Hinrichtung in Florida/Hinrichtung S. Hussein

  • Heaven
    Es kamen einige gewaltsam zu Tode, auf Anhieb fallen mir Ceaucescu, Nadschibullah und Sadat (Attentat) ein. Es ist doch auch völlig logisch: Solche Potentaten haben eine Gruppe von Günstlingen um sich und sehr, sehr viele Menschen, die sie unterdrücken. Warum sollte ein Diktator zum Märtyrer reifen? Das wird doch nur von seinen eigenen - nun machtlosen - Anhängern postuliert. Märtyrer gibts heute gar nicht mehr und wenn dieser Begriff fällt, dann allenfalls im Zusammenhang mit sogenannten Befreiungskämpfern und nicht mit Typen, die ihren dicken Hintern auf nem Thron plattsaßen.


    >> Ich meinte auch eher das Temperament der dortigen Völker. Find gerade keinen besseren Begrfiff. :gruebel


    Temperament hin oder her - aber warum sollten Moslems in beispielsweise Kairo einen brutalen Tyrannen als Märtyrer feiern, der noch dazu viele Glaubensbrüder auf dem Gewissen hat?

  • Zitat

    Original von Apek
    Heaven
    Es kamen einige gewaltsam zu Tode, auf Anhieb fallen mir Ceaucescu, Nadschibullah und Sadat (Attentat) ein.


    Also die drei Namen in einer Reihe schmerzen schon ein wenig. Sadat wurde nicht ermordet, weil er ein gewalttätiger Potentat war, sondern weil er Frieden mit Israel schließen wollte.


    Gruß


    Rabarat

  • Man kann das meiner Meinung nach kaum mit Stalin oder so vergleichen.


    Irak ist ein Land im Bürgerkrieg.
    Hussein wurde nicht im Kampf getötet z.Bsp. sondern in den Augen seiner Anhänger wurde er von den Bürgerkriegsgegnern und den Amerikanern getötet.
    Und das kann man, selbst wenn man diese Partei nicht akzeptieren kann, sogar als begründet bezeichnen.
    Das Urteil wurde von der derzeitigen Regierung gefällt, die ehemaligen Gegner Husseins und jetzigen Gegner der Hussein- Anhänger.
    Die Amerikaner, die ehemalige Kriegsgegner Husseins, haben dafür gesorgt, daß es so läuft!
    Es hätte die Lage deutlich entspannt, wenn ein internationaler Gerichtshof sich der Sache angenommen hätte. Und das wäre meiner Meinung nach auch das einzige gewesen, was einem Gerechtigkeitsempfinden geholfen hätte.


    Aber so... werden sich die Bürgerkriegsgegner bestätigt sehen und es wird nur noch blutiger.
    Erreich ist nichts.
    Außer das das Rachegefühl befriedigt wurde. Für mich kein Motiv einer zivilisierten Gesellschaft.


    Und was glauben die Amerikaner damit erreicht zu haben?
    Man hat manchmal das Gefühl, daß das Herangehen gerade zu naiv ist. Glaubt da wirklich jemand, daß das "Böse" der Welt sich auf zwei, drei Menschen zurückführen läßt, die man nur umbringen muß, dann ist alles gut?
    Diese "James-Bond- Heile-Welt" ist absoluter Unsinn.
    Ist Hussein weg, kommt der nächste...
    Manchmal glaube ich, daß so mancher der oberen in den USA das verstanden hat und das Osama deshalb mit Absicht bis heute nicht gefasst wurde.
    Denn was erzählt Bush seinen Landsleuten, wenn Osama einst gefangen und hingerichtet ist und der Terror weiter und weiter und weiter geht.
    Denn dann wird jeder begreifen, daß es nicht einen bösen gibt, der daran die Schuld trägt, sondern das es die Strukturen sind und die globalen Ungerechtigkeiten, die den Terror immer anfeuern und am Leben halten. Strukturen, an denen auch die USA nicht unschuldig ist...

    :lesend
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    Oprah Winfrey

  • Sehe es wie Janda.


    Zu Ceausescu: Dem wurde ja wohl kein wirklicher Prozess gemacht. Den hat man in windeseile hingerichtet ehe nur noch was dagegen aufkommen konnte. Ausserdem sind auch die Rumänen wesentlich dezenter in solchen Dingen als Iraker oder Nachbarvölker.
    Trotzdem jedoch liegen auf seinem Grab täglich frische Blumen. Er ist also nicht vergessen, auch wenn er unter dem Namen "Colonel Popa Dan" beerdigt wurde. ;-)




    Warum werden jährliche "feierliche Märsche" zu NS-Gräbern gemacht?


    Im übrigens sind in den diversen TV-Nachrichtensendern erste Bilder zu sehen, wo Mensch um ihn weinen und Rache schwören.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Fernsehbilder in Nachrichten sind trügerisch.
    Ich bin sicher, daß es Vergeltungspläne gibt und daß es Rachefeldzüge gibt, aber ich traue keinem Fernsehbild mehr.
    Spätestens seit sich die angeblichen Palästina-Jubler am 11. September als bezahlte und geschmierte Straßenpassanten herausgestellt haben, die von einem amerikanischen Nachrichten-Fernsehteam bezahlt wurden, schön zu jubeln und das Fernsehteam auch noch die Flaggen als Requisiten gestellt hat, sollte man vorsichtig sein. Da ist einiges gefälscht und vieles Propaganda.

    :lesend
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  • Das meinte ich. Die Faszination toter Despoten beschränkt sich abgesehen von ein paar Wirrköpfen dann doch auf die engere Umgebung der Günstlinge bzw. des Clans. So wie einige im Kaukasus Stalin nachweinen - und sonst kaum jemand ernsthaft (jedenfalls sind mir keine Freiheitskämpfer bekannt, die sich auf Stalin berufen). Oder einige in Serbien Milosevic. Oder wie künftig einige in Tikrit und manche Sunniten Saddam nachweinen - und sonst vermutlich niemand. Das ganze Märtyrer-Argument leuchtet mir von vorn bis hinten nicht ein. Gabs vor der Exekution etwa keine Gewalt im Irak? Was soll sich jetzt noch verschlechtern? Und soll man solche Typen etwa nicht bestrafen, nur um deren Anhänger keinen Grund zur Gewalt zu geben?

  • Zitat

    Original von Apek
    Was soll sich jetzt noch verschlechtern?


    Das kann ja wohl nicht die Frage sein bei einer Todesstrafe. Verschlechtert sich dann die Lage? Nein! OK, Kopf ab!
    Sorry, die Frage wäre ja, wenn überhaupt: verbessert die Todesstrafe die Lage? Und da kann man ja wohl nur ein klares Nein sagen.
    Keine Todesstrafe verbessert etwas! Nirgendwo auf der Welt!

    :lesend
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  • Zitat

    Original von janda
    Das kann ja wohl nicht die Frage sein bei einer Todesstrafe.


    Das hat auch niemand behauptet.


    Mit meinem Hinweis auf die Verschlechterung ging es ausschließlich um die Frage, ob man damit nicht einen Märtyrer schafft - ich meine: Nein. Also spricht dieses Argument aus meiner Sicht nicht gegen die Todesstrafe.


    Saddam hat genau das richtige bekommen.


    P.S.: Oops, glatt Dein Post übersehen, Heaven.
    Saddam im Knast? Dann könntest Du die Tage zählen, bis die ersten Westler entführt werden, um ihn freizupressen.

  • Ich bin auch gegen die Todesstrafe. Es kommt aber schon manchmal vor, dass ich, wenn mich ein Mörder sehr wütend macht, sage:" Bringt den doch einfach um." Das war zuletzt bei dem Gefangenen, der aufs Gefängnisdach geklettert ist. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn ihn die Polizei einfach heruntergeprügelt hätte, oder notfalls runtergeschossen. Ich stehe dazu. Das sind aber meistens nur kurze Gefühle, Wut, die aufkeimt. Schon einen Tag später denke ich mir dann aber oft, dass es schon gut war, dass man denjeniegen nicht gleich umgebracht hat.


    Zu den Naziaufmärschen will ich noch sagen, dass diese weniger stattfinden, weil die, die dort mit auflaufen, Nazis sind und Hitler als Held o.ä. ansehen, sondern eher aus politischen Gründen (z.B. Protest gegen die Parteien, die nichts zu stande bringen). Daher kann man Hitler meiner Meinung nach nicht als Märtyrer ansehen.


    Mir ist auch aufgefallen, dass viele Menschen (wenn ich es richtig verstanden habe, dann auch welche aus diesen Forum) sagen:"Ich bin gegen die Todesstrafe." Die Begründung ist dann oft die, dass man nicht über Tot und Leben eines Menschenlebens entscheiden darf. Eine weitere Begründung ist oftmals dann auch die, dass man den "Verbrecher" mit dem Tot nur einen Gefallen erweist. Besser sei es doch, ihn im Gefängnis "schmorren" zu lassen, er solle dort so richtig schön leiden. Ja, dies sei sogar besser als die Todesstrafe.
    Da frage ich mich doch, wie solche Leute ernsthaft zu einem Vertreter der Todesstrafe sagen können, er sei "unzivilisiert" und wolle nur Genugtuung. Denn indem ich jemanden einsperre und ihn leiden sehen will, ist es genau das selbe.Ist es wirklich besser, einen Menschen bewusst und mit voller Absicht ein Leben lang (wie es bei Saddam der Fall gewesen wäre) Leiden zu lassen, als ihn kurz und (hoffentlich) schmerzlos zu töten? Ich weiß darauf keine Antwort, darüber sollte man sich aber auch mal Gedanken machen.

  • Die Argumente, mit der man die Todesstrafe als eine Wohltat für die Hinzurichtenden verkaufen möchte, empfinde ich regelrecht als zynisch.


    Zum einen ist die Frage, ob man dem Hingerichteten nicht eine Gnade erweist in dem man ihn das Leben hinter Gittern erspart, rein akademisch.
    Denn welche Form des Lebens man als lebenswert erachtet und welches nicht, kann wohl keiner beantworten, wie der, der drinsteckt.
    Das Argument einen Menschen lieber umzubringen als hinter Gittern leiden zu lassen, öffnet noch ganz anderen Gedankenspielen Tor und Tür, die wir in unserer Vergangenheit auch schon hatten, wo der Staat bestimmt hat, welches Leben wert ist und wer mit dem Tod erlöst werden sollte.


    Zum anderen: eine Todesstrafe ist eine Strafe ohne Umkehr.
    Zum einen nimmt man den Verurteilten und HIngerichteten auch eine Chance zur Reue und Läuterung. Und auch bei Verhandlungsfehlern und Urteilfehler, wie sie leider viel zu oft vorkommen, hat man eine Strafe verhängt, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
    Einen Toten kann man nicht zum Leben erwecken und sagen: tut mir leid, dumm gelaufen...
    Und wie will eine Gesellschaft Achtung für Leben bei seinen Bürgern schaffen und aufrechterhalten, wenn sie ihre "Problemfälle" selbst umbringt?
    Das ist meine Antwort auf die Fragen.

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  • Hm, was ist schlicht und einfach mit... Rache oder Genugtuung.


    Ich denke, dass das vor allem für die Opfer und Angehörigen der Opfer sehr wichtig ist um über das Verbrechen hinweg zu kommen. An die wird hier scheinbar überhaupt nicht gedacht... :wow

    Softly the light shines in through, gates of grace on me and you
    Deceiving our restless hearts


    A flickering flame so serene, devours the night so we could see
    The fear we hold on to so strong

  • Zitat

    Original von Raziel
    Hm, was ist schlicht und einfach mit... Rache oder Genugtuung.


    Ich denke, dass das vor allem für die Opfer und Angehörigen der Opfer sehr wichtig ist um über das Verbrechen hinweg zu kommen. An die wird hier scheinbar überhaupt nicht gedacht... :wow


    Opfer und Angehörige haben nichts vom Tod des Täters. Es macht ein Opfer nicht mehr lebendig. Und läßt die Trauer nicht leichter zu bewältigen. Wer das glaubt, macht es sich sehr einfach.


    Mir ist so eine Denkweise völlig fern. Und ich finde Rache und Genugtuung wirklich keine Motive, die ein Rechtssystem einer zivilisierten Gesellschaft leiten sollte.


    Was sollten die Angehörigen des zu-Tode-verurteilten mit ihrer Trauer tun? Wer gibt ihnen Genugtuung?
    Was ist mit all den unschuldig hingerichten?


    Sorry, aber für mich ist Rache keine menschliche Tugend, die von Staatswegen gepflegt sein sollte.

    :lesend
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  • Zitat

    Original von jandaMir ist so eine Denkweise völlig fern. Und ich finde Rache und Genugtuung wirklich keine Motive, die ein Rechtssystem einer zivilisierten Gesellschaft leiten sollte.


    Schon witzig dieses Rechtssystem, in dem ein dummer Mensch der ein Gemeindeamt mit einer Spielzeugpistole überfällt, weil er es für eine Bank hält, fünf Jahre in den Knast wandert und ein alkoholisierter Autofahrer der eine schwangere Frau überfährt mit einer Geldstrafe davon kommt. Welches Motiv spielt hier die tragende Rolle, dass Geld wichtiger ist als der Mensch. Sehr sinnvoll! Da ist Rache doch ein besseres Argument.


    Zitat

    Original von jandaWas sollten die Angehörigen des zu-Tode-verurteilten mit ihrer Trauer tun? Wer gibt ihnen Genugtuung?


    Die haben doch Genugtuung, die Genugtuung zu wissen, dass ihr zu-Tode-verurteilter Angehöriger eine gerechte Strafe für seine Taten erhält. Mehr können die wohl nicht verlangen.


    Zitat

    Original von jandaWas ist mit all den unschuldig hingerichten?


    Tja, dann muss man einfach bessere Verfahrensweisen finden die garantieren dass man den Richtigen erwischt. Es gibt sich auch Menschen die unschuldig eingesperrt worden sind oder unschuldig eine Geldstrafe zahlen mussten, aber was soll man machen? Nicht mehr bestrafen?

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  • Zitat

    Original von caro
    Rachegedanken sind kurzfristig und Rache kann keine Grundlage für ein Rechtssystem sein.


    Ist sie aber - ob man nun das Etikett "Rache" oder "Genugtuung" darüber schreibt, das ist eine wesentliche Funktion von Strafe. Ohne die kommt auch kein Rechtssystem aus.


    Wenn Tyrannen sterben, empfinden viele Menschen, die mit ihm zu tun hatten, Erleichterung. Ganz besonders, wenn sie durch diesen Diktator Angehörige und Freunde verloren haben.


    Last but not least wird die Todesstrafe im Irak immer wieder vollstreckt. Warum ausgerechnet den Schlimmsten von allen verschonen?

  • Zitat

    Original von Raziel



    Tja, dann muss man einfach bessere Verfahrensweisen finden die garantieren dass man den Richtigen erwischt. Es gibt sich auch Menschen die unschuldig eingesperrt worden sind oder unschuldig eine Geldstrafe zahlen mussten, aber was soll man machen? Nicht mehr bestrafen?


    Kein Mensch ist unfehlbar. Und man wird nie ausschließen können, daß der Mensch ein falsches Urteil fällt, sei er noch so objektiv.
    Hinzukommt, daß Todesstrafe auch viel zu schnell und zu leicht für eigene politische Zwecke eingesetzt werden kann und nicht mal mehr dem Gerechtigkeitsempfinden folgen muß.


    Du willst doch wohl bitte nicht ernsthaft behaupten, daß es keinen Unterschied gibt, zwischen unschuldig hingerichteten und unschuldig eingesperrten?
    Letztere haben wenigstens eine Chance, daß ihre Unschuld bewiesen werden kann und daß sie ein anderen Leben führen können.
    Ein hingerichteter hat gar keine Chance mehr. Ist dann eben "dumm gelaufen", was?


    Sorry, aber ich kann über soviel kaltschnäuzigkeit, die ich hier lese, nur noch den Kopf schütteln.

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