Wir hören sie derzeit fast täglich. Auf Weihnachtsmärkten, Einkaufsgelegenheiten u.ä. - vor allem im öffentlichen Raum (weil wir sie zu Hause kaum mehr ertragen): unsere Weihnachtslieder. So, wie wir sie hören, leicht verpoppt, weichgespült, zum Schlager umarrangiert, etwas süßlich wecken sie eher Aversionen als weihnachtliche Gefühle.
Die Texte sind oft völlig nebensächlich und unklar. Nur konsequent, wenn sie weggelassen oder verändert werden...
Und was hören wir zuhause? Wo haben wir schöne Vorbilder zum selber singen?
Das kleine Label Raumklang hat hier ein Angebot unterbreitet, das mich die alten Gassenhauer neu entdecken gelehrt hat.
Sehr sparsam kommen die Lieder daher, schlicht. Eine Singstimme, ein Klavier, gelegentlich ein Violoncello. Aller Kunstschnee, aller Glitter ist abgeschüttelt. Die Zuckerwatte und die Bauchschmerzen vom Weihnachtsmarkt (nächstes Jahr esse ich wirklich keinen kandierten Apfel, keine Mandeln und trinke deutlich weniger Glühwein, bevor ich die Schleudersitze der Fahrgeschäfte besteige!) alles, was den Kern der Advents- und Weihnachtslieder verschüttet ist, ist abgelegt.
Klar, einfach und schön hören wir die Lieder. Einfühlsam, aber absolut nicht kitschig begleitet das Klavier. Die Texte und Weisen stehen im Mittelpunkt und geben wieder ihren Ursprung frei: Schlichte Weisen des Volkes, mit kindlich freundlicher (Vor-)Freude sowie die "echten" Adventslieder in ihrer etwas herben Schönheit.
So kann ich wieder gern Weihnachtslieder hören.
www.raumklang.de
Inhalt:
1. Süßer die Glocken nie klingen 3:50
Musik:unbekannt;
Text: Friedrich Wilhelm Kritzinger (1816–1890), 1856
2. Es kommt ein Schiff, geladen 2:44
Musik: unbekannt
Text: Daniel Sudermann (1550–1631)
3. Und unser lieben Frauen 2:28
„Catholisches Gesangbuch“ hrsg. von Nicolaus Beuttner, 1602
4. O Heiland, reiß die Himmel auf 3:00
Musik: unbekannt; „Rheinfelsisches Gesangbuch“, Augsburg 1666
Text: Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635), 1622;
5. Marien wart ein bot gesant 2:24
Musik: überliefert in „Spörls Liederbuch“ 1392
Text: 1382 von Minnesänger von der Hagen aufgeschrieben
6. Zu Bethlehem geboren 3:05
Musik: Paris 1599; Kölner Psalter 1638
Text: Friedrich Spee von Lengenfeld (1591–1635) 1637
7. Entre le bœuf et l'âne gris 3:50
Musik und Text: zuerst veröffentlicht in „Vieux Noels“ von Henri Lemeignen, 1876
8. Engel auf den Feldern singen 2:25
Musik und Text: zuerst gedruckt in „Choix de cantiques sur des airs nouveaux“ von Abbé Lambilotte 1842
9. Maria durch ein’ Dornwald ging 2:33
Musik und Text: unbekannt; überliefert in der Harthausenschen Sammlung geistlicher Volkslieder 1850
10. Schneeflöckchen, Weißröckchen 2:06
Musik: unbekannt; Volksweise
Text: nach Hedwig Haberkern (1837–1902), 1869
11. Es ist für uns eine Zeit angekommen 3:41
Musik: unbekannt; Schweizer Sterndrehermarsch
Text: Paul Hermann (1904–1970)
12. Leise rieselt der Schnee 3:17
Musik und Text: Eduard Ebel (1839–1900), um 1900
13. Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen 2:55
Musik: unbekannt; Thüringische Volksweise, entstanden Anfang des 18. Jhd.
Text: Hermann Kletke (1813–1886), 1841
14. O Tannenbaum, du trägst ein’ grünen Zweig 2:04
Musik: Tanz- und Gesellschaftslied aus dem 16. Jahrhundert
Text: Teile aus dem Züricher Oberland; Teile aus dem Paderbornischen
15. Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will 3:28
Musik und Text: aus dem Salzkammergut um 1800
16. Wir harren, Christ, in dunkler Zeit 2:58
Musik: Christian Lahusen (1886–1975)
Text: Rudolf Alexander Schröder (1878–1962)
17. Ich steh an deiner Krippen hier 3:09
Musik: erstmals im „Schemellischen Gesangbuch“, Leipzig 1736; evtl. von J. S. Bach
Text: Paul Gerhardt (1607–1676), 1653
18. Stille Nacht! Heilige Nacht! 3:53
Musik: Franz Xaver Gruber (1787–1863), 1818
Text: Joseph Mohr (1792–1848), 1818
19. Bewahre uns Gott 3:37
Musik: Anders Ruuth (*1926 )
Text: Eugen Eckert (*1954 ), 1985