Heaven : Was ich sagen wollte, ist, daß die Seitenzahl und Ausstattung nur ein Aspekt bei der Ermittlung des Ladenpreises ist, und zwar einer, der weit weniger schwer wiegt als andere. Der Verkaufspreis gibt nicht notwendigerweise den Herstellungsaufwand wieder, jedenfalls nicht bei standardmäßig ausgestatteten Büchern mit Seitenzahlen zwischen 100 und 400 sowie einer Startauflage > 3.000 Stück. Wer glaubt, daß der Pulli, den er für 24,90 bei C&A kauft, auch nur annähernd die Hälfte seines Verkaufspreises in der Herstellung kostet, lebt auf dem falschen Planeten. Der Pulli wird vermutlich für ein oder zwei Euro hergestellt. Aber, wie gesagt, bei Büchern spielen auch noch andere Aspekte eine Rolle. Man sollte jedenfalls nicht erwarten, daß ein Buchpreis irgendwas mit dem Materialwert des Buches zu tun hat. Das ist nur bei Schmuckbänden und aufwendig hergestellten Spezialbüchern der Fall. Ein zwei- bis dreihundertseitiges Taschenbuch kostet nur einen geringen Prozentsatz seines Verkaufspreises in der Herstellung. Man bezahlt nicht für das bedruckte Papier.
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DAS ist mir schon klar. Nur, wenn ich kann, dann suche ich mir ein möglichst gutes Buch mit vielen Seiten zum günstigen Preis.
Der hier genannte Verlag bietet dies allerdings nicht. Meine Meinung. -
Zitat
Nur, wenn ich kann, dann suche ich mir ein möglichst gutes Buch mit vielen Seiten zum günstigen Preis.
Ich wähle meine Bücher zwar nicht nach diesen Kriterien aus, kann sie aber verstehen.
Aber nochmal zurück zu dieser Geschäftsidee. Der Partymacher kauft 30 vom Verlag ausgewählte Bücher ein, für 65 - 70% des Ladenpreises. Er zahlt also ungefähr 11 Euro pro Buch, im Schnitt, macht insgesamt knapp 330 Euro. Da wir eine Buchpreisbindung haben, die auch in solchen Fällen (gewerblicher Buchverkauf) greifen dürfte, muß der Partymacher die Bücher zum normalen Verkaufspreis verscherbeln. Das heißt, daß er mit diesen 30 Büchern 180 Euro verdienen kann, so er sie alle abverkauft. Dafür muß er Leute einladen, ein bißchen für Catering sorgen, und er sollte all diese 30 Bücher auch gelesen haben, sonst macht es ja keinen Sinn. Für die Lektüre setze ich mal zwei Monate an, schließlich heißt ja nicht jeder Tanzmaus. Die Bücher sind nichts Besonderes, sie sind nicht einmal signiert oder so, und sie stellen keineswegs einen repräsentativen Querschnitt der Belletristik dar, sondern stammen von weitgehend völlig unbekannten Autoren und beackern zuweilen recht originelle Nischenthemen, es gibt viele Kurzgeschichtensammlungen und Lürik. Im Barsortiment von Hugendubel, Thalia, Weltbild oder so sind die Bücher nicht vorzufinden, nicht einmal in den Online-Shops, und bei Amazon kann man sie auch nicht direkt bestellen, sondern nur über die "Marketplace"-Funktionlität - beim Verlag. Wir haben es also, euphemistisch gesagt, mit "Special Interest"-Lektüre zu tun. Wenn man sieht, was "normale" Leute so lesen (an den Pools und Stränden der Urlaubshotels, in der Bahn und an vergleichbaren Orten), nämlich günstigstenfalls die Top 10 der Bestsellerlisten, dürfte es schwierig sein, innerhalb eines normalen sozialen Umfeldes Interessenten für diese Bücher zu finden. Dafür aber muß man zwei Monate Lektürearbeit und Veranstaltungslogistik bewältigen, bei einem Tageslohn (!) von um die 4 Euro, vorausgesetzt, man verscherbelt die Bücher auch, wovon ich kaum ausgehe - auf die Stunde umgerechnet liegt man da bei der Hälfte eines 1-Euro-Jobs. Die meisten Titel aus diesem Sortiment würden viele Leute wahrscheinlich sogar als Geschenk ablehnen oder naserümpfend ins Regal stellen.
Die Idee ist also folgende: Ich habe Autoren, die dafür bezahlen, daß die Bücher veröffentlicht werden, und ich sammle "Buchberater", die sich dazu verpflichten, jeweils mindestens 30 dieser Erfolgsgeschichten abzunehmen. Clever. Es gibt nur einen Gewinner bei dieser Sache. Nämlich den "Verlag".
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Hey Doc,
mit deiner flammenden Überzeugungsrede solltest du selbst in diese grandiose Geschäftsidee einsteigen. Dir kauft doch jeder alles ab. Sogar Ladenhüter zu überhöhten Preisen. -
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@ Tom
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Keine Ursache.
Ist aber auch wirklich ein spannendes Thema. Wie Doc ganz richtig andeutete, jede Aldi-Billig-PC-Aktion erzeugt 100 neue Schriftsteller. Im Schnitt schafft es einer von denen zu einem größeren Publikumsverlag. Die anderen 99 sind ein gefundenes Fressen für eine Vielzahl von Unternehmen, die mit klangvollen Namen auf Rattenfang gehen und nicht selten ihre Kunden in die Schuldenfalle tappen lassen. Rechtlich ist dagegen grundsätzlich nichts zu sagen, denn es wird durchaus eine Dienstleistung erbracht - ein paar Bücher werden gedruckt. Das, was "richtige" Verlage ausmacht, angefangen bei der Risikoübernahme bis hin zu intensiver Vermarktung, findet aber i.d.R. nicht statt. Da "Verlag" kein geschützter Begriff ist, darf sich jedermann so nennen, und nicht wenige von den 99 weniger Glücklichen haben keine Ahnung davon, wie dieses Geschäft im Normalfall abläuft.
Ich habe vor ein paar Jahren für das 42er-e-Zine "zweiundvierziger" eine Kolumne zu diesem Thema geschrieben:
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Hallo Tom !!!
Besten Dank für die ausführlichen Informationen einer "Buchberaterin"
(im Grunde das selbe Schema einer "Tupperparty" - der "Dumme ist
immer der "Gastgeber" !!!!
Im Prinzip: "Lieber die Finger davon lassen !!! -
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Zitat
Zitat von Tom:
jede Aldi-Billig-PC-Aktion erzeugt 100 neue Schriftsteller. Im Schnitt schafft es einer von denen zu einem größeren Publikumsverlag. Die anderen 99 sind ein gefundenes Fressen für eine Vielzahl von Unternehmen, die mit klangvollen Namen auf Rattenfang gehen und nicht selten ihre Kunden in die Schuldenfalle tappen lassen.Tut mir Leid, Tom, aber deine Rechnung ist zu optimistisch. Du hast eine Null und eine Neun dabei vergessen. Es müsste heißen:
jede Aldi-Billig-PC-Aktion erzeugt 1000 neue Schriftsteller. Im Schnitt schafft es einer von denen zu einem größeren Publikumsverlag. Die anderen 999 sind ein gefundenes Fressen für eine Vielzahl von Unternehmen, die mit klangvollen Namen auf Rattenfang gehen und nicht selten ihre Kunden in die Schuldenfalle tappen lassen.
Statistisch gesehen schafft es nämlich einer von tausend Schreibverrückten, bei einem Publikumsverlag zu landen.
Gruß
Gheron -
Zitat
Original von Tom
Ich wähle meine Bücher zwar nicht nach diesen Kriterien aus, kann sie aber verstehen.
Aber nochmal zurück zu dieser Geschäftsidee. Der Partymacher kauft 30 vom Verlag ausgewählte Bücher ein, für 65 - 70% des Ladenpreises. Er zahlt also ungefähr 11 Euro pro Buch, im Schnitt, macht insgesamt knapp 330 Euro. Da wir eine Buchpreisbindung haben, die auch in solchen Fällen (gewerblicher Buchverkauf) greifen dürfte, muß der Partymacher die Bücher zum normalen Verkaufspreis verscherbeln. Das heißt, daß er mit diesen 30 Büchern 180 Euro verdienen kann, so er sie alle abverkauft. Dafür muß er Leute einladen, ein bißchen für Catering sorgen, und er sollte all diese 30 Bücher auch gelesen haben, sonst macht es ja keinen Sinn. Für die Lektüre setze ich mal zwei Monate an, schließlich heißt ja nicht jeder Tanzmaus. Die Bücher sind nichts Besonderes, sie sind nicht einmal signiert oder so, und sie stellen keineswegs einen repräsentativen Querschnitt der Belletristik dar, sondern stammen von weitgehend völlig unbekannten Autoren und beackern zuweilen recht originelle Nischenthemen, es gibt viele Kurzgeschichtensammlungen und Lürik. Im Barsortiment von Hugendubel, Thalia, Weltbild oder so sind die Bücher nicht vorzufinden, nicht einmal in den Online-Shops, und bei Amazon kann man sie auch nicht direkt bestellen, sondern nur über die "Marketplace"-Funktionlität - beim Verlag. Wir haben es also, euphemistisch gesagt, mit "Special Interest"-Lektüre zu tun. Wenn man sieht, was "normale" Leute so lesen (an den Pools und Stränden der Urlaubshotels, in der Bahn und an vergleichbaren Orten), nämlich günstigstenfalls die Top 10 der Bestsellerlisten, dürfte es schwierig sein, innerhalb eines normalen sozialen Umfeldes Interessenten für diese Bücher zu finden. Dafür aber muß man zwei Monate Lektürearbeit und Veranstaltungslogistik bewältigen, bei einem Tageslohn (!) von um die 4 Euro, vorausgesetzt, man verscherbelt die Bücher auch, wovon ich kaum ausgehe - auf die Stunde umgerechnet liegt man da bei der Hälfte eines 1-Euro-Jobs. Die meisten Titel aus diesem Sortiment würden viele Leute wahrscheinlich sogar als Geschenk ablehnen oder naserümpfend ins Regal stellen.
Die Idee ist also folgende: Ich habe Autoren, die dafür bezahlen, daß die Bücher veröffentlicht werden, und ich sammle "Buchberater", die sich dazu verpflichten, jeweils mindestens 30 dieser Erfolgsgeschichten abzunehmen. Clever. Es gibt nur einen Gewinner bei dieser Sache. Nämlich den "Verlag".
Hallo!
Möchte abschließend nochmals kurz meinen Senf dazugeben: Ich habe mir jetzt nach längerem Überlegen (eure zum Teil vernichtend kritischen Anmerkungen haben mich doch dazu bewoge) doch die Startkollektion bestellt. Ganz so dunkelschwarz wie du schreibst, ist es auch wieder nicht! Mit meinen 50 % habe ich absolut recht gehabt! Auf die Startkollektion gibt es nämlich wirklich 50 % - d. h. ich habe die 30 Bücher um die Hälfte (Eur 230,--) gekauft. Sobald ich also 15 verkauft habe, steige ich schon wieder pari aus! Alles darüber ist schon Gewinn. Für alle anderen Nachbestellungen sowie Bestellungen aus dem Buchkatalog gibt es dann die 30 % Honorar! Ich bin ansonsten zu keinerlei weiteren Buchbestellungen oder ähnlichem verpflichtet! Nur wenn ich ausdrücklich will, dann erhalte ich 2 X im Jahr eine Folgekollektion. Da werde ich aber vorher gefragt! Die 30 Bücher muss ich nicht zwingend gelesen haben. Zu jedem Buch gibt es in der Startkollektion ausführliche Inhaltsangaben. Auf der Homepage gibt es auch Leseproben! Und nur weil die Autoren unbekannt sind, sind sie ja nicht zwangsweise schlecht. Ich habe mich bisher ein wenig eingelesen und bin durchaus zufrieden mit der Lektüre! Übernächste Woche habe ich jetzt meine erste Buchparty und bin natürlich schon sehr gespannt! Ich trau' mir aber in jedem Fall zu, dass ich über 15 Bücher verkaufen werde - womit schon die Gewinnzone beginnt! Wer sich nicht einmal das zutraut, der sollte auch die Finger davon lassen. Dass man damit auch nicht reich wird, ist mir auch klar. Aber ein wenig wird schon hängen bleiben und die Partys selbst stelle ich mir auch ganz nett vor. Ich habe also nicht wirlich irgend etwas zu verlieren!Weiters habe ich überhaupt nichts davon, dass ich andere für diese Idee werbe, da ich an anderen nichts verdiene! Es handelt sich hier um keinen Strukturvertrieb, sondern jeder verdient für sich selbst! Abschließend wollte ich das noch einmal klarstellen! Wenn man schon etwas schlecht macht, dann sollte man sich vorher auch genau informieren und nicht mit Vermutungen argumentieren! Aber ansonsten nichts für ungut! Die kritische Auseinandersetzung hier im Forum ist schon o.k. und läuft eigentlich auf einem guten Niveau ab! So: Von meiner Seite aus wars das jetzt! Ciao
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Doris - bei Tupperpartys kenne ich das so, dass die Beraterin ihre Vorführkollektion nicht abgibt, sondern alles nachbestellt, und das scheint mir auch sinnvoll: Wenn du deine Vorführbücher verkaufst, können die Besucherinnen der nächsten Party ja gar nicht mehr drin stöbern und dürften weniger Lust haben, ein Buch zu kaufen, wenn sie es nur im Katalog sehen. Ohnehin: Bei der Party müssen die Bücher auch begrabbelt werden dürfen; sind sie dann nach der dritten Party noch schön genug, um als neu verkauft zu werden?
(Gibt's bei Buchpartys auch Häppchen nebenbei? Dann aufpassen, dass nur schmierfreies Fingerfood gereicht wird und reichlich Servietten vorhanden sind. )
(Ich schreibe übrigens absichtlich "Besucherinnen", denn dass Männer auf eine solche Party kommen, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. )
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Zitat
Original von doris34
Die kritische Auseinandersetzung hier im Forum ist schon o.k. und läuft eigentlich auf einem guten Niveau ab! So: Von meiner Seite aus wars das jetzt! CiaoMit diesem "Ciao" verschwand sie aus dem Eulennest und ward nicht wieder gesehen; zurück blieben die Resteulen mit der Frage auf den Lippen: War das jetzt alles?
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Zitat
Original von doris34
Ich trau' mir aber in jedem Fall zu, dass ich über 15 Bücher verkaufen werde - womit schon die Gewinnzone beginnt!
Falsch! Bei 15 verkauften Büchern verdienst du ca. 70 Euro (netto - falls du es nicht versteuern musst) minus 230 Euro Vorlage für 30 Anschauungsexemplare.
Bei 15 verkauften Büchern hast du also erstmal einen Verlust von ca. 160 Euro gemacht und -ich schätze mal- 6 bis 7 Stunden Arbeitszeit investiert. Toller VerdienstZitatOriginal von doris34
Wer sich nicht einmal das zutraut, der sollte auch die Finger davon lassen. Dass man damit auch nicht reich wird, ist mir auch klar.
Stimmt! Ich würde mir noch nicht einmal zutrauen 15 Bestseller oder Klassiker
innerhalb meines Freundes- und Bekanntenkreises zu verkaufen, geschweige denn No-name-Literatur.ZitatOriginal von doris34
Weiters habe ich überhaupt nichts davon, dass ich andere für diese Idee werbe, da ich an anderen nichts verdiene! Es handelt sich hier um keinen Strukturvertrieb, sondern jeder verdient für sich selbst! Abschließend wollte ich das noch einmal klarstellen! Wenn man schon etwas schlecht macht, dann sollte man sich vorher auch genau informieren und nicht mit Vermutungen argumentieren! Aber ansonsten nichts für ungut! Die kritische Auseinandersetzung hier im Forum ist schon o.k. und läuft eigentlich auf einem guten Niveau ab! So: Von meiner Seite aus wars das jetzt! CiaoSorry - aber entweder bist du wirklich so naiv und glaubst damit Geld verdienen zu können oder aber (was ich eher annehme) machst du hier doch nur Werbung für diese Geschäftspraktiken.
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Zitat
Und nur weil die Autoren unbekannt sind, sind sie ja nicht zwangsweise schlecht.
Stimmt. Der Bekanntheitsgrad hat niemals was mit der Qualität zu tun.
Wo und wann wird die erste Party stattfinden? Ich würde wirklich versuchen, zu kommen, um mir das anzusehen. Ohne Spaß.
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Zitat
Original von janda
Ich arbeite im Buchhandel und würde dir, wenn du im Nebenjob Bücher verkaufen möchtest, einen Nebenjob in einer Buchhandlung empfehlen.Der Nebenjob im Buchhandel wäre ein Traumjob für mich, den ich sofort beginnen würde. Aber Buchberaterin? NEIN DANKE!!! Ich war einige Zeit Tupperware-Beraterin. Nie wieder möchte ich Leuten Mist aufschwatzen müssen, den sie eigentlich nicht brauchen. Und schaue ich mir das Programm dieses Verlages an, müsste ich den Leuten warscheinlich Bücher aufschwatzen, die mich selbst nicht überzeugen. Wie Wolke schon meinte: Damit macht man sich garantiert Feinde in seinem Umfeld!!!
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Meine Buchberaterinnen und Buchberater hocken im Eulennest.....
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Zitat
Original von Tom
Wo und wann wird die erste Party stattfinden? Ich würde wirklich versuchen, zu kommen, um mir das anzusehen. Ohne Spaß.Ich wäre auch dabei, wenn es sich einrichten lässt.
Bin ja jetzt schon gestählt durch meinen ernsthaften Versuch mich durch "Seleno" zu lesen.Gruss,
Doc
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Wenn ich es mir recht überlege, ist Buchberaterin gar kein so schlechter Job.
Ein Buch, das immer nur als Ware betrachtet und behandelt wird, das muss doch über kurz oder lang depressiv werden. Blattausfall droht, Coverräude und Schlimmeres!
Das ist der Einsatzort für eine Buchberaterin: Lebenshilfe, Anleitung zum Selbstmanagement und Angebote für Umschulungen (beispielsweise zur Buchecker oder Buchtel).Allerdings stelle ich mir vor, dass die Clientele dann doch eher nur ein kleines Segment der Buchwelt sein kann: Nur Sparbücher (und selbst von denen auch nur ein Teil) könnten die Angelegenheit selbst finanzieren. Alle anderen stehen hilflos vor dem Schicksal, eventuell als abgehängtes Mängelexemplar zu enden. Oder trüge den Buchungsverlust die Solidargemeinschaft?