Ich hab gestern im "Allgemeinen" dieses Buch erwähnt und dabei festgestellt, dass es zu diesem schönen Buch noch gar keine Rezension dazu gibt. Es ist schon ein paar Monate her, dass ich es gelesen habe, ich mache das also aus dem Gedächtnis.
Zum Buch (von Amazon)
Die Mitte der Welt ist die Geschichte eines Zwillingspaares, Phil und Dianne. Die beiden werden von ihrer Mutter, Glass, alleine groß gezogen. Die Umstände ihrer Geburt sind ziemlich ungewöhnlich und auch die junge Glass, kaum 18 Jahre alt, paßt nicht in das Klischee der perfekten Mutter. Doch eines gibt sie ihren Kindern mit: "Seid stark und wehrt euch. Wer euch verletzt, dem tut doppelt weh oder geht aus dem Weg, aber laßt euch niemals vorschreiben, wie ihr zu leben habt."
Es sind keine leichten Kämpfe, die Dianne und Phil führen. Phil erkennt mit zunehmendem Alter, daß er homosexuell ist. Er findet einen Freund, doch leider bleiben bei der ersten großen Liebe die maßlosen Enttäuschungen nicht aus.
Die poetische Sprache Steinhöfels sind eine Stärke des Buches. Zum anderen erzählt er nicht nur die Geschichte einer Pubertät, die mit dem Coming-out des Jungen endet. Nein, jede Figur hat ihre Geschichte und natürlich ihre eigenen Geheimnisse, die sich langsam vor den Augen des Lesers entwickeln. Der humorvolle Ton, die Slapstick-Einlagen, erinnern an John Irvings Hotel New Hampshire Ein ausgezeichneter Jugendroman -- auch für Erwachsene.
Über den Autor
Andreas Steinhöfel, 1962 geboren, studierte in Marburg Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaften. Er arbeitet als Übersetzer, schreibt Drehbücher und rezensiert Jugendliteratur für die FAZ und DIE ZEIT. Vor allem ist er Autor zahlreicher, national und international ausgezeichneter Kinder- und Jugendbücher. Nach seinem erfolgreichen Roman "Die Mitte der Welt" legt Andreas Steinhöfel nun einen Band mit neuen Erzählungen vor, in denen Figuren des Romans erneut aufgegriffen werden. Steinhöfels Helden stehen auf die eine oder andere Weise miteinander in Verbindung, so dass jede Geschichte auch ein Mosaiksteinchen in einem fein zusammengefügten Ganzen ist.
Meine Meinung
Das Buch wird in der Ich-Form vom 17-jährigen Phil erzählt. Die Mutter hab ich nicht halb so durchgeknallt empfunden, wie ich nach dem Lesen einiger Rezensionen vermutet hatte. Sie versucht halt ihr Bestes. Der Stil hat mich tatsächlich auch an John Irving erinnert, und John Irving liegt mir nicht so. Trotzdem hat mir "Die Mitte der Welt" gut gefallen. Besonders auch, dass kein Riesen-Drama um Phils Coming-Out gemacht wurde.
Die Altersangabe hab ich nur geraten, da fehlt mir irgendwie das Gefühl, vielleicht können einige Jungeulen mehr dazu sagen. Das Buch kann man auf jeden Fall auch im fortgeschrittenen Alter noch gut lesen.
Freundlicherweise gibt es daher auch eine Jugend- und eine Erwachsenenausgabe.
Ich habe aber diese gebundene Ausgabe der SZ Junge Bibliothek.
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