ZitatOriginal von licht
Die Todesstrafe ist nach meinem Wissen gerade für die besonders frommen undenkbar. Das Recht über das Leben zu urteilen hat danach nur Gott.
Dieser Ansatz gilt für Adventisten, Zeugen Jehovas, Mennoniten (Amish) etc. also die pazifistisch orientierten Strömungen, die übrigens bestens in der Abolishment-Bewegung organisiert sind.
Aber Evangelikale (z.B. "New-born Christians") sowie konservative Puritaner (konservativ nach heutigen Maßstäben), also die breite Masse der religiösen Bewegungen, die sich auch gerne unter dem Begriff der "moral majority" subsumieren (darunter sind jede Menge einflußreiche TV-Prediger), betrachten die Todesstrafe als gottgewollt. Sehr viele sind sogar der Überzeugung, das Ganze werde viel zu lasch gehandhabt, das bestehende System, das Verurteilten Revision erlaubt, sei "schändlich" bis "gotteslästerlich". Sie akzeptieren bestenfalls Begnadigungen (eine Vorstellung, die aus dem Gottesgnadentum des 17./18. Jhs. stammt).
Wenn du dir die "mega-churches" usw. anschaust, sind ausgerechnet diese Bewegungen massiv auf dem Vormarsch -- zu ungunsten der pazifistischen Strömungen.
(Randbemerkung: Im Gegensatz zu den europäischen Verhältnissen ist die "religiöse Landschaft" in den USA extrem bunt, geradezu chaotisch, da jedermann sich jederzeit zum "Reverend" ernennen und eine neue "Kirche" eröffnen kann. In diesem Durcheinander ist es auch sehr schwierig, tatsächliche christliche Kirchen und Gemeinschaften von Sekten oder eher psychopathologischen Grüppchen abzugrenzen; das Spektrum ist extrem vielfältig und die Grenzen verschwimmen.)