Don Karlos - Friedrich Schiller

  • Kurzbeschreibung
    Das Leben am spanischen Hofe Königs Philipp II.:
    Der 20-jährige Prinz Don Karlos ist verliebt in Elisabeth von Valois. Die beiden sind sich bereits versprochen gewesen, doch nun hat sein Vater selbst Elisabeth geheiratet. Karlos kann jedoch seine Gefühle für die Adoptivmutter nicht unterdrücken und bittet seinen langjährigen Freund Marquis Posa ihm zu helfen. So enstehen eine Menge Intrigen und Konflikte...


    Autorenporträt (von Amazon)
    Friedrich von Schiller (1759-1805) lebte nach seiner Flucht aus Würtemberg seit 1782 in Sachsen, wo er zum Professor der Philosophie ernannt wurde. In seinen Werken befaßt er sich immer wieder mit dem Urkonflikt, von Trieb und Geist, von Neigung und Pflicht.


    Meine Meinung
    "Don Karlos" ist ein thematisch sehr vielschichtiges Buch: es geht um Familienprobleme, Liebe, Intrigen, politische Interessen, den Konflikt zwischen der Aufklärung und der Kirche/Monarchie. Diese Mischung macht das Drama zwar interessanter und nicht so einseitig, dennoch kann man bei dieser Ballung von unterschiedlichen Themen schnell den Überblick verlieren. Man muss sehr genau lesen, um all dies aufnehmen zu können und die alte Sprache macht es einem da an manchen Stellen auch nicht leichter. Unglaubwürdig ist außerdem, dass manche Charaktere ihre Ansichten plötzlich um 180° drehen.
    Trotzdem mag ich dieses Buch. Wenn man ein wenig Anstrengung investiert und nicht immer alles vorgekaut haben möchte, sondern selber seinen Verstand benutzt, dann merkt man wie viel Schiller einem mit diesem Buch vermittelt.
    "Don Karlos" ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drangs und unbedingt lesenswert!

  • Na, das passt ja prima! :) Ich habe heute den "Don Carlos" zu Ende gelesen, dann kann ich ganz frisch meine Meinung dazu posten:


    In meinen Augen ist dieses Drama ein wahrhaft großes Stück, nicht allein, weil es so lang ist (nun gut, beim Wallenstein würd' ich auch nicht meckern), sondern auch, weil seine Figuren so groß sind im Charakter!
    Allen voran der Marquis Posa, der enge und wahre Freund Carls, der Unrecht an seinem besten Freund, zulässt nur um diesen retten und ihn zum Glück verhelfen zu können. Ein Mensch mit Idealen, mit großer Leidenschaft, der sehr kühn und besonnen dem grausigen König die Stirn bietet und sogar erfolgreich ihn umgarnt! Für mich einer der wirklichen Helden dieses Dramas!
    Philipp II. hat auch etwas für sich, obwohl er grausam und kaltherzig ist, gebieterisch und machthungrig, vom Thron nicht ablassen wollend, strahlt auch er eine besondere Kraft aus, die mich beeindruckt. Gerade in den Szenen seiner menschlichen Zügen überrascht er mich am meisten! "Der König hat geweint ..."


    Auch mit diesem Stück ist Schiller ein starkes Drama gelungen! Anfangs zieht es sich etwas, manchmal hatte ich den Eindruck, es käme nicht richtig in die Gänge (Schiller selbst klagte ja über das Nicht-Enden-Wollen des Stücks), doch dann macht es einen Riesensprung und fährt richtig auf! Die Geschehnisse haben mich nahezu mitgerissen, die letzte Begegnung von Posa und Carl, das hektische Treiben zuvor, ...
    Dieses Stück ist zudem, wie Morgaine richtig sagte, vielschichtig. Ich denke, es zählt zu den Werken, die man, um sie wirklich vollends zu verstehen, mit der Zeit mehrmals lesen müsste. Beim ersten Lesen kann man bereits einiges mitnehmen, doch empfiehlt es sich, bei Stellen, an denen man ins Stocken gerät (im Lesen oder Verstehen), die Stelle oder Szene nochmals zu lesen.


    Schwach einzig allein fand ich den Schluss, der mir nicht ausgereift genug erscheint. Vielleicht fehlt mir auch der eine oder andere Faden, um Anschluss zu gewinnen, aber das Einschieben des Großinquisitors im letzten Moment, der den König belehrt, welcher dann seinen Sohn der Inquisition aussetzt - einzig gelungen am Ende wiederum war das letzte Aufbäumen des Königs. Sein Handeln kann man werten, wie man will, doch in seinem Handeln und Aufrichten lag sehr viel Kraft!


    Alles in allem ein gelungenes und beeindruckendes Stück - in der Kürze liegt die Würze, wie "Kabale und Liebe" z.B. zeigt, aber vielleicht bietet gerade das breite Seitenspektrum der Handlung sehr viel Raum, um sich völlig zu entfalten und zu dieser Größe heranzuwachsen!

    Aktuelles Buch


    "Berlin Alexanderplatz" von Alexander Döblin


    "Goethe - Dichtung und Leben" von Curt Hohoff

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  • Schiller
    Bei Marquis Posa muss ich dir voll und ganz Recht geben.
    Den König schätze ich allerdings ganz anders ein: Machthungrig und gebieterisch ist er schon, das haben Könige irgendwie so an sich ;-), aber ich finde, dass er keineswegs Kraft ausstrahlt - im Gegenteil. Er ist charakterlich ganz schön schwach, er hat kein Selbstbewusstsein, ist feige, hat weder Kontakt zum Volk noch zu seinem einzigen Sohn. Er ist unsicher und fällt selber keine Entscheidungen, sondern lässt sich da von seinen Leuten beraten (Alba, Domingo, Marquis Posa). Jetzt muss ich spoilern, sonst verrat ich zu viel:

  • Nun, im Kern seines Charakters ist er sicherlich schwach; aber diese Veränderungen, dieses Schwanken, das er vollzieht, ist dennoch kraftvoll!
    Sagen wir mal so: in seinen Handlungen liegt oft Energie; in seinem Charakter weniger. Dieser schwacher Charakter zeigt sich im Bezug auf deine Beispiele besonders auch darin, wie leicht er sich bechwatzen und in die Irre führen lässt. Die Energie seiner Handlung entspringt dann seinem Zorn, mit dem er ausholt, besonders wenn er entdeckt, wie er hintergehangen wurde.
    Wir können es auch effektvoll nennen.

    Aktuelles Buch


    "Berlin Alexanderplatz" von Alexander Döblin


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  • Habe das Buch nun auch gelesen (Pflichtlektüre für das Abitur) und kann dir, Schiller, mit einer Ausnahme in allem zustimmen. Posa ist eindeutig der beeindruckendste Charakter. Die Handlung ist für mich auch etwas zu langsam in die Gänge gekommen und der Schluss war umso rasanter mit einem erschütternden, aber leicht holprigen Ende.


    In der Frage, ob Philipp II. nun Stärke oder Schwäche zeigt, mus ich mich Morgaine anschließen. Er ist viel eher die Marionette der Inquisition, machthungrig und hat seine Begehren und seine Eifersucht nicht unter Kontrolle. Meines Erachtens kennt er keine Ehre und fühlt keine moralische Verpflichtung seinem Sohn, dem eigenen Fleisch und Blut, gegenüber.



    An sich hat mir das Werk sehr gut gefallen und ich werde es auf jeden Fall noch mehrmals lesen - nicht nur, weil es die zu behandelnde Lektüre im Zentralabitur ist ;) Es ist wie schon gesagt vielschichtig und kraftvoll mit komplexen Charakteren und auch mit politischem Hintergrund.



    Ich würde mir sehr gerne das Theaterstück einmal live ansehen, nur leider weiß ich nicht, wo und ob es überhaupt in den nächsten Wochen besucht werden kann.

    "Jede Träne wird dereinst der Ewigkeit zum Kind.
    Und jedes Gramm Vergessen an des Lebens Ende zum Neubeginn."
    (Martin A. C. Dieker, Künstler und Lyriker aus Siegen)

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  • Dass der König ein schwacher und gebrochener Charakter ist, kann man schon an seinem Äußeren ausmachen. Er ist noch nicht alt und trotzdem hat er schon graues Haar. Er sieht älter aus, als er ist, macht sich oft Sorgen und Gedanken, die ihn schnell altern lassen.
    Ich denke, unte dem Großinquisitor, der ihn ja erzogen hat, hatte er gar keine wirkliche Chance, einen eigenen starken Charakter herauszubilden. Er weiß ja nicht einmal , wie er seine Gefühle gegenüber Karlos ausdrücken soll. Er ist ein durch und durch schwacher und entscheidungsarmer Charakter. Fast noch ein kleines Kind im Körper eines Mannes.
    @ Nephtys: Marionette der Inquisition ist ein sehr passender Begriff.

  • Hallo :)


    Ich muss sagen von der geschichte her gefällt mir "Don Karlos" sehr gut, dieses dramatische find ich einfach spannend. Ok, irgendwie logisch bei einem Drama -.-


    Ich musste es auch für die Schule lesen ->Zentralabi
    Aber ich muss zugeben, dass ich mit der Sprache nicht immer zurecht kam, besonders da wird das Buch im Unterricht ja bis zum letzten Wort analysiert haben. Da dachte man schon oft so, ah so war das gemeint....Muss aber auch sagen, dass es allen in unserer Stufe so ging


    Denke mal es hängt damit zusammen, ob man im Lesen solcher Literatur schon Erfahrung hat oder eher nicht.

  • Aaalso...bei mir wars ebenfalls Schullektüre.
    Mir hats sehr sehr gut gefallen. Ich mochte die Sprache auf anhieb und wenn man erst mal die ersten paar Seiten gelesen hat, dann hats auch mit dem Verständnis gut geklappt.
    Ich fand diese ganzen verzwickten Liebesgeschichten sehr spannend und würds an Klassikfans und auch an Klassikeinsteiger weitergeben =)

  • ich lese Don Karlos auch gerade, bin aber erst etwa bei der Hälfte.


    Begonnen mit diesen Drama habe ich aus zwei Gründen: nämlich wegen der wunderschönen Verdi-Oper, die auf dem Drama basiert und natürlich, weil ich Schiller einfach heiß und innig liebe. Seine Sprache ist einfach wunderschön, die Figuren immer sehr tiefgreifend und vielschichtig und seine Dramen und auch Gedichte sind auch immer sehr leidenschaftlich - kann man glaube ich schon so nennen, oder? :gruebel


    Jedenfalls ist Schiller meiner Meinung nach auch in seiner Zeit der Weimarer Klassik immer noch ein Stürmer und Dränger geblieben.... :knuddel1


    Grüße
    kero
    (die frisch aus Weimar zurück ist und endgültig im 7. Schiller-Himmel schwebt.... :heiigenschein)