Weder noch. Es ist eine unbemühte Momentaufnahme.
Der Pfaffenkönig- Iris Kammerer
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Ich finde es ja immer wieder goldig zu sehen, welch eine Wirkung diese paar Seiten zu haben scheinen.
Ich frage mich, was bewegt Leute, eine einzelne Szene aus dem Kontext einer ganzen Sequenz zu reißen und ausschließlich danach zu beurteilen, ob ihnen das Bruchstück für sich genommen angenehm ist? Bittermandelaroma ist für sich genommen ausgesprochen widerwärtig -- aber was wären Marzipan oder Amaretto ohne einen Hauch davon?
Aber natürlich ist es behaglich, wenn man sich auf diese Weise distanzieren kann von all den "kleinen sexuell enttäuschten, unerkannten, unerhörten, pubertierenden Leserinnen, denen bei solcher Lektüre schier die Augen aus dem Kopf quellen".
Übrigens: Wer Melonen findet und mich somit der historischen Schlamperei überführt, darf mich steinigen -- Ehrenwort!
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.. und Männer können bekanntlich nur HÄSCHEN HÜPF und bestimmt nicht etwa lesen
Honni soit qui mal y pense- mag ja sein, aber was hat nun Erich Honecker mit Heirich Raspe zu tun
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Zitat
Original von Charlie
Ich lese sie immer mal wieder. Und finde auch immer mal wieder etwas anderes darin.
Ehm. Als losgelöste Szene? Welchen Sinn macht das? Wieso liest Du dann nicht das ganze Buch immer mal wieder?
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Zitat
Original von Tom
Ich frage mich während der Lektüre dieses spannenden Threads die ganze Zeit, ob diese bemühte Diskussion über eine Sexszene tatsächlich etwas über Buch/Autor aussagt - oder die Leser.Ich finde es etwas eigenartig, daß die Bemerkung einer Leserin, die sagte, daß sie das Buch einfach nicht mochte und dann noch einen Scherz hintendran gehängt hat, der sich auf diese Szene bezieht, immer wieder dahingedrängt wird, sie würde das Buch auf eine Szene reduzieren.
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Zitat
Original von Charlie
(Und natuerlich ist die Szene auch dramaturgisch unverzichtbar und leitet ein Anspielen von Schuld- und Suehnemotiven ein, das mir viel zu denken gab.)Ja, die Schuld-Sühne-Problematik. Ein literarisch immer wieder gerne aufgearbeitetes Thema. Aber auch ein Thema, das manche Menschen einfach überhaupt nicht interessiert! Und so kommt es nun mal, daß in unserer Leserunde in paar Teilnehmer dabei waren, die das Buch nun mal nicht mochten, weil sie die Themen Religiosität und Schuld-Sühne-Problematik nun mal nicht anspricht. Da kann man natürlich sagen, daß klar sein müßte, wenn man ein Buch über Heinrich Raspe lesen will, daß solche Themen enthalten sein müssen. Das setzt aber voraus, daß man sich bereits vorher mit Heinrich Raspe auseinandergesetzt hat. So macht der ein oder andere eben die Erfahrung, daß man auch mal ein Buch erwischt, das einen persönlich nicht anspricht und sagt das auch - und das finde ich ganz ok.
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Zitat
Original von Pelican
Ehm. Als losgelöste Szene? Welchen Sinn macht das? Wieso liest Du dann nicht das ganze Buch immer mal wieder?
Das wundert mich nun auch. Wenn es eines Deiner Lieblingsbücher ist, warum dann nicht ganz oder zumindest mehrere Lieblingsstellen lesen?
Ich habe zwar auch Lieblingsstellen in Lieblingsbüchern, die ich immer wieder lese, das aber, weil es so richtig schöne, zum Dahinschmelzen sind. Aber aus dem, was ich über die hier diskutierte Stelle entnehme, scheint mir jene eben keine Schmachtszene zu sein
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Pelican, das ist natuerlich voellig richtig: Wenn einen das Thema eines Buches nicht interessiert, dann interessiert es einen nicht, daran braucht nicht geruettelt zu werden.
Nur ist: "Dieses Buch/diese Szene/dieses Thema interessiert mich nicht" ja kein Qualitaetsurteil. Und schreckt auch keine anderen Leser, die andere Interessen haben, ab. (Denke ich zumindest.)
Mich zum Beispiel wuerde es aber abschrecken, wenn ich durch Lesermeinungsaeusserungen den Eindruck haette, in einem Buch wuerde Sex um des Sexes, gar um des Schwelgens und Schmachtens oder des Spritzeffektes willen, beschrieben. Deshalb fand ich's hier angebracht, eine Lanze zu brechen, d.h. zu sagen, dass ich eine solche Szene im "Pfaffenkoenig" nicht gelesen habe.Ja, Du hast auch Recht, ich sollte den ganzen Roman noch einmal (zum dritten Mal) lesen. Da das ja aber immer auch eine Zeitfrage ist, blaettere ich stattdessen haeufiger darin, und dieses "Szenenpaar" Tod/Elisabeth+Heinrich/Hure ist dann das, an dem ich zumeist haengenbleibe.
Herzliche Gruesse von Charlie.
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Zitat
Pelican
Ja, die Schuld-Sühne-Problematik. Ein literarisch immer wieder gerne aufgearbeitetes Thema. Aber auch ein Thema, das manche Menschen einfach überhaupt nicht interessiert! Und so kommt es nun mal, daß in unserer Leserunde in paar Teilnehmer dabei waren, die das Buch nun mal nicht mochten, weil sie die Themen Religiosität und Schuld-Sühne-Problematik nun mal nicht anspricht.
Mich beschäftigen diese Themen immer wieder; also scheine ich bei dem Buch und seiner Thematik richtig zu sein! Nun ja, es ist bestellt und bald kann ich mir dann mein eigene Meinung bilden. -
1. Es gibt Bücher, bei denen es Autorin/Autor nicht gelingt, ihre Absichten dem Publikum zu vermitteln
Woran das liegt, ist im Nachhinein schwer festzustellen.
Dennoch haben LeserInnen das Recht zu sagen, daß ihnen ein Buch nicht gefällt.Das allerdings war bereits in der Leserunde ein Problem.
2. Die Rezensentin hat keineswegs ihre Zeit vertan. Die Rezension zu 'Pfaffenkönig' erschien in einer Ausgabe des Marburger Forum, die sich schwerpunktmäßig Elisabeth widmet. Elisabeth hat eine gewisse Bedeutung für Marburg, das Buch wurde von einer Autorin vorgelegt, die in Marburg lebt. Das zeigt für mich eine gewisse Sorgfalt bei der Auswahl - Ergänzung: der Redaktion.
man wollte offenbar ein breites Spektrum abdecken.3. Niemand, auch nicht die Rezensentin, hat dieses Buch auf eine sog. Sex-Szene reduziert.
De facto gibt es vier Szenen, in denen sich eine Romanfigur mit dem Namen Heinrich Raspe und eine Romanfigur mit wechselnden Frauennamen intim miteinander betätigen. Vielleicht sollte man sich fragen, warum ausgerechnet eine ganz bestimmte Szene im, äh, kollektiven Gedächtnis bleibt.4. Die Rezension war sehr scharf. Bei mir ist der Roman auch nicht angekommen. im Gegenteil. Ich stimme der Rezensentin in vielem zu. Einer einzigen Autorin aber die Misere des deutschsprachigen historischen Unterhaltungsromans anzulasten, geht ein wenig zu weit.
5. Bei unangenehmen Rezensionen gibt es immer die Möglichkeit der sog. Replik, d.h. Autorin/Autor haben das 'Gewohnheitsrecht', an die Redaktion zu schreiben und sich zu den Vorwürfen zu äußern. Das ist auf jeden Fall die, sagen wir mal, sozialverträglichere Vorgehensweise statt sich verführen zu lassen, in öffentlichen Foren zu wettern.
Einsprüche vor Ort dürfen auch überzeugte Leserinnen und Freundinnen einlegen. Es ist schon vorgekommen, daß sich daraus interessante Diskussionen ergeben haben, mit Gewinn für bei de Seiten.5.
ZitatOriginal von Iris
Übrigens: Wer Melonen findet und mich somit der historischen Schlamperei überführt, darf mich steinigen -- Ehrenwort!In meiner Ausgabe auf S. 208. "Wie kleine Melonen schaukelten die Brüste mit ihren dunklen Spitzen, als sie sich ihm entgegenstreckte."
Aber das ist nicht wirklich ein Problem bei diesem Roman. Weil es ein Roman
sein soll.magali (die mit den Buntstiften)
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Ich weiss nicht -
ist hier ueber die Rezension gewettert worden?Ich fand, es ist darueber gesprochen worden, und ich faende es auch interessant, zu wissen, an welchen Stellen Du der Rezensentin zustimmst (ich persoenlich fand keine, werde aber noch einmal suchen. Ich habe ueber das "liest sich wie Butter" nachgedacht, weil ich zwar keine Butter mag, aber schon fand, der Roman habe sich gleitend und manchmal auch schmelzend, aber nicht schmierend und nicht fettig, gelesen. Nur bin ich eben nicht sicher, was der Vergleich sagen will).
Die Moeglichkeit einer Replik gibt es, und auf den ersten Blick habe ich auch gedacht: Wenn es mein Buch waere, wuerde ich ...
Auf den zweiten Blick fragt sich aber (und ich kann das wirklich nicht beurteilen), ob ein Autor sich mit solcher Replik einen Gefallen tut oder ob er sich damit in die Ecke "kritikunfaehiger Selbstverherrlicher" stellt und noch mehr Haeme auf sich zieht.Denn haemisch erscheint mir diese Rezension durchaus.
Dass Leser sagen duerfen, dass ihnen ein Buch nicht gefaellt, finde ich selbstredend auch. Warum denn nicht?
Wo ein solches Geschmacksurteil - das als solches ueber ein Buch ja nichts aussagt - aber hingehoert, frage ich mich schon. Ich finde, es ist am besten im Gespraech mit Freunden aufgehoben, dort, wo mir die Frage gestellt wird: "Hast du XX gelesen? Hat es dir gefallen?"
Beim Verfassen von Rezensionen meine ich eher die Frage zu hoeren: "Erreicht das Buch die Ziele des Autors?" (Die man etwas platt vereinfacht ja mit "gefaellt es denen, denen es gefallen soll? uebersetzen koennte.)
Die Antwort darauf interessiert mich als Leser einer Rezension mehr. Und sie waere mir auch als Autor wichtiger.Dass die Rezensentin den Roman auf "die Sexszene" reduziert, habe ich nicht sagen wollen. Mich stoert - in Bezug auf "die Sexszene" - an der Rezension, dass aus einer Szene, die nicht nur eine, sondern sogar mehrere Funktionen innerhalb des Romankonzepts hat, ein "Hang zu leichten Maedchen" gedichtet wird. Solche Dinge finde ich unnoetig, haemisch und schwach.
(In der Gesamtdiskussion stoerte mich aber weniger die Reduzierung "des Romans auf die Sexszene", sondern die der umstrittenen Szene auf Sex.)Der Satz mit den kleinen Melonen war mir nicht mehr im Gedaechtnis. Ob er historisch falsch ist - d.h. ob Heinrich diese Frucht gekann und zum Vergleich herangezogen haben koennte - ist mir nicht bekannt. Als ich den Roman las, nahm ich offenbar an, der Vergleich sei korrekt.
Wenn er das nicht ist, hoffe ich auf Streichung des Satzes in der naechsten Auflage.Herzliche Gruesse von Charlie.
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Zitat
Original von magali
1. Es gibt Bücher, bei denen es Autorin/Autor nicht gelingt, ihre Absichten dem Publikum zu vermitteln
Woran das liegt, ist im Nachhinein schwer festzustellen.
Dennoch haben LeserInnen das Recht zu sagen, daß ihnen ein Buch nicht gefällt.
Liebe Magali, wir beide wissen, dass eine Generalisierung wie die obige ("dem Publikum") logisch unzulässig ist -- abgesehen davon, dass es diejenigen, bei denen es gelungen ist, als auf jeden Fall zu vernachlässigen stempelt.
Das ist nichts als Polemik.Zitat2. Die Rezensentin hat keineswegs ihre Zeit vertan.
Natürlich nicht. Polemik mach erfahrungsgemäß großen Spaß, und das ist auch okay. Ich fand es einerseits als Polemik amüsant, hinsichtlich der pauschalen Verächtlichmachung der angeblich angepeilten Leserinnengruppe (wie oben zitiert) und der Absichten des Verlags allerdings dann doch eher degoutant.ZitatDe facto gibt es vier Szenen, in denen sich eine Romanfigur mit dem Namen Heinrich Raspe und eine Romanfigur mit wechselnden Frauennamen intim miteinander betätigen.
Werte Magali, I beg to differ: Es handelt sich um vier unterschiedliche Romanfiguren. Diese deine Äußerung ist ebenfalls nichts als Polemik, noch dazu leicht durchschaubar.ZitatDas ist auf jeden Fall die, sagen wir mal, sozialverträglichere Vorgehensweise statt sich verführen zu lassen, in öffentlichen Foren zu wettern.
Wo habe ich "gewettert"?
Was zwingt irgendjemanden eigentlich zu "sozialverträglicheren Verhaltensweisen"? Inwiefern war meine (!) Verhaltensweise weniger "sozialverträglich"? Mit anderen Worten: Was stört ich daran? Dass jetzt einige Eulen ein Buch,d as dir nicht gefällt, von einer Autorin, die du ganz persönlich nicht leiden kannst, lesen und sich selbst ein Bild machen wollen?ZitatIn meiner Ausgabe auf S. 208. "Wie kleine Melonen schaukelten die Brüste mit ihren dunklen Spitzen, als sie sich ihm entgegenstreckte."
Überprüft und bemerkt. Das ist bedauerlich, weil in meiner Satzdatei "Kürbisse" steht.Zitatmagali (die mit den Buntstiften)
Falsch, meine Liebe, diese zugegebenermaßen unfeine, aber nicht von mir stammende Bemerkung, war mitnichten auf dich gemmünzt (wurde auch samt öffentlicher Entschuldigung zurückgenommen, aber das gehört eigentlich nicht in diese Diskussion). Sich quasi-solidarisch Schuhe anzuziehen, die einem so gar nicht passen (ruckediguh ...), ist auch nichts als Polemik.Du kannst damit jetzt alleine weitermachen, denn abgesehen von dieser kleinen "Gegendarstellung" ist für mich die "Diskussion" damit beendet.
Womit dir dein negatives Urteil natürlich erhalten bleibt -- ebenso wie die Möglichkeit, deine Meinung überall zu vertreten.Edit: unsachliche Bemerkung gestrichen
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Hallo,
ich werde mir das Buch "Der Pfaffenkönig" heute kaufen.Eine Rezension wie die hier besprochene, bewirkt bei mir in der Regel das Gegenteil: Ich kaufe das Buch und bilde mir eine eigene Meinung. Denn um einem Rezensenten in seiner negativen Meinung, die er ja gerne haben kann, zu folgen, brauche ich fundiertere Argumente, als sie Frau von Werner benennt.
Darüberhinaus habe ich gestern zwei Sexszenen aus "Der Pfaffenkönig" gelesen und beide haben mich eher darin bestärkt, es hier mit einem sehr gut komponierten und durchdachten Roman zu tun zu haben. Frau Kammerer bleibt in beiden Szenen "in character": so wie Heinrich in seiner Hochzeitsnacht an Gisilia, die Magd denkt, sie in sein Bett imaginiert, so geschieht das auf andere Art auch in der Sexszene mit der Hure. Heinrichs Raserei, seine Wut (auf den Tod, auf Elisabeth, auf sich), sein Schmerz, seine Verzweiflung, die "Sünde", der Wunsch, sich lebendig zu fühlen, all das wird nicht einfach nur behauptet, sondern für mich als Leser erlebbar gemacht. Das I-Tüpfelchen: Die Hure, die ihn aus ganz eigenen Zwecken "beschläft". Hier ist nichts einfach nur schwarz/weiß. Hier werden die Figuren lebendig - und das macht einen Roman erst interessant für mich.
Ich folge gerne einer Autorin, die mich auf so wenigen Seiten bereits überzeugt hat, dass sie genau weiß, was sie tut.
Herzliche Grüße
Lille -
Ich habe den "Pfaffenkönig" in diesem Jahr mit großem Interesse gelesen und das Buch hat mir sehr gefallen.
Hinterher habe ich noch zwei biographische Romane über die Heilige Elisabeth gelesen, in denen Heinrich Raspe ziemlich schlecht beurteilt wurde. Er soll Elisabeth von der Wartburg vertrieben haben.
Ich wüsste gern, ob es historische Quellen dafür gibt, dass Heinrich in seine Schwägerin verliebt war, wie es im "Pfaffenkönig" dargestellt wird, oder ob das dichterische Freiheit war. Gibt es andererseits "Beweise" dafür, dass Heinrich seine Schwägerin unmenschlich behandelt hat? -
Ich habe über die Rezension gewettert- nämlich über die Tatsache, dass jemand der anderen mangelnde Sorgfalt und Oberflächlichkeit vorwirft- wenn der bzw. die den meint Witze aus historischer Zeit, wenn auch aus anderem Land und anderere Gegebenheit und dann noch etwas später (was durchaus in Ordnung ist) machen zu wollen - selbst diese Sorgfalt walten lassen sollte- und die Legende legt Eduard III eben nicht die Worte in den Mund: Honnecker sei, wer sich etwas böses dabei denkt, sondern ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Es ist sicher nichts dagegen einzuwenden, dass die Redaktion des Marburger Forums dieses Buch im Elizabeth- Jahr rezensieren lässt. Das ein Veriss bei einer solchen Rezension herauskommen kann- warum nicht. Bücher sind zunächst einmal- auch wenn diese Rezension unterschwellig das Gegenteil unterstellt- Geschmackssache.
Ärgern muß ich mich über die Leserbeschimpfung. Nicht das ich manchmal nicht auch ganz gerne Junkfood esse oder lese- aber dieses Buch als intellektuelles Junkfood zu bezeichnen ist doch mehr als daneben.
Gerade die lebhafte Diskussion die hier über dieses Buch geführt wurde- und in der Leserunde in der Auseinandersetzung mit der Autorin- zeigt wie intensiv man sich an dem Buch reiben kann. Da ist nichts irritierendes- meint die Rezensentin warum hat dann die Autorin nicht die 25. Nummer von "die Heilige" geschrieben, sondern bewußt einen Perspektivwechsel vorgenommen? Wie nimmt die Reszensentin den Blick auf die Heilige wahr? Jahrmarktswelt? Elisabeth nur als unantastbare Heilige- alles das habe ich so nicht gelesen und wurde hier gegenteilig diskutiert über die Mutter die ihre Kinder verlässt oder die Frau- die ganz im Gegensatz zum gängigen historischen Romanklischee eben nicht als starke, selbstbewußte Frau in von Männer beherrschter Welt, sondern als abhängige, getriebene Figur gezeichnet wird.
edit: Frage an Iris und andere Autoren
Muß es einem Autor nicht eigentlich recht sein, wenn sein Buch kontrovers diskutiert wird- es ist dann doch zumindestens so interessant, dass man auch als Leser dem das Buch nicht gefällt nicht einfach sagt ab in die Tonne, kein Wort darüber, sondern eben Reibungspunkte findet?
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Original von Iris
Überprüft und bemerkt. Das ist bedauerlich, weil in meiner Satzdatei "Kürbisse" steht.Wir hatten das ja schon mal in der Leserunde andiskutiert:
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Original von Pelican vom 07.01.07
Ah ja, in der Sexszene bin ich noch über die Melonen gestolpert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da im Irrtum bin, ich vermute aber, daß der Landgraf von Thüringen wohl zu diesem Zeitpunkt keine Melonen gekannt haben kann. Meines Wissens hat sich der regelmäßige Anbau von Melonen im Mittelmeerraum erst Ende des 15. Jhdts. eingestellt und die Melone galt am Hof der Katharina von Medici und am französischen Hof noch als Delikatesse. Das kann aber auch eine Fehlinformation sein.Zitat
Original von Iris vom 09.01.07
Melonen stammen aus Afrika, wurden in Griechenland und im Islamischen raum bereits angebaut. Sie waren zumindest im Hochadel bekannt, wenn auch als seltene Delikatesse.
was ebenfalls dafür spricht, ist die Tatsache, daß Melone als nahezu gleichlautendes Lehnwort aus dem (mittel)lateinischen in die europäischen Volkssprachen eingewandert ist. das setzt die grundsätzliche Kenntnis dieser Frucht (selten oder nicht) im Mittelalter voraus.Wenn diese Antwort vom 09.01.07 Deines Erachtens noch ihre Richtigkeit hat, wäre für die nächste Auflage die Melone damit vielleicht sogar die glücklichere Lösung als der Kürbis. Soweit ich weiß, wurde zur fraglichen Zeit in Europa nur der Flaschenkürbis angebaut (das könnte aber natürlich auch eine Fehlinformation sein), der wohl nicht das Bild transportiert, das Du eigentlich zum Ausdruck bringen wolltest.
Selbst wenn es historisch nicht ganz korrekt ist und es Dir damit schwer fällt (ich weiß ja, daß Dir historische Korrektheit sehr am Herzen liegt und schätze das auch sehr), würde ich einfach dieses Bild belassen, wie es ist, wenn es keine bessere Alternative gibt. Ich stimme Magali da zu - es ist ein Roman. Und im Roman ist es mir in engen Grenzen dann doch wichtiger, daß die Bilder stimmig und schlüssig sind.
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Original von €nigma
Ich wüsste gern, ob es historische Quellen dafür gibt, dass Heinrich in seine Schwägerin verliebt war, wie es im "Pfaffenkönig" dargestellt wird, oder ob das dichterische Freiheit war. Gibt es andererseits "Beweise" dafür, dass Heinrich seine Schwägerin unmenschlich behandelt hat?
Beides: Nein.Ersteres ist ein literarischer Kunstgriff, um die Figuren in eine enge Beziehung zu setzen, ohne die Fakten zu verdrehen (er hat im Roman ja nichts mit ihr :grin).
Das Zweite entstammt einer langen Tradition des voneinander Abschreibens, die in Heinrichs Rückzug und Tod ihren Ursprung haben. Heinrich Raspe galt zumindest in der pro-staufische Geschichtsschreibung des Mittelalters als Verräter und Versager, und dieser Ruf sickerte allmählich in die Lebensbeschreibungen der Elisabeth von Thüringen ein, bis er sich mit der im 19. Jh. aufkommenden religiösen Erbauungsliteratur regelrecht verselbständigte.
In den zeitgenössischen Quellen gibt es keine Hinweise darauf, dass er der Bösewicht gewesen sei (wohl aber, dass es einige Bösewichter gegeben habe), und sein dort überliefertes Verhalten steht zu dieser Behauptung auch einem krassen Widerspruch.
Die Quellen zum Leben Elisabeths von Thüringen waren zum Zeitpunkt meiner Recherchen ziemlich verstreut. Ich hoffe, dass das hier doch sehr dominante Elisabethjahr eine kritische Zusammenstellung dieser Quellen in Übersetzung gebracht hat oder noch bringt. Aber ich habe mich in letzter Zeit darum nicht mehr so gekümmert, weil ich schon an anderen Projekten sitze. Wenn ich etwas finde, dann gebe ich die Daten gerne durch.
Zunächst reicht sicher der u.a. Katalog zur großen Ausstellung. -
@ Lille
wie hast Du denn das geschafft, Dir die Szenen separat rauszufischen, ohne das Buch zu lesen?
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Original von Charlie
Dass Leser sagen duerfen, dass ihnen ein Buch nicht gefaellt, finde ich selbstredend auch. Warum denn nicht?
Wo ein solches Geschmacksurteil - das als solches ueber ein Buch ja nichts aussagt - aber hingehoert, frage ich mich schon. Ich finde, es ist am besten im Gespraech mit Freunden aufgehoben, dort, wo mir die Frage gestellt wird: "Hast du XX gelesen? Hat es dir gefallen?"
Beim Verfassen von Rezensionen meine ich eher die Frage zu hoeren: "Erreicht das Buch die Ziele des Autors?" (Die man etwas platt vereinfacht ja mit "gefaellt es denen, denen es gefallen soll? uebersetzen koennte.)
Die Antwort darauf interessiert mich als Leser einer Rezension mehr. Und sie waere mir auch als Autor wichtiger.Jein. Über dieses Marburger Forum kann und will ich keine Aussagen machen. Aber in einem Bücherforum wie den Eulen, mag ich auch sehr gerne die Geschmacksurteile der Mitglieder lesen. Ich freue mich immer, wenn eine Eule den Mut hat, sich nach bestem Wissen und Gewissen der Frage zu stellen "Erreicht das Buch die Ziele des Autors". Ich gebe zu, daß es bei mir in den Rezensionen nur dazu reicht, daß ich mir die Frage stelle "Erreicht das Buch bei mir die Ziele des Autors" (mehr Maße ich mir da nicht an). Aber ich lege auch sehr viel Wert auf die reinen Geschmacksurteile der Mitglieder hier, da ich diese sobald ich etliche Beiträge kenne, einigermaßen einschätzen kann und so auch durchaus interessante Bücher kennenlernen durfte, die ich anders nicht gefunden hätte.
edit: Ich denke, daß sich die meisten Eulen darüber bewußt sind, daß wir in der Regel Geschmacks- und keine Qualitätsurteile abgeben. Und ich denke, die Autoren, die mit uns Leserunden machen, sind sich auch bewußt, daß sie sich hier nicht professionellen Literaturkritikern stellen sondern einer bunt gemischten Lesergruppe, bei der niemals allen das vorgestellte Buch gefällt (seltene Ausnahmen bestätigen die Regel).
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(Nur nebenbei, da ich ueber Edward III. recherchiere: Die Schreibeweisen "Honi" und "Honni" sind meines Wissens beide moeglich, wobei "Honi" die ist, die sich in der Ueberlieferung durchgesetzt hat.)
Pelican, darin stimme ich Dir - was uns nicht professionelle Rezensenten angeht - vollkommen zu, mein Satz war ungenau und unvollstaendig: "Erreicht der Autor meiner Einschaetzung nach seine Ziele?" ist die Frage, die ich mir von Rezensenten wuensche. Womit ich "Mir hat's nicht gefallen, weil ich gar nicht gerne Krimis lese und mich nicht fuer Landdwirtschaft interessiere" dann als Aussage immer noch ziemlich wertlos finde (in einem Forum, wo ich mich ueber Buecher informieren moecht' - natuerlich nicht von Freunden in der Kneipe, wo ich gern wissen moecht', was die so lesen).
Ich lese Deine Rezensionen sehr gern.
Herzliche Gruesse von Charlie