Hinrichtung in Florida/Hinrichtung S. Hussein

  • Das Thema wurde hier schon öfters besprochen - und trotzdem muss ich diese Meldung einfach in den Raum stellen:


    [URL=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,454964,00.html]Horrorhinrichtung in Florida[/URL]


    Das Ganze macht mich einfach sprachlos und ziemlich traurig. Und eine gewisse Wut kann ich auch nicht verleugnen. :-(

  • Das Traurige ist, dass so etwas immer erst schiefgehen muss, ehe man die Sinnlosigkeit oder die Gefahr in einem solchen Unterfangen sieht. Es scheint, als müsse der Mensch immer erst stolpern und sich die Knie aufreißen, damit der Schmerz ihm einbläut, was er flasch macht und dass es sich ändern muss.

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    "Goethe - Dichtung und Leben" von Curt Hohoff

  • Todesstrafe an sich hat mit Humanität nun mal gar nichts zu tun.
    Meine Betroffenheit ist da jetzt genauso groß, ob ein Mensch von Staatswegen schmerzfrei und schnell ermordet wurde, oder qualvoll.
    Eine schnelle Hinrichtung mag es geben, eine humane Hinrichtung gibt es nicht.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ich bin großer Fan unseres Grundgesetzes, das den lapidaren Satz des Artikels 102 enthält: Die Todesstrafe ist abgeschaft.


    Ich toleriere (lat. tolereare: ertragen erdulden ist nicht acceptare= annehmen) andere Meinungen auch zu diesem Thema, in China wird die Strafe meistens sofort vollstreckt, das spart wenigsten dem Staat Steuergelder ist aber wenig abschreckend, den schnell tot ist leichter als lebenslänglich sitzen.


    In den U.S. of A. ist es aber so, dass die Verurteilten 20 Jahre sitzen, (da wären sie bei uns denn in der Regel wieder draussen) und dann noch hingerichtet werden- das ist mit keinem Argument der Welt hinzubiegen, vorallem weil die persönliche Entwicklung und das Nachtatverhalten nicht einbezogen werden in die Beurteilung.


    Ganz davon abgesehen, das der Staat so regelmäßig zum Mörder wird, sein Motiv Rache als niedriger Beweggrund, seine Tat Fehlbeurteilungen und darauf basierende Urteile.

  • Einfach nur abartig und leider kein Einzelfall X(


    Mir fehlen da einfach die Worte...

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Tja,


    leider gibt es keinen Anlass zur Hoffnung, dass dies in den ... zu einer Diskussion über die Todesstrafe führen wird. Sie reden nur darüber, wie sie die Delinquenten so "human" ermorden können, dass sie anschließend kein schlechtes Gewissen haben.


    Rabbi

  • Ich habe grade in den Nachrichten gehört, daß bis auf weiteres die Todesstrafe in diesem Bundesstaat nicht mehr vollzogen wird.


    Der Grund ist diese Ausführung eines Todesurteil.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Wie Rabarat schon schrieb: Leider wird die Todesstrafe nur vorübergehend ausgesetzt, und man wird überlegt, wie man die Verurteilten weniger schmerzvoll umbringen kann - *ironie an* tolle Leistung !

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    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Ich finde, das ist ein sehr, sehr schwieriges Thema!


    Grundsätzlich würde ich auch sagen, ich bin gegen die Todesstrafe - vor allem, wie sie in den USA gehandhabt wird! Diese jahrelange Warten in der Todeszelle - dieses Hoffen bis zur letzten Sekunde das die Todesstrafe vielleicht doch noch ausgesetzt wird - das erscheint mir sehr unmenschlich.


    Dazu kommt, das es eigentlich keine humane Methode geben kann, einen anderen Menschen zu töten, wie ja dieser Fall wieder ganz klar beweist. Mag eine Methode auch als schnell und sicher gelten, so gibt es eben doch immer wieder Ausnahmen und das Ganze wird zur Qual nicht nur für den Verurteilten, sondern vor allem auch für seine Angehörigen, die diesen Menschen egal was er getan hat, vielleicht immer noch lieben!


    Gut, man könnte sich natürlich für eine schnelle Methode entscheiden: Urteil gesprochen - raus auf den Hof - erschießen oder aufhängen - so wird das in anderen Ländern ja auch gehandhabt. Und es erspart wenigstens die Qual des "Auf den Tod Wartens" Hier sehe ich allerdings die große Gefahr, das Gerichte (leider) auch irren können mit einem Urteil und ein einmal Hingerichteter ist tot. Auch wenn sich kurz darauf Zweifel an seiner Schuld ergeben sollten!


    Das alles spricht ganz klar FÜR eine Abschaffung der Todesstrafe! ABER: ich habe zwei Kinder und ich habe mich schon oft gefragt (gerade im Fällen von Kindermißhandlung,- entführung,- tötung), was würde ich tun, wenn jemand meinem Kind etwas antun würde?Was passiert dem Täter wirklich in unserer Gesetzgebung? Oft genug bekommt er "lebenslänglich" - wird im Gefängnis "verhätschelt" und nach spätestens 15 Jahren als erfolgreich therapiert wieder entlassen. Schön für ihn (Achtung, Ironie!) - aber was ist mit mir? Was ist mit meinem Kind, das er auf dem Gewissen hat, dessen Leben er zerstört hat? Wie soll ich damit fertig werden?


    Da kann ich schon verstehen, wenn Hass aufkommt und wenn man sich die Todesstrafe für den Täter wünscht! Ich weiß nicht, wer sich noch an den Fall "Marianne Bachmeier" erinnern kann - die Mutter die den Mörder ihrer kleinen Tochter im Gerichtssaal erschossen hat. Natürlich will ich Selbstjustiz nicht entschuldigen (wo kämen wir da auch hin, wenn jeder das Recht in die eigenen Hände nehmen könnte) - aber ich habe sie verstanden! Letzlich ist der Entschluß, das "Recht" selbst in die Hand zu nehmen auch entstanden, weil unsere Gesetze zu lasch scheinen, weil eine Mutter das Gefühl hatte, das ihre Tochter sterben musste - das aber der Mann, der das zu verantworten hat, leben darf - und das nicht mal schlecht!


    Na ja, wie gesagt, ein schwieriges Thema und ich kann mich nicht einfach auf die eine oder andere Seite stellen - weil eben alles zwei Seiten hat!

  • Marianne Bachmeyer hat nach den Grundlagen unseres Rechtsystems einen Unschuldigen erschossen- schuldig ist man dann, wenn der Richter festgestellt hat dass der Täter 1. eine strafbare Handlung begangen hat
    2. dies Rechtswidrig war (also nicht etwar Notwehr oder Nothilfe) 3. er schuldhaft gehandelt hat (also nicht etwa im Wahn).


    Wer die Todesstrafe aus Hass und Rache will, stellt sich mit dem Mörder auf eine Stufe. Wenn wir definieren wer einen Menschen tötet, weil er es nicht mehr aushält jahrelang erniedrigt und gequält zu werden sei dies Totschlag und er muß sieben Jahre ins Gefängnis, tötet er aber aus Rache ist dies Mord - mit lebenslänglich zu bestrafen- dann ist Todesstrafe Mord.


    Besonders beliebtes Thema das Knasthotel- denen gehts ja so gut dort, dass alle Leute freiwillig dorthin wollen, es gibt ja schon Überbelegung und lange Wartelisten- ihr habt euch sicher auch schon eingetragen. Laß dich doch einfach mal zwei Wochen in deiner eigenen Wohnung einschliessen, Handy weg, Telefon aus, Computer weg, ab 22 Uhr ohne Strom, Essen aus dem Blechnapf von der GRoßküche angeliefert, kein Parfüm und nur Enheitspflegemittel, ruhig in der eigenen Wohnung, nicht in der kleinen Zelle zu dritt, aber wenn du das dann noch Leben "und das nicht mal schlecht!" nennst- hast du eindrittel von dem kennengelert was Knast bedeutet.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • @ Prisca: Ich kann dich gut verstehen, denn ich habe selbst drei Kinder.
    Niemals würde ich behaupten, dass ich einem eventuellen Mörder eines meiner Kinder NICHT die Todesstrafe wünschen würde... aber glaube mir: In den USA werden die zum Tode Verurteilten NICHT verhätschelt... schau dich mal auf der Homepage von ALIVE um (www.todesstrafe-usa.de), das ist absolut kein vergleich mit den deutschen Gefängnissen!

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    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

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  • Wart ihr beiden schon mal in einer JVA oder einer forensischen Einrichtung?


    Ich empfehle vor dem Nachplappern des populistischen Geschwätzes der BILD und ähnlicher "Informationsmedien" eine derartige Einrichtung zu besichtigen. In Hamburg kann man übrigens im Rahmen eines Projekts zur Prävention von Jugendkriminalität "Probe-Einsitzen".


    Was die Gefühle von Verbrechensopfern und deren Angehörigen angeht, empfehle ich die bekannten Opferschutzorganisationen (Weißer Ring).


    Man merkt deutlich, daß euch in eurem Leben noch nie etwas zugestoßen ist. :(

  • Das Problemauf den Punkt gebracht lautet doch so:


    Der hat einen Menschen getötet, der mir nahesteht. Er ist ein Mörder. Das Gebot der Blutrache erfordert, dass auch ich das Recht habe ihn zu ermorden. Weil ich so viel kultivierter bin, als so ein paar mittelalterliche Sonstwohers soll meinen Mord der Staat für mich begehen, das aber so human, das ich noch in Ruhe schlafen kann. Damit ist mein Mord am Mörder was tolles, denn ich bin ja so kultiviert und human- gegen Hängen oder gar Vierteilen, oder beleibte Tötungssart im Orient Steinigen- that´s shocking. Giftspritze schön sauber und human.


    Für mich bleibt Blutrache, Blutrache und ich bedauere sehr, dass die Grundlage christlicher entwickelter Kultur so stark verlorengegangen ist, dass wir geistig wieder bei Zeiten angekommen sind, in denen ich mich nur im Roman gerne aufhalte.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Für mich bleibt Blutrache, Blutrache und ich bedauere sehr, dass die Grundlage christlicher entwickelter Kultur so stark verlorengegangen ist, dass wir geistig wieder bei Zeiten angekommen sind, in denen ich mich nur im Roman gerne aufhalte.


    Ich kann dir versichern, daß die Blutrache schon immer als hochproblematisch für das Zusammenleben der Menschen angesehen wurde und jede Kultur Mittel und Wege sucht(e), sie zu unterbinden.


    Zumal hinzukommt, daß es in den seltensten Fällen die engsten Agehörigen bzw. die von einer Gewalttat Betroffenen sind, die nach Rache schreien, sondern Dritte, meist völlig Unbeteiligte oder bestenfalls sehr indirekt Betroffene.


    Man faselt schnell was von Rache, wenn man Gewalt noch nie am eigenen Leib erlebt hat. Auch bei Betroffenen kommt dieser Wunsch (bei allem Zorn) in den allermeisten Fällen erst nachrangig auf. Da gibt es weiß Gott dringenderes zu bewältigen.

  • @ Iris: Falls du mich meinst: Ja, mir ist selbst schon Gewalt widerfahren! Ich habe aber nicht nach der Todesstrafe geschrien!


    Natürlich ist Eingesperrtsein sehr schlimm, aber wie sonst soll man Menschen zeigen, dass sie Unrecht schlimmster Art begangen haben - ich meine damit Kindermörder, Totschläger und Vergewaltiger?!


    Tatsache ist, dass man die Todeszellen in den USA nicht mit deutschen Gefängnissen vergleichen kann, obwohl es in D auch sehr beengt und überbelegt ist.
    Aber "drüben" kann man permanent durch Gitter beobachtet werden, als Beispiel, null Privatsphäre. In D sind Wände.


    Mir ist durchaus klar, dass der sogenannte "Luxusknast" über den Medien berichtet haben, eine Ausnahme ist. Ich nämlich nicht blond :grin und plappere auch nicht jeden Mist nach, den ich höre. Ich kann mir sehr gut meine eigene Meinung bilden und kann diese auch vor anderen vertreten.


    Im übrigen geht es jetzt am Thema vorbei...

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    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

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  • Zitat

    Original von Hazel
    Natürlich ist Eingesperrtsein sehr schlimm, aber wie sonst soll man Menschen zeigen, dass sie Unrecht schlimmster Art begangen haben - ich meine damit Kindermörder, Totschläger und Vergewaltiger?!


    Wo habe ich das bestritten? Ich bitte dann doch um 's genaue Zitat. :grin

  • Wir sollten auch nicht vergessen, dass das US-Rechtssystem bestrafen will. Es basiert nicht auf der Resozialisation von Tätern, sondern will Genugtuung für die Angehörigen der Opfer schaffen. Auch bei Schadensersatzklagen kommen eben noch die Punitive damages, damit sich das nicht mehr wiederholt.
    Man kann beide Rechtssysteme nicht miteinander vergleichen.
    Die Expansion gen Westen brachte es es mit sich, dass Anarchie nur durch sofortige Richtsprüche durch die Bürger der Siedlung vermieden werden konnte, da man nicht auf richtige Richter zurückgreifen konnte. Die Mentalität ist eine andere und mit der europäischen nicht vergleichbar.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Wir sollten auch nicht vergessen, dass das US-Rechtssystem bestrafen will. Es basiert nicht auf der Resozialisation von Tätern, sondern will Genugtuung für die Angehörigen der Opfer schaffen.


    Nicht ganz -- es geht nicht um die Genugtuung der Opfer, sondern um ein puritanisches Rechtsverständnis, das einem übermenschlichen Strafrecht Geltung verschaffen will. Kein Ausgleich, keine Buße oder Sühne, sondern Strafe als Vorwegnahme des "judgement day".