Das gibt es doch nicht! Seh' ich recht: Keine Rezension zum ersten Band des Wachen-Zyklus?!?
Muss ich doch glatt eine schreiben:
Samuel Vimes/Mumm ist Nachtwächter. Er hat ein Problem.
Er ist Chef einer völlig unterbesetzten Nachtwache von - und das macht das Problem gleich viel grösser - der Millionen-Metropole Ankh-Morpork.
Er und seine Leute können nicht einmal hoffen, neben dem gelegentlichen Verkehr-regeln für die öffentliche Ordnung zu sorgen.
Das tun ja die jeweiligen Gilden selbst: damit jemand etwa nicht zweimal im Jahr ausgeraubt wird, bekommt er eine Quittung von der Diebsgilde, und wenn ein Dieb meint, er muss nicht zur Diebsgilde gehören, wenn er klauen will, irrt er sich, und hat gleich die Assassinen am Hals.
Das Verbrechen verwaltet sich in der Stadt selbst. Und die Chef-verbrecher verwalten die Stadt. Ergo braucht auch die Nachtwache kein Geld, kein Personal, keine neue Wachstube,...
Und dabei wäre Samuel ein Idealist. Er liebt seine Stadt und ihre Bewohner, die Armen mehr als die Reichen. Er ist ein verhinderter Sozial-revolutionär. Wenn er nur könnte, wie er wollte...
Was tut man als frustrierter Ordnungshüter mittleren Alters? Man trinkt, und mit Samuel ist es so weit, dass er einen gewissen Pegel braucht, um überhaupt normal zu funktionieren.
Aber dann entdeckt der aktuelle Tyrann der Stadt, Lord Vetinari, in seiner Stadt ist etwas faul. Man verschwört sich gegen ihn und trachtet ihm nach dem Leben. Das ist zwar für den ehemaligen Assassinen nichts Neues, aber er fürchtet, er ist nicht mehr up to date mit den gegen ihn laufenden Verschwörungen (von denen er einige selbst eingefädelt hat, um seine Gegner zu beschäftigen), es könnte diesmal eng werden. Er braucht jemanden, der den Filz der Gilden auskämmt. Jemand unverdorbenen, unbestechlichen...
Der einsame, frustrierte Samuel aus der Gosse der Grosstadt ist plötzlich gar nicht mehr unterfordert, noch dazu trifft er eine alt-adelige, walkürenartige Schoss-Drachenzüchterin, die in Gefahr gerät.
Und zu guter letzt kommt auch noch ein richtig grosser Drache.
Es beginnt so harmlos, und wird immer wahnwitziger.
Man sollte den Kleinen Hobbit und den Herrn der Ringe und einige Verschwörungsromane kennen, wenn man sich darauf einlässt, sonst ist das Buch nur halb so komisch.
Mich hatte das Buch schon auf der ersten Seite, als der betrunkene Samuel wie Shane McGowen durch die Strassen wankt, und gerade seine Version von 'London, you're a Lady' (wahlweise: 'München, du bist a oide Schnoilln') für Ankh-Morpork dichtet.
Die Suche des vermummten Logenbruders nach der richtigen Türnummer der richtigen Loge und der richtigen Verschwörung ist auf den folgenden Seiten ein kleiner Durchhänger, zu verwirrend für den Neuling, aber sobald man alle Akteure kennen gelernt hat, geht es immer rasanter weiter.
Zum Autor:
Terry Pratchett ist nach J.K. Rowling der meistgelesenste britische Fantasy-Autor. Seine Fantasy-Satiren werden in 27 Sprachen übersetzt. Er begann seine Karriere als Journalist und wurde die ersten Jahre mit der Öffentlichkeitsarbeit eines Energiewerks betraut und lebt inzwischen von seinen Büchern - zusammen mit Weib, Kindern und Katzen hinter seiner Tastatur in Wiltshire, und gibt jedes Jahr 1-2 neue Bände seines Scheibenwelt-Universums heraus.
Edit: ISBN der deutschen Ausgabe eingefügt. LG JaneDoe