Jahreswechsel - Ein Doppelsonett

  • Jahreswechsel


    Es ist nur einer von so vielen Tagen.
    Dass er der letzte ist, steht im Kalender.
    So feiern heute Menschen aller Länder
    den Jahreswechsel. Feiern - oder klagen.


    Was wird das Neue Jahr uns diesmal bringen?
    Es mögen Glücksmomente sein. Und Trauer.
    Erfolg und Missgunst liegen auf der Lauer.
    Das Gute lässt sich nicht durch uns erzwingen.


    Um zwölf wird angestoßen, kombiniert mit Küssen.
    Die Uhr zwingt uns zum Denken und Besinnen.
    Ein Jahr ist rum, Vergangenheit schon morgen.


    Wir feiern nicht, weil wir da feiern müssen.
    Das Neue Jahr mit Frohsinn zu beginnen,
    relativiert die Ängste und die Sorgen.


    Wir Menschen brauchen manchmal diese Stunden
    zum Innehalten, Atmen und Verweilen.
    Ab morgen wird der Zeiger wieder eilen,
    der nächste Jahreskreis sich stetig runden.


    Erfahrung lehrt: Die Zeit läuft immer schneller,
    auch wenn die Wissenschaften das bestreiten.
    So setzen Menschen Feste in die Zeiten,
    durch jedes Fest strahlt unser Leben heller.


    Drum feiern wir und singen, tanzen, trinken,
    versprechen Dinge, die wir niemals halten
    und glauben doch ganz fest, dass sie gelingen.


    Es gilt, dem Alten Jahr nun nachzuwinken,
    das Neue Jahr mit Feuer einzuschalten,
    und immer neu der Hoffnung Lied zu singen ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Ich finde es auch sehr schön!


    Besonders die letzten Abschnitte gefallen mir sehr gut:


    Zitat

    Original von churchill
    Erfahrung lehrt: Die Zeit läuft immer schneller,
    auch wenn die Wissenschaften das bestreiten.
    So setzen Menschen Feste in die Zeiten,
    durch jedes Fest strahlt unser Leben heller.


    Wie wahr! Deswegen liebe ich Feste :-).

  • Spontaner Eindruck: Gefällt mir nicht. Für meinen Geschmack ist es formal und inhaltlich zu breit.


    Formal liest es sich für mich wie ein Prosatext mit Zeilenumbrüchen. Ich habe die Reime erst beim zweiten Lesen bemerkt, weil die Zeilen für mich zu lang sind, als dass ich das Ende des letzten Verses noch im geistigen Ohr hätte, wenn ich den nächsten erreiche, und die Übergänge zwischen den Zeilen sind mir zu fließend, sodass für mein Empfinden Akzente fehlen.


    Auch inhaltlich vermisse ich das Zugespitzte, wie ich es für Lyrik erwarten würde. Eine Menge Gedanken zum Jahreswechsel - schön und gut, nach meinem Dafürhalten allerdings eher als Basis für ein (Prosa-)Essay geeignet.


    Sprachlich flüssig und ästhetisch, aber eben nicht lyrisch. Okay, ich bin ein Lyrik-Banause - aber es sieht eben nicht lyrisch aus für jemanden, der nichts von Lyrik versteht. :grin

  • Kann dir zum Teil Recht geben. Allerdings lässt sich ein Sonett nicht kürzer fassen, da die elf Silben pro Zeile formal vorgegeben sind.


    Die Zuspitzung fehlt hier sicherlich, der Aufbau von These und Antithese wurde nicht konsequent durchgezogen.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Klar :-)... Musst es aber ein paarmal vorher laut lesen, weil der Sprachrhythmus gewöhnungsbedürftig ist... (Erwähnst du eigentlich immer den Namen des Autoren? :grin)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Hm. Mag sein, dass ich mit dem Thema an sich schon nicht viel anfangen kann, aber irgendwie kann ich dem Gedichteten wenig abgewinnen. Es ist nicht schlecht, um es extra zu betonen, aber irgendwie... naja, eher mechanisch als poetisch - das bezieht sich nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt.

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    Aber "relativiert" spricht sich zu akademisch und als Ex-Hauptschüler fühle ich mich da echt ausgegrenzt.


    Das macht nichts. Einmal im Jahr muss ich es ausleben, dieses quasiakademische Gefühl ... Es kann doch nicht sein, dass ich einfach so, ohne bei Gott (?) und der Welt (!) Beachtung gefunden zu haben, kostbare Jahre meines Lebens dem Studium widmete, um schließlich lediglich Grundschüler und Gewohnheitskirchenbesucher regelmäßig mit meinen intellektuellen Ergüssen konfrontieren zu können. Nein, auf Ex-Hauptschüler kann ich keine Rücksicht nehmen, egal, welchen Bildungsweg sie anschließend eingeschlagen haben. Du fühlst dich ausgegrenzt? Sehr gut, mein mir immer wieder testiertes Harmoniestreben schien eine solch selektierende Handlung nicht Realität werden zu lassen. Du schreibst mir die Fähigkeit zu, zu spalten. Ich danke dir :licht

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Hm. Mag sein, dass ich mit dem Thema an sich schon nicht viel anfangen kann, aber irgendwie kann ich dem Gedichteten wenig abgewinnen. Es ist nicht schlecht, um es extra zu betonen, aber irgendwie... naja, eher mechanisch als poetisch - das bezieht sich nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt.


    Kann ich nachvollziehen. Liegt wahrscheinlich daran, dass es konkret zweckgebunden entstanden ist - als Einleitung einer Ansprache in einem Jahresschlussgottesdienst. Also eine sogenannte Gebrauchslyrik ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Mir gefällt es auch sehr gut.



    Nur die Zeile versteh ich nicht


    Wir feiern nicht, weil wir da feiern müssen.
    Das Neue Jahr mit Frohsinn zu beginnen,
    relativiert die Ängste und die Sorgen.



    Das klingt unlogisch oder ist es einfach nur zu spät für mich?