikomödie mit mehr als einem Ende.
Joey Goebels Romandebüt Vincent war ein sensationeller Überraschungserfolg. Vielleicht ist das der Grund, warum der 26-jährige US-Autor und Leadsänger der Punkrockband "The Mullets" beschlossen hat, sein erstes Werk, ein Drehbuch, zum Roman Freaks umzubauen. In der Anlage merkt man dies dem Buch noch an: ständige, durch Kapitelüberschriften angekündigte Perspektivwechsel und ein Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren sorgen dafür, dass die Spannung beim Lesen gehalten wird. Auch wirkt mancher Dialog, als sei er direkt Quentin Tarantinos Pulp Fiction entsprungen. Aber Goebel hat an der „Literarisierung“ seines Debüts gearbeitet und viel von der Psychologie seiner eigenwilligen Figuren in innere Monologe wandern lassen. Das ist dem Roman gut bekommen. Freaks ist eine rasante, politisch inkorrekte und dabei noch überaus musikalische Achterbahnfahrt durch das Leben einer 80-jährigen, ständig jünger werdenden Altersheiminsassin mit Sex-Pistols-T-Shirt an der Gitarre, einer bildhübschen Rollstuhlfahrerin namens Aurora an den Drums, einer 8-jährigen, nur oberflächlich süßen Göre am Bass, einem irakischen Ex-Soldaten auf der Suche nach seinem einstigen, von ihm verwundeten Gegner am Keybord und Luster, dem philosophierenden Afroamerikaner, als Sänger.
Meine Meinung:
Uieh.... ich glaube, das war so ziemlich der "schnellste" Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe! Wie oben beschrieben, geht es "Zack, Zack, Zack" , die Kapitel fliegen einem nur so um die Ohren! Aber wenn es um eine Band geht, die, in ihren eigenen Worten: "die beste Power-Pop-New-Wave-Heavy-Metal-Punk-Rock-Band" ist, kann es ja ruhig flott und schrill abgehen.
Die 5 Protagonisten sind ziemlich durchgeknallt, ja, das kann man so sagen, aber: sie sind dabei unheimlich liebenswert! Egal, ob es Aurora ist, die sich als Schutz vor ständiger Anbaggerei in einen Rollstuhl setzt, die 8jährige Ember, die alles andere als ein "normales" süßes Kind sein will oder Luster, dessen unzählige Brüder alle Jerome heißen und dealen - man wünscht sich einfach mal einen Abend in einer Kneipe mit ihnen abhängen zu können.
Die Handlung geht über einen relativ kurzen Zeitraum und gipfelt in einem denkwürdigen Liveauftritt, leider der einzige der Band, der zugleich das Ende einer vielversprechenden Karriere einläutet. Im Epilog bekommen noch einmal alle 5 ein Schlußwort, sowie auch einige Nebendarsteller, u.a. auch Gott (für mich die witzigste Stelle im ganzen Buch, neben der m.M. recht gut rübergebrachten teilweise sehr witzigen Sprache des Irakers).
Tja, das Ende macht doch recht wehmütig, sind einem die Freaks doch richtig ans Herz gewachsen!
Man muß es sich bestimmt nicht als HC kaufen, wartet ruhig aufs TB, aber dann laßt Euch auf einen rasanten Lese-Trip ein, zu dem eigentlich nur noch die passende Musik für den Hintergrund fehlt...