Sara sitzt neben mir. Sieht mich an. Ich weiß, sie will mir was erzählen, aber ich will es nicht hören. Sie hebt den Kopf, schluckt. Ich sehe wie ihr Puls am, Hals geht. "Weißt du, manchmal merkt man, daß man was ist, was man nie erwartet hätte." Ich gucke aus dem Fenster, sehe Vögel fliegen und beobachte die Autos unter mir, schaue die Bäume an, habe Musik im Kopf. Nur Sara seh ich nicht. Sara, meine Freundin. ähnlich sehen wir uns wie Zwillinge. Beide blond, beide klein. Beide zierlich, um nicht zu sagen winzig. Ich das Männerverschleißende Monster und Sara die ruhige, vernünftige. Weiß schon was sie sagen will. Soll sie es doch lieber für sich behalten, allein damit klar kommen, mich in Ruhe lasen. Warum will sie es mir erzählen. Ausgerechnet mir, was soll ich denn da sagen? Mit sowas hab ich keine Erfahrung. Männerprobleme, da kann ich helfen, aber von sowas, von sowas will ich nichts hören. Ausgerechnet zu mir kommt sie, die blöde Kuh. Langsam werd ich sauer, während sie so vor mir rumstottert. "Hörst du mir zu!" "Ja!" fauche ich genervt. Sie soll zum Punkt kommen, den Kaffee leer trinken und gehen. Tut sie aber nicht. Sie redet weiter. Ich gucke aus dem Fenster und wünsche mich woanders hin. Zu Tim, Stefan oder einem meiner anderen Männer. Davon hab ich nämlich viele, von den Männern meine ich. War noch nie einer dabei, der mir alleine gereicht hätte, immer brauch ich mindestens zwei um glücklich zu sein und meine Bedürfnisse zu stillen. "... Ich liebe Frauen" Irritiert sehe ich Sara an. Sie wirft störrisch die Haare in den Nacken reckt die hübsche kleine Nase in die Luft und schaut mich feindselig an. "Du hörst mir ja eh nicht zu, dann kann ich das Gesülze auch lassen und dir direkt sagen was ich sagen will." Ich starte einen halbherzigen Versuch "Ich hab aber zugehört." Sie legt ihre Hand auf meine "Hast du nicht." Angeekelt sehe ich diese Hand auf meiner liegen. Früher fand ich das schön. Hand in Hand mit Sara irgendwo sitzen, aber jetzt ist es raus. Die Unbeschwertheit ist weg. Ich schiebe die Hand weg. "Sorry, aber das will ich nicht." Sie guckt überrascht, ist verletzt. Ihre augen glitzern verdächtig, nach Tränen sehen sie aus. Ich seh es. Aber was soll ich tun. Ich und eine lesbische Freundin? Nie und nimmer, das geht doch nicht. Was sollen denn die anderen Denken. Ich bin die Heterosexualität in Person. Um das zu unterstreichen Blicke ich auf meine Ex-Lover Pinnwand. Knapp 40 Männer blicken mich an. Einige lachen, andere zwinkern. Keiner dabei der zu mir gepaßt hätte. Nur Saras Bild hängt schon ewig daneben, die anderen verändern sich ständig. Eins nehm ich ab, ein neues kommt dazu. Sara steht auf. "Ich geh mal lieber. Bis morgen." "Du morgen, da ähm.. da kann ich nicht. Muß zu so nem, na du weißt schon. Ich meld mich!" die Lüge rutscht ohne Probleme über meine Lippen. Nicht mal schlecht fühle ich mich. Sie nickt, dreht sich um, geht in den Flur, zieht ihre Jacke an, wirft einen Blick in den Spiegel an der Türe und geht. Sie schließt die Türe. Ich bin froh das sie weg ist. Aufatmen. Rattern im Kopf. Sara...
Das war vor drei Wochen, ich hab mich nicht bei ihr gemeldet. Dafür habe ich mich mit meinen Männern getroffen, oft, öfter als sonst, um den Gedanken in meinem Kopf zu verdrängen. Aber erfolglos. Immer wieder seh ich Sara und mich. Heute sitzte ich wieder da, wie vor drei Wochen nur ohne Sara. Ich seh meine Pinnwand an. Keiner dabei, den ich geliebt hab. Mein Blick fällt auf Saras Bild. Mir wird warm. Ich fühle mich glücklich. Mit Schwung nehm ich die Pinnwand ab und feuer sie hinters Sofa.
Sara hängt alleine an der Wand. So wie es sein sollte, schon immer sein sollte, nur ich war zu dumm zu begreifen. Vielleicht ist sie doch keine so dumme Kuh. Sie hat das mit uns schneller begriffen als ich.
Ich nehm das Telefon...
Leise höre ich mich sagen...
"Ich liebe dich auch!"
Lachen... "Ich weiß"