'Buddenbrooks' - Teil 01 - 02

  • Zitat

    Original von Faraday
    Ich hab vor allem Mühe mit den vielen eingeworfenen Sätzen in "Plattdeutsch" oder was ist das genau?


    Plattdeutsch - meine Oma aus Marne spricht genauso. Aber ich muß mir den Satz dann immer laut vorlesen, um ihn zu verstehen.... :chen


    edit: Meine Oma würde Plattdüütsch dazu sagen... :rofl

  • Zum Thema "leicht zu lesen" kann ich nur sagen, dass dieses Buch für mich erstaunlich leicht zu lesen ist. Ehrlich, ich hab z.B. mit Hesse, aber auch mit anderen Werken von Mann (Zauberberg, Felix Krull) wesentlich mehr Probleme gehabt. Den Stil der Buddenbrooks finde ich gar nicht so schlimm, wenngleich es etwas anstrengend ist, dass viele Personen äußerlich so detailliert beschrieben werden.
    Ich hab aber die ersten Jahre meines Lebens in nem Kaff verbracht, wo viel Platt gesprochen wurde, und hatte Französisch in der Schule, demnach habe ich sprachlich nicht so viele Probleme.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • 1. Runde der Leserunde durch. Eigentlich schon weiter, komme aber nicht so wie ich möchte zum Posten.

    Anfänglich hatte ich so meine kleinen Probleme mit den detaillierten Beschreibungen. Da sie eingeflochten sind, ist man gezwungen sie zu lesen, da nicht immer erkenntlich ist, wann die eigentliche Geschichte weitergeht. Ich habe dabei auch immer das Empfinden, dass mir Bilder, wie sie dem Autor vor Augen standen, aufgezwungen werden und mein Kopfkino seiner Freiheit beraubt wird.
    Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.
    Mein Lesetempo ist aber doch etwas langsamer als normal.

    Im Teil 1 wird der gesamte Buddenbrook-Clan vorgestellt. Jede Menge Personen, die man sich aber wohl nicht alle merken muss. da sich der Roman von 1835 bis 1877 zieht. Nele Neuas' Besetzungen sind da ein Klacks dagegen. Aber es gibt ja wikipedia mit einem „Buddenbrooks“-Artikel und ein Figuren-Lexikon (auf Titel und dann Buddenbrooks klicken)

    Aufgefallen ist mir, dass Einrichtungen usw. sehr detailliert beschrieben sind, Menschen, besonderes Gesichter dagegen selten etwas wohl wollendes haben, sondern stellenweise eher wie Karikaturen wirken.

    Gleich auf der 2. Seite habe ich bei der Beschreibung des alten Buddenbrook gestutzt:

    Zitat

    Er war, mit seinen siebenzig Jahren der Mode seiner Jugend nicht untreu geworden; nur auf den Tressenbesatz zwischen den Knöpfen und großen Taschen hatte er verzichtet, aber niemals i leben hatte er lange Beinkleider getragen.



    Keine langen Beinkleider ? Was dann ? Dann kamen mir die Bilder mit den Kniebundhosen in den Sinn.


    Danach bin ich über „Konsul“ gestolpert. Dank wikipedia weiß ich jetzt, das er das Amt des Königlich-Niederländischen Konsuls inne hatte.
    Welchem Gremium der Senator seinen Titel verdankt habe ich noch herausgefunden. Denke aber das die Stadträte der Hansestädte so hießen.


    Zu dem Begriff Kopfrose bin ich noch nicht fündig geworden. Keine Ahnung was das sein soll?


    Zur Juli-Monarchie gibt es einen Artikel bei wikipedia


    Zu „Suitier“ habe ich im web gefunden: steht veraltet für: lustiger Lebemann. Von Suite: studentisch für "Posse, Streich".


    „Favoris“ ist das französische Wort für Backenbart oder moderner Koteletten


    Das waren so die Worte die mir auffielen.


    Es zeichnet sich für mich bereits jetzt ab, dass Tony und Christian der Familie noch einige Sorgen bereiten werden. Mal sehen,. Was Teil 3 + 4 bringt.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • So, nun bin ich mit dem 1. Abschnitt auch durch. Wenn man sich erst mal an den Sprachstil gewöhnt hat, liest es sich gar nicht mehr so schlecht.


    Mir ist aufgefallen, daß die Äußerlichkeiten bis ins kleinste Detail beschrieben sind. Wer hat was an, welche Frisur sitzt wie, wer trägt welchen Schmuck etc. Aber die Charaktere sind bisher eher kurz gekommen. Irgendwie scheinen sich alle nach Außen hin gut im Griff zu haben und keinerlei Emotionen zu zeigen. Wie Clare schon sagte, alles sehr steif.


    Da einige von euch scheinbar diesen Dialekt kombiniert mit Französisch verstehen :lache .... was heißt denn "Je, den Düwel ook, ..." ( Seite 7, 1. Satz ) ? Oder "'N Aap is hei!" ( Seite 15 ) ?



    Zitat

    Original von Faraday
    So wie ich das verstehe, wurde Gotthold (was für ein Name :rolleyes) von der Familie verstossen, weil er unter seinem Stand geheiratet hat und dieser Gotthold fordert nun Geld von der Familie, was sie ihm aber nicht auszahlen werden....?


    Die Tochter Tony will sich nicht küssen lassen vom Bruder ihrer Freundin und so verkrachen sich die Kinder. Hast das auch etwas mit dem "Stand" zu tun? Tony muss gegen Ende des Abschnittes in ein Internat gehen.


    Das mit Gotthold habe ich eigentlich auch so verstanden. Zwar scheint er nicht völlig enterbt worden zu sein, aber mehr oder weniger vom Vater verstoßen.


    Die Hagenströms sind, soweit ich das verstanden habe, nicht unbedingt sozial niedriger gestellt als die Buddenbrooks. Allerdings scheint der Vater recht intelligent und direkt zu sein, eine Kombination, die zu damaligen Zeiten nicht unbedingt beliebt war, man empfand das als aufdringlich. Ob das allerdings damit etwas zu tun hat, daß Tony sich nicht von Hermann küssen lassen wollte, bezweifle ich. Sie konnte Julchen ja schon nicht leiden, ihr Bruder war ihr sicherlich auch nicht viel sympathischer.


    Zitat

    Original von dyke
    Es zeichnet sich für mich bereits jetzt ab, dass Tony und Christian der Familie noch einige Sorgen bereiten werden. Mal sehen,. Was Teil 3 + 4 bringt.


    Das Gefühl habe ich auch. Ich schätze, die zwei werden noch richtig Schwung in die eingestaubte Familie bringen. :lache

  • Ich habe jetzt auch endlich angefangen, bin allerdings noch ganz am Anfang bein großen Festessen und den endlosen Personenbeschreibungen.
    Vor jahren habe ich das Buch mal im Deutsch-LK gelesen und hatte es als schwieriger zu lesen in Erinnerung.


    Da ich kein französisch kann bräuchte ich Übersetzungshilfe bei der Anekdote über Napoleon am Anfang von Kapitel 5:


    "N'est-ce pas, Rapp, les Allemands aiment beaucoup ces petits Napoleons?" "Qui, Sire, plus que le Grand!"


    Normalerweise überlese ich so was, aber wenn man schon mal die Möglichkeit hat zu fragen :wave

  • Zitat

    Original von -Christine-lache .... was heißt denn "Je, den Düwel ook, ..."


    Dat is plattdütsch und heißt "Ja, zum Teufel auch" ( Seite 7, 1. Satz ) ?


    Zitat

    Original von -Christine-Oder "'N Aap is hei!" ( Seite 15 ) ?


    Das auch: Ein Affe ist er


    Dyke - Weltenbummler innerhalb Old Germany und außerdem mal einige Zeit regelmäßig Ohnesorg-Theater geguckt

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Mir ist noch eine Frage eingefallen:


    Der alte Buddenbrook kauft sich ein neues Haus und die Kinder bekommen etwa ausgezahlt ?


    Das habe ich nicht verstanden. Wäre ein Haus aus der Erbmasse verkauft worden, das begreif ich, aber gekauft ??

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich bin auch noch am Anfang, das Festessen ist gerade beendet. Man muss sich an diesen sehr ausführlichen Beschreibungen erst gewöhnen. Werde weiter berichten.


    Danke,Faraday, für die Übersetzung. Ich spreche auch kein französisch. Das plattdeutsche verstehe ich ganz gut (habe wie dyke früher Ohnesorg Theater gesehen).

  • Für das Französisch im Buch reicht mein Schulfranzösisch zum Glück noch aus, aber mit dem Plattdeutsch tu ich mir wirklich schwer. Bin ja Österreicherin und höre Plattdeutsch so gut wie nie.
    Daher bin ich echt dankbar, dass hier zumindest schon mal ein paar Sätze übersetzt wurden, bei denen ich mich rumgeplagt habe..



    Ich hab erst das 1. Kapitel gelesen, aber bisher komme ich gut zurecht. Ich finde das Buch relativ flüssig zu lesen und werde wohl doch nicht ganz so lange brauchen, wie ich es zuvor prophezeit habe.
    Mit den Namen würde ich mir auf jeden Fall schwer tun, hätte ich sie nicht - in weiser Voraussicht :chen - gleich von Beginn an aufgeschrieben. Samt Spitznamen ;-)

  • Ich bin leider noch nicht so weit wie ich möchte, da ich die letzten 3 Tage Migräne hatte - und somit nicht zum lesen kam. Den ersten Teil habe ich mittlerweile durch. Ist die Familie Kröger eine Anspielung auf Marion Kröger? Oder nur eine zufällige Namensgleichheit?


    Mir gefällt die Sprache richtig gut. Vorallem das Gemisch aus französisch und plattdeutsch - einfach herrlich!


    Zitat

    Original von dyke
    Mir ist noch eine Frage eingefallen:


    Der alte Buddenbrook kauft sich ein neues Haus und die Kinder bekommen etwa ausgezahlt ?


    Das habe ich nicht verstanden. Wäre ein Haus aus der Erbmasse verkauft worden, das begreif ich, aber gekauft ??


    Ich hatte es so verstanden, daß der Konsul es erben soll... Die anderen Kinder wurden ausbezahlt, damit alle das gleiche Erbteil erhalten.

  • So, jetzt bin ich auch durch den ersten Abschnitt. Die anfängliche Namensverwirrung hat sich gelegt.


    Erschüttert hat mich das Ableben von Antoinette Buddenbrook, die Stille und Unauffälligkeit ihres Sterbens und die Gedanken des alten Buddenbrook, der ja auch bald nach ihr stirbt. So viele Jahre stillen, gut funktionierenden Zusammenlebens, niemals großes Glück, niemals großer Schmerz, einfach all die Jahre mit klugem Anstand ausgehalten...Gut, dass ich eine solche Ehe nicht schließen musste, aber dafür gehöre ich vielleicht nicht in die entsprechenden Kreise :gruebel (gut so)

  • So, ich bin nun auch mit Teil 1 und 2 fertig.


    Mir hat es bisher sehr gut gefallen. Mit dem Stil und dem Lesefluss habe ich keine Probleme, es lässt sich gut und leicht lesen. An die große Anzahl an Personen habe ich mich auch inzwischen gewöhnt und finde mich gut zurecht.


    Besonders nennenswerte Teile finde ich:


    - Der Konflikt mit Gotthold und dessen Auflösung. Das ganze war sehr schön beschrieben, finde ich. Es gibt keinen klaren Schuldigen, keinen wirklich Bösen also, der für die Zwietracht verantwortlich war. Johann und Gotthold sind beide sehr menschlich gezeichnet worden, beide zu verfangen in ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen um auf einen Nenner zu kommen.


    - Das Ableben von Antoinette und Johann Buddenbrook wie Clare bereits erwähnt hat. Ich stimme dem voll zu.


    - Die Beschreibungen der "Vergehen" der "scharzen Schafe" der Familie, Christian und Tony. Mal sehen, wie sich die beiden entwickeln.


    Ich finde das Buch bisher sehr interessant und bin gespannt weiter von der Familie Buddenbrook zu hören. :-)

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Ich bin gestern mit kapitel 2 fertig geworden, heute mit Kapitel 3, da kommt dann morgen nach Kapitel 4 ein Beitrag ;-)


    Bis Ende des ersten Kapitels fand ich das Buch schwer zu lesen. Nach dem ersten Kapitel bin ich mehr und mehr rein gekommen. Das Buch wird nach anfänglichem Misstrauen immer besser :-) Ich gehe mal davon aus, dass ich wohl ein paar Tage früher als geplant fertig werde!

    Die Deutsche Rechtschreibung ist Freeware, sprich, du kannst sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. :write

  • Zitat

    Original von Kleiner Prinz


    Bis Ende des ersten Kapitels fand ich das Buch schwer zu lesen. Nach dem ersten Kapitel bin ich mehr und mehr rein gekommen. Das Buch wird nach anfänglichem Misstrauen immer besser :-) Ich gehe mal davon aus, dass ich wohl ein paar Tage früher als geplant fertig werde!


    Von letzterem gehe ich bei mir auch aus, kleiner Prinz. Bei ersterem teile ich allerdings nicht deine Meinung. Ich fand es - trotz gegensätzlichem Erwarten - von Beginn an flüssig und angenehm zu lesen.





    Zitat

    Original von book_thief
    Der Konflikt mit Gotthold und dessen Auflösung. Das ganze war sehr schön beschrieben, finde ich. Es gibt keinen klaren Schuldigen, keinen wirklich Bösen also, der für die Zwietracht verantwortlich war. Johann und Gotthold sind beide sehr menschlich gezeichnet worden, beide zu verfangen in ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen um auf einen Nenner zu kommen.


    - Das Ableben von Antoinette und Johann Buddenbrook wie Clare bereits erwähnt hat. Ich stimme dem voll zu.


    Diese beiden Aspekte sind mir beim Lesen der ersten beiden Kapitel auch ins Auge gestochen. Besonders interessant finde ich die Thematik rund um Gotthold. Bin gespannt, wie es damit wohl weiter geht.


    Auch der Tod der beiden alten Buddenbrooks hat mich nicht kalt gelassen. Ich war ja der festen Überzeugung, sie würden im weiteren Verlauf des Buches noch eine größere Rolle spielen - vor allem Johann Buddenbrook senior. Und ja, viel Zeit zum "Trauern" blieb dem Leser wirklich nicht. Finde ich einerseits schade, andererseits soll es ja auch irgendwie mit dem Geschehen weitergehen.

  • Zitat

    Original von bibliocat


    Ich hatte es so verstanden, daß der Konsul es erben soll... Die anderen Kinder wurden ausbezahlt, damit alle das gleiche Erbteil erhalten.


    Nee, das ist es ja, nicht geerbt, sondern von einer Handels-Familie gekauft, die das Haus nicht mehr halten konnten.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Original von dyke


    Nee, das ist es ja, nicht geerbt, sondern von einer Handels-Familie gekauft, die das Haus nicht mehr halten konnten.


    Der Vater (der alte Monsieur Buddenbrook) kauft doch das Haus - und der Sohn (der Konsul) soll es erben (und deshalb werden die anderen Kinder ausbezahlt)...

  • dyke - Erst einmal vielen Dank für die Übersetzungen. Da wäre ich nie darauf gekommen. :grin


    Was die Geldzahlungen beim Kauf des Hauses angeht .... ich habe mir das so erklärt, daß alle eine vorzeitige Auszahlung aus dem gesamten Vermögen der Buddenbrooks bekommen haben. Johann hat sich das große Haus gekauft ( welches sein Sohn Johann bereits bewohnt und wohl auch erben wird ) und Gotthold und die Schwester aus Frankfurt haben Bargeld bekommen.


    Zitat

    Original von Clare
    Erschüttert hat mich das Ableben von Antoinette Buddenbrook, die Stille und Unauffälligkeit ihres Sterbens und die Gedanken des alten Buddenbrook, der ja auch bald nach ihr stirbt. So viele Jahre stillen, gut funktionierenden Zusammenlebens, niemals großes Glück, niemals großer Schmerz, einfach all die Jahre mit klugem Anstand ausgehalten...


    Hier hat mich überrascht, daß Johann so schnell nach dem Tod seiner Frau gestorben ist, als ob dies aus Kummer geschehen wäre. Geliebt, wie seine erste Frau, hat er sie jedoch nie.

  • So, mittlerweile habe ich auch diesen Abschnitt durch - und es hat nur eine Woche gedauert.... :lache


    Die Zeitsprünge machen mir etwas zu schaffen - der erste Teil stellt die Familie vor und im zweiten Teil ist man dann direkt schon einige Jahre weiter. Die Großeltern sterben (wobei ich den Tod der 1.Frau des Großvaters schon traurig fand - sie stirbt bei der Geburt von Gotthold - und der arme Junge verliert die Mutter und auch noch den Vater, da der ihn für den Tod der Mutter verantwortlich macht- furchtbar!). Kein Wunder, daß sich Gotthold dann irgendwann von der Familie abnabelt!


    Schön fand ich das "Tagebuch" der Familie Buddenbrooks, in dem die Krankheiten und Geburten der Familie in Briefform eingetragen werden.


    Aber ihr habt schon recht - die Problemfälle werden wohl Tony und Christian.