Meine erste Buchvorstellung: Als wir träumten von Clemens Meyer.
Klappentext
Sie träumen vom Aufstieg ihrer Fußballmannschaft, von einer richtigen Liebe und davon, dass irgendwo ein besseres Leben wartet. Rico, Mark, Paul und Daniel wachsen auf im Leipzig der Nachwendejahre, in einem Viertel, dessen Mittelpunkt die Brauerei ist. Jede Nacht ziehen sie durch die Straßen. Sie feiern, sie randalieren, sie fliehen vor den Glatzen, ihren Eltern und der Zukunft. Sie kämpfen mit Fäusten um Anerkennung und schlagen die Zeit tot. Sie saufen, sie klauen, sind cool und fertig und träumen vom eigenen Leben. Alle ihre Fluchtversuche enden auf den Fluren des Polizeireviers Südost.
Leidenschaftlich, wild und mutig verspielen sie ihr Leben in einer aussichtslosen Rebellion. Darum lassen einen die Bilder des nächtlichen Leipzig, die Boxkämpfe, die Hoffnungslosigkeit und die Hoffnung dieses Romans nicht mehr los.
Der Autor
Clemens Meyer, geb. 1977 in Halle/Saale, lebt in Leipzig. Nach dem Abitur arbeitete er als Bauhelfer, Möbelträger und Wachmann. Von 1998 bis 2003 studierte er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2001 gewann er den MDR-Literaturwettbewerb, »Als wir träumten« war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2006 nominiert und zum Klagenfurter Ingeborg Bachmann-Wettbewerb eingeladen.
Mein Eindruck
Dieses Buch ist für mich eindeutig das Buch des Jahres 2006. Es spielt kurz vor bzw. einige Zeit nach der Wende und lässt einen das Lebensgefühl der damaligen Zeit "nacherfahren". Die Helden sind nicht die der "Helden"stadt, sondern Menschen, bei denen schon zu DDR-Zeiten klar ist, dass sie die Verlierer auch im Sozialismus sind, und für die durch die Wende auch der letzte Halt in Form von einer gesicherten (auch sozialen) Grundexistenz verloren geht. Es sind tragische Gestalten, die einem dennoch sehr ans Herz wachsen und man möchte ihnen während des Lesens zurufen "Tu's nicht!", was im Großen und Ganzen relativ harmlose Dummejungenstreiche sind, die jedoch oft genug in der Katastrophe enden und die der eine oder andere auch mit dem Leben bezahlt. Aber gerade aus diesen sinnlosen Aktionen beziehen sie ihre Existenzberechtigung und spüren das Leben, welches nicht in die Vorstellungswelt des "Normalbürgers" passt.
Nun mag meine Urteilskraft getrübt sein, da ich seit 1991 in eben dieser Ecke Leipzigs lebe, und, priviligiert als Wessi und Studentin, mit diesem Milieu nur in Kontakt gekommen bin, wenn mal wieder unser Auto geknackt worden war, oder irgendwelche besoffenen Jugendlichen uns in den Hauseingang gekotzt hatten. Aber weil dieses Buch das Leben nach der Wende in Leipzig fernab von Heldenstadt und Boomtown schildert, traurig und manchmal urkomisch, und außerdem so geschrieben ist, dass dieses Milieu auch rein sprachlich aufersteht (und das ohne peinliche Gossensprache), würde ich es jedem, der sich für die jüngere deutsch-deutsche Geschichte interessiert, ans Herz legen