'Buddenbrooks' - Teil 09 - 11

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Also über die neuste Verfilmung habe ich fast nur Schlechtes gehört. Aber es ist wohl auch schwierig, dieses Buch zu verfilmen. Da muss man sicher unheimlich viel kürzen.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Hat lange gedauert, aber jetzt bin ich auch durch :-]


    Nach dem plötzlichen Tod von Thomas, ich würde sagen, es war ein Schlaganfall, wird die Firma Johann Buddenbrook unter großen Verlusten aufgelöst, es ist einfach niemand mehr da, der die geschäfte in die Hand nehmen könnte und Thomas hat wohl eingesehen, dass sein Sohn nicht zum Kaufmann taugt und die Firma nicht am Leben erhalten werden muss, damit er sie irgendwann übernehmen kann.


    Sehr eindrucksvoll fand ich die Beschreibung von hannos Tagesablauf, für den armen Kerl waren die Tage ein einzige Quälerei mit nur ganz wenigen Lichtblicken wie Theatherbesuche und vor allem wohl auch seine Freundschaft zu Kai.


    Zitat

    Könnte an seinem Verhältnis mit Kai noch mehr daran sein als Freundschaft? Ich bekam jedenfalls den Eindruck, besonders als Kai an Hannos Sterbebett trat.


    Das habe ich mir auch schon überlegt, ob aus den beideb mehr als Freunde geworden wäre, wenn der arme Hanno nicht so früh gestorben wäre. :-(

  • So, fertig. Ich muss sagen, mit den letzten Teilen habe ich mich etwas schwer getan. Insbesondere den Schultag von Hanno fand ich doch recht ermüdend zu lesen.
    Dann stirbt auch noch Hanno an Typhus. Das war mir auch zu ausführlich beschrieben und da ich das Kapitel dann teilweise etwas überflogen habe merkte ich erst gar nicht, dass es sich um Hanno handelte, der daran starb. Hm, das hat mich gar nicht wirklich berührt. Gut, das war dann also der Verfall. Schade, bis zur Mitte des Buches oder zwei Drittel ging ja eigentlich doch das meiste gut, da habe ich das Buch auch sehr gerne gelesen. Was mich auch ein bisschen gestört hat ist, dass Erika und insbesondere Elisabeth so blass blieben, letztere wurde am Schluss ja nicht mal mehr erwähnt.


    So, mal von vorne gucken. Also, erst stirbt die Konsulin. Der Todeskampf war ja wirklich ganz grauenvoll beschrieben und konnte ich nicht alles lesen. Dann kommt es bei der Aufteilung des Erbes zu Streit zwischen Christian und Tom. Das fand ich gut, dass da dann mal alles auf den Tisch kam, was sonst nur zwischen den beiden schwelte. Hatte sowas Reinigendes. Sehr passend für mich fand ich auch die Stelle von Christian zu Tom: "Arbeite! Wenn ich aber nicht kann? Wenn ich's nun aber auf Dauer nicht kann, Herr Gott im Himmel?! ... Wenn du es gekonnt hast und kannst, so freue dich doch, aber sitze nicht zu Gericht, denn ein Verdienst ist nicht dabei... Gott gibt dem Einen Kraft und dem Anderen nicht..."


    Das Haus muss dann also verkauft werden und Tony ist sehr traurig. Komisch fand ich ja den Satz zu Tom: "Du musst verzeihen, dass ich geweint habe. Das kann einen ankommen... es ist eine Schwäche." Ich meine, die Mutter war gerade gestorben, da ist es doch normal, dass man weint? Überhaupt finde ich, dass doch alles in allem recht wenig getrauert wird oder jedenfalls nicht offensichtlich. Dann kauft auch noch ausgerechnet Hagenström das Haus... Wie anders ist nun das Weihnachtsfest im Vergleich zum letzten Jahr... die Konsulin fehlt und auch die Krögers und die Damen aus der Breitenstraße... ja, so ist das, wenn die Großeltern sterben. :/


    Thomas Buddenbrook versucht, seinen Sohn für das Kaufmannsleben zu begeistern, aber obwohl Hanno immer brav "Ja" sagt, bleibt ihm das Kaufmannsleben ein Gräuel und er seinem Vater innerlich fern. Das einzige Mal, dass sie sich wirklich nahe sind, war die Szene als Thomas vor der Tür des Zimmers steht, in dem sich Gerda und ihr vermeintlicher Liebhaber befinden.. diese Szene fand ich berührend, da es das einzige Mal war, dass Thomas gegenüber Hanno seine Gefühle zeigte und dieser ihn verstand.


    Und Tom, nachdem er schon einige Zeit die Lebenslust verloren hatte und sich viele Gedanken über den Tod gemacht hat, stirbt also auch, ausgerechnet an einem abgebrochenen Zahn. Schön fand ich, dass auch Anna noch mal vorbei kam. So schließt sich das Ganze.


    Alles in allem ein toll geschriebener Roman mit größtenteils sehr plastischen Figuren, bei denen man wirklich mitfühlte. Schade, dass alles so schlecht enden musste.

  • Ich bin nun auch fertig mit diesem Buch. Und auch beim zweiten mal lesen hat es mir wieder sehr gut gefallen!!


    Zum Schluss bleiben wirklich nicht mehr viele von der Familie übrig. Das die alte Frau Buddenbrook stirbt war ja irgendwann abzusehen. Aber Thomas Tod kam doch unerwartet. Ich denke er hatte wohl so etwas wie einen Schlaganfall. Er war ja immer sehr gestresst und überarbeitete. Und die Sache mit dem Zahn hat dann anscheinend den Auslöser gegeben.
    Und das Hanno so zeitig sterben muss fand ich sehr schade. Obwohl ja immer schon darauf hingewiesen wurde, dass er sehr kränklich und anfällig war und er seit seiner Geburt ständig eine angeschlagene Gesundheit hatte.
    Ich fand in diesem letzten Abschnitt gerade die Passagen die aus Sicht von Hanno geschrieben sind sehr schön und ergreifend. Wie er aus seinen Augen die Ferien am Meer schildert, die lange freie Zeit auf die er so hinfiebert und wie schnell es dann doch vorbei geht und er wieder in die verhasste Schule muss. Ich konnte sehr gut mit ihm mitfühlen. Und auch die Schilderung seines Schultages war richtig lustig und interessant.


    Zum Schluss bleiben nun nur noch die Frauen der Familie übrig. Tony ist ja von Anfang an eine Kämpfernatur gewesen. Nun bleibt sie mit ihrer Tochter und er Enkelin übrig. Schade um die restliche Familie


    Ein schönes Buch, mir hat es Spaß gemacht es zu lesen! :-)

  • Zitat

    Original von Rouge
    Ein schönes Buch, mir hat es Spaß gemacht es zu lesen! :-)


    Ja, mir auch! :-) Gerade wollte ich schon nachfragen, wo denn alle Mitleser sind. ;-) Waren doch so viele angemeldet, dann lasen nur fünf mit und es wurden immer weniger... mal sehen ob die anderen auch noch fertig werden. ;-)

  • Ja, ich bin nun auch durch. Ich wusste, wie es ausgeht, von daher war es keine Überraschung. Trotzdem habe ich Hannos Tod wieder als sehr traurig empfunden. Der Untergang des Hauses Buddenbrook war wohl nicht aufzuhalten. Am Anfang sind sie noch alle vereint, dann bricht es auseinander. Verfall eine Familie ist ein äußerst passender Untertitel.


    Auch ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es hatte Stellen, die mich schon gefordert haben, die ich auch ein zweites Mal lesen musste und es hatte Stellen, an denen ich dachte, eine Straffung würde mir besser gefallen. Zur Leserunde konnte ich nicht so viel beitragen, zu einem Teil, weil ich euer Lesetempo nicht mithalten konnte, zum anderen Teil, weil ich kaum Stellen mit Diskussionspotential herausgefunden habe. Klar, man hätte über den Aufbau, die Charaktere usw diskutieren können. Aber die Handlung selbst ist doch sehr zielgerichtet und zielführend. Alles in allem es war ein sehr gutes Buch und der Re-read hat sich auf jeden Fall gelohnt.

  • Teil 9:
    Das Streitgespräch zwischen den Brüdern ist schon heftig. Die Szene wirkt auf mich, als hätten sich die beiden Brüder noch zusammengerissen solange die Mutter noch lebte. Jetzt schleudern sie alles hinaus, was sich an Abneigung, Wut und Zorn all die Jahre aufgestaut hat.
    Thomas bezeichnet Christian als "krankhaft und abnorm" und er zittert vor Zorn, das ist schon erstaunlich. Welche Kraftanstrengung muss es ihn kosten, damit er es sonst schafft, die Form zu bewahren?
    Ich kann seine Vorbehalte Frau Puvogel gegenüber nachvollziehen, doch erreicht er mit diesem massiven Zorn gar nichts. Hat er Angst, dass die Familie- allen voran Christian- in Zukunft seine Autorität als Familienoberhaupt untergräbt? Dass dieser Machtanspruch für ihn so wichtig ist, war mir bis jetzt nicht bewusst.


    Christian sehnt sich nach einem trauten Heim. Hier kommt wieder die Mannsche Ironie voll durch. Ein bürgerliches Leben ausgerechnet mit Frau Puvogel (erinnert mich immer an Bordsteinschwalbe :grin) und deren Kindern von anderen Männern. Christian, der alles bis jetzt ablehnte, was mit Tradition verbunden war, möchte das Familiengeschirr und Tischdecken. Ich musste so lachen.


    Aufgefallen ist mir noch Thomas' Bemerkung, dass er vielleicht kränker als Christian sei. Ob das ernst gemeint war und er wirklich ernsthaft krank ist?


    Christian trifft Thomas mit seiner Rede über dessen Charakter und ich denke, dass er den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft. Er kritisiert vor allem Thomas' Unnahbarkeit und sein Schweigen, immer dann, wenn eine Aussprache angebrachter wäre.
    Thomas' hält am Ende nicht mehr dagegen, sondern gibt seinem Bruder recht. Auch das hat mich sehr verwundert. Er klngt fast schon neidisch als er sagt, dass er eigentlich nur verhindern wllte, dass er so wird wie Christian. Ich denke, er hätte sehr gerne eine große Scheibe der Sorglosigkeit abgehabt.


    Dieser Streit ist für mich bis jetzt der Höhepunkt des Buches. Er zeigt, dass es eigentlich Christian ist, der als einziger der drei Geschwister so lebt, wie er es möchte und der sich auch nicht irgendwem oder irgendwas unterordnet. Der vermeintlich Schwächste ist der Emanzipierteste.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Teil 10:


    Einen solchen Verfall eines Menschen habe ich noch nie gelesen und finde es sehr spannend.


    Thomas hält die äußere Fassade oder Maskerade aufrecht, während er nicht nur seelisch, sondern auch körperlich zerfällt. Das ist sehr gut geschrieben.
    Gerda hat wohl ein Techtelmechtel mit dem v. Throta. Das trifft Thomas, aber ich könnte nicht rauslesen, ob er nur wegen des Vetrauensbruches und der Machtkontrolle so darunter leidet oder ob er wirklich Angst hat, Gerda zu verlieren.


    Sehr interessant ist auch, dass Hanno psychisch jetzt schon am Ende ist, in so jungen Jahren. Einzig Arsen schafft ihm Linderung, das ist schon heftig. Und er ist der einzige, der seinen Vater durchschaut und der es schafft, hinter die Fassade zu blicken. Der angehende Künstler demaskiert den Geschäftsmann. Als er merkt, wie sehr sein Vater unter der Anwesenheit des Leutnants leidet, kommen die beiden sich einmal kurz näher. Im Leiden finden Vater und Sohn eine Verständnisebene.


    Mann inszeniert den endgültigen Fall Buddenbrooks zugleich als dessen Todesszene. Wieder beschleicht mich das Gefühl, einen durch und durch durchkomponierten "Kunst"-Roman zu lesen.
    Thomas bricht auf der Straße zusammen, der so penible und reinliche Mann landet im Dreck.


    Tony ist die einzige, die um Thomas trauert. Und das Blumenmädchen ein wenig. Alle anderen Familienmitglieder wirken auf mich wie Statisten in einer inszenierten Todeszeremonie.


    Jetzt bin ich sehr gespannt, wie es mit der Firma weitergeht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Teil 11:


    Ein merkwürdiger Schluss. Wollte Mann mit dem Schildern von Hannos Schultag zeigen, dass Hanno nicht von dieser Welt ist? Oder wollte er dem Leser Erleichterung verschaffen, wenn er Hanno sterben lässt?


    Übrig bleiben nur ein paar weibliche Buddenbrooks, allen voran die Tony. Ihr hätte ein größerer Handlungsteil gut gestanden, denn in dieser Figur wäre einiges an Entwicklungspotential gewesen.


    Am meisten beeindruckt hat mich, dass keine der Figuren zum Helden taugt. Alle haben mehr als genug Schwächen und taugen nicht unbedingt als Vorbild oder Identifikationsfigur. Obwohl der Leser den Buddenbrooks bei deren Verfall zuschaut, kommt in keinster Weise Häme auf. Der Roman wirkt eher wie eine Chronik, in der bedeutende Ereignisse festgehalten werden.


    Ich habe das buch gerne gelesen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von apfelgrün
    ...
    Dann stirbt auch noch Hanno an Typhus. Das war mir auch zu ausführlich beschrieben und da ich das Kapitel dann teilweise etwas überflogen habe merkte ich erst gar nicht, dass es sich um Hanno handelte, der daran starb. Hm, das hat mich gar nicht wirklich berührt.
    ...


    Das hat mich auch erstaunt. Während alle anderen Tode genau beschrieben sind, liest sich Hannos Tod wie ein Kapitel aus einem medizinischen Lehrbuch.



    Zitat

    Original von apfelgrün
    ...
    Thomas Buddenbrook versucht, seinen Sohn für das Kaufmannsleben zu begeistern, aber obwohl Hanno immer brav "Ja" sagt, bleibt ihm das Kaufmannsleben ein Gräuel und er seinem Vater innerlich fern. Das einzige Mal, dass sie sich wirklich nahe sind, war die Szene als Thomas vor der Tür des Zimmers steht, in dem sich Gerda und ihr vermeintlicher Liebhaber befinden.. diese Szene fand ich berührend, da es das einzige Mal war, dass Thomas gegenüber Hanno seine Gefühle zeigte und dieser ihn verstand. ...


    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe das Buch gestern (endlich) ausgelesen.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich habe das buch gerne gelesen.


    Kann ich für mich (noch?) nicht feststellen. Stilistisch war das Buch wirklich lesenswert, aber ansonsten? Ich spoilere mal lieber, denn das ist für manche vielleicht (fast) schon Majestätsbeleidigung: [sp]Selten habe ich ein Buch mit so wenig Inhalt und so viel Geschwafel, das vermutlich vor allem dazu diente, das eigene Nichtwissen zu überspielen, gelesen.[/sp]
    Sorry, aber so kam das insgesamt bei mir an.


    Erstes Kurzfazit: Thomas Mann würde ich, weil mir die Sprache sehr gut gefallen hat, durchaus nochmals lesen. Die "Buddenbrooks" jedoch vermutlich nicht mehr. Ein Mal reicht. Daß Mann für diesen Roman den Nobelpreis erhielt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Aber ich bin ja auch kein Literaturwissenschaftler.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ein Preis macht noch kein gutes Buch. :wave
    Ich finde deine Meinung voll o.k. und ich kenne einige, die deine Einschätzung teilen. Um so überraschter war ich, das es mir so gut gefallen. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • @ Regenfisch


    Ich war eher überrascht, daß es mir so wenig gefallen hat. Ich hatte vor einiger Zeit über die Entwicklung des Romans gelesen und daraus geschlossen, daß Thomas Mann der letzte der großen Schriftsteller sein müßte, der mir gefallen würde. Insofern ging ich sehr positiv ans Buch heran. Der Schreibstil war auch sehr gut, aber halt inhaltlich ...


    Ich werde versuchen, noch ein paar Kommentare in den Abschnitten zu posten. Das kann aber bis zum Wochenende dauern. Auch habe ich die bisherigen Posts noch nicht gelesen, was ich auch noch nachholen möchte.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")