Der Balsamträger – Wolf Serno

  • Text Backcover der gebundenen Ausgabe:
    Er ist riesengroß - doch sein Hirn ist ziemlich klein. Mit einem Reff auf dem Rücken soll er von Dorf zu Dorf ziehen, um seine Tinkturen und Arzneien anzubieten - und wird dabei mehr als einmal übers Ohr gehauen. Da naht Rettung in Gestalt eines Mannes, der zwar keine Füße mehr hat, dafür aber einen blitzschnellen Verstand.


    Handlung laut Klappentext:
    "Anno 1780, tief im Thüringer Wald. Niemals zuvor haben die Dörfler und Bauern ein so ungleiches Paar durch ihr Land ziehen sehen. Der eine, Pausback mit Namen, ist ein Balsamträger von riesenhaftem Wuchs und kleinem Verstand, der seine Heiltinkturen feilbietet, der andere heißt Listig, ist von kleiner Statur, besitzt keine Füße mehr, dafür aber einen hellwachen Kopf. Beide haben sich zusammengetan, und so reist Listig auf den Schultern seines Freundes mit. Er ist Pausbacks Kopf, und Pausback ersetzt Listigs Füße – einer kann ohne den anderen nicht sein. Alles könnte gut sein ich ihrem Leben – wenn sie nicht eines Tages von Räubern überfallen würden und wenn der Hallimaschpilz dem Gifthäubling nicht aufs Haar gleichen würde. Und wenn da nicht die schöne, blonde Eva wäre, Eva, die Giftmischerin, die einen Keil zwischen sie treibt und dafür sorgt, dass Listig seinen Freund dem Scharfrichter ausliefert..."


    Zum Autor (Klappentext)
    Wolf Serno hat lange als Werbetexter in großen Agenturen und 20 Jahre lang als Creative Director in einer großen Hamburger Agentur gearbeitet. 1997, nach nahezu dreißig Jahren in der Werbung beschloss Wolf Serno, nicht mehr für andere, sondern für sich selbst zu schreiben. Das Ergebnis war der Bestseller Der Wanderchirurg. Wolf Serno lebt mit seiner Frau, einer Richterin, und seinen drei Hunden in Hamburg. Dem Wanderchirurg, seinem ersten Roman, folgten die Erfolgsromane Der Chirurg von Campodios, Die Mission des Wanderchirurgen und Die Hexenkammer. Im Knaur Taschenbuch erschien sein historischer Spannungsroman Tod im Apothekenhaus.



    Meine Meinung:
    Dieser Roman spielt ab 1777 im Thüringer Land. Fiktive Orte wie Schmalenbach und Schwarzburg sind die zentralen Lokationen, in der die teils bauernschlauen (Listig, Mutter Krumm) teils abgrundtief bösen (Max Röther und sein bester Freund, Eva) Protagonisten ihre Reise starten.


    Die Idee Wolf Sernos einer Eulenspiegel-Hommage gefällt mir gut, aber es bewirkt, dass sein Protagonist Listig etwas abziehbildhaft wirkt. Auch die anderen Protagonisten sind Stereotypen, deren Tiefen nicht weiter ausgelotet werden als für den Handlungsablauf unbedingt notwendig.
    Besonders Eva als Femme Fatale ist doch arg klischeebeladen dargestellt.


    Die Konstellation schlauer Kopf in schwachen Körper und starken Körper ohne Hirn gibt es auch schon öfter, so dass keine übergroße Originalität erreicht wird.
    Trotzdem ist dieses bekannte Schema reizvoll ausgestattet, da die Sympathien über weite Strecken sehr wohl bei Pausback liegen.


    Obwohl dieser Roman einer breiten Leser/Kritiker-Masse als Wolf Sernos schlechtestes Buch gilt, kann ich so große qualitative Unterschiede zu z.B. Die Hitzekammer nicht ausmachen.


    Schon im Prolog erlaubt sich Wolf Serno eine Reminiszens an seine Wanderchirurgen-Trilogie, in dem der Zahnbrecher mit einer Pinzette arbeitet, die einmal Vitus von Campodios gehörte.


    Mit dem Mordversuch mit Arsen an der Frau des Amtmann Röther und den Räubergesellen fügt Serno dem Roman auch noch wieder eine etwas gediegene Kriminalhandlung bei.


    Es ist sicherlich nicht der wichtigste historische Roman, aber ich finde, es ist gute Unterhaltung mit vielen witzigen Dialogen und lohnt das Lesen.

  • @ KeinKomma


    Ich habe das Buch auch gelesen und kann mich Herr Palomars Rezi nur anschliessen. Dennoch gab es eine Sache dir mir recht gut gefallen hat. Am Ende des Buches kam ein Zitat in der Überschrift des Kapitels heraus.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)


  • voll :write

  • Ich kann mich den voran gegangenen Meinungen nur anschliessen. Kein schlechtes Buch aber es gibt bessere.
    Wobei ich das auf Bezug des Autors Wolf Serno leider nicht beurteilen kann, da "der Balsamträger" das erste Buch von ihm war.
    Sehr gelungen fand ich die Darstellung von Pausback, eine Gestalt die auf mich sehr traurig wirkte. Das Ende von Eva, hätte etwas grosszügiger Ausfallen dürfen, also eigentlich gab es da ja kein Ende, man nimmt als Leser an, dass sie die Taler vom Doktor Eck geklaut hat, was wohl auch so war.
    Sicher kein Roman, den ich bei der nächsten Gelegenheit nochmals lesen werde, aber er war es doch wert, gekauft zu werden.

  • Dieses Buch wurde vor kurzem auf meine "private" Wunschliste gesetzt. Ich hoffe und denke doch mal das es meinem Geschmack trifft. :gruebel

    :oha Lg Bellamissimo
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    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Endlich mal ein historischer Roman, der sich abhebt von den ewigen "die ...in" und keine Protagonistin in Hosenrolle oder anderweitig emanzipiert als Hauptfigur hat.


    Dieser Roman ist von Anfang an sehr amüsant und entbehrt auch nicht der spannenden Handlung.


    Ich fand die Protagonisten gut beschrieben - mehr wäre gar nicht zuträglich gewesen, so hat man sie sich selbst sehr gut ausmalen können. Auch fand ich weit weniger Klischee als man leider in anderen Romanen häufig vorfindet. Dieser Roman bestach mich durch seine tolle Beschreibung der damaligen Zeit und der Typen im Gaunermillieu, die ich bisher bei keinem Roman so finden konnte. Und ja - man musste Pausback in sein Herz schließen - so aber auch den windigen und trotzdem liebenswerten Listig.


    Ich kannte bisher nur den Wanderchirurgen, werde aber bestimmt an keinen Serno mehr vorbeigehen.
    Von mir 8 Punkte!

  • Ich kann dem Herrn Palomar nur echt geben: Das Buch ist vielleicht nicht der wichtigste historische Roman, der je geschrieben wurde – aber er hat mich sehr gut unterhalten, und das ist die Hauptsache. Witzige Dialoge, verschiedene interessante Charaktere; ein netter Roman für zwischendurch.


    Das war nun der dritte Roman, den ich von Wolf Serno gelesen habe, und ich bin von Buch zu Buch immer mehr begeistert.


    Ich mag seinen Schreibstil, und freue mich schon auf die anderen Bücher. :-)


    Von mit gibt es 9 Punkte!