Da ich einer Fan-Eule einen Bericht versprichen habe, sitze ich zu solch "nachtschlafender" Stunde bereits vorm PC, haue in die Tasten und gucke, was dabei herum kommt.
18:00 h
Eigentlich sollte ich schon in Köln sein, bin ich aber nicht.
Ich stehe vorm Spiegel und male mich immer noch an, bin mal wieder viel zu spät und werde bestimmt aufgefressen, wenn ich endlich in Braunsfeld ankomme.
18:30 h
Kein Parkplatz.
18:35 h
Immer noch kein Parkplatz.
18:40 h
Ich parke auf dem Kinderspielplatz, direkt vorm Sandkasten. Heute haben Kinder auf der Straße sowieso nichts zu suchen.
18:45 h
Ich betrete zerknirscht die Wohnung meines Kumpelchens. Mir öffnet ein mir unbekannter Mann. Ich lächel nett und frage mich, woher ich ihn kenne und schiebe mich dann vorbei in die Küche.
19:00 h
Ich habe ein Knallbonbon in der Hand, sitze auf einem Designersofa, tippe in mein Handy letzte Silvester SMS und bin mir sicher erfrieren zu müssen, wenn ich zu Fuß zur SBahn laufen muß.
19:05 h
In meinem Knallbonbon war ein Ring mit einer kleinen Plastikbiene. Ich ziehe ihn an und versuche mir die Namen der mir unbekannten anwesenden Personen zu merken, welche mir die Schwester meines Kumpelchens zu raunt, jeweils mit kleinem netten oder fiesen Kommentar.
19:30 h
Ich lehne zum xten Mal eine DOSE PROSECCO ab. Der Nächste der mir so ein Ding anbietet, bekommt was zu hören.
19:40 h
Das weibliche Volk drückt sich auf der Toilette herum.
"Waren auch alle noch mal Pipi, bevor es los geht?"
"Jaaaha!"
20:00 h
Die Bahn kommt.
Wirklich, die Bahn muß gleich kommen.
Also so langsam könnte die Bahn mal kommen.
20:05 h
Ich stehe laut schimpfend auf den Bahngleisen und verfluche die Leute in der extrem vollen Bahn, die zwar die gleiche Nummer hat, aber in die falsche Richtung fährt.
20:10 h
Immer noch keine Bahn.
Ich überlege, ob ich einem der Punks auf der gegenüberliegenden Haltestelle die Karte fürs Ärztekonzert abschwatzen soll und mit der Bahn fahren soll. Die Bahnen stadtauswärts kommen wenigstens.
20:15 h
Die Bahn ist da.
20:16 h
Ich habe einen Sitzplatz.
20:30 h
"Haltestelle Köln Arena!"
Ich stöckel auf meinen Stiefelchen die Rolltreppen hoch, klammer mich an mein Kumpelchen und habe Schiß mit meinen Stilettos in den Rolltreppenritzen stecken zu bleiben.
20:50 h
Ich habe zwei Hotdogs verschlungenm, wir haben im Gewühl die Mutter meines Kumpelchens ausgemacht und kämpfen uns nun zum Innenraum durch.
20:52 h
Ich habe einen Stempel auf der Hand.
Ich hasse Stempel.
20:55 h
Wir stehen in der komplett ausverkauften Kölnarena.
die Bühne ist mittig aufgebaut und wir haben einen recht guten Platz in der Südkurve.
Probeweise intonieren wir ein paar Lieder der neuen Platte.
20:56 h
Ich fühle mich beobachtet.
20:59 h
Lines betritt die Bühne und sorgt, wie nie anders erwartet erstmal ordentlich für Stimmung.
21:00 h
Die Fööss kommen und werden von Lines aufgerufen und vorgestellt.
Ich geb mir Mühe drauf zu achten, wer denn nun der ist auf den ich besonders aufpassen soll. Erinner mich aber nur noch, daß er am Keyboard saß und als der Keyborder aufsteht, bin ich grad mit meinem Cola-Bier beschäftigt. (Tschuldigung... ich weiß, ich bin schrecklich unfanmässig.)
21:10 h
Die Fööss spielen, die Arena bebt... die ganze Arena?
NEIN, das Parkett, bzw. der Innenraum feiert, was das Zeug hält, wir schunkeln, lachen, tanzen, saufen, hinter mir wird geknutscht.,.. alles genial.
Auf den Rängen sitzt das ältere Publikum und hat bis auf gelegentlich aufblitzende Glitter-Leucht-Rasseldinger einen Stock im Hintern und bewegt sich nicht.
21;15 h
Meine Freundin und ich haben uns vor den Rängen platziert und versuchen den Leuten oben zu erklären, wie man schunkelt.
21:20 h
Wir geben genervt auf und schleichen auf unseren Platz zurück, wo ich mich plötzlich zwischen weltfremden Menschen wieder finde, die mir was vom "Bickendorfer Büdchen" ins Ohr brüllen.
21:21 h
Ich kann den Text und brülle mit.
21:50 h
Meine Stimme läßt nach. Ich gehe Cola holen.
21:51 h
Ich fühl mich schon wieder beobachtet.
22:10 h
Ich stehe mit einer hart umkämpften Cola in der Menge, schunkel mit und rege mich gleichzeitig darüber auf, daß der Leinwandwürfel zu hoch hängt, als das ich hier direkt vorne was darauf erkennen könnte.
22:15 h
Mir tippt wer auf die Schulter und grinst mich erwartungsvoll an.
22:16 h
Ich kenn ihn nicht.
Ich bin sicher ihn schon mal gesehen zu haben, aber ich kenn ihn nicht.
Scheiße verdammt, ich weiß wirklich nicht, woher ich ihn kenne.
22:20 h
Er grinst immer noch erwartungsvoll.
Weil er nett aussieht, nehm ich ihn einfach in den Arm und wir schunkeln ein bißchen und singen mit.
Sehr gute Lösung!!
22:25 h
Seine Freundin taucht auf, tötet mich mit Blicken und schleift ihn von dannen.
Ich weiß immer noch nicht, woher ich ihn denn nun kannte.
Aber schade, daß er weg ist.
23:00 h
Ein Tusch ertönt und die rosa Funken erklimmen die Bühne.
Ich falle vor Lachen fast von meinen Stiefelchen, als ich die Kostüme sehe.
Ich mag die Rosa Funken.
Scharfes Röckchen hat der Mariechen an und die anderen tanzen auch herrlich zum Stippeföttchen.
23:01 h
Ich wackel auch mit dem Popo. *trallalalalalalala*
23:02 h
Ich wackel so doll mit dem Föttchen, daß es mit dem Stehen bleiben ein wenig schwierig wird.
23:15 h
Lines steht auf der Bühne und singt als Pavarotti verkleidet.
Wir diskutieren, ob es echt gesungen oder ein Playback ist.
Ich neige zu Playback, weil es sich verdammt gut anhört.
Die Frage konnte aber abschließend nicht geklärt werden.
23:30 h
Verstohlener Blick auf die Uhr.
Wann machen die denn Pause?
23:40 h
Der Saal rockt und bebt immer noch.
23:50 h
Na gut ein Lied noch, aber dann gehen wir raus, Feuerwerk gucken.
00:01 h
Scheiße, Jahreswechsel verpaßt.
Etwas betreten stehen die Fööss auf der Bühne und tun so, als wäre der Countdown noch nicht vorbei.
00:02 h
Wir wünschen uns mit Küßchen ein frohes neues Jahr und wollen zum Feuerwerk.
00:03 h
Auf der Treppe kommen uns naßgeregnete Gestalten entgegen und wir beschließen lieber das Feuerwerk ausfallen zu lassen und stattdessen Sekt zu trinken.
Dummerweise geht nicht mein sehr stilbewußtes Kumpelchen den Sekt holen, sondern irgendwer anderes und steht kurz darauf mit einer Magnumflasche PROSECCO vor uns.
00:05 h
Ich habe aus Nettigkeit einen Schluck Prosecco getrunken und ihn dann heimlich in einen Blumekübel gespukt.
Meine Freundin und ich stehen an um Champus zu kaufen, scheiß auf den Preis.
00:10 h
Der Prosecco dümpelt auf dem Tisch vor sich hin unser Champus ist fast leer.
00:30 h
Ich stehe mit einem Sektglas auf der Toilette und diskutiere, ob ich nun aufs Klo darf mit dem Glas oder nicht.
Die Klofrau will mich überzeugen, das Ding in ihre Obhut zu geben.
Ein Blick auf ihren widerlichen dreckigen Finger und ich kippe das Ding auf Ex und geh ohne Glas aufs Klo.
00:45 h
Ich kann nicht mehr stehen.
Meine Stielfenchen waren def. die falsche Schuhwerkwahl.
00:50 h
Mir hat ein Opa an den Hintern gepackt und ich habe ihm keine geklebt.
Ist ja heute Neujahr, da hab ich mich auf Stilettoabsatz in seinen Fuß bohren beschränkt. Mein Kumpelchen lobt mich für meine Gelassenheit und wir traben zurück in die Halle.
00:55 h
Die Halle ist wieder komplett voll, irgendwie voller als vorher.
00:56 h
Ich hab ein bißchen rumgeschubst und Ellenbogen eingesetzt und hab nun direkt vor der Bühne massig Platz.
01:00 h
Die Fööss spielen wieder.
Leider hab ich keine Ahnung mehr was genau. Ich hätte mir doch Notizen machen sollen.
01:05 h
Ich kann schon wieder den Text und singe mit.
01:10 h
Der Typ neben mir versucht mich in eine Gespräch zu verwickeln.
Ich lächel dämlich und tue so, als spräche ich nur japanisch.
01:13 h
Hat funktioniert, er lächelt ebenfalls dämlich und schunkelt brav weiter, ohne zu reden.
01:15 h
Mein Kumpelchen tanzt mit mir Samba.
01:16 h
Mir fällt ein, daß ich gar keinen Samba tanzen kann.
01:17 h
Wir tanzen immer noch Samba.
Die Fööss spielen aber schon wieder was ganz anderes.
01:30 h
Die Musik wird leiser, Lines verabschiedet die Fööss....
Wir brüllen ZUGABE...
(Ja auch ich... heute ist mir nämlich gar nichts peinlich!!)
01:40 h
Die Fööss versuchen es noch mal...
wieder brüllen wir "Zugabe"
Sogar in die lahmen Sitzpplatzkartenbesitzer kommt Bewegung.
02:00 h
Ich liege in den Armen von meinem Kumpelchen, bin mir sicher, daß ich keine Füße mehr habe und wir singen leise beim letzten Lied mit.
Faßt vergesse ich, in wessen Armen ich liege und werde ein wenig romantisch.
02:10 h
Dat Licht is an, die Musik is aus, die Fööss sin weg, mein Handy klingelt. Siebenunddrölfzig SMS.... ich steck es weg. Jetzt wird erst mal noch ein bißchen gefeiert.
02:30 h
Wir haben die Jacken geholt, so ohne tobende Masse ist es doch recht kühl hier in der Arena.
03:00 h
Ich verweigere die Aufnahme von Prosecco in meinen Körper und winke dem Typen zu, der an der Hand seiner Freundin an mir vorbei schleicht und mir dann endlich auch zuraunt, woher ich ihn kenne.... Disco Kölner Innenstadt... ah jetzt ja...
03:20 h
Wir stehen vor der Arena und verabschieden uns.
Warum eigentlich? Wir müssen doch alle zum Bahnhof.
03:30 h
Die Bahn kommt in 18 Minuten.
03:30 h
Ich kann keine 18 Minuten mehr stehen und lasse mich auf den Boden plumpsen.
Meine Freundinnen tun es mir gleich.
03:48 h
Keine Bahn da.
Wir nehmen eine andere Linie zum Neumarkt und wollen da umsteigen.
04:00 h
Ich stehe am Neumarkt und singe Karnevalslieder.
Die Heimkehrer vom Ärztekonzert pöbeln herum.
Wir schmettern ihnen "Polterabend in der Elsastroß" entgegen...
04:05 h
Die Bahn ist da, aber wir stehen am falschen Ende.
Ich renne mit Stiefelchen über Kopfsteinpflaster und glaube, daß ich jeden Moment nicht nur keine Füße, sondern auch keine Beine mehr habe.
04:06h
Bahn erwischt, alles wird gut.
Heimat, Katze, Bett, ich komme....
Fazit:
Die Fööss waren super, leider bin ich nicht musikalisch genug, um eine Bewertung ihrer Leistungen abgeben zu können und zu wenig Fan um genau wieder geben zu können, was sie da oben alles gemacht haben.
Aber die Stimmung war super, wir hatten Spaß ohne Ende und nächstes Jahr, simmer wieder dabei...