Klappentext:
Stolp ist ein Tagedieb, ein Sonderling und Daher-Schwadronierer, der sich in einem nicht endenden freien Fall befindet. Soeben hat er ein winziges Apartment in Paris geerbt, doch statt sich dieses Glücksfalls zu erfreuen, flieht er die Wohnung, sooft es nur geht, um nicht von der unerwartet ausbrechenden Verzweiflung verschlungen zu werden. Auf der Suche nach den »Offenbarungen der Forelle« begegnet er Carmen. Eine Liebe könnte beginnen, wäre da nicht die peinigende Erinnerung an die einst in Liebesraserei herbeigeführte Trennung von seiner Frau. Mehr und mehr verliert Stolp, Abkömmling einer Luftakrobatendynastie (wie er behauptet), die Bodenhaftung, und ebenso tapfer wie unaufhaltsam gleitet dieser klägliche, aber liebenswerte Himmelsstürmer in das gelbe Glück des Wahnsinns, um endlich »ganz einfach in der Luft zu verschwinden«.
In Paul Nizons neuem Roman über einen Liebesversehrten, der aus der Welt und Zeit gefallen ist, wird das Allerschwerste mit den allerleichtesten Sätzen in der Schwebe gehalten – ein luftiges, unwiderstehliches Prosakunststück, das mit Komik überrascht.
Zum Autor:
siehe Suhrkamp: http://www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=3518
Meine Meinung:
Den Roman, der 2005 erschienen ist und nur 125 Seiten umfasst, habe ich vor genau einem Jahr gelesen und jetzt habe ich noch einmal den Anfang und zentrale Passagen mit Genuss gelesen.
Paul Nizon ist ein Autor der mit Sprache arbeitet und spielt, dabei steht nicht immer eine Handlung im Vordergrund, wenn überhaupt bei ihm vorhanden.
Hier ist dies zum Glück anders und Paul Nizon erzählt in kraftvoller Sprache die Geschichte seines Helden Stolps, der doch ein typischer Nizon-Charakter ist. Irgendwie erinnert er mich aber auch an Wilhelm Genazinos sympathische Antihelden, da Stolp mindestens genauso kauzig ist (wie auch der Autor manchmal wirken kann).
Mit vielen ungewöhnlichen Sätzen, wie schon am Titel erkennbar, erzeugt Nizon eine obskure und doch wunderbare Atmosphäre. Nizon nutzt die Wirkung von Wortassoziationen.
Paris spielt eine große Rolle in dem Buch und, ich vermute, es ist ein Paris, das für den seit 30 Jahren in Paris lebenden Autors unverändert geblieben ist. So ist z.B. die Wirkung der Tantenwohnung unverkennbar altmodisch und für Stolp belastend.
Zu den Frauen hat der manchmal autistisch wirkende Stolp ein zwiespältiges Verhältnis und das ist für mich auch ein Einwand gegen den Roman, da die weiblichen Protagonisten durch Stolps Blick verzerrt und unvollkommen dargestellt werden. Das wird Stolp den Zugang am Ende versperren und zu einer auch selbst verschuldeten Liebesverzehrtheit führen. Dafür kann er einem nur teilweise Leid tun undes wird nicht jeder den Roman mögen, aber die einzigartige Originalität Nizons ist in dieser Prosa konsequent und gelungen dokumentiert.
![]() |
ASIN/ISBN: 3518417118 |