'Der Pfaffenkönig' - Seiten 001- 131

  • Nun hab ich endlich die Zeit gefunden um den ersten Teil fertig zu lesen. Zwischenzeitlich war ich durch die vielen Namensgleichungen auch sehr verwirrt. Vor allem als dann plötzlich Magister Konrad und Konrad im selben Raum beinander waren, musste ich doch noch einmal zurückblättern und langsamer lesen.
    Erschwert wird dies, da sehr viele Personen Kurzauftritte haben und dabei auch noch immer ähnliche Namen. Aber der Nebel lichtet sich und langsam blicke ich (zumindest bei den wichtigeren Personen) durch.


    Sehr gut gefällt mir die Aufbau des Romans als Lebensrückblick von Heinrich. In den Kapiteln geht mir der Übergang manchmal ein wenig zu abrupt vor sich. Die Methode immer nur kurze Ausschnitte aus dem Leben zu beleuchten gefällt mir sehr gut, aber an einigen Stellen fand ich den Szenenwechsel zu schnell.


    Besonders gelungen finde ich wieder einmal die agierenden Personen. Alle Achtung wie "leicht" Iris es schafft auch Nebenpersonen, die nur Kurzauftritte haben so einen tiefen Charakter zu verleihen.


    Im letzten Treffen zwischen Elisabeth und Heinrich ist auch der Einfluß von Magister Konrad auf Elisabeth kurz zur Sprache gekommen. Das hat mich dann aber doch sehr überrascht, dies dann doch so deutlich von Elisabeth zu hören, da ich zuvor eigentlich immer den Eindruck gewonnen hatte, dass es ihr eigenster Entschluß ist dieses Leben zu leben. Das Konrad als ihr "Lehrer" dabei natürlich auch eine Rolle spielt, dachte ich mir. Die letzte Szene deutet aber doch ein wenig mehr an.


    Heinrich selbst erscheint bis jetzt als sehr besonnener Herrscher. Sehr beeindruckt war ich, wie er offen seinen Fehler im Bezug auf sein Verhalten gegenüber Elisabeth in der "Öffentlichkeit" eingestanden hat.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Sehr gut gefällt mir die Aufbau des Romans als Lebensrückblick von Heinrich. In den Kapiteln geht mir der Übergang manchmal ein wenig zu abrupt vor sich. Die Methode immer nur kurze Ausschnitte aus dem Leben zu beleuchten gefällt mir sehr gut, aber an einigen Stellen fand ich den Szenenwechsel zu schnell.


    Dieser Aufbau war für mich ganz wesentlich.
    Ab und zu hatte ich allerdings auch die erwähnten Probleme des zu schnellen Szenenwechsels.
    Aber traditionell erzählt, hätte der Roman nicht dieselbe Wirkung bei mir erzielen können.

  • Ich nehme an, das wird jeder etwas anders interpretieren, aber für mich waren das seine Gedankenfetzen die da an die Oberfläche des Sterbenden gestoßen sind- daher zu Recht nicht vollständig, oder in sich abgeschlossen und auch schnelle Szenenwechsel. Es mag sein, das das die Autorin gar nicht so sieht oder beabsichtigt, aber es kommt immer darauf an was der Leser sich für ein Bild in seinem "Kopfkino" macht und ich erkläre mir das halt so und deshalb war das ganze für mich auch in den Szenen, die den einen oder die andere stören so glaubhaft und gut erzählt.

  • Ich bin noch nicht recht weit gekommen, ca. Seite 35. Aber mich stören ganz massiv diese Zitate und deren Erklärung am Ende des Buches. Dieses ständige Geblättere gefällt mir gar nicht. Überlege auch schon, ob ich einfach darüber hinweg lese wie manche hier. Besser fände ich es, entweder die Zitate wegzulassen oder wenn sie sein müssen, sie in Klammern sofort zu übersetzen oder als Fußnote.


    Ansonsten gefällts mir bis jetzt ganz gut. Wobei man ja noch nicht viel sagen kann.

  • Ich bin mit dem ersten Teil auch noch nicht durch (S.75), was zum einen an meiner mangelnden Zeit liegt zum anderen aber auch daran, dass ich es bis jetzt nicht allzu fesselnd fand. Es beginnt gerade besser zu werden, aber ich glaube ich kann jetzt schon sagen, dass ich die Cinna-Bücher viel besser fand. Irgendwie fällt es mir schwer in dieses Thema hineinzukommn. :-( Normalerweise stören mich Zitate in der Originalsprache nicht, aber hier ist es mir zu viel.
    Aber wie gesagt, es beginnt mein Interesse zu wecken und ich freue mich durchaus aufs Weiterlesen ;-)


    Schrecklich wie schnell ihr alle lest! ;-)


    Edit:
    So fertig mit dem ersten Abschnitt.
    Mittlerweile bin ich richtig "drin" im Geschehen und das Lesen macht Spass. Die Personen finde ich manchmal auch recht schwierig ausenanderzuhalten, besonders aber auch im politischen Bereich. Wer ist für, wer ist gegen wen? Ich hoffe, dass ich da noch durchblicken werde im Lauf des Buches.
    Ansonsten: Ich bin zufrieden und es erfüllt wieder meine Erwartungen :wave

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Ich bin mit dem ersten Teil auch noch nicht durch (S.75), was zum einen an meiner mangelnden Zeit liegt zum anderen aber auch daran, dass ich es bis jetzt nicht allzu fesselnd fand. Es beginnt gerade besser zu werden, aber ich glaube ich kann jetzt schon sagen, dass ich die Cinna-Bücher viel besser fand. Irgendwie fällt es mir schwer in dieses Thema hineinzukommn. :-( Normalerweise stören mich Zitate in der Originalsprache nicht, aber hier ist es mir zu viel.
    Aber wie gesagt, es beginnt mein Interesse zu wecken und ich freue mich durchaus aufs Weiterlesen ;-)


    Mir gehts zur Zeit auch so. Das Buch ist nicht schlecht, aber so wirklich fesseln tuts mich nicht. Aber ich bin auch auf Seite 80 ca. Da kann ich ja noch Hoffnung haben.


    Elisabeth ist für mich ein Charakter, in den ich mich überhaupt nich hinein versetzen kann. Es ist für mich so weit her geholt... Ich glaube schon, dass es solche Leute gab und immer geben wird, aber ich möchte nicht unbedingt so viel darüber lesen (mir hat auch Sakrileg (Buch und Film) nicht gefallen) und bei diesen beschriebenen Geißelungsritualen muss ich immer an den Film Sakrileg denken.


    Aber jetzt dann werde ich mal weiterlesen.

  • Eigentlich hasse ich es ja selbst, Leserunden hinterherzuhinken, denn das meiste, was man selbst dazu sagen möchte, wurde bereits vorher in mannigfacher Ausfertigung gepostet.

    Aber es nützt ja alles nix: Obwohl ichaus Zeitgründen wohlweislich bereits ein paar Tage vor Beginn der Leserunde mit dem Pfaffenkönig begonnen habe, konnte ich jetzt erst das erste Kapitel vollenden.


    Die Aufmachung des Buches gefällt mir auch gut: farbenfroh, so daß das Buch im Buchladen gleich ins Auge sticht, aber dennoch nicht so kitschlastig wie so manch anderes Buch. Auch ich finde die kleinen Bildchen an jedem Kapitelanfang sehr schön – ich mag so eine liebevolle Buchausstattung.


    Was mir persönlich allerdings ein wenig fehlt, ist eine Übersicht über die Hauptakteure, ein Stammbaum oder ähnliches. Gerade in historischen Büchern und mit vielen Protagonisten ist das zum einen sehr schön und zum anderen für mich oft sehr hilfreich. Aber gut, dann muß es eben ohne gehen ;-).


    Heinrich gewinnt erst noch Farbe bei mir – aber von Elisabeth habe ich jetzt schon ein Bild vor Augen und ich muß sagen: Heilige können anstrengend sein. Vor allem für ihre Umwelt!


    Bumkin schrieb:
    Elisabeth ist mir nicht sonderlich sympatisch, wahrscheinlich, weil ich ihre Handlungsweise nicht verstehe Grübeln Sie ist Witwe, hat 3 unmündige Kinder und sie will sich von allem lossagen ... Ich finde, das sie sehr egoistisch handelt, und ihre Töchter sollen lieber bettelarm aufwachsen ... Was für eine Mutter????


    Das dachte ich mir auch. Ich meine, damals sind natürlich GANZ andere Maßstäbe angelegt worden. Aber ich dachte mir auch: Wenn das der Stoff ist, aus dem Heilige gemacht sind.... *augenroll* Dieses Verhalten einer Mutter finde ich nicht besonders heilig. Auf der anderen Seite: Sie stellt das Wohl armer, leidender und bedürftiger Menschen über ihr eigenes. Das ist an und für sich ja noch in Ordnung. Aber mit ihrem Verhalten (zumindest bis zu diesem Punkt des Buches) stellt sie deren Wohl auch noch das über das Wohl ihrer Kinder, die noch nicht für sich selbst entscheiden können, ob sie das so möchten und das finde ich nicht recht.


    Rabarat schrieb:
    Ich glaube, was Elisabeth so schwierig erscheinen lässt, ist der ungewöhnliche Blickwinkel, aus der hier diese große Figur betrachtet wird. Normalerweise zeigt man bei der Beschreibung von bedeutenden Menschen ausschließlich auf deren großen Taten. Bei Elisabeth wird dies seit Jahrhunderten so gehalten, und das meines Erachtens durchaus verdientermaßen, denn ihre Biographie ist wirklich beeindruckend. Hier aber wird sie nicht aus der Sicht Ihrer Bewunderer geschildert, sondern aus der eines nahen Angehörigen. Und für den war die ganze Sache nicht so einfach.


    Das kann ich verstehen und das ist natürlich auch ein sehr interessanter Blickwinkel. Sicher war Elisabeth ein ganz besonderer Mensch, mildtätig und voller guter Taten. Vielleicht stört mich bei Elisabeths Verhalten, das ich ebenfalls als Fanatismus empfinde, daß es anscheinend durch die Heiligsprechung „belohnt“ wurde. Hier stimme ich Delphin zu:


    Delphin:
    Also nach längerem Nachdenken ist mir aufgegangen, es ist nicht ihre unerbittliche Konsequenz, die mich stört - im Gegenteil, das ist eher bewundernswert - sondern die totale Demut, die sie (mit verklärtem Blick) an den Tag legt - das hinterlässt bei mir in jeder Form, auch in der religiösen irgendwie einen negativen Nachgeschmack.


    Alles in allem bin ich aber gut drin in der Handlung, die vielen Namensgleichheiten habe ich bislang noch einigermaßen gut im Griff grins und ich bin schon sehr gespannt darauf, weiterzulesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Hier stimme ich Delphin zu:


    Delphin:
    Also nach längerem Nachdenken ist mir aufgegangen, es ist nicht ihre unerbittliche Konsequenz, die mich stört - im Gegenteil, das ist eher bewundernswert - sondern die totale Demut, die sie (mit verklärtem Blick) an den Tag legt - das hinterlässt bei mir in jeder Form, auch in der religiösen irgendwie einen negativen Nachgeschmack.


    Das hatte Milla geschrieben, aber ich stimme dem auch zu. Wobei, nee, ich sehe ja eher eine falsche Art von Stolz. So wie das, was ich in den Spoiler geschrieben hatte.

  • Momentan hänge ich ein bisschen in der Luft. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.


    Ab Seite 103 wird die erotische Szene zwischen Heinrich und Gräfin Elisabeth beschrieben. Ich dachte immer, dass ein Bruder von Heinrich Elisabeth geheiratet hat und eine Familie gegründet hat. Heinrich wollte sie zwar immer, aber hat sie doch nicht bekommen, oder? Hab ich jetzt da was falsch verstanden? Träumt er die Stelle nur? Oder sind die Namen wieder verwechselt?


    Bin echt gespannt, ob ihr mir helfen könnt. Vielen Dank schon mal.

  • Hallo Primavera,
    Heinrichs Frau, die in dieser Szene vorkommt, ist NICHT DIE Elisabeth, also die Heilige und ehemalige Frau seines Bruders, sondern eine andere.
    Es wäre gut gewesen, wenn bei den doppelten Namen immer noch der "Nachname" hinzugefügt worden wäre. Ich komme mit den Namen auch manchmal durcheinander.

  • Ich hab diesen Teil nun bis auf 2 Seiten beendet und kam ziemlich schwer ins Buch, weil die gleichen Namen von diversen Hauptpersonen (Elisabeth, Konrad, Heinrich) mich schon gleich verwirrt haben, ebenso wie die Zeitsprünge, die meine Aufmerksamkeit forderten.


    Da ich immer nur stückchenweise lesen konnte, hab ich auch noch meine Schwierigkeiten, alles zu verstehen. Blöd.


    Schade finde ich, dass es kein Personenregister gibt und dass man immer nach hinten blättern muss, um die lateinischen Texte zu verstehen.


    Iris, Du forderst Deine Leser. :wow


    Elisabeth, die Witwe von Heinrichs Bruder Ludwig, ist mir in ihrem fast schon wahnsinnigen Glauben unsympathisch. Sie sorgt sich nicht um ihre Kinder, obwohl sie doch so barmherzig sein will? Nee, nichts für mich. Finde ich sehr befremdlich.


    Heinrich, den Schwager Elisabeths, habe ich noch nicht so recht durchschaut.


    Kann noch nicht soviel zum Buch sagen, aus obigen Gründen, und hoffe, dass ich morgen mehr am Stück lesen kann.

  • Zitat

    Original von geli73
    Iris, Du forderst Deine Leser. :wow


    Ja, durchaus. Ist das verboten? :wow



    Was das angemahnte Personenregister angeht:
    Es gab eines, aber auch der Lektor sah es nicht als wirklich gute Idee an, aufgrund der Namensgleichheiten.
    Ich habe mich bemüht, darauf zu achten, daß die entsprechenden Figuren auch anhand ihrer Abkunft, ihrer Stellung o.ä. unterschieden werden können.


    Ich hatte die Absicht, Zusatzinfos auf meiner Website unterzubringen, aber -- wie ich such schon einmal schrieb -- mein PC ist zwei Tage vor Weihnachten kaputt gegngen, so daß ich an besagte Daten nicht rankomme.


    Zugegeben, es ist kein Roman für die flotte Unterhaltung zum Feierabend, aber dafür war er auch nicht vorrangig gedacht. ;-)

  • Ich vertrete immer die Ansicht ein guter historischer Roman sollte nicht am Ende der letzten Seite ein Ende des Themas bedeuten, sondern anregen sich weiter über die historische Zeit und die Personen und die Sicht des Autors auf diese auseinanderzusetzen. In diesem Sinne ist der Pfaffenkönig ein ausgezeichneter, wenn auch schwieriger Roman, über einfaches googeln ist es nicht so leicht weiterzukommen. Deshalb bin ich Iris auch für die Leiteraturtipps dankbar, auch wenn bei diesen Preisen, die Bücher nicht morgen in meinem Regal stehen, sondern auf der Wunschliste überwintern müssen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • @ Iris: Nein, das ist absolut in Ordnung und habe ich von Dir auch nicht anders erwartet. :anbet


    Nur fiel es mir gerade in der hektischen Zeit vor und an Weihnachten nicht so leicht, mich einzulesen. Aber heute nachmittag werde ich mich, so stelle ich es mir zumindest vor, mit Tee und Buch aufs Sofa legen, um mich ihm voll und ganz zu widmen.


    Waren die Namensgleichheiten historisch bedingt? Da ich das Nachwort wirklich erst am Ende lese, weiß ich nicht, welche Personen tatsächlich gelebt haben.

  • Zitat

    Original von geli73
    Waren die Namensgleichheiten historisch bedingt?


    Das sind sie. Es gab in den Familien z.B. sogenannte Leitnamen, die von Generation zu Generation weitergeführt wurden. Durch Einheiraten kamen gelegentlich Namen aus dem mütterlichen Geschlecht dazu, aber im Schnitt hießen die Männer in den aufeinanderfolgenden Generationen gleich.
    Deshalb habe ich darauf geachtet, daß zumindest fiktive Personen wie Wigo aus der Reihe fielen. :-)


    Sobald ich den Stammbaum fertig gezeichnet habe, stelle ich ihn ins Netz -- es soll ja schließlich leserlich sein.


    Zugegeben, kurz vor und während der Weihnachtsfeiertage herrscht wirklich nicht die geeignete Ruhe, um sich einem Buch zu widmen. Das Problem habe ich zur Zeit auch.

  • Stimmt, Wigo konnte ich mir auch gut merken.


    Manchmal fand ich es blöd, dass so lange in einem Absatz nur "sie" stand, mehrere Sätze hintereinander, ohne dass ein Name da stand. Hab gerade kein Beispiel da. Doch mit ein wenig Konzentration ging das später besser.


    Eine Personenübersicht wäre toll. :-)

  • sodele, Nic kommt endlich auch in die Leserunde getrödelt... *seufz*


    Dabei hatte ich pünktlich angefangen mit Lesen - und hatte im ersten Anlauf meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Ich habe gesehen, wie gut es geschrieben ist, aber schon nach dem Prolog bekam ich keinen Zugang, weder zur Geschichte noch zu den Protagonisten. Irgend etwas sperrte sich, was mich erheblich frustrierte. Vor allem, weil ich gar nicht wusste, woran es liegen könnte. :-(


    Aber der Reihe nach...
    Den Prolog, den fand ich auf Anhieb ganz wunderbar! :-]
    Ich habe ja eine Schwäche für Kindheits-Prologe :grin und ich finde, hier lassen sich schon viele Entwicklungen im späteren Leben der Protagonisten wunderbar erahnen. Schön fand ich die Verbindung bzw. den Kontrast zwischen Heinrichs wagemutigem Ritt im Prolog und sein müdes, im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode erschöpftes Daherschleichen zu Pferd im ersten Kapitel.


    Positiv aufgefallen ist mir sogleich Iris' Stil. Sehr schön ausgearbeitet, und viele meiner Lieblings-in-Vergessenheit-geratenen Wörter. :hop


    Ich habe nach dem Lesen des ersten Teiles das Buch erst mal beiseite gelegt, aber mehrfach pro Tag wieder zur Hand genommen und darüber sinniert, warum es mir so schwerfiel, reinzukommen. Das Cover bescherte mir dann letztlich einen Geistesblitz: die Erzählweise erinnert mich an eine solche Buchmalerei oder an einen mittelalterlichen Wandteppich. Den schaut man auch nicht von links nach rechts an, man kriegt auch nicht sofort einen Gesamteindruck. Man betrachtet hier ein stückchen und dort eins, hier ein Detail, dort eine Szene aus dem zusammenhängend komponierten Ganzen. Ich weiß nicht, ob ich das hier so ausdrücken kann wie ich es empfinde... Oder wie ein Mosaikfenster in einer Kathedrale... Aber als mir DAS klar war - DANN war ich auch sofort in jeder einzelnen Szene drin.
    Und seither stören mich die langen lateinischen Zitate auch gar nicht mehr - jetzt finde ich sie stimmig.


    Vielleicht liegt es auch an meinem momentanen Zeitmangel, aber ich als Schnell-und-gründlich-Leserin kann nur häppchenweise weiterlesen, immer in der Angst, ich könnte den Anschluß verlieren. Aber es geht nur Detail für Detail - ich kann mir nicht vorstellen, den "Heinz" jetzt in einem Rutsch zu lesen.


    Elisabeth: im ersten Anlauf ging sie mir auch auf die Nerven; jetzt beim zweiten frage ich mich, was sie motiviert, ob ich ihr da nicht ein bisschen unrecht getan habe. Ich merke, ich möchte mich noch weiter auf sie einlassen - und habe doch genau davor ein wenig Scheu...
    Letztlich bin ich aber doch beeindruckt davon, dass sie nicht das tut, was die Gesellschaft von ihr erwartet: "Nonnendasein, schönschön, aber bitte dezent damenhaft im Hintergrund"... sondern dass sie wirklich etwas TUT, dass sie versucht, den Mißständen wenigstens ein wenig beizukommen. Respekt! :wow
    Heinz selbst... ich weiß noch nicht so recht, was ich von ihm halten soll... er wirkt in jungen Jahren sehr verunsichert...
    Oben diskutierte Liebesszene fand ich übrigens gut geschrieben - ungewöhnlich, aber gerade deshalb gut. :-]


    Stammbaum und Namensverzeichnis hätte mir auch geholfen. Ich dachte im stillen Kämmerlein schon, es läge an meinem schlechten Namensgedächtnis :grin


    Ich hoffe, Iris nimmt mir das jetzt nicht übel... aber Äbtissin Mathildes Tonfall und Wortwahl, ihre Ausdrucksweise... da habe ich einfach "Iris live" gehört.... :wow :lache *duck und wegflitz*

  • Hallo :wave


    Ich war jetzt für ein paar Tage in Ostfriesland untergetaucht und hatte leider weder Zeit noch ausreichend Gelegenheit, um mich an den PC zu setzen.
    Daher jetzt mit einiger Verspätung :grin


    Die Aufmachung gefällt mir gut, das Buch sticht ins Auge, es lädt zum Blättern ein. Das Papier ist leider recht dick, aber das scheint inzwischen üblich zu sein bei diesem Genre.


    Ein Namensverzeichnis/ einen Stammbaum hätte ich mir auch gewünscht, da selbst ich, die ich im Laufe meines Studiums zwei-drei lateinische Elisabeth-Viten gelesen habe, bei einigen Personen Schwierigkeiten habe, sie zuzuordnen. Es gibt zweimal Wigo, oder? Und wer Juditha ist und wo nun genau das Erbproblem liegt, war mir auch nicht klar. Die Heinriche, Konrads, Elisabeths und Hermanns haben mir jedoch keine Probleme bereitet, hier geht die Zuordnung m.e. gut aus dem Text hervor.


    Die lateinischen Zitate stellen für mich kein Problem dar :grin, aber ich laufe da wohl nicht in der Konkurrenz.


    An einigen Stellen wäre m.E. eine Orts- und Zeitangabe sinnvoll gewesen, um über die Zeitsprünge flüssiger hinweglesen zu können. Doch das relativiert sich im weiteren Verlauf.


    Nahezu unschlagbar ist der Sprachschatz, mit dem Iris die Welt des 13. Jahrhunderts heraufbeschwört. Längst vergessene Wörter und Formulierungen werden wiederbelebt, dass mir als Philologin das Herz aufgeht :-] Genauso stark die Sprachbilder - die Metaphern sitzen, passen, nichts wirkt aufgesetzt. An einigen Stellen spürt man noch die Hektik der Endredaktion :grin - kleinere Wiederholungsprobleme, die aber das Gesamtbild in keinster Weise trüben.


    Zu den Personen - Sie sind plastisch, leben, funktionieren. Heinrich gefällt mir gut, von einem Konrad von Marburg hoffe ich noch mehr zu lesen, Konrad der Bruder ist noch zu selten aufgetaucht, um ihn wirklich beurteilen zu können -ein Schicksal, das er leider mit vielen anderen Personen teilt, auf deren weitere Entwicklung ich gespannt bin.


    Ein Problem ist Elisabeth. Ich habe mich - wie gesagt - früher schon mit ihr beschäftigt, und egal ob Heilige oder nicht, sie ist mir suspekt. Die Konsequenz, die sie an den Tag legt, kenne ich sonst nur von Fanatikern - und Magersüchtigen, die sich auf ähnliche Art und Weise zugrunde richten können (und vielleicht noch von Cato, aber der gehört in die Schublade Fanatiker). Es hätte andere Wege gegeben, ein gottgefälliges Leben zu führen - schließlich gab es genügend Orden, die sich mit der Verantwortung, die sie als Landgräfin und Mutter hatte, besser in Einklang hätten bringen lassen als die Minoriten. Für die Bewegung des Franz von Assissi hat sie sicher vieles bewirkt, aber es war nicht zwingend notwendig, gerade dieses Schritt zu gehen. Für eine Landgräfin bedeutete das, ihrem Stand zu entsagen, dem gegenüber sie eigentlich Verpflichtungen gehabt hätte, so dass Elisabeth hier eine sehr persönliche und in gewisser Hinsicht auch egoistische Entscheidung getroffen und diese mit fanatischem Eifer gelebt hat - mit der Belohnung der Heiligsprechungen und dem Erfolg der tausendfachen Nachahmung, sicher. Doch auch wenn das Mutter-Kind-Gedudel eine Erfindung des Bürgertums des 19. Jh. ist, das unser Mütterbild bis heute prägt, kann man Verantwortung und Bindung zu Kindern auch für das Mittelalter nicht ganz unter den Tisch kehren - zumal gerade diese Bindung im Verhältnis Heinrich-Sophia wieder zu Tage tritt (abgesehen von der Verantwortung als Beraterin, die sie für ihre Söhne auch nach dem Eintritt ins Kloster bleibt). Natürlich ist es ein anderes Verhältnis als wir es heute kennen, aber die Gleichgültigkeit, mit der Elisabeth ihren Kindern begegnet, ist für das 13. Jh. auch nicht repräsentativ (das Problem lässt Iris Heinrich ja auch ansprechen). Daher erscheint mir auch und gerade die Lossagung von den Kindern, die ihre Unterstützung als Regentin nötig gehabt hätten, als sehr egoistische Entscheidung, bei der Elisabeth ihre Wünsche über ihre Verantwortung gegenüber ihrem Stand und ihrer Familie stellt (Heinrich hätte Hermann auch gut "entsorgen" lassen können - eine Gefahr, die andere Königs- und Kaiserwitwen sehr wohl sahen und daher alles taten, um ihren Nachwuchs zu schützen und eine entsprechende Gefolgschaft aufzubauen - die genannte Adelheid hatte ja ein sehr ähnliches Problem).
    Dennoch muss man auch bedenken, dass Elisabeths Eintreten für die Armen und Kranken außergewöhnlich war für eine Frau ihres Standes.
    Ich selbst bin unsicher, wie ich diese Heilige bewerten will, und der Roman bestärkt mich eher noch in dieser Ungewissheit.
    Auf den Lesegenuss haben all diese Überlegungen keine Auswirkungen - ich lese gerne über Menschen, die mir suspekt sind oder die mich faszinieren; ich brauche keine Figuren, mit denen ich mich identifizieren können muss. :-)


    Und nun mache ich mich an den nächsten Teil :-]
    Das Buch macht Spaß, und ich freue mich schon darauf, wenn ich gleich im Bett die nächsten 100 Seiten runterreiße :grin


    Feines Buch, Iris :knuddel1


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses