'Buddenbrooks' - Teil 05 - 06

  • Ich bin nun auch durch. :-) Dieser Abschnitt ging jedoch nicht so schnell wie die anderen. Er war nicht so spannend wie die Teile zuvor.


    Interessant finde ich die beiden gegensätzlichen Brüder, Thomas und Christian. Ich hege für Christian persönlich mehr Sympathie, kann Thomas' Abneigung gegen das Verhalten seines Bruders aber auch vollkommen nachvollziehen. Das Gespräch zwischen den beiden war nötig und hilfreich für beide, denke ich.


    Zu Tony: Tony ist extrem schwer einzuschätzen ebenso wie zu mögen, da sie völlige Gegensätze in sich selbst vereint. Einerseits will sie der Familie Ansehen ermöglichen, andererseits will sie ihr eigenes Glück und ihre Bequemlichkeit. Solches lässt sich selten gut vereinen. Es hat mich daher nicht gewundert, dass ihre zweite Ehe schief geht.


    Nun denn, auf zu Teil 7 und 8.

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Mit Tony habe ich auch so meine Probleme, meistens finde ich sie ziemlich nervig, aber stellenweise ist sie mir doch richtig sympathisch!


    Herr Permaneder finde ich klasse, besonders seinen Besuch bei Buddenbrooks und das erste Gespräch mit der Konsulin, die wohl die Hälfte nicht wirklich versteht, köstlich!
    Allerdings war klar, dass die beiden wirklich nicht zusammen passen.

  • Oje, arme Tony. Auch mit ihrem zweiten Mann ist ihr kein Glück beschieden. Herrlich, wie die bayerische Art beschrieben wird, was habe ich gelacht als Herr Permaneder das erste Mal der Konsulin seine Aufwartung machte. :D Nein, in diese vornehm-steife Welt der Norddeutschen passte der Herr Permaneder nicht rein, und Tony nicht in die tumbe Gemütlichkeit der Münchner (bzw. der Münchner Kreise, in denen sich Herr Permaneder bewegte...). A Kreiz is es hoid! Aber doch nett, dass er so schnell in die Scheidung einwilligte und ihr auch die Mitgift zurückgab.


    Kurze Zeit erschien es ja, als ob sich alles zum Guten wendete. Tom heiratet Gerda, die eine große Mitgift mitbringt, zwar ein wenig exzentrisch zu sein scheint ("Ein Diner ist so außerordentlich beruhigend... Ich hatte heute Nachmittag musiziert und fühlte mich ein wenig merkwürdig... Jetzt ist mein Gehirn so tot, dass hier der Blitz einschlagen könnte, ohne dass ich bleicht oder rot würde". *lol*), aber doch sehr passend zu Tom. Auch Clara kommt unter die Haube (irgendwie fand ich es immer unpassend, dass sie als Nesthäkchen so streng und christlich-bieder geworden ist), Klothilde geht in Pension (warum eigentlich? das hat sich mir wirklich nicht erschlossen, warum sie nicht bei der Konsulin wohnen bleibt, genug Zimmer stehen ja frei...) und Tony heiratete eben auch noch mal. Und Christian, der anfing den Ruf der Buddenbrooks zu ruinieren, wurde flugs nach Hamburg abgeschoben.


    Christian, der war schon eine Nummer für sich. Einerseits ein Spaßvogel, andererseits der totale Hypochonder. (Das Problem mit dem Schlucken habe ich übrigens auch. *örx*) Und mit Arbeit hatte er es ja auch nicht so, darum wunderte es mich, dass es in Hamburg mit der Selbständigkeit dann anscheinend doch gut klappte. Tja, es war nur eine Frage der Zeit, bis es zwischen ihm und Tom krachte. "Auch Brüder können sich hassen oder verachten, das kommt vor, so schauerlich es klingt. Aber man spricht nicht davon. Man vertuscht es. Man braucht nichts davon zu wissen." Ich glaube ja, Thomas Mann hat sich auch nicht so gut mit seinem Bruder verstanden, oder? Oder war das dann nur später die Konkurrenz, als beide Schriftsteller waren?


    Nach dem Tode des Konsuls wird die Konsulin auf einmal sehr frömmig bzw. noch frömmiger als zuvor. Tony kann damit nicht so viel anfangen und düpiert das ein oder andere Mal die Herren Pastoren. :D Und ob es wirklich DIESES Lied gab: "Ich bin ein rechtes Rabenaas, ein wahrer Sündenkrüppel. Der seine Sünden in sich fraß, als wie der Rost den Zwippel..." Also da hätte ich ja auch nicht an mich halten können. Dieser Jerusalemsabend war in diesen Zeiten anscheinend weit verbreitet, in "Shirley" gab es auch einen "Judenkorb", in den die christlichen Damen Handarbeiten legten, mit deren Erlös die Juden missioniert werden sollten.

  • Zitat

    Original von apfelgrün
    ...Und ob es wirklich DIESES Lied gab: "Ich bin ein rechtes Rabenaas, ein wahrer Sündenkrüppel. Der seine Sünden in sich fraß, als wie der Rost den Zwippel..." ...


    Das hat mich nun auch interessiert, denn ich liebe solche schrägen (Lied-)Texte abseits der Norm.
    Darum hab ich mal ein bißchen nachgegraben. Das Lied gibt es tatsächlich, allerdings leicht abweichend von der von Mann verwendeten Form:


    Ich bin ein rechtes Rabenaas,
    Ein wahrer Sündenkrüppel,
    Der seine Sünden in sich fraß,
    Als wie der Russ' die Zwippel*.
    Herr Jesu, nimm mich Hund beim Ohr,
    Wirf mir den Gnadenknochen vor,
    Und schmeiß mich Sündenlümmel
    In deinen Gnadenhimmel.


    * Zwippel = Zwiebel


    Woher es stammt, ist wohl nicht ganz klar. Anscheinend hat es der Herr Wilhelm Wolff, ein Weggefährte von Friedrich Engels, in einem alten (schlesischen?) Gesangbuch gefunden und verbreitet. Beliebt machte er sich damit wohl nicht ;-)


    Über Herkunft und Verfasser wurde immer wieder mal gestritten, wohl auch in der Zeit, da Mann an den Buddenbrocks arbeitete. Warum Mann allerdings aus dem Russ den Rost und aus die Zwippel den Zwippel gemacht hat, ist ein bißchen unklar. Manche glauben, daß er es ironisch verwendete, um den Vortragenden lächerlich zu machen. Andere glauben, daß Mann sich schlichtweg verhört hat.
    Wie ich herausfand, gibt es im Mann-Jahrbuch von 2004 einen interessanten Artikel darüber. Leider habe ich darauf keinen Zugriff. Aber vielleicht hat eine Miteule das Buch oder den Zugriff und kann uns Details dazu liefern?

  • Zitat

    Original von Andromeda


    Wie ich herausfand, gibt es im Mann-Jahrbuch von 2004 einen interessanten Artikel darüber. Leider habe ich darauf keinen Zugriff. Aber vielleicht hat eine Miteule das Buch oder den Zugriff und kann uns Details dazu liefern?



    Den Beitrag von Thomas Vormbaum zum "Zwippel" aus dem Thomas-Mann-Jahrbuch 2004 findest du


    hier

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Den Beitrag von Thomas Vormbaum zum "Zwippel" aus dem Thomas-Mann-Jahrbuch 2004 findest du


    hier


    Danke. Ich konnte nur Ausschnitte finden.

  • Ihr Lieben,


    leider fehlt mir die Muße, um bei Euch mitzulesen, aber die Buddenbrooks gehören schon lange zu meinen Lieblingsromanen, darum ein kleiner klugscheißerischer Gastkommentar:


    Christian leidet unter (Neuro-)Syphilis. Das steht nirgendwo explizit, aber zur Zeit der Veröffentlichung konnten die Leserinnen und Leser diese Diagnose anhand der geschilderten Symptome leicht erkennen.


    Die Krankheit kam damals sehr häufig vor. Und noch häufiger trat sie zu der Zeit auf, in der der Roman spielt, zumal es da noch keine kausale Behandlungsmöglichkeit gab.


    :wave

  • Danke, Naja Quint, für Deine Erklärung zu Christian und seiner Krankheit, dass wusste ich noch nicht.


    In diesem Abschnitt hat mir besonders Herr Permaneder mit seinem tollen bayerischen Dialekt gefallen! Er wir ja als ganz typischer gemütlicher Bayer dargestellt, der seine Tage nur bei einem Bier im Hofbräuhaus verbringt. Irgendwie schon sehr klischeehaft. :lache :lache
    Da ich selber aus München komme, fand ich die Beschreibungen von Tony über München natürlich sehr interessant und lustig.
    Sie hat ja nun mit ihren Männern wirklich nicht viel Glück. Wobei ich jetzt die Geschichte mit dem Herrn Permaneder und dem Hausmädchen nicht als so schlimm empfunden habe. Aber Tony konnte wohl das Gefühl nicht ertragen, dass keiner sie als vornehme adlige Dame gesehen hat. Da kommt doch wieder das sehr verwöhnte Mädchen in ihr durch. Trotzdem mag ich sie als Figur in diesem Roman sehr gerne!
    Ich hege auch für Christian mehr Sympathie als für Thomas. Der ist mir dann doch zu brav und irgendwie zu langweilig. Ich bin ja mal gespannt, ob es mit dem Nachwuchs für Thomas und Gerda noch klappt und so die Familie Buddenbrook weiter bestehen bleibt.


    Ich habe ja das Buch schon einmal gelesen, aber ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern und finde es richtig schön es nun wieder zu lesen.