Zyklus der Rougon-Macquart von Émile Zola

  • Hallo liebe Büchereulen,


    nachdem ich den Film "Germinal" im Fernsehen gesehen habe, würde ich nun gern das Buch lesen. Ich habe mich bei wikipedia schlau gemacht und entdeckt, daß "Germinal" zu einem Zyklus von 20 Bänden gehört.


    Davon lesen würde ich gern folgende Bände:


    Das Glück der Familie Rougon
    Der Totschläger
    Nana
    Germinal
    Das Werk
    Der Zusammenbruch



    Diese Bände einzeln zu kaufen wäre sehr teuer. Deshalb hier meine Frage: Kennt oder hat jemand einen Sammelband von Zola, in dem o. g. Bände enthalten sind?


    Charlotte
    :wave

  • Hi, Charlotte,


    ich weiß nicht, ob die Romane je in Sammelbänden erschienen sind.


    Teuer müssen sie aber nicht sein, so wird z.B. eine Tb-Ausgabe von Germinal angeboten, die 3, 95 kostet. Guck mal bei amazon


    Wenn Du HC bevorzugst, wäre vielleicht auch ein Blick in ein Antiquariat ganz gut.
    Zola findet sich dort eigentlich immer, ist ja ein Klassiker.


    Hast Du die Eulen-Nana-Leserunde schon entdeckt?


    Nana

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo magali,


    danke für die schnelle Antwort.
    Bei amazon habe ich mich schon umgesehen. Da gibt es zwar einige Bände preiswert, aber ich hätte die Bücher auch gern auch einheitlich.


    Das mit dem Antiquariat ist eine gute Idee. Hätte ich auch selbst drauf kommen können. In meiner Nähe gibt es zwei Läden. Da werde ich mich demnächst mal umschauen.


    Charlotte
    :wave

  • Einheitlich ist natürlich schwierig.
    Ich habe nur wenige Zola im Regal und die sind bunt gemischt, was die Ausgabe betrifft. Alt, neu, kommentierte Ausgabe, ohne, französisch, deutsch ...


    Sie einheitlich im Antiquariat zu bekommen, ist aber auch nicht leicht. Immerhin kannst Du dort mal anlesen.


    ZVAB ist auch noch eine Möglichkeit.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • ´



    Am Wochenende hab' ich aus einer Haushaltsauflösung 200 Bücher bekommen, darunter auch den Rougon-Macquart Zyklus von Emile Zola.


    Vier Bände fehlen allerdings: 'Das Glück der Familie Rougon' , 'Die Beute' , ' Nana', 'Das Tier im Menschen'.



    Falls jemand die anderen 16 Bände haben möchte, bin ich bereit, diese günstig abzugeben.


    Es handelt sich um die Erstauflage der großformatigen (23,5 x 14) deutschen Taschenbuchausgabe im Verlag Rütten & Loening, Berlin.
    Erschienen in den Jahren 1981 bis '83.




    Eine Übersicht über die einzelnen Titel:



    - Der Bauch von Paris,
    - Die Eroberung von Plassans,
    - Die Sünde des Abbé Mouret,
    - Seine Exzellenz Eugène Rougon,
    - Der Totschläger,
    - Ein Blatt Liebe,
    - Ein feines Haus,
    - Paradies der Damen,
    - Die Freude am Leben,
    - Germinal
    - Das Werk,
    - Die Erde,
    - Der Traum,
    - Das Geld,
    - Der Zusammenbruch,
    - Doktor Pascal




    Im Vergleich zu vielen anderen Editionen fällt das Schriftbild dieser Ausgabe etwas größer aus, auch der Zeilenabstand ist großzügig dimensioniert.
    Liest sich dadurch angenehmer als Drucke in herkömmlicher Schriftgröße....




    ..........................................


    ..

  • ´



    Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht alles weiter verhökert und ein paar Werke aus diesem umfangreichen Zyklus behalten habe. ..




    Viele Zola-Liebhaber schätzen - mit guten Gründen - 'Germinal' & 'Nana' besonders hoch ein; andere loben den 'Totschläger' , 'Zusammenbruch' oder 'Das Tier im Menschen'.



    Mein persönlicher Favorit ist 'Die Beute' - im Original: 'La Curée'. Der zweite Band in der Rougon-Macquart Reihe, 1871 erschienen.



    Hauptfigur ist ein gerissener Emporkömmling, der mit allerlei Manövern und Spekulationsgeschäften im Paris des 19. Jahrhunderts seinen gesellschaftlichen Aufstieg rücksichtslos verfolgt. Aus Spoilergründen will ich hier nicht mehr verraten.




    Manche Leser ziehen Parallelen zu Guy de Maupassants 'Bel Ami'....



    ........................................ http://www.manuelm.org/buecher/?p=115




    ....und einige Zola-Rezensenten im Ausland stellen 'La Curee' (engl. Titel 'The Kill') nicht von ungefähr auf eine Stufe mit Flauberts 'Madame Bovary' und Tolstois 'Anna Karenina':



    ................................ http://swiftlytiltingplanet.wo…6/the-kill-by-emile-zola/





    Ich empfehle die sogenannte DDR-Ausgabe:



    Eine zeitlos moderne Übersetzung von Rita Schober (gleichzeitig Herausgeberin), erschienen und mehrfach aufgelegt in den 50er, 60er und 70er Jahren beim Verlag Rütten & Loening in Ost-Berlin.



    In diversen (Online-)Antiquariaten günstig erhältlich als gebundener Leinenband (mit grünem Schutzumschlag) sowie auch als großformatiges Taschenbuch....




    ................................... http://www.booklooker.de/B%C3%…-Zweiten/id/A01kuWbK01ZZf


    ............................................http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=203191261&b=1


    ............................................http://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/autor=Emile+Zola&verlag=r%FCtten&einbandCategory=Softcover&titel=Die+Beute&oldBooks=1




    ..............................................................







    ´

  • Die Übersetzungen von Rita Schober sind auch bei Artemis & Winkler erschienen, ich habe einige davon in Secondhand-Bücherläden ergattern können. In diesem Fall sind die Schutzumschläge braun mit schwarzen Holzschnitten drauf.


    "Nana" habe ich im Lauf der Jahre in drei verschiedenen Übersetzungen gelesen und empfehle besonders die von Erich Marx, meine Ausgabe ist vom Insel Verlag (TB). Ob sie enger am Original anliegt als andere, kann ich nicht beurteilen (ich spreche leider nicht genug Französisch, um je ein Original lesen zu können), aber die Sprache in dieser Ausgabe ist von beeindruckender Sinnlichkeit - ein wichtiger Punkt bei Zola.


    Grüße von Zefira (die vor 20 Jahren eine geradezu besessene Zola-Phase hatte ....)

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    Zitat

    Die Übersetzungen von Rita Schober sind auch bei Artemis & Winkler erschienen....




    Artemis hat später Lizenzrechte an den zuvor bei Rütten & Loening erschienenen Veröffentlichungen erworben. Herausgeberin und Zola-Kennerin Rita Schober übersetzte seinerzeit einige, jedoch nicht alle Titel persönlich: 'Germinal' zum Beispiel wurde von Johannes Schlaf, 'Die Eroberung von Plassans' von Gerhard Schewe ins Deutsche übertragen.


    Durch die Bank werden bis heute alle Beteiligten für ihre Arbeit bei R & L gelobt. Lediglich die Nachworte und einige Interpretationsansätze gelten - auch laut Frau Prof. Schober selber (Interviews und Essays aus den 90er Jahren) - als teilweise überholt und wurden vor dem Mauerfall zuweilen zu sehr aus dem sozialistischen Blickwinkel verfasst.





    Zu 'Germinal' hier ein interessanter Artikel, erschienen 1979 in der 'Zeit':



    http://www.zeit.de/1979/20/germinal




    Und zu den immer mal wieder anklingenden Mord- und Verschörungstheorien über den damals politisch unbequemen Autor Émile Zola finden sich u.a. in einer Spiegel-Ausgabe aus dem Jahr 2002 Spekulationen....


    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25776829.html ....







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    Noch ein Nachtrag zu den Veröffentlichungen bei Rütten & Loening:



    Offensichtlich hat hier der Verlag nicht alle Titel neu übertragen, sondern bei einigen auf ältere Übersetzungen zurückgegriffen und diese lediglich neu durchgesehen und teilweise überarbeitet.



    So hatte der oben erwähnte Germinal-Übersetzer Johannes Schlaf seine Fassung bereits 1923 fertig gestellt. Schlafs Fassung wurde dann Anfang der 50er Jahre bei Rütten & Loening von Hans Balzer unter der Oberaufsicht von Rita Schober bearbeitet.



    Die modernste - und laut einigen Rezensionen sehr empfehlenswerte - Neuübertragung von 'Germinal' ins Deutsche stammt anscheinend von Caroline Vollmann und wurde 2002 erstmals beim Manesse Verlag in Zürich herausgegeben....



    .................................................. http://www.kritikatur.de/Emile…_Rougon-Macquart/Germinal..





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    Die Germinal-Übertragung von Armin Schwarz (überarbeitet von Wolfgang Koeppen) hatte ich vor Jahren auch mal in der Hand; jedoch nur circa die ersten zehn Seiten davon gelesen und danach spontan entschieden, dass mich die Schlaf/Balzer/Schober-Variante in Wortwahl und Satzbau mehr anspricht (unabhängig von etwaiger Werktreue).



    Die Übersetzung von Schwarz ist offenbar mittlerweile im Netz gratis verfügbar.....



    ............................................ http://gutenberg.spiegel.de/buch/1256/1 ...






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  • Sie deckt sich nicht 100% mit meiner eigenen; insbesondere sind in meiner Ausgabe die französischen Namen nicht ins Deutsche übersetzt. "Johannes" zum Beispiel heißt in meiner Insel-TB.-Ausgabe "Jeanlin".


    Ein Beispiel dafür, wieviel geringfügige Unterschiede in Übersetzungen ausmachen. Johannes Schlaf übersetzt im 3. Teil, 2. Kapitel, eine Szene auf einem Fest so:


    "Fünfzehn Nagelschmiede aus den Werkstätten in Marchiennes hatten der Aufforderung entsprochen und waren, jeder mit einem Dutzend Vogelbauer, eingetroffen. Die kleinen verhangenen Käfige mit ihren unbeweglich dahockenden, geblendeten Finken hingen bereits im Hof der Schenke an einem Bretterzaun. Es handelte sich darum, festzustellen, welcher von den Finken im Verlauf einer Stunde seinen Triller am häufigsten wiederholen würde. (...) Die Finken hatten angefangen, die einen tiefer, die anderen höher, zunächst noch schüchtern und selten einen Triller wagend. Doch dann feuerten sie einander an, sangen schneller und wurden schließlich von einem so wütenden Wetteifer fortgerissen, daß man einige von ihnen tot umfallen sah. Die Nagelschmiede trieben sie heftig an, schrien ihnen auf wallonisch zu, sie sollten weitersingen und immer und immer noch ein Stückchen, während die Zuschauer, etwa hundert an der Zahl, inmitten dieser Höllenmusik von hundertachtzig Finken, die alle durcheinander immer dasselbe wiederholten, in stummer Leidenschaft dastanden. Einer von den höher singenden Finken gewann den ersten Preis, eine Kaffeekanne aus Blech."


    Demgegenüber schreibt Armin Schwarz von "verdunkelten Käfigen, in denen die Finken sich ganz ruhig verhielten" (Schlaf bezeichnet sie als geblendet) und der letzte Satz lautet: "Als der Sieg entschieden war, nahm der Sieger glücklich den ersten Preis, eine blecherne Kaffeemaschine, in Empfang."
    Gerade an diesem letzten Satz zeigt sich der Unterschied sehr deutlich. Der hat bei Schlaf wesentlich mehr Wucht (die Kaffeekanne aus Blech ist eine groißartige Zuspitzung).