Als wir träumten - Clemens Meyer

  • Meine erste Buchvorstellung: Als wir träumten von Clemens Meyer.
    Klappentext
    Sie träumen vom Aufstieg ihrer Fußballmannschaft, von einer richtigen Liebe und davon, dass irgendwo ein besseres Leben wartet. Rico, Mark, Paul und Daniel wachsen auf im Leipzig der Nachwendejahre, in einem Viertel, dessen Mittelpunkt die Brauerei ist. Jede Nacht ziehen sie durch die Straßen. Sie feiern, sie randalieren, sie fliehen vor den Glatzen, ihren Eltern und der Zukunft. Sie kämpfen mit Fäusten um Anerkennung und schlagen die Zeit tot. Sie saufen, sie klauen, sind cool und fertig und träumen vom eigenen Leben. Alle ihre Fluchtversuche enden auf den Fluren des Polizeireviers Südost.
    Leidenschaftlich, wild und mutig verspielen sie ihr Leben in einer aussichtslosen Rebellion. Darum lassen einen die Bilder des nächtlichen Leipzig, die Boxkämpfe, die Hoffnungslosigkeit und die Hoffnung dieses Romans nicht mehr los.


    Der Autor
    Clemens Meyer, geb. 1977 in Halle/Saale, lebt in Leipzig. Nach dem Abitur arbeitete er als Bauhelfer, Möbelträger und Wachmann. Von 1998 bis 2003 studierte er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2001 gewann er den MDR-Literaturwettbewerb, »Als wir träumten« war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2006 nominiert und zum Klagenfurter Ingeborg Bachmann-Wettbewerb eingeladen.


    Mein Eindruck
    Dieses Buch ist für mich eindeutig das Buch des Jahres 2006. Es spielt kurz vor bzw. einige Zeit nach der Wende und lässt einen das Lebensgefühl der damaligen Zeit "nacherfahren". Die Helden sind nicht die der "Helden"stadt, sondern Menschen, bei denen schon zu DDR-Zeiten klar ist, dass sie die Verlierer auch im Sozialismus sind, und für die durch die Wende auch der letzte Halt in Form von einer gesicherten (auch sozialen) Grundexistenz verloren geht. Es sind tragische Gestalten, die einem dennoch sehr ans Herz wachsen und man möchte ihnen während des Lesens zurufen "Tu's nicht!", was im Großen und Ganzen relativ harmlose Dummejungenstreiche sind, die jedoch oft genug in der Katastrophe enden und die der eine oder andere auch mit dem Leben bezahlt. Aber gerade aus diesen sinnlosen Aktionen beziehen sie ihre Existenzberechtigung und spüren das Leben, welches nicht in die Vorstellungswelt des "Normalbürgers" passt.
    Nun mag meine Urteilskraft getrübt sein, da ich seit 1991 in eben dieser Ecke Leipzigs lebe, und, priviligiert als Wessi und Studentin, mit diesem Milieu nur in Kontakt gekommen bin, wenn mal wieder unser Auto geknackt worden war, oder irgendwelche besoffenen Jugendlichen uns in den Hauseingang gekotzt hatten. Aber weil dieses Buch das Leben nach der Wende in Leipzig fernab von Heldenstadt und Boomtown schildert, traurig und manchmal urkomisch, und außerdem so geschrieben ist, dass dieses Milieu auch rein sprachlich aufersteht (und das ohne peinliche Gossensprache), würde ich es jedem, der sich für die jüngere deutsch-deutsche Geschichte interessiert, ans Herz legen

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Nein, ich schubse nicht, ich habe es nur (peinlicherweise) heute zum ersten Mal auf eine Lesung von Clemens Meyer geschafft. Es hat sich wirklich gelohnt. Zwar hat sich bedauerlicherweise sein wunderbarer sächsischer Tonfall etwas abgeschliffen, aber er schafft es trotzdem immer noch, seiner Geschichte eine authentische, wie soll ich sagen, Stimmung zu verleihen.
    Schön war's!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • als es nun im sommer als paperback rauskam, nahm ich das buch mit - und dann das buch mich...jedenfalls kurzzeitig.


    das ist kein typischer coming-of-age-roman, hier gibt es keine wirkliche entwicklung, es wird nur immer noch schlimmer für die helden. vielleicht mit ausnahme des erzählers selbst - da besteht noch ein fünkchen hoffnung.


    clemens meyer ist hart mit dem leser!
    er beschreibt, was passierte, als die jungs aus dem leipziger osten noch teenager waren, wie sie schon frühzeitig mit der obrigkeit aneinandergerieten, wie die halbstarken dieses "abenteuer" montagsdemos in der innenstadt erlebten, ihre versuche, in dieser neuen freiheit fuß zu fassen, und ihre rückschläge...


    clemens meyer ist brutal zum leser!
    er greift vor und zerstört die manchmal aufkeimende hoffnung des lesenden, führt ihn auf's glatteis, belügt ihn, wie der erzähler sich selbst belügt, um mit der wahrheit fertig zu werden. er wiederholt die phrasen, an welche sich die jungs klammern, bis sie unerträglich werden ("wir sind die größten! uns kann keiner was!", "du bist der champion!"), sie klingen am ende nur noch hohl.


    clemens meyers roman tut weh!
    er fokussiert eine gruppe heranwachsender am rande der gesellschaft, er erklärt nicht, er hält drauf! er beschreibt die spirale der gewalt, der vereinsamung, der ausgrenzung mit spröden worten, wenig prosaisch, aber dafür um so eindringlicher.


    aber es gibt einen punkt, den ich unglücklich finde. alle jungs kommen irgendwie aus kaputten familien mit saufenden vätern (falls überhaupt vorhanden). der soziale hintergrund ist fast identisch. das ist sicher gewollt - und der roman erzählt ja auch, wie sehr dadurch das leben für alle beteiligten vorgezeichnet ist. ein aspekt, der in unserer gesellschaft immer problematischer wird. aber für so einen großen roman ist mir die gruppe zu homogen, die nicht-entwicklung zu einseitig.


    so stehe ich als sogenannter normalo-leser vor diesen romanhelden und betrachte sie von außen, als ob ich im wachsfigurenkabinett von madame tussaud wäre und ganz nah an sie herantreten könnte, um sie zu betrachten, sie anzufassen. aber irgendwie nur oberflächlich. ein kribbeln, dass unter die haut geht, aber nach dem abwenden wieder verschwindet, und nicht mehr!
    wenn ich dann auf die straße gehe, werde ich an jeder ecke solchen jungs wie rico, mark, paul und daniel begegnen. und ich werde wohl einen bogen um sie machen. wie sollte ich mich ihnen auch nähern?


    will damit sagen: der roman läßt mich hilflos zurück! das verstört! und vielleicht ist es genau das, was clemens meyer will, nicht mehr und nicht weniger...

  • Schön, bogart, dass sich wenigstens einer für mein Buch 2006 interessiert! Deinen Kritikpunkt, dass die Protagonisten zu homogen sind, würde ich unbesehen unterschreiben. Aber wohl ist auch wahr, dass der Roman eine "Innenansicht" der Erlebnisse Daniels widerspiegelt, und ich fürchte, in diesen Millieus spielen cellospielende Oberbürgermeister (ok, das war später) oder Junge-Gemeinde-engagierte Germanistikstudenten eine eher marginale Rolle. Und genau das fand ich so spannend: man kennt Leipzig als Heldenstadt und, später, als für einen Großteil der Bevölkerung schon sämtliche Lebensbezüge den Bach (kein Wortspiel!) runter gingen, als "Boomtown". Aber man trifft sie immer noch auf den Straßen, mittlerweile zu "alten" (zu mir gleichaltrigen, schauder) Säufern entwickelt, die sich in "Elke's Biertaverne" die abendliche Dosis Sternburger abholen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich bedank' mich auch.
    Ich war sehr beeindruckt von Clemens Meyer in Klagenfurt 2006, hab's dann aber irgendwie versaeumt, mir einen Roman von ihm zu kaufen.


    Das hol' ich jetzt nach.
    Toller Tipp!


    Alles Liebe von Charlie

  • Um ehrlich zu sein ...


    Clemens Meyer hat für seinen Erstling viel Anerkennung und einige Literaturpreise erhalten. Der Roman wird vor allem für seine Authentizität, die "Sprachgewalt" und den Umgang mit der Thematik gelobt.
    In zeitlich wechselnden - und nicht immer leicht einzuordnenden - Episoden erzählt Meyer von den Leipziger Kumpels Daniel, Walter, Mark, Paul, Pitbull und Rico. Der Leser wird durch ihre Kindheit geführt, als die Jungen Pioniere waren, und erlebt sie später in der Adoleszenz oder als junge Erwachsene, rund um die Wendezeit. Daniel, Hauptfigur und Ich-Erzähler, verliebt sich als Grundschüler in die Klassenkameradin Kati, die jedoch in den Westen rübermacht; die spätere Flamme mit dem Kosenamen "Estrellita" wird ihn erst für den Chef einer konkurrierenden Bande verlassen und dann im Puff landen. Damit ist der romantische Teil des Buches weitgehend abgehakt.
    Der Rest befasst sich mir Sauferei und Raucherei, mit Kämpfen, Knastaufenthalten, Tattoos, Fußball, Brüchen, Autodiebstählen und kleinen Betrügereien, den Rivalitäten zwischen den Banden und den Problemen mit Glatzen ("Reudnitzer Rechte") oder Zecken (Hausbesetzern). Es wird viel und äußerst hart geprügelt, noch viel mehr gesoffen und so gut wie pausenlos geraucht. Zwei der Freunde sterben, der eine an einer Überdosis und der andere bei einem Verkehrsunfall. Und mittendrin steht Daniel, der seine - an keiner Stelle formulierten - Hoffnungen längst aufgegeben hat, was für seine Vorbilder - allen voran Boxtalent Rico - ebenso gilt. Wenn in diesem Buch dem Titel entsprechend geträumt wird, dann bestenfalls in kleinem Maßstab. Einige einschneidende Ereignisse erzählt Meyer mehrfach, quasi in der Wunschfassung des Protagonisten und danach (vielleicht) als Realversion. Es sind mögliche Wendepunkte, aber der Spielraum ist klein. Über allem steht die Gewissheit, dass es sowieso nicht besser wird. Das Buch ist traurig und brutal; wenn es sanfte Zwischentöne gibt, befassen sich diese vor allem mit dem Verhältnis der Freunde, mit Imponiergehabe, Loyalität und Ehre. Die Erwachsenen, die in "Als wir träumten" auftreten, sind durch die Bank abgewrackte Säufer. Das Leipziger Viertel, in dem die Handlung spielt, ist trüb, schmutzig und vernachlässigt. Fast ein Kriegsgebiet.
    Eine Milieustudie also - durchgängige Handlung im eigentlichen Sinn gibt es nicht, die Episoden - formal dicht an Kurzgeschichten - stehen in eher lockerer Verbindung, erzählen meistens Schlüsselerlebnisse, dienen aber keiner übergeordneten Dramaturgie im Sinne einer Entwicklung, die eben auch weitgehend fehlt. Was das Buch ausmacht, es besonders macht, sind die Authentizität und das direkte Miterleben - beides allerdings mit einer gewissen Zähigkeit einhergehend. Viele Kapitel drehen sich auf fast quälende Art um nahezu Belangloses, zudem generiert die zwar glaubwürdige, aber technisch einfache Erzählsprache eine Vielzahl von Wort- und Phrasenwiederholungen. Meyer benutzt einige Verben - wie blicken und laufen - in einer Ausschließlichkeit, die weit über Purismus hinausgeht. Das ist zweifelsohne der Glaubwürdigkeit geschuldet, hat stilistische Konsequenz, liest sich aber manchmal nicht gut. Oft wünscht man sich, das Kapitel wäre endlich vorbei, etwa wenn detailliert und in den immer gleichen Worten seitenlang von Ablagen und Stößen beim Billard erzählt wird. Die Spannung, die hohe atmosphärische Dichte, das Krisenhafte der Situation - es geht parallel um die Mitschuld am Tod eines der Freunde - werden allmählich von Langeweile niedergedrückt. An einigen derartigen Stellen war ich kurz davor, den Roman beiseite zu legen.
    Überhaupt hätte "Als wir träumten" gut und gerne hundertfünfzig Seiten kürzer sein können. Dafür enden einige Episoden im Nichts, und der Leser wünscht sich bis zum Schluss, etwas über ihren Fortgang zu erfahren. Vergebens.
    Trotzdem ist das ein einzigartiges und sehr bemerkenswertes Buch. Ein wichtiger, vielleicht sogar ein großer Roman, der schmerzt und wütend macht, aber leider nicht nur im vom Autor beabsichtigten Sinn. Clemens Meyer hat zwar die erzählerische Grundregel "Show, don't tell" fast bis zur Perfektion getrieben, aber die mit der hohen Authentizität einhergehenden Problematiken nicht ganz gemeistert. Empfehlenswert ist die Lektüre jedoch allemal. Aber, um ehrlich zu sein: Großes literarisches Vergnügen bereitet sie nicht.

  • Zitat

    Eine Milieustudie also - durchgängige Handlung im eigentlichen Sinn gibt es nicht, die Episoden - formal dicht an Kurzgeschichten - stehen in eher lockerer Verbindung, erzählen meistens Schlüsselerlebnisse, dienen aber keiner übergeordneten Dramaturgie im Sinne einer Entwicklung, die eben auch weitgehend fehlt.


    Oh, natürlich gibt es diese übergeordnete Dramaturgie. Es dreht sich alles um Kampf, um die kleinen und die großen Kämpfe der Freunde: Ob es der Kampf um die Wohnung der alten Frau, um das Viertel, gegen die Glatzen, gegen Engels' Leute oder fürs Eastside ist - ob es sich um Ricos großen Kampf, um Rockys großen Kampf, um Marks Kampf gegen die Sucht, Pitbulls Kampf um Anerkennung, oder einfach nur um Chemie gegen BFC handelt: es geht ums Kämpfen - und ums Verlieren. Und dort herrscht die Stimme des Scheiterns. Meyer hat einen Roman über Verlierer geschrieben, einen Roman über die Wende, einen Roman übers Versagen. Aber bei aller Leere, Resignation und Hoffnungslosigkeit auch einen über einige wenige Momente des Glücks und des Träumens.


    Zitat

    Was das Buch ausmacht, es besonders macht, sind die Authentizität und das direkte Miterleben - beides allerdings mit einer gewissen Zähigkeit einhergehend. Viele Kapitel drehen sich auf fast quälende Art um nahezu Belangloses, zudem generiert die zwar glaubwürdige, aber technisch einfache Erzählsprache eine Vielzahl von Wort- und Phrasenwiederholungen.


    Ich frage mich die ganze Zeit, welche Belanglosigkeiten du meinst.


    Zitat

    Meyer benutzt einige Verben - wie blicken und laufen - in einer Ausschließlichkeit, die weit über Purismus hinausgeht. Das ist zweifelsohne der Glaubwürdigkeit geschuldet, hat stilistische Konsequenz, liest sich aber manchmal nicht gut.


    Das wäre ja eine komische Sache, wenn ein Ex-Knacki aus einem Problemviertel in bestem Gelehrtendeutsch übers Autoknacken, seine Knasterfahrungen und seine kriminellen Freunde redet.


    Zitat

    Oft wünscht man sich, das Kapitel wäre endlich vorbei, etwa wenn detailliert und in den immer gleichen Worten seitenlang von Ablagen und Stößen beim Billard erzählt wird. Die Spannung, die hohe atmosphärische Dichte, das Krisenhafte der Situation - es geht parallel um die Mitschuld am Tod eines der Freunde - werden allmählich von Langeweile niedergedrückt. An einigen derartigen Stellen war ich kurz davor, den Roman beiseite zu legen.


    Auch hier gilt: Wer ist 'man'? Du? Ich habe mir das z.B. nicht gewünscht. Im Gegenteil: ich habe darin recht wirksame Mittel der Spannungssteigerung gesehen.


    Zitat

    Überhaupt hätte "Als wir träumten" gut und gerne hundertfünfzig Seiten kürzer sein können. Dafür enden einige Episoden im Nichts, und der Leser wünscht sich bis zum Schluss, etwas über ihren Fortgang zu erfahren. Vergebens.


    Ich habe übrigens keine einzige Episode überflüssig gefunden. Schreiben heißt: aus einer unendlich großen Zahl an Möglichkeiten auswählen, irgendwo anzufangen und irgendwo zu enden. Man kann schlichtweg nicht alle Fragen beantworten, man kann nicht alles anständig zu Ende erzählen und man kann es einfach nicht allen Lesern gleich Recht machen. Allerdings frage ich mich, wer denn der Leser ist, von dem du sprichst?


    Zitat

    Clemens Meyer hat zwar die erzählerische Grundregel "Show, don't tell" fast bis zur Perfektion getrieben, aber die mit der hohen Authentizität einhergehenden Problematiken nicht ganz gemeistert. Empfehlenswert ist die Lektüre jedoch allemal. Aber, um ehrlich zu sein: Großes literarisches Vergnügen bereitet sie nicht.


    Welche 'Problematiken' sind das? Und was ist schon großes literarisches Vergnügen?


    Ich sehe das einzige Problem darin, dass man Meyers Kunstfertigkeit nicht angemessen würdigt. Stattdessen behandelt man ihn gelegentlich wie das neue enfant terrible der deutschen Literatur. Weil er sich unter der riesigen Masse an studierten Germanisten, die ins Lager der Berufsautoren gewechselt sind, so richtig exotisch rausnimmt (was, der war auf'm Bau?)? Weil er mal von Stütze gelebt hat oder ein paar Tattoos hat? Oh, sicher, wenn man die geschniegelten Ex-Germanisten mit ihren kryptischen Textschachteln sieht, ist Meyer vielleicht wirklich sowas wie ein Exot. Aber welche Rolle spielt das schon. Er ist einfach ein verdammt guter Erzähler.


    10/10

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

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  • Zitat

    Original von Tom
    Aber, um ehrlich zu sein: Großes literarisches Vergnügen bereitet sie nicht.


    :write


    Dieser Einschätzung kann ich mich anschließen. Ich habe das Buch "Als wir träumten" von Clemens Meyer zwar als interessant empfunden, aber - vor allem auch gegen Ende - mich doch häufig hindurch gequält. Die größten Schwierigkeiten haben mir die wechselnden zeitlichen Perspektiven gemacht. Ich finde, dass es eigentlich kaum deutlich gemacht wurde, zu welcher Zeit welche Episode spielt. Auch mit der "Milieusprache" hatte ich Schwierigkeiten.
    Einige der Episoden waren sicherlich berührend oder auch erschreckend, aber insgesamt packen konnte mich der Roman von Clemens Meyer nicht. Vielleicht werde ich mich aber dennoch auch noch mal an seinem zweiten Buch "Die Nacht der Lichter" versuchen.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Schön, bogart, dass sich wenigstens einer für mein Buch 2006 interessiert! Deinen Kritikpunkt, dass die Protagonisten zu homogen sind, würde ich unbesehen unterschreiben. Aber wohl ist auch wahr, dass der Roman eine "Innenansicht" der Erlebnisse Daniels widerspiegelt, und ich fürchte, in diesen Millieus spielen cellospielende Oberbürgermeister (ok, das war später) oder Junge-Gemeinde-engagierte Germanistikstudenten eine eher marginale Rolle. Und genau das fand ich so spannend: man kennt Leipzig als Heldenstadt und, später, als für einen Großteil der Bevölkerung schon sämtliche Lebensbezüge den Bach (kein Wortspiel!) runter gingen, als "Boomtown". Aber man trifft sie immer noch auf den Straßen, mittlerweile zu "alten" (zu mir gleichaltrigen, schauder) Säufern entwickelt, die sich in "Elke's Biertaverne" die abendliche Dosis Sternburger abholen.


    Huhu, Draper! :wave


    Weißt Du schon, dass das Buch verfilmt wird, und zwar von Andreas Dresen? Das freut mich, also dass Dresen es macht. Meyer stellt seinen neuen Roman "Im Stein" übrigens heute in Berlin am Prenzlauer Berg vor. Ich würde glatt hingehen, der Autor reizt mich ungemein. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Danke für den Hinweis zum Film, das ist völlig an mir vorübergegangen.
    Hast du das Buch schon gelesen?


    Die Lesung würde ich unbedingt empfehlen. "Im Stein" liegt zwar noch ungelesen hier rum, aber ich finde den Autor, gerne leicht bruddelig und herrlich sächselnd, ungemein unterhaltend :wave

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo DraperDoyle,


    was meinst Du mit leicht bruddelig? Heruntergekommen?
    Damit hätte ich weniger Probleme als mit dem Eindruck, dass Meyer sich für einen unwiderstehlichen Womanizer in Interviews ausgibt und der ist er definitiv nicht.
    Eine Erzählung in einer Anthologie übers Reisen habe ich bislang von ihm gelesen. Überzeugt hat mich die Geschichte nicht, so dass ich es damit vorerst belassen werde.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Damit hätte ich weniger Probleme als mit dem Eindruck, dass Meyer sich für einen unwiderstehlichen Womanizer in Interviews ausgibt und der ist er definitiv nicht.


    Och. :grin


    @Draper:
    ich versuchs ab und an immer wieder, aber übers Anlesen komme ich nicht hinaus.Mir gefällt der Stil, aber er ist sehr stimmungsabhängig. Irgendwann finde ich mal hinein. :-) Oder brauchst Du das Buch mal so langsam wieder? :krank

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • ne, nicht heruntergekommen, er wirkt eher, räusper, wie ein Bankschnösel. Also rein optisch. Ich hatte auch nicht das Gefühl, er hielte sich für unwiderstehlich.


    Mit bruddelig meine ich eher unwirsch, wenn er genervt ist, zum Beispiel von den Fragen des Moderators, dann sagt er das auch. Etwa, wenn er mal wieder gefragt wird, was seine Tätowierungen mit seinem Werk zu tun haben :grin

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  • Zitat

    Original von rienchen


    Huhu, Draper! :wave


    Weißt Du schon, dass das Buch verfilmt wird, und zwar von Andreas Dresen? Das freut mich, also dass Dresen es macht. Meyer stellt seinen neuen Roman "Im Stein" übrigens heute in Berlin am Prenzlauer Berg vor. Ich würde glatt hingehen, der Autor reizt mich ungemein. :wave


    Gerade habe ich gesehen, dass Szenen zu diesem Film heute in unserem Konsum gedreht werden. Der ist offensichtlich so oll, dass er als authentischer 90er-Jahre-Konsum durch geht :grin


    Andreas Dresen habe ich leider nicht getroffen :-( Allerdings könnte ich den Filmfuzzis ja unser Auto anbieten, das ist schließlich ein Modell von 1990. ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Cool! Ich möchte auch gerne mal nach Läpszsch. Herr rienchen schwärmt da immer so von. Wenn es ihm gefällt, gefällt es mir auch.


    Also bei uns ist immer Platz aufm Sofa. Und Kinderschlafhaufen im Kinderzimmer haben sich auch bewährt.
    Demnächst besitzen wir sogar ein Gästezimmer, also daran soll's nich scheitern :wave

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wenn jetzt die harimaus noch eine Lesung in Deinem Wohnzimmer abhält und Du genug russischen Wodka (besser vorher anzünden ---> Grünfärbung? ) vorrätig hast, wäre das in der Tat verlockend. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)