Kein Thread zu diesem schönen Film? Schande!
Da ich gestern schon O'Brian ins Gespräch gebracht habe, fühle ich mich dafür jetzt einfach mal zuständig. Ist auch schön aktuell, da er doch gestern erst im TV gelaufen ist.
Peter Weir, selbst bekennender Fan der Buchreihe von Patrick O'Brian hat mit diesem Film weniger eine Romanverfilmung geschaffen, sondern mehr eine Hommage an O'Brian. Wer den Film gedreht und das Drehbuch geschrieben hat, muß diese Bücher sehr lieben, denn wo sonst gibt es das, daß ausgerechnet die fanatischen Buchfans den Film fast alle heiß und innig lieben, wie ich selbst? Normalerweise ist es eher umgekehrt.
Die Rahmenhandlung, die Jagd der britischen Fregatte "HMS Surprise" nach dem französischen Freibeuter "Acheron", wurde dem 10. Band, "Far side of the world/Manöver um Feuerland" entnommen, frei nach. (Dort wurde ein amerikanisches Schiff gejagt, was man dem US-Publikum wohl nicht zumuten konnte. Die Franzosen sind wohl daran gewöhnt.) Alle Szenen dazwischen, wie zB die Schädeloperation Stephens an Plaice, oder die Selbstoperation, oder der unglückliche alternde Fähnrich, etc. wurden verschiedenen Büchern entnommen und wunderbar verknüpft.
Dies funktioniert nicht für alle, viele fanden den Film gerade wegen dieser Episodenhaftigkeit eher langweilig. Doch, abgesehen davon, daß ich mich da keine Sekunde langweile, spiegelt dies, wie zB auch die fürchterliche Enge auf dem Schiff, sehr schön das Alltagsleben auf einem britischen Kriegsschiff wieder. Hektische Ereignisse wechseln ab mit ruhigeren Momenten. Die See ist groß und weit.
Die Bilder sind wunderbar, zB Jack auf dem Mast, der Sturm, ...
Da merkt man, daß vieles nicht in einem Wassertank, sondern wirklich auf hoher See gedreht wurde.
Die Musik ist traumhaft schön. Wie könnte es anders sein, wo doch Musik das einzige ist, was Captain Jack Aubrey und Doktor Stephen Maturin miteinander verbindet, von ihrer innigen Freundschaft abgesehen.
Bei der Begräbnisszene, als einfach nur das Vater unser gesprochen wird und dazu diese überirdisch schönen, traurigen Klänge (Soundtrack dummerweise verborgt, drum weiß ich jetzt nicht, welches Stück das war)
ertönten, ist mir das im Kino so nahe gegangen, wie noch selten was.
Das für mich herausragendste an diesem Film ist die Leistung Russell Crowes. Er ist eigentlich nicht passend, da er für Jack zu klein und zu schlank ist, aber wie der Mann spielen kann! Er spielt Jack nicht einfach nur, sobald er loslegt ist er Jack, der in meinem Kopf nun große Ähnlichkeit mit Crowe hat.
Ich habe ein Interview mit Peter Weir gelesen, wo der sagte, daß er nach dem Dreh Russell Crowe nicht sonderlich besser kannte, aber Jack Aubrey kannte er sehr gut. Was für ein Kompliment!
Die anderen Schauspieler sind auch nicht schlecht, nur Billy Boyd als Bonden ist eine leichte Fehlbesetzung, aber das stört nicht.
Die fürs Casting Verantwortlichen haben nach "alten" Gesichtern für die Mannschaft gesucht und ich denke, das ist ihnen gelungen.
Dieser Film hat sich bereits nach dem allerersten Mal ansehen unter meine Lieblingsfilme hochkatapultiert, wo er stets einen Ehrenplatz haben wird.