Ich glaube auch, dass jemand, der an ein Leben nach dem Tod oder dergleichen glaubt, leichter mit dem Thema umgeht. Ich muss gestehen, dass ich diese Leute ein wenig beneide... Ich würde auch so gerne glauben... Früher einmal habe ich es getan. Wann sich das geändert hat? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich heute bei dem Thema immer schwanke. Auf der einen Seite glaube ich schon an etwas Höheres, an Schicksal und dergleichen, aber sobald es in Richtung Tod geht, ist es vorbei...
Schöner Sterben..
-
-
Zitat
Original von Morgana
...aber sobald es in Richtung Tod geht, ist es vorbei...Womit Du eigentlich eine existentielle Wahrheit postuliert hast.
Gruss,
Doc, der glaubt im nächsten Leben als Goldfisch wiedergeboren zu werden
-
Oh oh... ein umfangreiches Thema... oder besser gesagt: wir sprechen hier ja viele Themen an....
Ich denke, eins der allergrößten Probleme ist unser "Anti Aging"-Wahn !! Tod und Sterben werden in unserer Gesellschaft dermaßen tabuisiert, da kann man doch nur hilflos werden !
Wie war es denn früher: da sind die Menschen im Kreis ihrer Familie gestorben und nicht in Krankenhäusern. Das hieß auch, daß alle mehr Zeit zum Abschiednehmen hatten. Dadurch, daß Kranke und dem Tode nahe Menschen heutzutage oft nicht zuhause gepflegt werden (können), wird einem als Betroffener das Thema doch sehr fremd gemacht.
Heute wollen alle immer älter werden und verleugnen (nach außen hin) die Tatsache, daß auch sie irgendwann mal den letzten Atemzug tun werden, trotz Mittelchen und Ersatzteilen... Also kann man sich auf das Ende innerlich gar nicht "positiv" einlassen.
Ich persönlich glaube daran, daß Seelen "wiedergeboren" werden. Das tröstet mich zwar nicht darüber hinweg, mir klarzumachen, daß auch ich (mein jetziges Ich) irgendwann mal nicht mehr hier bin, aber es hilft mir, mit dem Tod nahestehender Menschen besser klarzukommen.
Persönlich hat mich natürlich der allzu frühe Tod meines Papas sehr getroffen... Aber da die Krankheit (Magenkrebs) uns die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit dem unausweichlichen Ende gab, haben auch wir uns noch sehr viel sagen können (Idgie: ähnliche Erfahrung wie Du). Er fehlt mir zwar immer unbeschreiblich, auch nach über 10 Jahren noch, aber ich weiß, daß zwischen uns alles Wichtige gesagt wurde.
Durch einen plötzlichen Tod wird man (ich spreche natürlich nur für mich) natürlich viel mehr aus der Bahn geworfen: Wir haben dieses Jahr grade einen jungen Kollegen (Anfang 40) verloren, von einen Tag auf den anderen.... das ist echt was ganz anderes !
Vor allen Dingen, wenn man weiß, der Tod wäre vermeidbar gewesen, wie in seinem Fall (er war Diabetiker und hatte Probleme mit seiner Insulinpumpe). Da haben wir erfahren, daß er das Wochenende über tot in seiner Wohnung gelegen hat... Wir sind heute noch nicht durch mit dem Thema...
Naja, jedenfalls fallen einem da hinterher noch 1000 Dinge ein, die man vielleicht gerne mal mit ihm beredet hätte... und dann steht man da.Himmel, was für eine Thematik... wir könnten theoretisch sogar noch mehrere andere topics dazu aufmachen...
Aber ich muß mal wieder sagen: ein Qualitätszeichen dieses Forums und seiner Beteiligten, auch solch ein sensibles Thema in angemessener Form anzupacken ! -
Ich habe keine Angst vor dem Tod, denn dieser ereilt jeden von uns irgend wann einmal.
Ich habe nur Angst vor dem Sterben an und für sich. Jedermann hofft doch, daß es ihn erst eines Tages in hohem Alter friedlich im Schlaf, zumindest aber doch kurz und schmerzlos, trifft.
Aber wenn wir ehrlich sind: wieviele haben denn schon dieses Glück? Von meinen Großeltern z.B. kein einziger. Die Realität sind anders aus, von Schmerz und Leid begleitet... oder viel zu früh durch einen Schicksalsschlag.
Ich war schon mal in einer Situation, in der ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. In so einem Moment sieht man ganz klar vor Augen, was einem im Leben wirklich wichtig ist. Gut, wenn man anschließend noch die Möglichkeit bekommt, seine Erkenntnisse anzuwenden.
-
hm..ich denke so gut wie nie, übers Sterben (mein Sterben) nach.
Irgendwann bin ich halt tot.Ich kann nur aus beruflicher Erfahrung sagen, dass alte Leute irgendwann eine Todessehnsucht ergreift, ob das in den Genen liegt?
-
Ich kenne jedenfalls keine älteren Leute, die Todessehnsucht haben.
Im Gegenteil: ich habe beobachtet, dass sich Leute umso mehr an das Leben klammern, je mehr es in den Augen anderer an Qualität verliert.
Wollen wir weiterreden, wenn wir einschlägige Erfahrung gesammelt haben? So ein Forum aus dem Jenseits ?
-
Zitat
Original von Alice
Wollen wir weiterreden, wenn wir einschlägige Erfahrung gesammelt haben? So ein Forum aus dem Jenseits ?Genau, dann sind wir nämlich von allen guten Geistern verlassen. Aber das sind wir ja jetzt teilweise schon.
Gruss,
Doc
-
Mir persönlich geht es so wie Morgana, die Vorstellung, dass ich morgen nicht mehr aufwache ist grauenhaft.
Aber Anderseits habe ich vor dem sterben (Tod) gar keinen Schieß, denn ich kann es nicht ändern. Es passiert egal was wir machen oder nicht machen.
Das einzige was ich mir Wünsche, dass es noch recht lange dauert, bis es so weit ist.
Mit dem Tod von Angehörigen ist das bei mir auch so eine Sache. Als mein Vater vor 10 Jahren gestorben ist, da war er schwerst krank. Und das meine ich im wahrsten Sinne des wortes. Bei jedem klingen des Telefons habe ich gedacht, jetzt ist es soweit. Und dadurch hatte man sich dran gewöhnt, so komisch das auch klingt. Ich hatte es zur Kenntnis genommen, abgehackt, das Leben geht weiter.
Viel schlimmer war es, als meiner Großeltern gestorben sind. Da war ich gerade mal 17 jahre alt und die beiden waren mir wirklich alles. Dort ist es mir doch ganz schön mulmig geworden.
Es geschah so unerwartet, vor allem bei meinem Opa. Plitz Plautz von heute auf Morgen gab es ihn plötzlich nicht mehr.
Beschissen war das.Tschüß Micha der lieber vom Leben redet!!!!
-
Tja Micha, wer vom Leben redet muß zwangsläufig auch vom Tod reden. Beides gehört zusammen wie die beiden Seiten einer Münze. Sicher, es ist ein unheimliches Gefühl, daran zu denken, daß man plötzlich nicht "ist".
Ich habe nach vier Wiederbelebungen ein wenig Erfahrung damit und es macht mir keine Angst. Allerdings lebe ich seitdem intensiver und erfreue mich an jedem Tag, an jeder Kleinigkeit. Auch meine Einstellung hat sich seitdem wie ich finde zum Positiven verändert. Ich merke immer wieder, daß ich völlig andere Prioritäten setze als andere Menschen.
Ich kann nur raten: genießt das Leben, denn es ist kürzer als man denkt. -
Ich gehöre zu den glücklichen Mensch, die mit dem Tod von Freunden/Verwandten so gut wie keine Erfahrung haben. In meiner Familie ist seit ich auf der Welt bin niemand gestorben und in meinem Freundeskreis auch nicht.
Vor Kurzem allerdings - ich weiß nicht, ob das auch in deutschen Zeitungen war (wahrscheinlich nicht) - ist ein Mädchen von meiner Schule von ihrem Vater erschossen worden, ihre Mutter auch und dann hat er sich selbst umgebracht. Grund: finanzielle Probleme, Konkurs des Unternehmens.
Jedenfalls gab's da in unserer Schule eine Schweigeminute und die Möglichkeit, Abschiedsbriefe zu schreiben, etc. Sogar einen Bus zum Begräbnis hat die Schule organisiert, wo alle ihre Klassenlehrer und Freunde hingegangen sind (es sollen über 1000 Leute dort gewesen sein). Ich hab sie nicht so gut gekannt, nur am Gang öfter Hallo zu ihr gesagt, aber das hat mich schon nachdenklich gemacht.Wenn ich mir vorstelle, ich würde morgen sterben, dann muss ich über mich selbst lachen. Ich habe eine Liste. Eine Liste mit all den kleinen Dingen, die ich gerne noch machen würde, in meinem Leben. Da stehen ganz unbedeutene Dinge wie "nachts in einem See schwimmen" oder "gemeinsam an einer Zuckerwatte essen" drauf, aber auch größere Wünsche wie "Kinder kriegen", "heiraten", das übliche eben. Viele Dinge könnte ich auf der Stelle "erledigen", wenn ich das wollte.
Aber das Leben ist nun mal nicht dafür gemacht, dass man das tut, was man will. Obwohl ich mir nach diesem Vorfall gedacht habe: Warum kümmere ich mich eigentlich so sehr um meine Noten in der Schule? Das zählt doch im Endeffekt gar nicht! - zwei Tage später hatte mich das Leben wieder und ich verfiel wieder in den selben alten Trott wie immer. Schule, heim essen, lernen, lesen, schlafen. Traurig eigentlich, wenn man es sich überlegt, aber um aus diesem Alltagsleben auszubrechen und mal richtig zu leben, fehlt mir, glaube ich, der Mut...
-
Zitat
Original von Wendy
Traurig eigentlich, wenn man es sich überlegt, aber um aus diesem Alltagsleben auszubrechen und mal richtig zu leben, fehlt mir, glaube ich, der Mut...Da stellt sich mir die Frage, was denn richtig Leben eigentlich ist? Muss ich um richtig zu leben viel unternehmen, viele Orte sehen, viele Freunde haben, usw. ? Heißt DAS richtig Leben? Ich frage nur, weil ich manchmal den Eindruck gewinne, dass auf Leute, die ihr Leben nicht voll auskosten ein wenig mitleidig herab geschaut wird. Ich meine damit nicht die Büchereulen hier, aber so in meiner Umgebung habe ich da schon ab und an den Eindruck... Man muss ziemlich viel mitnehmen im Leben, immer auf Achse sein, immer was Neues ausprobieren, sonst lebt man nicht richtig?
Ich gehe nicht sonderlich viel aus, ich reise auch nicht allzu oft und viele, wirkliche Freunde habe ich auch nicht. Heißt das jetzt, dass ich nicht richtig lebe?
Ich persönlich habe nicht das Gefühl etwas zu verpassen oder das mir etwas fehlt. Ich bin ganz zufrieden so wie es ist. Ist es falsch zufrieden zu sein?
-
im gegenteil, morgana, zufriedensein ist für mich das richtige leben.
-
Deine Einstellung Morgana ist die richtige. Menschen, die immer nur das Gefühl haben, im Leben etwas zu verpassen oder sich selbst suchen müssen, sind im Grunde arme Menschen. Zufriedenheit und Glücklichsein ist eine Einstellung, die das Leben erst lebenswert macht. Das Gefühl der grenzenlose Weite, wenn man einen herrlichen Sonnenaufgang oder -untergang beobachtet, das freudige Gefühl, wenn man einem kleinen Tier beim Start ins Leben zuschauen kann, das alles macht erst das Leben schön. Und wenn man mit das genießt und dieses Glücksgefühl täglich neu entdeckt, dann hat man auch keine Angst vor dem, was kommt. Mir geht es jedenfalls so. Ich freue mich über und an jedem Tag. Selbst der Ärger, der manchmal aufkommt, ist nicht mehr so wichtig und spornt lediglich an.
-
Das Glück liegt nicht in einer Weltreise, einem tollen Auto oder einem Riesenhaus. Das Glück liegt ganz woanders und es liegt in den kleinen Dingen.
Manchmal sitze ich einfach nur Hand in Hand mit meinem Partner auf der Gartenbank, blinzle in den Abendhimmel und bin glücklich.
Manchmal tobt ein Riesengewitter um uns und ich stehe am Fenster, erfreue mich an dem Naturschauspiel und freue mich, daß ich drinnen bin und nicht da draußen.
Ich kenne da eine verschlafene kleine Pension.... dort, wo sie ist, hört die Straße auf. Vor Dir sind Wiesen bis hinunter ins Tal. Hinter Dir erheben sich die Berge. Dort ist eine kleine Kapelle mit einer baufälligen Bank davor... mit etwas Glück versinkt dort die Sonne abends in einem glühenden Ball hinter den Bergen.
Das alles und noch viel mehr ist Glück für mich - und nichts, das ich mir irgendwo kaufen kann.
-
Das ist ein wunderschöner Thread!! Ich habe gerade alle Beiträge durchgelesen und bin total beeindruckt. Naja es gibt auch einen Grund, ich war ja ne Weile weg, nämlich im Krankenhaus.
Montag vor 3 Wochen hatte ich morgens Bauchweh und Kopfweh und mir war schlecht, aber das fühlte sich an wie das übliche PMS bei Endometriose. Auf der Arbeit habe ich Regale eingeräumt, bin dafür auf eine Leiter, mein Chef kam wegen ein paar Anweisungen und dann ist mir plötzlich ganz schwindelig und schwarz geworden. Von da ab gibt's ein paar Filmrisse, ich weiß, dass ich runtergefallen bin, das mein Chef mich aufgefangen hat, sonst hätte ich mir wahrscheinlich noch was gebrochen. Er hat mich von einem Kollegen ins Krankenhaus fahren lassen und ich hab ihm noch das Auto voll gekotzt!!!
Ab da weiß ich nicht mehr viel, nur dass ich eine Zeit sehr viel herumgefahren worden bin. Wieder aufgewacht bn ich in der Intensivstation. Mir hat alles weh getan (ich bin ja auch aus 3meter höhe gefallen!), vor allem der Bauch.
Irgendwann kam dann ein Pfleger und hat mir erklärt, dass ich einen Blinddarmdurchbruch gehabt hätte, dass sie mächtig saubergemacht hätten bei mir drinnen und das es ein bisschen knapp gewesen wäre.
Seit ein paar Tagen bin ich auch wieder zuhause, rumlaufen darf ich auch, nur Treppensteigen tut saumäßig weh weil die bis auf die Leistenbänder schneiden mussten!!!! Sitzen kann ich auch nicht gut, aber das wird schon wieder.Im Krankenhaus habe ich den Schwarm gelesen (supergeniales Buch!!!!) und hatte viel Zeit, um über Leben und Tod nachzudenken. Ich bin wirklich kein gläubiger Mensch, aber so ein Erlebnis wirft einen mächtig aus dem Sattel! Was ich daraus für mich machen werde, weiß ich noch nicht, aber irgendwie hab ich keine richtige Angst mehr vor dem totsein, nicht mal vor dem Sterben. Ich möchte vorher nur möglichst alle meine Angelegenheiten in Ordnung gebracht haben. Das ist etwas, was mir in den Stunden, wo ich nicht dabei war, schrecklich zugesetzt hat!
Deshalb habe ich mich auch mit einer alten Freundin versöhnt und mit meinem Chef mal richtig gut geredet, als der mich besucht hat.
Ich denke, das ist sehr wichtig, um sich verabschieden nd loslassen zu können.Grüßlis!
-
Ui Antiope, dann ist es schön, dass es Dir wieder besser geht. Wir haben Dich hier schon vermisst und uns gefragt, wo Du denn abgeblieben bist... An so etwas hat natürlich keiner gedacht...
Aber da sieht man einmal mehr, WIE schnell es manchmal gehen kann...
Es ist auf jeden Fall schön, dass es Dir wieder besser geht und Du wieder bei uns bist...
-
hallo antiope,
das hört sich ja furchtbar an. ich bin froh, dass es dir wieder (zumindest halbwegs) gut geht und wünsche dir weiterhin gute besserung!!!
liebe grüße
nic -
Hallo Antiope (sorry, dass mir die J. vorhin rausgerutscht ist ... )!
Na, das erklärt alles! Hoffentlich hast du es bald heil überstanden.
Meine Mutter ist auch eine Spezialistin für böse Überraschungen mit dem Bauch. Jetzt ist fast nichts mehr übrig, was noch Ärger machen könnte, aber sie schafft es immer wieder, mich zu schocken!Wenigstens hast du jetzt Zeit zum Lesen - trotzdem schade, wenn es mit Australien zunächst mal nicht so klappt, wie du dir das gewünscht hast. Ich drück dir die Daumen, dass es doch noch was wird.
Erhol dich gut und lass wieder von dir lesen!
Erleichterte Grüße,
Iris
-
Hallo Antiope,
da bin ich aber froh, dass noch einmal alles gut abgegangen ist und wünsche dir weiterhin gute Besserung! -
Liebe Antiope,
auch von mir gute Besserung !!!!
Schon Dich und lies ein paar schöne Bücher !Ich kann Deine Gedankengänge gut verstehen.... Wenn man so plötzlich in solch eine Situation kommt, rotiert es im Köpfchen....
Und da ist es natürlich schön, daß Dir dieser thread so gut gefällt !!!Liebe Grüße, Fritzi